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Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: Sa 17. Jan 2015, 23:01
von Avaris
Dazu habe ich noch eine kurze Anmerkung: Das Pferd ist ein Lauftier, welches lange Strecken im
Schritt zurücklegt

Nicht unbedingt im Renntrab oder Galopp. Klar, der ist auch (gerade bei jungen Kerlen wie z.B. meinem) immer mal wieder gerne dabei, allerdings ist mir da beim Beobachten der Pferde Folgendes aufgefallen: So richtig energievoll getobt und gerannt wird nicht sehr lange am Stück. Es geht eine Weile wild her, dann ist Pause. Dann geht es, wenn alle Lust haben, wieder eine kleine Runde wild her, dann ist wieder Pause.
Also, eine komplette, kilometerlange Galoppstrecke an der Hand mit rennen, das kriege ich auch nicht hin

Aber diese Art, wie es mein Pferd und seine Kumpels auf der Weide von sich aus machen: Toben - Pause - Toben - Pause,
das kriege ich hin. Und das scheint für uns so sehr gut zu passen. Allerdings ist auch Folgendes wahr: Er "steht halt nicht im Training", sprich er kennt dieses lange, andauernde Anstrengen auch gar nicht mehr. (Und ich warte immer noch darauf, dass ich von der ganzen körperlichen Betätigung endlich mal abnehme und gertenschlank werde

)
Für unseren Teil kann ich sagen, dass mein Pferd unter'm Strich zufriedener wirkt, seitdem wir nicht mehr reiten. Und darauf kommt es doch an
Betrachtet man die körperlichen Aspekte, dann möchte ich auch ehrlich gesagt gar nicht mehr, dass er geritten wird. Von Vergewaltigung zu reden finde ich ebenfalls schon ziemlich hart, immerhin sprechen wir hier ja von so weit wie möglich zwanglosen Ritten ins Gelände (bei einigen Reitschulen, die mir so vor dem inneren Auge herumgeistern, sähe ich diesen Begriff allerdings schon als gar nicht so abwegig an), aber ich weiß, was das Gerittenwerden mit
seinem Körper macht und das will ich ihm gar keinen Fall antun. Wobei es sicherlich noch Unterschiede gibt wie bspw. meine ehemaligen Stallkollegin, die mit ihren 45 kg ihrem 1,60 m Pferd wohl weit weniger zu Last fällt als ich es mit meinen mittlerweile 70 kg meinem 1,44 m Pony tun würde.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: Sa 17. Jan 2015, 23:33
von kolyma
Avaris hat geschrieben:Dazu habe ich noch eine kurze Anmerkung: Das Pferd ist ein Lauftier, welches lange Strecken im
Schritt zurücklegt

Nicht unbedingt im Renntrab oder Galopp.
Davon war auch nie die Rede.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 00:47
von Avaris
Ja und? Jetzt kann ich dir nicht ganz folgen...?
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 09:05
von ehem User
kolyma hat geschrieben:Avaris hat geschrieben:Dazu habe ich noch eine kurze Anmerkung: Das Pferd ist ein Lauftier, welches lange Strecken im
Schritt zurücklegt

