Trachten "züchten" und die Folgen...

Moderator: Sheitana

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GilianCo
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von GilianCo »

Scheckenfan hat geschrieben:@ Gilian: Um unter Beschlag gute Hufe zu erhalten muss man sogar doppelt gut arbeiten, eigentlich. Ist nun mal schwieriger, wenn man nen permanenten Abriebschutz drunter packt, ist der Huf halt nach ner Woche oder spätestens zwei zu lang, und dann flügelt es, oder es zwängt, oder es bricht :nix: Wo soll das Horn auch hin?
Eben... aber leider sehen das viele nicht so. Ich hab meinen Schmied nach der Umstellung behalten (die er auch "angestoßen hat"), und hatte schon vorher, als er noch beschlagen war, das große Problem, das kein Schmied mein Pferd so beschlagen konnte, das er hinterher noch lief. (also, mehr als drei Tage... mußte es aufgrund von Krankheiten meines Schmiedes zweimal testen)....
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Cate
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Cate »

Und ich kann die Fotos hier mal wieder nicht sehen! :gaah:


Es gibt gute Schmiede, ganz sicher, ich kenne auch welche, und deren Kundschaftspferde sind weitgehend barhuf unterwegs .... sehr verdächtig :mrgreen: .... aber es ist nach meinen Erfahrungen deutlich schwieriger, einen wirklich guten Schmied zu finden als einen guten Barhufbearbeiter. :nix:
Hat schon Gründe, warum meine Pferde alle barhuf unterwegs sind .... :whistle:
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Scheckenfan
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Scheckenfan »

Ja, es gibt bestimmt gute Schmiede. Mag eigentlich auch gar nicht auf Schmiede schimpfen, oder überhaupt auf Hufbearbeiter - ein Dialog und gegenseitiges Verständnis wäre viel schöner - aber was einige so abliefern ist einfach schlecht, da gibt's kein Herumreden.
Hab gestern gerade auf Youtube ein Interview mit einem Schmied gesehen: Beschlagene Pferde gehörten im Sommer ja eigentlich nicht auf die Weide, weil durch die Feuchtigkeitsschwankungen die Nagellöcher so strapaziert werden und daher die Eisen ja immer abfallen. Ach, und 1-3 Tage nach dem Beschlagen sollte das Pferd auf GAR KEINEN FALL auf die Koppel und auch nicht geritten werden. Boxenknast, bitte. Und immer Glocken drum, damit sich die Pferde die Eisen nicht abtreten. :ohhh:
Was sagt man dazu noch? Da wird das Wohl des Pferdes schon unter die Bequemlichkeit des Schmieds gestellt :-&

@ Piebald: Kriegst PN
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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GilianCo
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von GilianCo »

Was war denn DAS bitte für ein bescheuerter Schmied?

Ehrlich, bei manchen frage ich mich schon, ob sie ihren Beruf nicht doch verfehlt haben...
Elin89
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Elin89 »

Scheckenfan, die PN würd mich auch interessieren, wenns darum geht, wie du dich fortgebildet hast :D

Ich find das hier sehr spannend, mache bei meiner due Hufe auch seit kurzem selbst. SIe hat an sich ziemlich gute Hufe, nur machmal ein wenig schief. Leider waren die heute so hart, dass ich mit der Feile nur abgerutscht bin :?
Also mal eine Frage zur Technik - da fehlt es mir nämlich noch am meisten :D wie hast du die Trachten denn gekürzt? Hast du drübergefeilt? Oder mit Messer oder Zange (weiß grad nicht wie die heißen)?
Rennfisch
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Rennfisch »

Wohlgemerkt: Die hufe sind noch GANZ WEIT WEG davon, gute, gesunde Hufe zu sein. Die Zehen sind noch viel zu lang, die Imbalancen sind groß, die Wölbung kommt gerade ein wenig.
Ich hab den Thread grade gefunden und würde hier ganz gerne einhaken, wenn's gestattet ist ;) Ich hab ein Pferd mit untergeschobenen Trachten, quasi null Sohlenwölbung und total dünner Sohle. Wenn ich auch nur versuche, die Eckstreben, die sich ganz gern über die Sohle legen, zu kürzen, bin ich oft schon im Leben, Sohlenwölbung künstlich herstellen ist Fehlanzeige, ich hätte aber gerne die Sohle ein bissl mehr vom Boden weg, weil sie so dünn ist. Kann sich eine Sohlenwölbung denn mit der Zeit (und Bearbeitung) einstellen?

