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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 17:51
von Keshia
Wow!

Ich bin gerade zufällig auf diesen Thread gestoßen, und normalerweise lese ich nur quer, außer es ist ein Thema, das mich wirklich stark interessiert.

1. Die Überschrift hat mich hergelockt :breitgrins2: Gut getroffen.
2. Ich hab gedacht, spinnt der? Reiten als Grundrecht?
3. Hab ich den ersten Beitrag gelesen und find ihn super.

Wer sich angegriffen fühlt, kann es als zu provozierend ansehen, das weiß ich nicht. Aber ich fühle mich angesprochen :-n

Erstens habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, ob das Pferd das Recht haben könnte, auch mal etwas anderes zu sehen als seine Koppel (und unsere Koppeln sind riesig, trotzdem irgendwie langweilig) und den Stall. Und wenn ich so drüber nachdenke, ja! Ich glaube, auch Pferden tut es gut, wenn sie mal raus kommen. In Freiheit duchstreifen sie auch große Gebiete, und da wird nicht nur galoppiert, wenn gerade ein Puma aufgetaucht ist. Ich persönlich bin überzeugt von dem Gefühl "Lebensfreude". Ich bin noch nie auf einem Pferd geritten, das im Gelände nicht eindeutig freudig angaloppiert ist oder sich geweigert hat anzutraben. Das ist glaube ich schon ein schönes gemeinsames Erlebnis und nicht nur imitierte Flucht.

Zweitens bin ich so eine, die im Gelände eher ängstlich/vorsichtig unterwegs ist. Teilweise hab ich mir auch schon überlegt, ob ich das überhaupt brauche. Habe aber nie überlegt, ob mein Pferd das braucht. :-z

Auch den Hinweis, daß man seine eigenen Grenzen nochmal neu antesten kann/sollte, finde ich gut.

Sagen wir so: Es gibt weeeeeeeeeeeesentlich schlimmeres als einen Pferdehalter, dessen Pferd täglich auf die Koppel darf oder im Offenstall steht, der sich viel mit dem Pferd beschäftigt und eine gute Beziehung aufbaut. Ich glaube, solche Pferde haben ein extrem schönes, streßfreies Leben.
Aber ich finde es erstrebenswert, einem Pferd das Laufen im Gelände zu ermöglichen, eben so zwanglos wie möglich. Und man kann an sich selbst arbeiten, dieses Ziel zu erreichen, eigene Ängste abzubauen, versuchen dazuzulernen, wie kleinschrittig auch immer. :-n

Danke für den Denkanstoß. :-)

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 18:23
von A.Z.
Ich denke schon den halben Tag über eine Antwort nach.

Unter anderem auch in Bezug auf
Fionnlagh hat geschrieben:Ich finde, Provokation hat bei einem Denkanstoß einfach nix verloren.
Ich denke doch, Provokation hat da was verloren. Für mich funktionieren nachhaltige Denkanstöße garnicht ohne.

Deshalb danke für diesen :kick: , Piebald.
Denn ich habe auch überlegt, ob man das Thema ansich aus dem Tagebuch raus holen sollte. Ob es nicht zu :streit: führt, wenn man es der Forumsgemeinde vorlegt. Ob man damit nicht den ein oder andern zu stark trifft. Ob das unsensibel ist.

Hm - ich selber habe erfahren, dass immer nur unprovokant nicht weiter führt. Ich selber hatte meine eigenen Piebald an dem Hof an dem mein Pferd damals stand und was hat der mich provoziert und was bin ich / sind wir ihm noch heute dankbar dafür. Dabei hat sein eigener Weg ihn zwischenzeitlich gänzlich von den Pferden weg geführt. :cry:

Unser Weg mit ihm hat mein Pferd und mich zurück zu einem zwanglosen Durchstreifen des Geländes in allen Gangarten gebracht. Durch ein Unfallgeschehen hatte ich meine ganz eigenen Ängste. Zuerst offensichtlich, das hat der Trabär durch sein Art durchbrochen mich einfach wirklich immer überall mit hin zu nehmen und vor dort sicher wieder zurück zu bringen.
Geblieben war aber das unbewusste, das hat er still ertragen, mein Steifheit, Verkrampfheit, Unsicherheit, Imbalance - ich war lange, lange sicher ein sehr unbequemer Reiter. Das alles hat mein lieber, lieber Reitkollege durchbrochen, indem er immer wieder Situationen provoziert hat, in die ich mich nie freiwillig begeben hätte. Was hab ich ihn verflucht dafür und wie dankbar bin ich ihm heut. Mein Körper - unser beider Körper, auch der meines Pferdes - konnte nämlich alles leisten, nur das verflixte "was wenn" lies sich lange nicht ausschalten. Nichtmal dann, wenn ich garnicht bewusst dran gedacht habe.

