Einblutungen - Ursachen und Folgen

Moderator: Sheitana

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kolyma
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von kolyma »

Ist das vorne oder hinten? ich würde vermuten er ist sich selbst reingetreten.

Schade, dass ihr die Bilder von Neros Huf nicht sehen könnt....


Bezüglich Einblutungen habe ich einen richtig genialen Vortrag über Rehe vom Hufschmied der Pferdeklinik Iffezheim am Mittwoch abend gehört. Es ging eigentlich nur über Rehe, aber weil das Thema hier ja recht aktuell ist habe ich ihn auch gefragt woher das kommt.

Er meinte das wären Scherkräfte die im Huf wirken. Das heißt der Huf prallt beispielsweise auf einen harten Gegenstand (Stein, Bordsteinkante, Teer, o.ä.), das Pferd knickt auf der Koppel um, tritt wo schief aus, ausrutschen, wegrutschen usw. Die Huflederhaut reißt bei so einer Aktion ganz leicht ein - das können minimalste Risse sein. Diese Lederhaut ist extrem gut durchblutet und so kommt es in der weißen Linie oder an der Sohle zu Einblutungen.
In aller Regel sind diese unproblematisch. Problematisch wird es dann, wenn kleine Kanälchen im Huf (die natürlicher Weise vorhanden sind) mit Bakterien oder Viren besidelt sind (was auch normal ist) und die Huflederhaut wegen der Einblutung anschwillt, gereizt wird und sich dadurch die Pilze, Bakterien oder Viren ausbreiten können. Dadurch entstehen Lederhautentzündungen und eben auch Geschwüre....


Mit Rehe haben Einblutungen meistens nichts zu tun. Erst wenn das Hufbein rotiert ist, reißt das Hufbein von der Lederhaut ab und es entsteht Narbenhorn. Aber eher seltener Einblutungen.


Also sind wohl Einblutungen - je nach Konstitution des Pferdes, Zusammensetzung des Hufes und Umweltfaktoren recht normal und nur durch Vorkehrungen (Hufschuhe, vorsichtiges Reiten, weiche Untergründe) ganz vermeidbar.


Das Thema Stoffwechsel ist wohl nur soweit wirklich ein Thema, dass ein schlechtes Immunsystem natürlich schwache Abwehrkräfte besitzt und der Huf somit für eigentlich alles anfälliger ist was in und um ihn herum geschieht. Der Huf ist halt ein sehr gut durchblutetes Gebilde, welches vom Pferd die meiste Energie benötigt um wachsen zu können. So ist egal was mit dem Pferd nicht stimmt, immer am Huf abzulesen.


Ach ja - und nochmal zum Thema Rehe - er meinte auch, dass der Nr. 1. Reheauslöser Übergewicht und zu wenig Bewegung ist. Da ist das Gras alleine nicht einmal unbedingt schuld. Jedes Kilo zu viel auf den Rippen ist ein potentielles Rehe-Risiko.
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Hottie
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von Hottie »

Das ist ja interessant, danke für die Infos :) .
kolyma hat geschrieben: Ach ja - und nochmal zum Thema Rehe - er meinte auch, dass der Nr. 1. Reheauslöser Übergewicht und zu wenig Bewegung ist. Da ist das Gras alleine nicht einmal unbedingt schuld. Jedes Kilo zu viel auf den Rippen ist ein potentielles Rehe-Risiko.
Wäh, also ich bin schon quasi auf dem Weg zum Pferd, um ihn zu bewegen ;) ....
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Scheckenfan
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von Scheckenfan »

kolyma hat geschrieben: Er meinte das wären Scherkräfte die im Huf wirken. Das heißt der Huf prallt beispielsweise auf einen harten Gegenstand (Stein, Bordsteinkante, Teer, o.ä.), das Pferd knickt auf der Koppel um, tritt wo schief aus, ausrutschen, wegrutschen usw. Die Huflederhaut reißt bei so einer Aktion ganz leicht ein - das können minimalste Risse sein. Diese Lederhaut ist extrem gut durchblutet und so kommt es in der weißen Linie oder an der Sohle zu Einblutungen.
In aller Regel sind diese unproblematisch. Problematisch wird es dann, wenn kleine Kanälchen im Huf (die natürlicher Weise vorhanden sind) mit Bakterien oder Viren besiedelt sind (was auch normal ist) und die Huflederhaut wegen der Einblutung anschwillt, gereizt wird und sich dadurch die Pilze, Bakterien oder Viren ausbreiten können. Dadurch entstehen Lederhautentzündungen und eben auch Geschwüre....
Sehr gute Erklärung! :clap:

Wobei für mich klar ist das Scherkräfte vermehrt auftreten, je schlechter der Huf balanciert ist und wie stabil er insgesamt ist.
Je dicker die Sohle, desto weniger kommt "durch" (bis bei wirklich guten Hufen m.E. gar nichts mehr passieren dürfte auch bei schlechten Böden).
Je besser balanciert desto weniger Zug an einzelnen Hufteilen und damit der Lederhaut.
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kolyma
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von kolyma »

Fand die Erklärung auch total gut und sehr schlüssig. Neros bisherige zwei Hufgeschwüre sind vorne links. Das ist immer der schlechteste Huf. Die innere Wand ist steiler als die äußere und zudem ist er generell sehr links-lastig aufgrund seiner Schiefe. Jetzt macht das alles mehr Sinn für mich.