Bitte sag ja, bittebitte....
:aquarium2:
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lunimaus
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von lunimaus »

:-n :-n
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kolyma
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von kolyma »

Wir hatten auch sehr interessante Hufe bei unserem Tinker. Leider hab ich damals keine Fotos gemacht. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr sie sich verändern, hätte ich Bilder gemacht...

Aber ich erzähle gerne mal wie die Hufe waren. Beim Kauf war seit 3!!! Monaten kein Schmied mehr am Pferd. Und das letzte Was der Schmied gemacht hatte war "Eisen drauf"
Das Pferd stand beim Kauf Ende Februar schon über Monate im Matsch - kein Abrieb.

Trotzdem hatte er augenscheinlich erstaunlich gute Hufe.

Unser größtes Problem, was sich aber erst im Laufe der Zeit heraus stellte war, dass der Huf durch den geringen Abrieb und das Stehen auf zu weichem Boden proportional für das Pferd zu groß war. Ich hatte also Hufe mit einer Gesamtlänge von 20cm bei einem Pferd mit Stockmaß von ca. 1,60m und einem Gewicht von etwa 550 - 600 Kilo...
Bratpfannen sozusagen - ohne Sohlenwölbung, sehr dünner und durchgeweichter Sohle. Dazu eine Zehenrichtung die scheinbar in alle Richtungen zeigte. Die Hufe waren komplett deformiert, verformt und krumm.

Der erste HP meinte, das wäre Rassetypisch. Er hätte selbst mehrere Tinker - das sei normal.

Die Hufe wurden nicht besser, Pferd eh schon fühlig nur noch fühliger.

An Hufschutz war gar nicht zu denken, weil diese deformierten Hufe waren in keinen Hufschuh zu bekommen und ein Beschlag kam grundsätzlich eigentlich nicht in Frage. Höchstens Duplos und da hatte ich bei den krummen Hufen auch wenig Hoffnung.

Mein Mann, ganz vom Thema fasziniert, fing an sich vorzubilden. Wir machten Hufkurse und er wechselte den HP hin zu NH.

Nach eineinhalb Jahren therapieren kann ich folgendes Fazit ziehen:

Hufe deutlich härter
Strahl fast vollständig tragend
Eckstreben, die vorher nur am wuchern waren, kommen kaum mehr so heftig nach
Sohle hat deutlich weniger Blutergüsse und fängt an sich zu wölben
Hufform normalisiert sich - Fehlstellungen (hinten extreme Kuhhessigkeit) verbessert
Sohle Dicker, Hufwand stabilder (vorher nur am ausbrechen)
Fühligkeit deutlich reduziert

Und der Knaller - nach neuesten Messungen sind die Hufe deutlich kleiner geworden! Das heißt selbst das hat sich verbessert. Das Tier kann mit seinen Bratpfannen nun besser laufen, weil die Größe der Hufe sich am Gesamtbild des Pferdes orientiert!

Bald brauchen wir neue Hufschuhe, weil er aus seinen alten rausschrumpft!

Wir bearbeiten die Hufe nun selbst und unser HP kommt alle sechs Wochen zur Kontrolle und zum nachbearbeiten.

