Ich muss da jetzt auch mal was dazu sagen und ein paar von denen, die mich besser kennen, werden´s gar nicht glauben können, aber ich hab tatsächlich auch was Positives über NHT/Parelli (oder wie immer man es nenen will) zu sagen

. ACHTUNG: lang!!!
Alles, was ich jetzt schreibe, sind rein meine Eindrücke und NICHT belegbar durch Daten oder Fakten!!!
Auf den Begriff "natural horsemanship" bin ich das erste mal vor über 15 Jahren gestoßen, damals noch im Zusammenhang mit Monty Roberts. Die Pferdewelt in meiner Umgebung stürzte sich regelrecht darauf, wie Verhungernde auf ein Stückchen Brot, und es kam zu einem Umdenken und zwar in vielen Punkten.
Der Ruf lautete: zurück zur Natur, zurück zum natürlichen Umfeld für Pferde.
Das hatte Auswirkungen auf alles: Haltung, Umgang etc. Offenställe gab es damals bei uns nicht, selbst Ständerhaltung konnte man in gewissen Reitschulen noch finden.
Ich weiß noch, dass eine von uns Mädls damals anfing, mit Barhuf und Hufschuhe zu experimentieren. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass das ja im Leben nicht gut gehen könne, was die da fabriziert

.Heute weiß ich, sie war ihrer Zeit einfach voraus
Jedenfalls, in den vergangenen 15 Jahren hat sich in unserer Gegend unglaublich viel getan und unglaublich viel Gutes ist passiert und ich glaube, mindestens den Anstoß dazu lieferte das "natural horsemanship" und deshalb bin ich sehr froh über diese "Bewegung"

.
Ich selber hatte mit meiner damaligen Reitbeteiligung ein paar Stunden in NHT und war sehr beeindruckt davon, wie das funktioniert hat. Allerdings waren das auch die einzigen Bodenarbeitsstunden, die ich je erhalten hatte. Bodenarbeit machte man einfach nicht

. Pferde waren zum reiten da.
Danach bin ich wieder einige Jahre nur geritten, einige Jahre hatte ich gar keinen Kontakt zu Pferden und zur Reiterwelt, und dann bin ich durch Zufall und sehr ahnungslos zu meinem 1,5 Jahre alten Jungpferd gekommen. Ich erinnerte mich an den spannenden NHT-Unterricht, den ich damals hatte, und dachte mir, ich such mir jemanden, der so arbeitet und mir hilft.
Ich hab also gegoogelt und stieß da schon auf die ersten Irritationen. So wurden z.B. tatsächlich 1-wöchige Kurse für Jungpferde ab 1 Jahr angeboten

(die gibt es übrigens jetzt nicht mehr, ich hab extra soeben nochmal gegoogelt

). Ich hatte ja nun noch nciht die große Ahnung, aber mein Pferd hatte zu diesem Zeitpunkt etwa eine Konzentrationsfähigkeit von Minus 10

. Es war mir unvorstellbar, wie der einen 1wöchigen Kurs überstehen sollte.
Schließlich stieß ich auf einen NHT-Trainer, der zu uns auf den Hof kommen wollte. Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass er nichts "böses" gemacht hat. Er hat mein Pferd nicht gezwungen zu weichen, er hat mein Pferd nicht "gejoin-uped", geschlagen oder sonst was. Tatsächlich erschien er mir "nur" unsicher und wußte auf Probleme keine Antworten.
Ungefähr zu dieser Zeit stieß ich auf´s Clickern. Ich kannte mich ein bisschen aus damit, weil ich das von den Hunden her kannte. Ich begann mein Pferd also zu clickern und konnte innerhalb kürzester Zeit die Probleme lösen, zu denen dem Trainer nix eingefallen war

.
Danach wurde ich wohl ein bisschen größenwahnsinnig und entschied, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. So schwer konnte das ja nicht sein.
Heute, 3,5 Jahre später, hab ich immer noch nicht wirklich einen Trainer bei der Hand. Ich hab mich alleine durchgeschlagen und, wie ich finde, auch recht gut (besser geht natürlich immer...

).
Allerdings durfte ich in den vergangenen 3,5 Jahren sehr viel erleben und sehen. Das betraf nicht mich und nicht mein Pferd, aber was ich gesehen habe, war trotzdem unerfreulcih.
Bis heute kann ich keine Unterscheidung zwischen Parelli, NHT und was weiß ich, was es da noch alles gibt, erkennen. Irgendwie hängt das alles zusammen. Die Leute haben Parelli-Levels gemacht und nenen sich NHT-Trainer. Oder sie haben bei reinen NHT-Trainern gelernt. Oder sie sind reine Parelli-Trainer. Ich weiß es nicht und bin auch nciht sicher, ob es eine große Rolle spielt

, denn die Art, wie sie arbeiten, ist bei allen gleich bzw. zumindest ähnlich.
Bei vielen konnte ich sehr viel Angst feststellen

