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Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 10:43
von puscheltier
bubi, also nur mal zum Verstandnis: Dein Pferd ist 4, seit 2-3 Monaten von der Aufzuchtsweide runter (also auch erst seit dann unterm Sattel ??), steht jetzt schon im dritten Stall und hat ne OP hinter sich? Was bitte erwartest du denn in so einer Situation von einem jungen Pferd? Ich würde alles (und zwar wirklich alles) im täglichen Umgan nochmal in kleinste Minschritte zerlegen und sehr viel Loben. Gib ihr einfach noch Zeit!

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 10:45
von puscheltier
Ist sie so rüpelig und stumpf weil sie sensibel ist oder weil sie frech ist
Meine Güte, sie ist einfach völlig überfordert!

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 10:50
von bubi9191
Kolymar:

Das geht aber leider durch die OP im Moment nicht anders.
Sie kommt nur ca. 20 Minuten zum Putzen raus und 10 Minuten zum Schritt führen (was wir bis 45 Minuten ausbauen innerhalb der nächsten 20 Tage).
Genauso ist das Problem der schnellen Richtungswechsel - im Moment natürlich wegen der OP (darf sie einfach nicht) und danach - ich schätze die Stute so ein, dass sie mir eben nicht weichen wird, wenn ich das gerne möchte. Verstehst du was ich meine? Wenn sie wie angewurzelt steht, steht sie erstmal. Wenn sie nach links will, dann geht sie auch nach links. Ich versuche schon immer, das vorher zu merken, dann kann ich reagieren, aber manchmal geht das nicht immer und manchmal interessiert sie das auch gar nicht, selbst wenn ich es vorher merke.

Davor kam sie immer raus. Da war sie ja auch schon so.

Durch die Zwangspause bekommt sie im Moment nur Heu zur freien Verfügung, kein Kraftfutter.

Sie hatte in ihrem Leben ja noch keine Bezugsperson, ich denke damit hängt es auch stark zusammen.
Sie wird einfach irgendwie angeritten worden sein (beim Züchter war ihre Box gleich neben der Halle).
Der Züchter meinte, sie würde bei Neuem hektisch werden. Das empfinde ich bisher gar nicht so.

puscheltier:
Genau so. Ich sagte ja, dass ich das am Anfang einfach auf den neuen Stall schob. Es besserte sich auch innerhalb weniger Tage schlimm.
Trotzdem geht es nicht, dass sie Menschen umrennt im Eifer des Gefechts, einklemmt oder was auch immer.
Das Pferd hat bei mir alle Zeit der Welt. Ich werde nichts überstürzen.
Aber daher hole ich ja hier einen Rat. Ich möchte sie nicht sedieren, cih denke nicht dass sie losrennen wird (werde sie erstmal nur die Stallgasse rauf und runter führen - sicher ist sicher. Irgendwie muss ich ja jetzt wieder anfangen sie Schritt zu führen, bevor ich wieder mit ihr arbeiten kann.
Ich nehme mir jeden Tag 1,5 Stunden Zeit um sie zu beschäftigen. Ich miste ihre Box und kuschel derweil, putze sie ausgiebig, spiele mit ihr, etc. Mehr konnten wir ja bislang nicht tun.
Ich lobe sie wirklich sehr viel. Wenn ich sie rumdrehen will und sie reagiert, wird sofort gelobt. Ganz viel. Sie kriegt von mir auf der Stallgasse kein Futterlob (da sie eh schon kratzt) sondern nur Streicheleinheiten und Stimmlob.

Mir ist klar, dass das nicht von heute auf morgen geht, aber ich bin wirklich nicht zimperlich. Junge Pferde sind schon mal stürmisch, rüpelhaft und aufbrausend. Aber ich möchte nicht überrannt werden, angestiegen werden oder eingequetscht werden.
Daher meine Frage WIE ich das mit ihr üben kann. Es muss nicht von heute auf morgen gehen. Wie reagiere ich in solchen Situationen?
Ich möchte sie ja weiterhin putzen und nicht erst, wenn sie wieder auf die Weide darf und ausgetobt ist.