Es lohnt sich wirklich selbst mit Hufe bearbeiten anzufangen, sich vorzubilden - es kann jeder lernen und es ist kein Hexenwerk.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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Scheckenfan
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Scheckenfan »

@ Kolyma: Das klingt toll :goforit:
Und ja - ich denke auch: Jeder Besitzer sollte sich so weit mit Hufen auskennen, dass er zumidnest die Arbeit eines Bearbeiters beurteilen kann :nix: Damit wäre sooo vielen Pferde geholfen!
Hab letztens erst wieder die Ex-Besi von einem Pferd getroffen, dass echt an seinen Hufen zugrunde gegangen ist - wohlgemerkt unnötigerweise.
Rennfisch hat geschrieben: Wenn ich auch nur versuche, die Eckstreben, die sich ganz gern über die Sohle legen, zu kürzen, bin ich oft schon im Leben, Sohlenwölbung künstlich herstellen ist Fehlanzeige, ich hätte aber gerne die Sohle ein bissl mehr vom Boden weg, weil sie so dünn ist. Kann sich eine Sohlenwölbung denn mit der Zeit (und Bearbeitung) einstellen?

Bitte sag ja, bittebitte....
Erstmal: JA
Sohlenwölbung künstlich herstellen ist da aber ABSOLUT kontraproduktiv! Möglichst gar nix an der Sohle machen, bitte! Sohlenwölbung kommt daher, dass das Hufbein höher (oder eben niedriger bei geringer Wölbung) im Huf sitzt. Deshalb sind Pferde mit wenig Wölbung auch oft fühlig: Weil das Hufbein zu wenig Schutz durch die (zu dünne) Sohle hat.
Deshalb ist Sohlenwölbung anschnitzen eher kontraproduktiv, weil es die Sohle weiter schwächt. Hilfreich ist dagegen, wenn man der Sohle die Chance gibt, möglichst dick und stabil zu werden. Dadurch wandert das Hufbein höher, kommt weiter vom Boden weg, die Sohlenwölbung wird mehr und das Pferd läuft weniger fühlig.
Eine Sohle dicker machen klappt aber nicht, indem man sie vom Boden weg holt, sondern im Gegenteil Belastung auf die Sohle bringt. Das muss natürlich vorsichtig geschehen, damit das Pferd dabei keine Schmerzen hat!

Wenn du allerdings beim Entfernen der übergelegten Eckstreben schon im Leben bist, klingt das schon echt übel. Da ist es dann vermutlich schwer, ausreichend viel am Huf machen zu können um eine Entwicklung zu erhalten ohne das Pferd noch fühliger zu machen.
Aber gerade bei übergelegten Eckstreben & untergeschobenen Trachten hast du da einen Teufelskreislauf - man muss möglichst beides bearbeiten, damit sich was ändert, weil beides zusammenhängt (ist ja letztlich EIN Stück Wandhorn).

Magst du nicht mal Bilder einstellen?

Ggf. würd ich dann - wenns wirklich so dramatisch ist - drüber nachdenken, ob man nicht relativ intensiv bearbeitet und danach mit Duplos oder so beklebt... 2 oder 3 mal, bis die Hufe bequemer geworden sind, dann wieder barhuf weitermachen.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
Rennfisch
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Re: Trachten "züchten" und die Folgen...

Beitrag von Rennfisch »

Ufff, danke, das stimmt mich schonmal vorsichtig optimistisch :-d Wegen der Sohle bin ich immer am Wanken, die HP, bei der ich meinen Kurs gemacht hab, ist nämlich eine heiße Verfechterin des Sohlenwölbung-Reinschneidens... ich hab recht bald gemerkt, dass ich das nicht so unreflektiert weitermachen kann, aber wenn ich nichts an der Sohle tue wird eine Hügellandschaft draus :weird:

ad Eckstreben: Die muss ich schneiden- zu allem Übel steht pferd nämlich nicht gerade auf seinen Hufen, er hat vorne wegflügelnde Innenwände, hinten umgekehrt, allerdings nicht ganz so heftig. Die ziehen natürlich die Eckstreben mit :seufz: Und er hat ein Frauchen, das den Unterschied zwischen Eckstrebenhorn und Sohlenhorn einfach nicht sieht :heul: Ich bin zwar nicht sofort im Leben, muss aber schon aufpassen und lieber einen Schnitt weniger machen, denn wenn ich mir denk, ach, ganz ein bissl noch, dann war's zu tief.

Fotos hab ich, aber besonders toll sind sie nicht... :nix: *Kamera suchen geh*
:aquarium2:
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