Spazierengehen

Moderator: Keshia

Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Kolyma, so ein Pferd kenne ich gar nicht. Ist ja auch interessant. Strafen für die Fürsorge wäre wirklich gemein.

Am Sonntag bin ich auch mit ihr los. Ich war gut drauf und habe schon gecheckt ob ich heute spazieren gehen kann ohne irgendwelche Emotionen, ganz entspannt. (Manchmal beschäftigt einen halt auch irgendein Thema).

Wir sind wieder an Reitern vorbei, davor habe ich sie fressen lassen und als sie die andren Pferde gesehen hat, bin ich weitergegangen, sie hinterher und als sie sich aufregen wollte habe ich sie auf Deut wieder fressen lassen. Hat alles gut geklappt. Ich bin sehr "vorausschauend" spazieren gegangen.
War auch kein Überholen von ihr zu beobachten, ich habe dafür gesorgt, dass ich meine Position behalte. Dazu gehört auch mal der ein oder andre schnelle :oops: Schritt von mir dazu. Spazieren mit dem Pferd ist also auch Pobackentraining für den Menschen. 8-)
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b.e.a.s.t
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Re: Spazierengehen

Beitrag von b.e.a.s.t »

Ich sehe es auch so, das du das angehende Überholmanöver schon früher korrigieren musst, ich würde auf das Seil verzichten und lieber eine Gerte mitnehmen und diese wie eine Schranke schon beim Versuch vor die Brust bringen (ohne Kontakt) wenn das nicht reicht, würde ich anklopfen mit der Gerte auf die Brust, dann den Druck steigern bis die gewünschte Reaktion kommt.

Wichtig ist das dein TIMING stimmt ! Das Verhalten deines Pferdes zeigt eigentlich, das sie dir im Gelände nicht richtig vertraut, sie sieht dich hier nicht als Führungspersönlichkeit sondern hat den Drang sich nur auf sich selbst zu verlassen. Denke du musst erstmal beweisen, das du der Führungsrolle gewachsen bist, dazu gehört aber auch das klare Grenzen aufzeigen, den das vermittelt auch Sicherheit.

Das "starren" lassen auf ein Objekt würde ich auch unterbinden, entweder du beschäftigst sie dann mit Kopf tief oder einer anderen Übung oder du unterbrichst das Grasen und gehst weiter.

Ich finde es im Übrigen falsch das ich mich als MENSCH der Geschwindigkeit des Pferdes anpasse, ich Gegenteil wenn ich das abrufe als Gehorsamsübung dann mache ich bewusst Geschwindigkeitswechsel, schleiche ganz langsam oder gehe sehr zügig um zu sehen ob mein Pferd bei mir ist und sich MEINEM Tempo anpasst. Ansonsten wird getrieben oder gebremst erst langsam, wenn keine Reaktion kommt heftiger.
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ehem User

Re: Spazierengehen

Beitrag von ehem User »

Ich denke, bei den meisten Übungen mit dem Pferd ist das Timing das wichtigste und hier machen wir die meisten Fehlketr, weil wir die Pferde nicht richtig lesen. Bis wir beim Pferd eine Aktion oder Reaktion bemerken, ist diese meiste schon weit fortgeshritten, weil Pferde untereinander so fein agieren und kommunizieren. Diese Feinheiten zu bemerken und dann frühzeitig oder sogar vorwegnehmend zu reagieren (und dann möglichst noch pferdegerecht), wie ein gutes Leitpferd das tut, ist schwer und mMn unsere eigentliche Aufgabe im Umgang mit Pferden.
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Romy
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Re: Spazierengehen

Beitrag von Romy »

Piebald hat geschrieben:Ich denke, bei den meisten Übungen mit dem Pferd ist das Timing das wichtigste und hier machen wir die meisten Fehlketr, weil wir die Pferde nicht richtig lesen. Bis wir beim Pferd eine Aktion oder Reaktion bemerken, ist diese meiste schon weit fortgeshritten, weil Pferde untereinander so fein agieren und kommunizieren.
Das sehe ich auch so, dass Timing und Feedback total wichtig sind und oft zu kurz kommen. Allerdings bezieht sich das meiner Meinung nach nicht nur auf komplette Verhaltensweisen (z.B. Überholen oder Gras fressen auf einem Spaziergang), sondern auf sämtliches Verhalten des Pferdes. Und genau da liegt für mich die Lösung und das, was mir eine feine, körpersprachliche Kommunikation mit dem Pferd überhaupt erst ermöglicht: Ich versuche, so ziemlich jede Bewegung des Pferdes auf irgendeine Art und Weise zu beachten und ein Feedback dazu zu geben. Das muss nicht heißen, dass ich für jeden Schritt ein Leckerli gebe oder ihn spiegle, oft reicht auch einfach schon ein Blick, eine kleine Änderung in meiner Körperspannung, Bewegungsgeschwindigkeit oder was auch immer in der jeweiligen Situation dazu passen mag.