puscheltier:
Das habe ich auch angenommen und sie immer versucht zu stärken, indem ich mich viel mit ihr beschäftige und viel lobe. Aber wie kann ich ihr die Überforderung nehmen? Ich möchte nicht wissen wie ich das Pferd verändere sondern wie ICH mich verhalte um dem Pferd Sicherheit zu geben und ihm die Verantwortung abnehmen zu können.
Denn ich denke das braucht sie ganz dringend: Jemanden, der ihr die Verantwortung abnehmen kann.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 11:07
von puscheltier
Ja, das verstehe ich, aber genau das geht eben nicht von heute auf morgen. Das dauert einfach, bis man mit einem Pferd zusammenwächst. Was ich in der Situation machen würde: Routinen einführen. Dinge immer genau gleich tun, das gibt Sicherheit. Natürlich ist eure Situation durch die OP noch verschärft, aber das Risiko ist halt auch hoch, dass du ihr Vertrauen für lange Zeit verspielst, wenn du zu massiv reagierst. Sedieren würde ich auch auf keine Fall, aber um die Situation etwas zu entschärfen könnte vlt die gabe von Kräutern hilfreich sein, da kenne ich mich nicht so aus. Ich würde einfach versuchen, die Siatuationen so zu gestalten, dass sie weiß was von ihr erwartet wird.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 11:24
von bubi9191
Deswegen führe ich sie auch erstmal auf der Stallgasse.
Unsere Stallgasse ist ca. 40 Meter lang (parallel zur Halle).

Lasse ihr deswegen vorher von meinem Schmied die Eisen abnehmen (keine Ahnung warum man einem Pferd zum Anreiten Eisen drunter nageln muss...), damit sie auf keinen Fall auf der Stallgasse ins Rutschen kommt.
Da kann dann aber erstmal nicht viel passieren, sie kann nicht wegrennen oder ähnliches und allzu viel Einfluss von außen gibt es (außer den anderen Pferden) auch nicht.
Ich werde dann in unser Führtraining auf jeden Fall einbauen sie mal rückwärts weichen zu lassen, üben dass sie stehen bleibt, etc.
Und dabei ganz viel loben.

In der einen Situation wo ich zwischen Wand und Pferd war, wusste ich mir eben nicht anders zu helfen und da überhaupt keine Situation von ihr auf die klopfende Bürste kam, war ich etwas erschrocken und ... naja.. verunsichert.
Warum sie das überhaupt nicht interessiert.
Weil sie weiß ich tue ihr nichts, aber das, was sie grad sieht tut ihr was?
Das sind im übrigen meist nur Menschen, die vorbeilaufen oder Ähnliches.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 11:41
von Diana
In der einen Situation wo ich zwischen Wand und Pferd war, wusste ich mir eben nicht anders zu helfen und da überhaupt keine Situation von ihr auf die klopfende Bürste kam, war ich etwas erschrocken und ... naja.. verunsichert.
Warum sie das überhaupt nicht interessiert.
Vielleicht war ihr dass sofort zu viel Druck, manche eher sensiblen Tiere reagieren da überhaupt nicht. Bei meiner z.B. für zurück reicht wenn ich mit einem Finger an der Brust gegen die Fellrichtung streiche aber wenn ich die ganze Hand anlege drückt die dagegen und geht keinen cm zurück. Meine Schwester meint meine Stute wäre zu büffelig aber bei zu viel Druck macht sie sofort zu, ich denke sie ist extrem sensibel. :nix:

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 11:55
von bubi9191
Hi Diana,

das war auch mein erster Gedanke. Ich habe bei WzP gelesen, dass die "büffeligen" meist die sensibelsten sind.
Also habe ich versucht sie zu kitzelig, anzustupsen, etc. ohne erfolgt.
Dann gedrücklt ohne Erfolg, dann geklopft mit der Bürste. Erst leicht, dann fester.
Keine Chance.
Es interessiert sie leider nicht die Bohne.

Sie hat wohl nie gelernt, dass der Mensch interessant ist oder interessant sein kann, sich mit ihr beschäftigt, sie vertrauen kann.