Er hat mich "körperlich" provoziert. Hier im Forum geht das einfach nur mit Worten.

Ich denke, jeder, der sich ganz sicher ist über seine Gründe, wieso er noch nicht oder nicht mehr oder generell überhaupt nicht reitet oder ausreitet, wird sich nicht so provoziert fühlen.
Wer sich hier provoziert fühlt, ist vielleicht unsicher, ob seine Gründe wirklich so gut sind und ich wünsche und hoffe, dass er es schafft, die Hürden zu überwinden.

Und der Trabär sagt grade, dass es da endlich mal jemand begriffen hat, Piebald. ;)

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 18:34
von Fionnlagh
Entschuldigung, aber Piebald hat das Wort Provokation selber benutzt und das war auch durchaus seine Absicht, wie er selber sagt.
Insofern ist es sinnlos, darüber zu diskutieren, ob sich wer provoziert fühlt oder nicht.

Vielleicht ist das auch eine individuelle Sache. Mir persönlich reichen Denkanstöße auch, wenn sie nett formuliert sind und mehr in die Richtung gehen, dass jemand etwas über sich erzählt und einem mit Geschichten Lust zu reiten macht.
Wenn ich mir Eseilena´s Ausritte mit der Pferdin durchlese, dann fühle ich in mir "ja, das will ich auch irgendwann mal haben"! :breitgrins: Sowas weckt den Ehrgeiz mich anzustrengen, das irgendwann zu erreichen.
Vorwürfe von wegen "das ist ein Grundrecht, streng dich mal an" empfinde ich als unnötige Druckmacherei :nix:
Und in dem Punkt bin ich defintiv wie mein Pferd: Druck erzeugt bei mir Gegendruck.

Aber es gibt halt sensible und weniger sensible Menschen...

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 18:47
von A.Z.
Fionnlagh hat geschrieben:Entschuldigung, aber Piebald hat das Wort Provokation selber benutzt und das war auch durchaus seine Absicht, wie er selber sagt.
Richtig und ich meine, dass sie durchaus ihren Platz hat.


Dieses :sigh: "Das will ich auch irgendwann mal." das kenn ich auch.

Und immer waren da die Gründe, wieso das jetzt gerade nicht oder vielleicht nie oder schaun wir mal später ...

Bis dann der kam, der mich proviziert hat. Ders mir einfach gezeigt hat, mich einfach mitgezerrt hat, wo :sigh: plötzlich keine Platz mehr hatte. Wo die Gründe plötzlich keine Gründe mehr waren ...

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 18:47
von ehem User
Keshia und Angela, das freut mich!
Fio..... :shy: ......ich gehöre definitiv zu den unsensiblen. Trotzdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, was ich ganz am Anfang schon schrieb: Das mit der Provokation und dem Grundrecht war durchaus mit selbstironischem Beiklang gemeint und ich kann auch mit Deiner Kritik an dem Thread durchaus was anfangen.

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 18:52
von Fionnlagh
A.Z. hat geschrieben:Bis dann der kam, der mich proviziert hat. Ders mir einfach gezeigt hat, mich einfach mitgezerrt hat, wo :sigh: plötzlich keine Platz mehr hatte. Wo die Gründe plötzlich keine Gründe mehr waren ...
das kann man aber auch auf nette art und weise machen, ohne dann anderen zu provozieren, in dem man dem anderen einfach mut macht und ihn einfach sagt "los komm, das schaffst du, ich helf dir".

aber gut - ich gehör defintiv zu den übersensiblen. manche mögen es empfindlich nennen ;)
Piebald hat geschrieben:Fio..... :shy: ......ich gehöre definitiv zu den unsensiblen. Trotzdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, was ich ganz am Anfang schon schrieb: Das mit der Provokation und dem Grundrecht war durchaus mit selbstironischem Beiklang gemeint und ich kann auch mit Deiner Kritik an dem Thread durchaus was anfangen.
ok ;)
ich kenn dich ja mittlerweile ein bisschen und denke, ich weiß, wie du es gemeint hast ;) .
du relativierst es in deinen späteren beiträgen ja auch. wenn du deinen ersten beitrag gleich so geschrieben hättest, wie deine späteren beiträge, dann hätte ich dich voll verstanden :friends: .