. Angst vor Pferden, weswegen sie unbedingt kontrolliert werden müssen.
Ich war mal mit einer NHT-Anhängerin in einem Stall. Wir standen tratschenderweise da, neben uns eine Box mit einem Quarter-Zuchthengst, der interessiert den Kopf über die Boxentür steckte und uns anguckte. Er guckte freundlich und ich wollte ihn streicheln. Die Dame neben mir stieß einen erschrockenen Schrei aus, ihr Arm fuhr hoch und sie konnte erst im allerletzten Moment sich selber daran hindern, meinen Arm weg zu ziehen. Ich guckte sie überascht an und sie sagte "du traust dir was, einfach einen Hengst zu streicheln"

( Mein eigenes Pferd war zu dem Zeitpunkt selber noch Hengst gewesen... ). Da wurde mir klar, dass diese Frau tatsächlich Angst vor Pferden hatte (und das hat sich später durch ein paar weitere Erlebnissen bestätigt).
Dazu fiel mir auf, dass das ständige "was Pferde nicht tun dürfen" und "wie der Mensch dann reagieren muss" den natürlichen Umgang miteinander total verdarb.
Vor lauter Regeln haben die Leute vergessen empathisch zu sein und auf ihren Bauch zu hören. Mit "natürlich" im Sinne von "Natürlichkeit" hat das so gar nichts mehr zu tun :-ü .
Auch die NHT-Pferde erlebe ich sehr oft in Schemen gepresst. Sie müssen sich ebenfalls an Regeln halten, dürfen sich z.B. nicht unaufgefordert nähern und müssen immer abwarten, bis sie aufgefordert werden irgendwas zu tun.
Ich kenne viele NHS-Pferde, die stundenlang völlig regungslos herum stehen, an Reitplätzen, Putzplätzen etc. Ist wahrscheinlich ganz praktisch, aber ich persönlich find das eher gruslig. Da ist mir mein kleiner Zappelphillip lieber. Der lebt! (Was bitte nicht heißen soll, dass der nur rum zappelt)
Ich hab NHT-Leute kennen gelernt, die Probleme damit hatten nach dem LK zu arbeiten, weil sie da zu nah am Pferd sein müssen.
Und ich hab oft genug miterlebt, dass die Pferde einfach nicht wußten, was von ihnen erwartet wurde. Es wird am Strick gerüttelt oder mit dem Carrot-Stick geklopft, wenn die Pferde nicht richtig reagieren, aber keiner sagt ihnen, WAS sie denn eigentlich tun sollen.
Ich hab ein Verlade-Training miterlebt, da wurde aus dem Stupsen mit dem Stick beinahe ein Schlagen, weil das ja die Steigerung war (aber zuvor hat die Besi eingegriffen und abgebrochen), wenn das Pferd nicht korrekt reagierte. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass der überhaupt nicht wußte, was man denn eigentlich von ihm wollte. Das Pferdchen war anfänglich sogar auf der Rampe des Hängers gewesen. Nach den 2 Stunden "verladen üben" ging er nicht mal mehr in die Nähe des Hängers.
Wär klüger gewesen, man hätte dem verfressenen kleinen Kerl einfach nen Kübel Futter in den Hänger gestellt und gewartet

.
Was ich ebenfalls schon oft feststellen konnte, ist, dass NHT-Anhänger gerne einen gewissen Typ Pferd haben.
Ein Problem, so hab ich erfahren, haben viele mit den Ponys mit den kurzen, dicken Hälse

. Diese, so wurde mir mehrfach erklärt, wären einfach katastrophal stur und unmöglcih zu arbeiten. Das macht mir persönlich das NHT natürlich auch nicht lieber. Ich hab zwar kein Pony, sondern ein Pferd, aber der hat auch nen kurzen, dicken Hals....
In Summe kann ich sagen, dass mein Pferd und ich zwar nie schlechte Erfahrungen mit NHT am eigenen Leib hatten, aber dass das, was ich gesehen habe, mich abgeschreckt hat. Es hat mir nicht gefallen und ich habe es tatsächlich sehr oft als Druck erlebt. Und zwar nicht nur als Druck für die Pferde, sondern auch als Druck für die Menschen, sich in bestimmten Situationen entsprechend den Regeln verhalten zu
müssen, wodurch sie an Authentizität verloren haben.
Dazu kam sehr oft noch eine Fixierung auf Negatives von Menschenseite her. Negatives wird korrigiert, gelobt wird wenig, manchmal besteht Lob einfach nur darin, dass das Pferd in Ruhe gelassen wird, z.B. ein paar Minuten ruhig stehen bleiben darf. Dadurch gerät das, was nicht klappt, in den Fokus der menschlichen Aufmerksamkeit, wodurch sich das negative Gefühl beim Menschen verstärkt. Wenn dann was nicht klappt, entsteht eine regelrechte Abwärtsspirale.
Ich persönlich möchte mich lieber auf die positiven Punkte konzentrieren, auf das, was klappt und gut ist. Da kann ich dann selbst an Tagen, die nicht so gut laufen, ein positives Gefühl erhalten

.
Ich möchte nochmal betonen, dass es sich hierbei ausschließlich um MEINE Erfahrungen mit NHT/Parelli handelt. Ich persönlich habe noch nichts erlebt/gesehen, was ich als tierschutzrelevant eingestuft hätte. Dadurch kann ich gut damit leben, dass andere so arbeiten, auch wenn es defintiv nicht mein Weg ist und nicht das ist, was ich mit meinem Pferd haben möchte.