Eine Gefahr dabei ist, dass das ganz schnell künstlich und von der Handlung des Pferdes entkoppelt werden kann, wenn man es bewusst macht (so wie man sich beim Spielen eines Instrumentes oft verspielt, wenn man sehr bewusst auf seine Fingerbewegungen achtet). Daher versuche ich, das so unbewusst wie möglich zu halten, zum Beispiel indem ich beim Laufen irgendwo anders hinschaue und das Pferd nur peripher im Blick behalte, wodurch es mir leichter möglich ist, meine Bewegungen ziemlich direkt an die des Pferdes zu heften. Das hat unter anderem was mit den Eigenschaften von Rezeptoren in unterschiedlichen Bereichen des Auges zu tun, wobei die im Außenbereich sehr sensitiv auf Bewegung reagieren. Das ist aber erstmal nicht so wichtig, soll nur sagen, dass es dadurch leichter fällt, mich sozusagen automatisch und relativ passiv von der Bewegung des Pferdes mitnehmen zu lassen.

Zusätzlich tue ich noch etwas, was dann schon eher bewusst und kontrolliert ist: Ich überprüfe fast kontinuierlich die Kommunikationsbereitschaft meines Pferdes. Auch das passiert nicht indem ich jedes Mal eine "echte" Handlung ausführe und zum Beispiel anhalte, um zu prüfen ob das Pferd noch reagiert. Anstatt dessen flechte ich das in meine ganz normale Bewegung mit ein, indem ich das Pferd zum Beispiel ansehe oder irgendeinen kleinen Aspekt meiner Bewegungsart ändere (z.B. meine Körperspannung oder mein Tempo). Wenn ich sehe, dass das im Pferd irgendeine Reaktion hervorruft (z.B. das Drehen eines Ohrs zu mir hin oder eine minimale Änderung seines Tempos), dann ist alles gut und wir laufen einfach weiter. Dieses "Mikro-Checking" erlaubt es mir, kontinuierlich darüber bescheid zu wissen, ob mein Pferd noch bei mir ist, ohne seine Handlung dafür jedes Mal unterbrechen zu müssen. Nur wenn das nicht der Fall ist, gebe ich ein deutlicheres Zeichen, indem ich zum Beispiel wirklich langsamer werde oder anhalte und das Pferd für eine entsprechende Reaktion belohne.

So eine kontinuierliche Kommunikation erfordert natürlich, dass ich selbst genau so wach und aufmerksam bin wie ich es mir von meinem Pferd wünsche. Die Belohnung ist aber, dass dadurch eine Kommunikation zwischen mir und dem Pferd entsteht, die so einfach ist, dass ich fast komplett auf irgendwelche expliziten Signale und erst recht auf physische Hilfsmittel verzichten kann.
ehem User

Re: Spazierengehen

Beitrag von ehem User »

Toll beschrieben, Romy. und Menschen, die das intuitiv richtig machen und können, sind dann eben die "echten" Horsemen, denen mit Pferden fast alles scheinbar ganz einfach gelingt.
noriker
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Re: Spazierengehen

Beitrag von noriker »