Nicht unbedingt im Renntrab oder Galopp.
Davon war auch nie die Rede.
Und so ganz stimmt das auch nicht - Wildpferdeherden überwinden lange Strecken z.B. von
Weidegründen zu Wasserlöchern in der Regel im Trab. Mittlerweile sehe ich viele Vergleiche zu Wildpferden sowieso eher skeptisch, weil man sich immer nur das rauspickt, was einem passt. Das Wildpferde auch verhungern oder an Krankheiten bzw. Verletzungen eingehen und auch generell nicht so alt werden wie Hauspferde wird dann gerne übersehen. Noch dazu würden viele unserer Ponys/Pferde als Wildpferde nicht mehr überleben, da sie sich an andere Bedingungen angepasst haben.
Aber letztendlich zählt doch wirklich nur, was wir sehen, was unserem Pony gut tut. Bei dem einen mag es ja sein, dass das Pferd ohne Reiter glücklicher ist. Bei uns trifft das jetzt auch nicht zu, Pony liebt es in allen Gangarten im Gelände unterwegs zu sein.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 09:54
von Avaris
Swedenfox hat geschrieben:
Und so ganz stimmt das auch nicht - Wildpferdeherden überwinden lange Strecken z.B. von
Weidegründen zu Wasserlöchern in der Regel im Trab.
Aber in einem kräfteschonenden, gemütlichen Tempo. Damit wollte ich für meinen Teil anschaulich machen (vielleicht auch für mich, denn die Pferde der meisten Menschen - so sie diese denn auch richtig verstehen - scheinen da ja anders zu sein), warum mein Pferd eben
nicht unbedingt ewig lange Strecken in einem hohen Tempo laufen will
Swedenfox hat geschrieben:
Mittlerweile sehe ich viele Vergleiche zu Wildpferden sowieso eher skeptisch, weil man sich immer nur das rauspickt, was einem passt. Das Wildpferde auch verhungern oder an Krankheiten bzw. Verletzungen eingehen und auch generell nicht so alt werden wie Hauspferde wird dann gerne übersehen.
Was hat das denn nun mit dem Bewegungsverhalten zu tun?
Swedenfox hat geschrieben:
Aber letztendlich zählt doch wirklich nur, was wir sehen, was unserem Pony gut tut. Bei dem einen mag es ja sein, dass das Pferd ohne Reiter glücklicher ist.
Das sehe ich genau so
Leider muss ich sagen, dass ich persönlich bisher die Erfahrung gemacht habe, dass es durchweg nicht akzeptiert wird, wenn ein "junges, gesundes Pferd im besten Alter" nicht geritten wird. Dass es dem Pferd so besser gefällt (und dem Menschen auch) ist den Leuten dabei leider relativ egal - oder es wird einem unterstellt, man würde das Pferd nicht verstehen oder hätte heimlich Angst vor'm Reiten. Dass sowohl Pferd als auch Mensch es schlicht und ergreifend nicht wollen, das scheint für viele Leute zu un-glaublich zu sein?
Ich konnte in den bisherigen Ställen / Foren / Gruppen / etc. bisher Erfahrungen von blankem Staunen und Unglauben bis hin zu einer wirklich aggressiven "Gegenwehr" (wogegen eigentlich? Warum fühlen sich Leute angegriffen, wenn MEIN Pferd nicht geritten wird?) machen. Das finde ich wirklich sehr schade

Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 10:02
von ehem User
Was hat das denn nun mit dem Bewegungsverhalten zu tun?
Das hat für mich insofern was damit zu tun, dass eben jeder Vergleich zu Wildpferden irgendwie hinkt, da die Bedürfnisse von domestizierten Pferden m.M.n. einfach anders sind - auch die Bewegungsbedürfnisse.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 10:50
von kolyma
Sehe ich da wie Swedenfox. Grundsätzlich darf ja jeder mit seinem Pferd tun was er möchte, sofern er das Pferd nicht verwarlosen lässt und für seine Bedürfnisse sorgt.
Ich sehe es immer etwas problematisch wenn man anfängt zu missionieren oder sich selbst in so eine defensive Haltung verfällt sich aggressiv zu verteidigen. Das ist nicht nötig und hinterlässt meist auch ein völlig falsches Bild von dem was man ja eigentlich gerne vermitteln möchte.
Als ich mein Pferd damals bekam war er völlig unbemuskelt, völlig in sich gekehrt und völlig ohne Kondition. Aus dem damaligen Zustand heraus hätte man sicher interpretieren können, dass mein Pferd lieber nicht geritten werden mochte. Er hat auch mehr als einmal deutlich gemacht, dass das was ich unter Bewegung verstehe - nicht seiner Interpretation entsprach. Alles was er zu Stande brachte war einmal quer über den Reitpatz buckeln (der wirklich klein ist ^^) um an der unteren Ecke, völlig K.O. stehen zu bleiben und jegliche weitere Bewegung konsequent zu verweigern.
Damals war ich an dem Punkt zu überlegen, was tun. Ich hatte mir ein Pferd zum reiten gekauft. In den Augen der Einen ist es vielleicht Egoismus - in meinen Augen sah ich den armen Wurm - der eigentlich beste Vorraussetzungen hatte, der von der eigenen Trägheit gefesselt in einem schwächlichen Körper ist.
Und ich glaube ich hab ihn wirklich mehr als ein Jahr in den Hintern getreten, bis in seinem Kopf der Schalter umsprang und er aus sich heraus eine unbändige Lebensfreude und unbändige Freude an der Bewegung fand. Als er endlich die Kraft hatte, war er nicht mehr zu bremsen. Seine ganze Psyche hat sich gewandelt - er ist so selbstbewußt wie nie zuvor, spürt sich selbst ganz neu.
Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass in jedem Pferd Lebensfreude und Kraft stecken, die sich in Bewegung zum Ausdruck bringen lässt. Die Voraussetzung dafür ist aber trotz allem recht pragmatisch - das sind Kraft und Kondition auf der körperlichen Seite und Bestätigung, Lob und Anerkennung auf der mentalen Seite. Auf der körperlichen Seite verstehe ich mich durchaus als "Trainer" auf der mentalen Seite verstehe ich mich als Freund, als Coach und als liebevoller Partner. So habe ich versucht mein Pferd auf eine ganzheitliche Ebene von Körper und Geist zu bringen in der es sich entfalten und wohl fühlen kann.
Das setzte auf der körperlichen Ebene reiten voraus - denn wie gesagt, als schwächlicher Zweibeiner kann ich nie und nimmer bei einem Pferd Kraft und Kondition aufbauen (klar, das geht auch vom Boden, aber da ist ein völlig anderes Trainingskonzept von Nöten).
Und das Konzept ging wohl auf - mein Pferd ist kraftvoll und motiviert - neu aufgeblüht mit einer schönen, stolzen Ausstrahlung. Und klar galoppieren wir auch mal zwei, drei Kilometer durch - das macht mein Pferd auch gerne - weil er es dank seiner Kraft und Kondition kann. Anfangs war das einfach undenkbar. Sowas ist eine Entwicklung - und nicht von heute auf morgen einfach da oder auch nicht.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 13:12
von ehem User
Ich unterschreibe komplett bei Kolyma!!!
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 13:32
von Schnucke
Ich bin da ganz bei Swedenfox und kolyma.
Gerade das Beispiel von Kolyma zeigt doch, daß ein Pferd auch durch unseren "Egoismus" an Lebensqualität gewinnen kann.
Ähnlich war es bei meiner Dicken, die würde es evtl. inzwischen gar nicht mehr geben wäre ich nicht so böse gewesen und hätte sie auftrainiert. Sie hätte wahrscheinlich jetzt EMS oder Rehe ect. . Mit weniger Gewicht und mehr Kondition stieg auch die Lust an Bewegung.
Klar anfags hab ich auch versucht den Rücken frei zu halten und wir durchstreiften das Gelände zu Fuß, zum Teil geritten wie Luju das mit ihrem Pony macht. Den anderen Teil kam sie als Handpferd mit, mir waren die Strecken und die Zeit die wir zu Fuß dafür brauchten dann einfach mit der Zeit zu lang. Aber dann kam schnell das Reiten dazu, denn je schlanker und fitter mein Pferdchen wurde umso flotter wurde sie und umso mehr wollte sie.
Allerdings trägt mein Pferd mich inzwischen auch spielend, sie ist muskulär und von den Grundvorraussetzungen passend zu meinem Gewicht. Wobei ich auch auf mein Gewicht, meinen Körper (Beweglicheit/ Balance) achte und derzeit wieder etwas abnehme damit das weiter opimiert wird.
Re: Reiten als Grundrecht des Pferdes
Verfasst: So 18. Jan 2015, 14:18
von Wallinka
Ich denke, da kommt es wie so oft auf das einzelne Individuum und auf die Kombination Mensch/Pferd drauf an, ebenso wie auf die Umgebung, die ich meinem Pferd bieten kann. Ich habe vier nicht reitbare Pferde: zu klein, zu alt, zu krank....und die haben ganzjährig sehr viel Platz zum rennen und toben und ich gebe mir Mühe, diesen Platz auch tobefreundlich zu gestalten. Und so gestalten wir unsere freie Zeit vom Boden aus- Frei auf der Wiese, auf dem Platz, wenn er es hergibt, zu Fuß in der Umgebung. Und ich denke, ich habe glückliche Pferde, auch wenn sie nicht geritten werden. Und da für mich reiten nicht wichtig ist, bin auch ich glücklich mit meinen Pferden.
Dh ja aber nicht, dass sie woanders, mit einem anderen Menschen nicht auch mit einem anderen Bewegungsprogramm glücklich werden könnten. Es gibt ja nicht nur eine Art, um zufrieden und glücklich zu sein.