Liebe Foris,
ich möchte mich heute einmal bei Euch ausheulen
Ich weiß, dass ich eigentlich über den Dingen stehen sollte, aber an manchen Tagen fällt mir das echt schwer
Aber von Anfang an:
Als ich mir vor zwei Jahren meinen Jungspund gekauft hatte, hatte ich von Jungpferdeausbildung wenig bis gar keine Ahnung. Ýmir war zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt und so ziemlich als "roh" zu bezeichnen. Er kannte Menschen nur vom Weidewechseln und Impfen.
Ich hatte mein schlechtes Gewissen ("Wie kannst du dir ein Jungpferd kaufen, wenn du keine Ahnung hast?" :-ü ) damit beruhigt, dass meine Stallnachbarin Islandpferde züchtet und sich bereit erklärt hatte, mir unter die Arme zu greifen.
Ich hatte sie auch zum Verkaufsgespräch mitgenommen, weil ich eine erfahrene Person dabei haben wollte. Zu dem Zeitpunkt hatte sie auch keinerlei Einwände gegen den Kauf.
Als Ýmir dann bei uns war, begannen wir gemeinsam mit der Ausbildung. Zunächst sollte er das "Sich-Führen-Lassen" lernen und dann auch langsam longiert werden.
Ýmir war im Umgang total lieb und anhänglich. Stillstehen beim Putzen und sich überall anfassen lassen war kein Problem. Auch beim Hufegeben war er ein Musterschüler.
Aber beim Führen riss er sich los und beim Longieren rannte er um sein Leben (natürlich in der berüchtigten Motorradschieflage). Ich war total überfordert und verunsichert. Meine Nachbarin meinte dazu lapidar "Du musst ihn häter rannehmen" und "Der spielt mit dir". Dann machte sie ein JoinUp mit ihm. Das Resultat war ein hektisches und verängstigtes Pferd.
Ich zog endlich die Reißleine und sagte mich von ihr los.
Dann fand ich meine jetzige Ausbilderin / Reitlehrerin, die nach dem LK arbeitet und alles ganz ruhig und mit positiver Verstärkung macht.
Ýmir ist aufgeblüht, hat an Selbstbewusstsein gewonnen, und ist jetzt genau das Pferd für mich, von dem ich immer geträumt habe. Ich reite ihn jetzt schon alleine und in der Gruppe im Gelände, einmal in der Woche arbeite ich auf dem Platz mit meiner RL (die nach klassicher Dressur ausbildet) zusammen, wobei er schon gute Ansätze beim v.-a. zeigt, und er ist für sein Alter einfach unglaublich cool und gelassen.
Ich bin echt stolz auf ihn
Aber meine Nachbarin hat es nicht vertragen, dass ich einen anderen Weg gegangen bin als sie. Ich als Greenhorn habe es gewagt, gegen die große Züchterin zu argumentieren. Sie ist hier im Norden wirklich recht bekannt und hat durchaus Einfluss...
Und leider hat sie sich dazu entschlossen, alles schlecht zu reden, was Ýmir und mich angeht.
Das Pferd habe einen bösartigen Charakter, was ja bei der Abstammung nicht weiter verwunderlich wäre. Man müsse ihn hart anpacken, damit kein Unglück geschehe. Ich hätte bis jetzt nur Glück gehabt, dass mir noch nichts passiert sei. Aber wäre nur eine Frage der Zeit. Sie mache sich große Sorgen, wenn sie sieht, wie ich mit diesem Untier vom Pferd so sorglos umgehe.
Und diese Reden schwingt sie nicht nur auf öffentlichen Treffen der Islandszene hier im Norden, sondern sie macht auch vor meinen beiden Stallkameraden nicht halt. So sagte jetzt gestern eine von den Miteinstellern, ich solle ja vorsichtig sein, mit Ýmir würde ich noch mein blaues Wunder erleben. Und sie traut sich jetzt nicht einmal mehr, das Pony anzufassen. Dabei müsste sie doch sehen, wie lieb er immer ist. Sie erlebt ihn doch jeden Tag, und er tut keiner Fliege was zu Leibe.
Gestern war ich nach zwei Tagen Kurzurlaub das erste Mal wieder am Stall, und mein Kleiner kam auf der Weide auf mich zugetrabt, dann haben wir fangen gespielt, er läuft trotz leckerstem Gras zu seinen Hufen hinter mir her, schlägt jeden Haken mit, stoppt, galoppiert neben mir her, hält aber auch immer Abstand ein und ist nicht aufdringlich.

Ich war hin und weg
Deshalb sage ich mir ja "Ist egal, was erzählt wird, du weißt es besser".
Aber wenn sogar die Miteinsteller einen schief angucken, dann bekomme ich langsam Bauchschmerzen. Ich fühle mich echt unverstanden. Was soll ich denn noch machen, als jeden Tag aufs Neue zeigen, wie lieb er ist.
Natürlich erschreckt auch er sich mal und springt zur Seite. Aber hey, er ist 5, da darf ein Pferd das doch mal, oder? Und er ist sofort wieder ruhig und ganz bei mir. Trotzdem heißt es sofort "Siehst du, ich hab's ja gesagt".
Sorry für diesen Roman, aber mir ist echt zum Heulen. Ich bin zu empfindlich, oder?
