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Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: So 27. Apr 2014, 17:50
von ehem User
Mein Pferd - wie eigentlich fast alle bei uns am Stall - braucht definitiv keinen Sperrriemen - wozu auch? Wenn es das Maul aufsperren würde (anders als ich es bei einem entspannten Kauen beabsichtige), sollte ich mir flugs überlegen, was an meiner Hilfengebung nicht stimmt.
Allerdings habe ich ein super Einsatzgebiet für den Sperrriemen gefunden: als Halteriemen vorn am Sattel.

Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 08:24
von Nelchen
Genau Knabberstruppi!

Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 11:09
von Hina_DK
M.G. erklärt das sehr gut aber auch bei ihm bin ich verwundert, dass auch er die Geschichte von den Gebissen, die bei Anzug an den Gaumen anschlagen, verbreitet. Bei Gebissen, die nicht passen, kann das zwar bei hingegebenen aber nicht bei aufgenommenen Zügeln passieren. Beim hingegebenen Zügel kann sich das Gebiss durch das nach unten wirkende Zügelgewicht aufstellen und dem Gaumen sehr nahe kommen, sehr selten berühren, beim aufgenommenen oder gar angezogenen Zügel "klappt" es aber nach vorne. Bei Pferden, die einen extrem flachen Gaumen haben, sollte man aber einen Dentisten zu Rate ziehen, der mit einem ein passendes Gebiss für das Pferd aussucht. Insofern hinkt also das Argument, mit dem Gaumen, denn Gebisse, die unpassend zur Anatomie des jeweiligen Pferdes sind, sollten eher kein Maßstab einer Argumentationskette für generelle Probleme sein

. Ähnlich sehe ich das auch mit der sehr aufwändigen Computeranimation bei Youtube, die immer wieder zur Verdeutlichung des Nussknackereffektes herangezogen wird. Dort wurde ein Pferd in Rollkurhaltung mit Kopf hinter der Senktrechten für die Argumentation des Nussknackereffektes herangezogen. Zugegebenermaßen reiten leider auch genug Reiter so aber da würde ich nicht unbedingt das Gebiss, sondern diese extrem pferdeunfreundliche Reitweise als das eigentliche Problem sehen. Die Röntgenbilder in der Dis wurden in einer korrekten Haltung des Pferdekopfes aufgenommen.
Würden diese angeblich anschlagenden Gebisse mit dem Nussknackereffekt und da sind ja in erster Linie die einfach gebrochenen Wassertrensen gemeint, wirklich diese angeblichen Gaumenschäden verursachen, würden die Dentisten seit Jahren, mindestens seit den Pferden die Mäuler zugeschnürt werden, auf die Barrikaden gehen und sich dieses im Prinzip älteste gebrochene Gebiss nicht über Jahrhunderte bewähren.
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:24
von tara
kleine Zwischenfrage zur Begriffs-Klärung:
ich habe nämlich den Eindruck, hier wird von 2 verschiedenen Riemen gesprochen.
Es besteht nämlich ein Unterschied zwischen Sterr-riemen und Reithalfter. Mir scheint es allerdings, als würden beide Begriffe synonym verwendet.
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:29
von Hina_DK
Reithalfter sind ja immer die Gesamtkonstruktion, an der die verschiedenen Varianten der Riemen daran sind. Die eigentlichen Sperriemen, sind die Riemen, die um das Maul geführt werden, wobei aber eigentlich auch der englische Nasenriemen zu den Sperriemen gezählt wird, da er an sich auch die Funktion hat, das Pferd bei Maulöffnung zu behindern, wenn auch nicht so drastisch, wie mit den schmalen Riemen direkt am Pferdemaul. Insofern ist es ja nicht ganz falsch, wenn man das Reithalfter als Synonym für das Zusperren des Maules sieht, es sei denn, es hat tatsächlich zusätzlich zur Trense nur die Funktion eines Halfters, z.B. auf Wanderritten, dann ist es aber auch in der Regel entsprechend konstruiert.
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:35
von Neddie
Äh, nö? Wir reden hier von dem Riemen, den es nur bei englisch-kombiniertem Reithalfter gibt (hat noch jemand versucht, ein englisches Reithalfter zu bekommen? kann man fast vergessen) und der in älteren Büchern als Pullerriemen bezeichnet wird.
Ich habe mit niemandem darüber diskutiert, sondern bei meinem Folgendes festgestellt: Hugo hat einen Zungenfehler und macht die Zunge dazu noch dauernd auf das Gebiss. Meine RL hat daraufhin bei jeder Reitstunde den Sperrriemen fester gezogen. Dadurch war er aber 1.) nicht daran zu hindern die Zunge über das Gebiss zu legen und 2.) hat das seine ganze Konzentration beansprucht, wie er die Zunge jetzt trotz der Enge über das Gebiss bekommt.
Also: Sperriemen raus, das Zunge-übers-Gebiss ignoriert (in der Reithalle zumindest) und tadaa: Als er anscheinend festgestellt hat, dass da kein Widerstand mehr kommt, war das Zunge-übers-Gebiss nach zwei Wochen quasi weg.
Soll heißen: Es gibt nur ein einziges Argument pro Riemen: Meine reiterliche Unfähigkeit bzw. Disharmonie mit dem Pferd wird verdeckt.
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:40
von Neddie
Hina und ich haben gleichzeitig geschrieben, wenn auch nicht das gleiche
Wenn man ganz ohne Reithalfter reiten möchte muss man halt erst in gesicherter Umgebung probieren, ob die Pferdchen das Gebiss ausspucken, denn ohne die zuhaltende Wirkung des Reithalfters ist das tatsächlich möglich und ich würde ungefähr so gucken

