Diskussion rund um Hufe

Moderator: Sheitana

Wallinka
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Wallinka »

Wenn ich hier so mitlese, frage ich mich manchmal, ob Pferde nicht genau wie Menschen auch einiges kompensieren können, was Hufe/Füsse angeht. Denn nachdem was hier so geschrieben wird, scheint es ja durchaus Pferde zu geben, deren Hufe nicht dem Idealbild der Bearbeitung entsprechen und die trotzdem problemlos laufen können. Genau so, wie es Menschen gibt die in Schuhen Laufen/Rennen/Tanzen können, in denen ich nicht mal unfallfrei stehen könnte. Plateauschuhe zB oder High Heels
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Sheitana
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Sheitana »

Jep, das Hufwachstum wird in der Regel weniger... Ich hätte bei Ron geschworen, das geht niemals gut mit Beschlag, den musste man teils wöchentlich bearbeiten.... Ging dann doch mit 5 Wochen-Intervall, zumindest, solange der Schmied engagiert war.

@ Wallinka, natürlich tun sie das.
Ich hätte z.B. behauptet, Abby fühlt sich wohl mit ihren Hufen. Es gab keine Anzeichen, dass nicht. Okay, sie war auf Schotter fühlig, aber ansonsten lief sie gut. Seit der Änderung beim letzten Hufkurs hat sie einen Trab ausgepackt, den musste ich erstmal wieder sitzen üben. Es war also nicht bequem für sie, sicherlich nicht fürchterlich schlimm, aber auch nicht bequem.
Das Problem sitzt auf Seiten der Besitzer und der Schmiede. Die Besitzer wissen nicht Bescheid und die Schmiede/Barhufbearbeiter können es nicht.
Das soll auch von mir keine Klugsch******** sein, aber ich habe mich ja nun doch die letzten Monate damit sehr intensiv beschäftigt und wenn man dann mal anfängt, sich die Hufe von Pferden anzusehen, dann kann man nur sagen "die armen Viehcher, die müssen ganz schön was kompensieren".
Und es stellt sich doch immer die Frage, tut es weh, was ich kompensiere, oder tut es nicht weh? Ich kann sicher mal einen Tag auf High Heels laufen, bin aber froh, wenn ich sie abends ausziehen kann, weil mir dann die Füße weh tun. Pferde laufen da 24h drauf, ich möchte mal einen Menschen sehen, der 24h, 365 Tage im Jahr mit Schmerzen läuft.

Besonders erschreckend finde ich, dass viele Schmiede/Hufbearbeiter nicht mal die Grundlagen kennen. Wir haben Pferde im Stall, die laufen mit Hufen, das ist gru-se-lig. Die sind viel zu hoch, zu lang, die Trachten mega weit untergeschoben, ausgebrochen etc. und keiner merkt es (gleichzeitig wird aber belächelt, dass ein Hufkurs veranstaltet wird ;-) ).... da gehen auch die Eisen alle 2 Wochen fliegen, aber das liegt alles an der schlechten Hornqualität, mit der Bearbeitung hat das ja gaaaaar nichts zu tun.
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Schattenstern
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Schattenstern »

Bei Bilbo sind wir in den Intervallen deutlich länger geworden, seit er vorne die Duplos drauf kommt. Von vier Wochen mit Zwischenbearbeitung auf acht Wochen ohne Hand anlegen zwischendrin. Er ist fürchterlich fühlig auf allen harten Böden gelaufen (auch auf dem Auslauf) und das auch zunehmend immer mehr. Seit dem Frühjahr hat er vorne Duplos, die halten drei mal aufnageln. Er geht im Gelände auf Schotter ohne das geringste zucken und läuft auch auf dem Platz so viel lockerer! War für uns die richtige Entscheidung, auch wenn ich selbst immer barhuf haben wollte. Kann natürlich bei jedem Pferd anders sein, ich wollte nur mal meine Erfahrung dazu werfen.
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Fionnlagh
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Fionnlagh »

Klar kompensieren sie. Die Frage ist halt, wie viel kompensieren sie und wann geht es nach hinten los. Der Bär lief Jahre mit zu langer Zehe rum. Klar, ich hab´s gesehen, aber da ich selber nicht mehr kann und er gut lief, hab ich halt (bewusst) weg geschaut :nix: . Bis letztes Jahr das System ein bisschen gekippt ist und er lahm war über Monate.


Was ich mich ja frage, warum so unglaublich viele Pferde barhuf nicht laufen können? Wie ich schon sagte, im jetzigen Stall ist nicht ein einziges Pferd vorne unbeschlagen. Ich muss dazu sagen, dass hab ich noch in keinem anderen Offenstall gesehen. Da gab es immer beschlagen und unbeschlagen. Hier sind wir die einzige Ausnahme :kratz: . Klar ist das individuell, aber bei uns scheint es verdammt wenig Pferde zu geben, die mit den Verhältnissen zurecht kommen. Ausreiten ohne Hufschuhe kenne ich nihct ein einziges Pferd, dass das schafft. Jetzt nicht nur die Pferde bei mir im Stall, sondern allgemein. Geht hier irgendwer in allen Gangarten raus ohne Hufschutz? Wenn ja, was habt ihr für Böden?
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Sheitana
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Sheitana »

Es gibt da denke ich zwei Gründe: Es wird in der Zucht zu wenig drauf geachtet und die Pferde werden zu wenig auf die Böden, auf denen sie laufen müssen, trainiert.