Unsere andere Stute hat viel durchgemacht, sie ist sehr misstrauisch. Schüchtern, zurückhaltend, hektisch und nervös. Aber irgendwie kann ich damit deutlich besser umgehen (vielleicht weil alle meine Pferde bisher so waren).
So wie die 4jährige ist, das ist für mich völlig neu.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Di 15. Okt 2013, 13:07
von Heidemi
Ich finde die Arbeit von Linda Tellington Jones sehr gut und könnte mir das sehr gut für deine Stute vorstellen. Dabei ist aber auch klar, auch das wird Zeit in Anspruch nehmen.
Ich würde anfangen, sie in der Box, wenn sie einen ruhigen Moment hat, zu TTouchen . Sie muss Vertrauen in ihren und deinen Körper erhalten. Abgesehen davon, zielt die ganze Arbeit nach LTJ darauf ab, dem Pferd zu einem besseren Körperbewusstsein zu verhelfen und systematisch beide Gehirnhälften anzusprechen. Auch das kann ein Grund für das schnelle Hochgehen und die Rüpeligkeit sein.
Hier kann man sich einige Informationen holen:
http://www.ttouch.com/

Und speziell für dich kann ich dieses Buch sehr empfehlen:
http://www.amazon.de/Die-Tellington-Met ... gton+pferd

Das Training ist in ganz kleinen Schritten aufgebaut, ganz danach, wie das Pferd die Übungen aufnimmt. Wichtig und zentral sind, dass das Pferd so vorbereitet wird, dass es jede folgende Übung nicht nur aushält, sondern aktiv mitmacht. Das ist jetzt natürlich sehr unkonkret, aber das würde einfach den Rahmen sprengen. FÜr den ANfang würde ich wie geschrieben erst mal die TTouches anfangen in einer ganz ruhigen, sicheren Atmosphäre.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Mi 16. Okt 2013, 21:44
von Abendsonne
Ich würde hier erstmal in Ruhe die Krankheiten auskurieren, ein krankes Pferd kann nicht voll belastet werden, es hat ein Handicap und das behindert es in Aufmerksamkeit und in der Fähigkeit konzentriert mitzumachen.

Vertrauen spielt eine große Rolle natürlich. Dann ist da noch die Umstellung.
Ich würde auf der Stallgasse kurz hin und her gehen, immer soweit wie das Pferd ruhig ist.

Später wenn auskuriert ist dann würde ich mit Bodenarbeit beginnen. Meine Stute ist auf dem Platz auch ruhig und gelassen, im Gelände hatten wir die Situation, dass sie plötzlich guckt und sich dann Kopfgespenster bilden die sie dann unruhig und zappelig an der Hand werden lassen. Kopf tief ist eine sehr gute Übung, diese Übung üben in einer ruhigen Situation zwischendrin mit viel Lob und Leckerlie oder chlickern (das kann ich überhaupt nicht).

Du weißt ja nicht, wie sie genau angeritten wurde nehme ich an? In einer Box stehen macht natürlich nervös und unausgeglichen. Zugang wirst du erst wieder bekommen, wenn sie wieder Pferd sein kann.

Hier sind viele Baustellen. Mit dem Reiten würde ich auf keinen Fall anfangen, solang diese Sache nicht auskuriert ist.

Re: Spazierengehen

Verfasst: Mi 16. Okt 2013, 21:50
von Abendsonne
Meine Stute wurde viele Jahre im Turniersport geritten und war im Gelände sehr heiß und flott unterwegs, ich war viel überfordert und jetzt weiß ich, dass wir eigentlich nicht gut zusammen passen.
Wir haben uns zusammen gerauft, auch wenn jetzt Galoppphasen im Gelände in Ruhe drin sind und auch Trabreprisen ohne angaloppieren möglich sind nach jahrelanger Übung, weiß ich, dass sie niemals das gefestigte gemütliche Ausreitpferd sein wird. Sie ist jetzt 24 und was ich eigentlich damit sagen will ist, dass wir erst jetzt so richtig den Faden zueinander gefunden haben.
Ich hab auch viel Bodenarbeit gemacht und der Schlüssel zum Zugang war eigentlich heuer die Sommer-Reitpause in der ich viel spazieren ging und erkannt habe, dass sie nicht dominant ist sondern eigentlich sehr unsicher.

Es braucht viele Jahre, bis man sich wirklich zusammengelebt hat. Grade bei solchen Pferden die sensibel sind oder/und eine Turnierkarriere oder andres hinter sich haben.

Mein nächstes Pferd wird der kleine Onkel von Pippi Langstrumpf mit dem ich auch zum Einkaufen reiten kann :lol:

Weichen am langen Seil kann auf Blicke schweifen lassen so einfach für den Menschen sein. Ihr könnt das auch lernen. Es muss kein Körperkontakt stattfinden. Nur ein Blick auf die Hinterhand und dein Pferd weicht.