, wenn Hugo im Gelände das Gebiss ausspuckt
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:43
von Scheckenfan

Wie soll das Pferd ein gebiss ausspucken, dass mit einem Genickriemen im Maul befestigt ist? Müsste schon arg falsch verschnallt sein (viel zu tief) wenn das Gebiss da aus dem Maul gedrückt werden kann...
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:46
von Neddie
Nein, geht auch mit korrekter Verschnallung. Frag mich nicht nach der Biomechanik, aber man kann es sich auf YouTube sogar anschauen (habe nur leider den link nicht parat)
Re: Sperrriemen - Sinn und Unsinn
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:48
von Hina_DK
In der Isländerwelt ist vor allem das Hannoversche Reithalfter hoch im Kurs. Abgesehen von dem noch effektiver zugeschnürten Maul, passt es dazu noch fast keinem Isländer und der Sperriemen wird über die Gebissringe festgezogen

aber viele Islandpferdereiter schauen sich sehr gerne unreflektiert ab, was die Isländer so machen, ohne zu hinterfragen, warum eigentlich. Die können einem das aber auch nicht erklären (haben wir schon immer so gemacht, heißt es dann). Das ganze wird dann noch entsprechend als Mode zelebriert.
Ich habe eine Trense mit englischem Nasenriemen und eine Englischkombinierte, bei der die erste Amtshandlung war, den Sperriemen zu entfernen. Beides verwende ich aber kaum mehr. Trense reicht.
Neddie, der Reddi hat mir das Gebiss auch schon ausgespuckt. Als ich am langen Zügel ritt, hat er es seitlich rausgeschoben (das Gebiss hatte extrem kleine Oliven) und kaute gemütlich auf dem Zügel

. Bei seiner super dicken Mähne hatte ich es zwar augenscheinlich korrekt verschnallt, im Endeffekt wars aber doch ein klein wenig zu locker. Der Riemen verschwand mit der Zeit etwas tiefer in der Mähne und schwups, war zu viel Spielraum. Aber ich hatte ja noch den Balancezügel, also kein Problem.