Ich war früher ohne Hufschuhe unterwegs. Feldwege und feiner Lavasand. War nie ein Problem. Seit letztem Jahr haben wir Schotter, anfangs war der gut zusammen gerüttelt und fest, auch kein Problem, seit dem Winter ist er ausgewaschen und spitze/scharfe Steine liegen lose auf. Seitdem geht es nicht mehr :nix:
Vielleicht könnten unsere Pferde ihre Hufe darauf trainieren, aber nicht, wenn sie 24h komplett anderen Boden haben.
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Sheitana »

Mir ist spontan noch ein dritter Grund eingefallen: Wir lassen die Hufe nicht so sein, wie sie sein sollen.
Ist ein Huf schief/steht ein Bein schief, wollen wir das immer gerade haben. Wenn das Pferd aber von Grund auf eine Fehlstellung hat, so wird ihm ein (optisch) gerader gemachter Huf immer Probleme bereiten.
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Fionnlagh »

Ja, diese Begründung gibt es ja immer. Das glaube ich grundsätzlich schon, dass sie bei Ausritten auf anderen Böden als Zuhause nicht daran gewöhnt sind.
Aber in meinem Stall gibt es schon seit Jahren den gleichen Boden und die anderen Pferde sind schon seit Jahren da. Trotzdem haben alle früher oder später Eisen bekommen, weil sie sich an den Boden nicht gewöhnen konnten... die leben da aber 24 Stunden drauf. Also klar sind sie im Sommer auf der Weide, aber die Weidezeit ist verhältnismäßig gering im Vergleich zur Zeit am Paddock.
Im letzten Stall, in dem wir 5 Jahre waren, hatte der Paddock auch Schotter. Nicht so grober Schotter wie der im jetzigen, aber es war geschottert. Trotzdem konnte der Bär auch da nie auf Ausritten ohne Hufschuhe traben bzw. galoppieren :nix:
Wir haben keine Sandwege, sondern auch hauptsächlich Schotter, auch die Feldwege sind großteils geschottert.
Mir fehlt eben dieser Gewöhnungseffekt, von dem alle immer reden :tuete: . Ich hab den noch nie erlebt. Eher erlebe ich am laufenden Band, dass die Pferde doch irgendwann beschlagen werden...
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Sheitana »

Dann kommt halt wie gesagt wieder die Zucht dazu. Es wird einfach nicht drauf geachtet :nix: Was in den Genen nicht drin ist, kann man nicht antrainieren.
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Fionnlagh
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Fionnlagh »

Zucht und Bearbeitung... mh, ja. Vielleicht das. Wobei bei der Bearbeitung würde ich bei uns eher sagen, dass es daran liegt, dass eben zu wenig bearbeitet wird bzw. einfach nicht korrekt. Ob wirklich zu sehr darauf geschaut wird, dass die Beine gerade werden sollen - ich weiß nicht. Interessanter Ansatz. So hab ich das noch nie gesehen. Ich sehe eher, dass Züchter ihre Fohlen das erste Jahr erst mal gar nicht bearbeiten lassen und sehe Fehlstellungen, die eigentlich nihct sein müssten, wenn man von Anfang an geschaut hätte.
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Re: Diskussion rund um Hufe

Beitrag von Sheitana »

Die wenigsten Pferde stehen von Natur aus wirklich gerade.

Wir hatten da ein ziemliches Aha-Erlebnis beim Kurs letztens. Das Pferd steht eigentlich zeheneng. Die Hufe hat er sich auch immer so angelaufen, aber die Schmiede haben ihn alle immer gerade stellen wollen. Der letzte Schmied so sehr, dass er danach echt schlecht lief. Dieses Pferd hatte beim Reiten - obwohl gut ausgebildet - immer Probleme, besonders im Galopp.
Wir haben ihn unter Anleitung dann so bearbeitet, wie die Hufe es vorgegeben haben. Optisch steht er jetzt deutlich schlechter da, wirklich zeheneng und wenn man das sieht denkt mal erstmal "was wurde denn da vermurkst".
Nach der Bearbeitung ging ein Seufzer durchs Pferd, er kaute ab, stelle sich gleich bequemer hin und seine Galoppprobleme sind Geschichte.
Hätte ich es nicht selbst erlebt, ich würde es nicht glauben :nix: Keine Ahnung, ob der als Fohlen nicht genügend Beachtung hatte oder nicht, solange haben die Besitzer ihn nicht, aber jetzt braucht er jedenfalls zehenenge Hufe.

Und ansonsten sind Eisen doch auch einfach normal. Letztens sagte mir jemand, dass ihr Pferd schon als Jährling Eisen gebraucht hätte. Das wäre halt so und wenn das Pferd das braucht, dann muss das eben sein. Ich habe dazu nichts gesagt (ein Hoch auf meine Selbstbeherrschung ^^), aber wie kann man das normal finden? Ich hätte nach den Eltern fragen und diese Blutlinien aus meinem Wunschrepertoire streichen sollen...
Und wie oft hört man " der braucht Eisen, sonst läuft der nicht". Wie die Eisen aussehen ist doch egal, solange das Pferd läuft wird es schon richtig sein.

Wenn ich noch weiter züchten wollen würde... ich glaube, ich würde kein Zuchtpferd mehr finden für mich :shy:
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