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 19:06
von Keshia
wenn.....
..... dann hätte ich drüber hinweg gelesen :mrgreen:

(Sorry, das soll kein pieksen sein. Man kann es nicht jedem Recht machen, und ich denke, es wurde hier ja gut geklärt, wie was gemeint war. Möchte nur sagen: gut, daß es provokativ war, manche "brauchen" sowas. Manche "brauchen" eher das Mut machen auf die sanfte Art (ist bei mir auch bei einigen Themen absolut so, Fionnlagh :five:), manche wehren sich vielleicht gegen einen Inhalt, weil er "falsch" rüber gebracht wurde.)

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 19:08
von Romy
Nur eine kurze Verständnisfrage an diejenigen, die Reiten als Grundrecht und Nicht-Reiten als problematisch ansehen: Findet ihr dann auch die (Koppel-)Haltung nicht reitbarer Tiere wie Kühe oder Schafe problematisch? Oder von Fohlen und Shetlandponys? Das ist überhaupt nicht provokativ gemeint, sondern würde mich einfach nur interessieren. :-)

Ich persönlich gehöre zu denen, die nicht reiten, ohne dafür einen schwerwiegenden Grund zu haben. Ich habe zwei reitbare Pferde, keine Angst vorm Reiten, sehr schönes Gelände... aber Reiten interessiert mich einfach nicht. Ein schlechtes Gewissen oder Angst davor, meine Pferde ihres Grundrechts zu berauben, habe ich allerdings nicht - ganz einfach deshalb, weil sie selbst auch meist nicht am Reiten interessiert sind. Woher ich das weiß? Weil sie sich das auf unseren Spaziergängen aussuchen können. Zwischendurch steige ich ab und zu auf eine Bank oder einen Baumstumpf und die Jungs wissen, dass sie sich daneben positionieren können, wenn sie geritten werden möchten. Wollen sie das nicht, laufen sie einfach daran vorbei und ich gehe ebenfalls zu Fuß weiter. Und genau das ist es, was in den allermeisten Situationen passiert.

Nur Pia mit ihren 90 cm muss wohl oder übel aufs Gerittenwerden verzichten. Bisher schien es mir aber eher nicht so, als ob sie da sehr drunter leiden würde. ;)

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 19:13
von ehem User
Fio :friends:
Fionnlagh hat geschrieben:
A.Z. hat geschrieben:Bis dann der kam, der mich proviziert hat. Ders mir einfach gezeigt hat, mich einfach mitgezerrt hat, wo :sigh: plötzlich keine Platz mehr hatte. Wo die Gründe plötzlich keine Gründe mehr waren ...
das kann man aber auch auf nette art und weise machen, ohne dann anderen zu provozieren, in dem man dem anderen einfach mut macht und ihn einfach sagt "los komm, das schaffst du, ich helf dir".
aber gut - ich gehör defintiv zu den übersensiblen. manche mögen es empfindlich nennen ;)

Ich merke auch bei mir selbst, wie mich einerseits Lob und positive Bekräftigung unheimlich pusht - andereseits aber provokante aber doch verständnisvolle Kritik und der deutliche Fingerzeig auf meine eigenen Grenzen und Ausreden mir Wege eröffnen, die ich nur mit Lob und positiver Bekräftigung nicht sehen und gehen würde. Ich bin beiden Arten von Menschen dankbar.

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes

Verfasst: Do 21. Mär 2013, 19:25
von ehem User
Romy, aus der Erfahrung mit unseren eigenen Schafen und den Rindern in unserer unmittelbaren Umgebung heraus würde ich sagen, daß das mMn nicht zu vergleichen ist. Ich spreche darüber auch öfter mit Züchtern und TÄen, die diese Meinung teilen. Zum einen sind diese Wiederkäuer charakterlich völlig anders gelagert als Pferde und zum anderen sind sie viel stärker domestiziert und in ihren natürlichen Instinkten stärker degeneriert. Diese Tiere sind sehr stark auf Wirtschaftlichkeit und hohe Fleisch- und Milcherträge gezüchtet, da ist im Laufe der Zuchtgeschichte viel mehr Inzucht im Spiel als bei Pferden. Bei Pferden geht es auch in der Zucht mehr um Charakter, Wachheit, Beweglichkeit und Lernfähigkeit. Daher ist der Vergleich schwierig.
Fohlen sollten mMn so früh wie möglich als Handpferde oder freie Begleiter mitreiten, natürlich nur altersgerechte Distanzen und Tempo. Unsere Hengstfohlen sind im Alter von 6 Monaten zu uns gekommen und mit 8 Monaten als Handpferde mitgegangen, das hat ihnen in ihrer Entwicklung sehr gut getan. Für Kleinponys fände ich zwangloses Kinderreiten oder leichtes Fahren in abwechslungsreichem Gelände schon artgerecht, ja.
Was Deinen Umgang mit Deinen Pferden betrifft finde ich schon, Du könntest ihnen mMn mehr bieten, ja.