Ich hab mir angewöhnt auf Dinge die den Pferden Angst macht/machen könnte oder die unverhofft uns überrumpeln (Wildwechel, Radfahrer, was auch immer) sehr begeistert zu zugehen. Das sieht dann etwas so aus.
Pferd spaziert neben her, kommt z.B. ein Schweinestall. Pferd ist in Hab Acht Stellung und überlegt wie sehr man sich davor fürchten muss und was im Fall der Fälle zu tun ist, bzw. wo die Fluchtrichtung liegt. Derweil bricht die Besi am anderen Ende des Stricks in entzückendes quietschen aus "Neiiiiiin schau mal wie suuuuuuper, Schweinchen, sind die nicht süüüüüs" und verduztes Pferd wird am Strick hinterher zu den Dingen hingeschleift (sofern realisierbar).
Wahlweise heisst es auch schon mal "Oh, eine Rinderherde die auf uns zu rennt, Wie nettttt, dass die uns alle begrüssen, schauuuuu mal, wie liiiiieeeb" Immer darauf bedacht echte Begeisterung zu verbreiten und wirklich Freude daran zu haben. War am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig für mich selber, hat aber den angenehmen Nebeneffekt, dass ich "Gefahren" selber viel gelassener entgegenblicke.
Natürlich erfolgt eine behutsame Steigerung. Wir haben die Verkehrssicherheit nicht gerade in der Mais oder Zuckerrübenerntezeit geübt. Ich habe auch mehrere Wörter für Dinge. Auto= Auto, Bless=Hund, Velo=Fahrrad, Juan=Komische Geräusche :lol: Zuschauer=Fussgänger usw.
Damit kann ich die Pferde vorwarnen, bzw. die Dinge beim Namen nennen. Ich bilde mir ein, dass die Gefahr dann nicht mehr so schlimm ist, wenn sie zugeordnet werden kann. Damit das funktioniert, benenne ich auch harmlose Dinge zum Beispiel parkierte Autos mit ihren Namen, nicht nur wenn es gefährlich wird.
Und wir haben "Touch" geübt. Pferd stupft mit seiner Nase den Gegenstand an, den ich ihm zeige, *Keks*. Funktioniert gut, braucht etwas übung, hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass die Pferde jetzt selber ohne Aufforderung neues und suspektes mit der Nase berühren wollen. *PferdvontickendemEzaunwegziehe* "PferdekopfgeradenochauslaufendemBetonmsicherkriege"
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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Das mit dem Touch habe ich auch gemacht - sieht bei uns so aus: "Pferd steuert staksend auf bedrohlich erscheinendes Objekt zu - drückt die Nase dagegen, kriegt nen Keks und schaut, dass es sich aus dem Staub macht." *gg*
Wird aber auch immer besser.

Ansonsten: Fußgänger spreche ich immer an mit einem freundlichen "Hallo" - dann ist das für mein Pferd auch völlig i.O.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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Abendsonne

Re: Spazierengehen

Beitrag von Abendsonne »

Ist ja interessant. Diese Dinge fürchtet sie nicht. Trotzdem habe ich auch bemerkt dass ich, wenns mal brenzlich wird, gern den Bauch anspanne. Durch bewußtes Lockerlassen gehts mir dann schon gleich leichter von der Hand und Pferd merkt das natürlich auch.
Ich teste schon auch, ob sie noch auf mich aufpasst indem ich z.B. die Geschwindikeit ändere und das ist sehr interessant wie fein die reagieren. Es ist bei feiner Kommunikation wirklich ein ganz dünnes feines Bändchen das man da spannt.

Das Abreißen des Bändchens sollte man durch Frühreaktion verhindern und so zeigt sich wieder, dass uns Pferde spiegeln und uns erziehen.

Piebald, deine Erklärung finde ich 100% ig gut.
bubi9191
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Re: Spazierengehen

Beitrag von bubi9191 »

Hallo,

sehr interessantes Thema,

vielleicht kann mir ja auch jemand behilflich sein:

Es handelt sich um eine 4jährige Stute, die ich vor 4 Wochen gekauft habe.
Weil sie dringend beim Züchter weg musste, musste ich sie leider 2 Wochen in einen Übergangsstall holen.
(Sie ist erst seit ca. 2-3 Monaten von der Aufzuchtsweide runter).
Die erste Zeit im neuen Stall war eine Katastrophe. Ich machte die Boxentür auf, sie stieg mich an und so Späße.
Dabei war nie etwas gegen mich gerichtet, sondern ich wurde einfach ignoriert und ausgeblendet.
Unter dem Sattel ist es ein super braves und aufmerksames Pferd, sie wurde noch nie frech oder doof.