Dazu kommt, dass diese Kaltbluthufe wohl deutlich poröser sind als die Hufe von Blütern - je blütiger desto dichter das Horn. Das heißt von außen sind die Kaltbluthufe deutlich angreifbarer als beispielsweise Hufe von Arabern.

Dennoch - im Gegensatz zu anderen Pferden sind seine Hufe ja noch recht gut. Dennoch haben wir da wohl eine Problematik, die sich nicht so einfach in den Griff kriegen lässt. Was nun das Fazit daraus ist, weiß ich für uns noch nicht so. Offenbar haben wir da auch ne leichte Fehlstellung.
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Scheckenfan
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von Scheckenfan »

kolyma hat geschrieben:Dazu kommt, dass diese Kaltbluthufe wohl deutlich poröser sind als die Hufe von Blütern - je blütiger desto dichter das Horn. Das heißt von außen sind die Kaltbluthufe deutlich angreifbarer als beispielsweise Hufe von Arabern.
Ist das Erfahrung oder aufgrund von Gewebeproben belegt? *interessiert nachfrag*
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von kolyma »

Das ist belegt. Und zwar besteht das Hufhorn aus Röhrchen die von oben nach unten wachsen - zwischen diesen Röhrchen gibt es noch so eine Art Kitt, welcher die Röhrchen zusammen hält. Kaltblüter haben einfach von diesem Kitt wesentlich weniger. Daher sehen die Hufe von Kaltblütern eher so aus wie der von Nero - rauh mit eher längs Rissen/Furchen. Die Hufe von Blütern haben sehr viel von diesem Kitt, so dass die Oberfläche komplett homogen und glatt aussieht.

Außerdem hat man noch etwas herausgefunden durch Gewebeproben: Und zwar sind diese Röhrchen ursprünglich noch mit einem Mark gefüllt gewesen. Bei Wildpferden ist dieses Mark noch vorhanden. Bei Hauspferden auch. Aber es ist so minderwertig, dass es zerfällt. Das heißt nach ca. 3cm Hufhorn ist kein Mark mehr vorhanden.

Ich war wirklich total fasziniert in diesem Vortrag. Der Referent will ggf. noch einen machen, da die Resonanz so stark war.


Er hat auch noch was zum Thema Reheringe gesagt. Und zwar, wenn man mit dem Fingernagel am Pferdehuf von oben nach unten fährt und diese Wellen (wie bei einer Schallplatte) fühlt, ist es immer eine Rehe - selbst wenn das Pferd nie lahm ging. Aber dann hat es da schon ne Problematik im Huf gegeben. Die Lederhaut schwillt an, es bildet sich eine leichte Entzündung - das Horn stellt kurz das Wachstum ein, weil die Wachstumsenergie für die Entzündung gebraucht wird. Dann klingt die Entzündung ab (meist innerhalb weniger Stunden/Tage), es ist wieder Ruhe. Dann wiederholt sich das Spiel wieder. So entstehen diese Ringe. Also wenn Querrillen da sind ist das immer ein Zeichen, dass im Huf da schon was im Gange ist. Selbst wenn es jahrelang keine Lahmheit gab. Normal ist das nie.

Ausgenommen davon sind Futteringe beim Anweiden oder im Herbst wenn die Koppeln zu gehen, sowie Fieberringe bei Krankheit, Hufgeschwür, extremer, langanhaltender Stress usw.
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Scheckenfan
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von Scheckenfan »

Sehr spannend. Spiralen, Kitthorn etc. waren mir bekannt, aber dass es Rassenunterschiede gibt wusste ich noch nicht.
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ehem User

Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von ehem User »

Danke für die tolle Erklärung!
kolyma hat geschrieben:Er hat auch noch was zum Thema Reheringe gesagt. Und zwar, wenn man mit dem Fingernagel am Pferdehuf von oben nach unten fährt und diese Wellen (wie bei einer Schallplatte) fühlt, ist es immer eine Rehe - selbst wenn das Pferd nie lahm ging.

Ausgenommen davon sind Futteringe beim Anweiden oder im Herbst wenn die Koppeln zu gehen, sowie Fieberringe bei Krankheit, Hufgeschwür, extremer, langanhaltender Stress usw.
Darüber musste ich nun aber schmunzeln.

Es ist IMMER .... AUSSER ;) Das sind doch sehr viele Ausnahmen.
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kolyma
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von kolyma »

Ja gut, aber Fieberringe tauchen in aller Regel einmal am Huf auf. Danach ist der Huf wieder normal. Reheringe sind ja sehr regelmäßig.
Aber damit man nicht bei nem Fieberring in absolute Panik gerät, hat er das noch eingeschoben. Waren ja viele Pferdebesis am Vortrag dabei, die bei jedem Satz gleich in ihren Stühlen erstarrt sind vor Angst. Mir gings ja auch so - man fängt irgendwann an Gespenster zu sehen...
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Re: Einblutungen - Ursachen und Folgen

Beitrag von ehem User »

Klar, ich bin diesbezüglich sensibel, weil mein Stütchen gerade einige Ringe aufweist. Aber sie hatte auch einige Themen (aber keine Rehe). Strahlkrebs, Hufgeschwüre, Futterumstellung, Medikamentengaben ... Deswegen dachte ich beim ersten Satz erst einmal :panik: Aber an sich kann ich jeden einzelnen Ring zuordnen.
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