Das größte Problem ist das Führen.
Solange ich sie in der Halle führe oder auf dem Roundpen (draußen), was sie also kennt (und evtl mit Arbeit verbindet?) ist ok. Dort kann ich sie führen, sie trottet entspannt neben mir her, gibt mir Raum, bleibt stehen wenn ich stehen bleibe.
Soweit so gut.
Anders sieht es auf dem Weg zur Halle oder zum Roundpen oder in einer noch fremderen Umgebung aus.

Da macht sie sich extrem groß (da sie eh schon 1,76m hat ist das wirklich groß dann) und schaut umher. Sie tänzelt evtl., prustet, wahrscheinlicher ist sie drängt mich weg oder geht schräg hinter mich, sodass ich Angst haben muss, sie springt mich um. Ich kann ihre Aufmerksamkeit dann nicht auf mich lenken, egal was ich mache.
Ich kann dann stehen bleiben, aber ihre Aufmerksamkeit ist nicht bei mir.

Ich habe das Gefühl, dass sie meint, sie muss mir zeigen, was gruselig ist.
Das ist aber teilweise eben echt gefährlich.

Dieses Pferd hatte heute vor 2 Wochen eine Chip-Op und darf ab heute wieder 10 Minuten Schritt geführt werden. Da die Stute schon so war, als sie bewegt wurde, befürchte ich schlimmstes. Losgerannt ist sie bisher nicht am Strick, aber wer weiß, sie ist ja jetzt unausgelastet.
Das „Kopf tief“ üben wir, aber es sitzt eben natürlich noch nicht.


Es geht weiter am Putzplatz. Anfangs ließ sie Stute sich nicht drehen. Sie hat also nie gelernt auf Druck zu weichen.
Sie kratzt (was extrem nervt), steht aber sonst still (bemerkenswert für eine 4jährige die seit gut 2 Wochen nur in der Box steht, finde ich). Mittlerweile geht das Rumdrehen auch sehr gut.
Außer sie sieht irgendwas. Dann muss sie da hin gucken und ich werde (wie so oft) einfach ausgeblendet und vergessen und zwischen Wand und Pferd eingequetscht. Jeglicher Versuch mich bemerkbar zu machen scheitert. In dieser gefährlichen Situation habe ich auch versucht mich mit der Bürste die in meiner Hand war bemerkbar zu machen (und damit dann „auf sie einzuschlagen“… nicht falsch verstehen, ich habe sie nicht verdroschen!). Das juckt sie aber nicht die Bohne.

Ich habe Verstärkung von einer Einstallerin die viel Bodenarbeit etc. macht und einen 4jährigen Hengst hat, der aber mittlerweile sehr brav ist. Ich habe selbst jahrelang mit Pferden zu tun, auch mit Jungpferden, aber hier fehlt mir die Idee einfach.

Ist die Stute nur unsicher und vertraut mir noch nicht? Ist sie so rüpelig und stumpf weil sie sensibel ist oder weil sie frech ist?
Ich weiß, dass man auf Abstammungen nicht reiten kann, aber ihrem Vater sagt man nach, dass er nicht gerade amateurtaugliche Pferde macht und auch die Mutterseite ist durchgängig geprägt von Vererbern, die gerne und viel auf zwei Beinen stehen. Ich möchte das aber nicht auf die Abstammung schieben. Noch ist die Stute nicht versaut und noch jung genug, um alles zu lernen. Es hat ja immer viel mit Erziehung und Aufzucht zu tun.


Also: Alle Ideen her! 
Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet.
Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern.
Er lernt einfach, wie er sie reiten kann.

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kolyma
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Re: Spazierengehen

Beitrag von kolyma »

Hört sich schon nach fehlendem Vertrauen an - und das kann man leider nicht im Schnelldurchgang schaffen. Ich denke, du musst diese Situationen einfach üben. Was gut hilft um die Aufmerksamkeit des Pferdes zu bekommen sind Führübungen mit schnellen Richtungswechseln. Würde an deiner Stelle immer zwischen Box und Halle Führübungen machen.

Die Frage ist auch, wie viel Auslauf (Weide/Paddock) sie hat, wieviel Sozialkontakte (und ich meine nicht durch Gitterstäbe oder Zäune) und was sie so zu fressen bekommt.
Wenn dein Pferd so aufgedreht ist, weil sie 23h am Tag nur dumm rumsteht und ansonsten keine Beschäftigung hat, wird sie einfach unausgeglichen sein und deshalb aufdrehen.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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