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Re: Legerté

Verfasst: Mi 24. Okt 2012, 09:40
von maiblume
Ah super, vielen Dank! Ich habe die Unterschiede verstanden!

Re: Legerté

Verfasst: Mo 7. Jan 2013, 22:25
von Shieldmaiden
hmm, so, nun melde ich mich auch mal zu Wort. Ich ueberlege schon laenger (und hab es auch im alten thread getan), ob ich hier mitschreiben soll oder nicht... Also tu ich es mal.

Ich hab nur in die letzten seiten mal reingelesen und sag dazu vielleicht was... Erstmal zum gebisslos. Die diskussion kommt ja ueberall, und dazu kann ich ja vielleicht eine kleine geschichte erzaehlen. Wir haben naemlich eine im Kurs die auch immer ohne gebiss geritten ist, und sie ist auf gebiss umgestiegen. Ich finde ihre Erfahrung aeusserst interessant. Sie reitet einen Anglo-Araber, und der findet gebisse "bescheiden". Es hat also erstmal gedauert, bis er das gebiss toleriert hat, aber 'reden' tut er immer noch ungern mit ihr. Und darum geht es mit dem gebiss - kommunikation. Es ist absolut moeglich, auch ohne gebiss - aber dadurch wird das reiten WENIGER! fein. Das ist mit sporen im uebrigen aehnlich. Die idee ist doch mit weniger einwirkung etwas zu erreichen. Leider haben sowohl gebiss als auch sporen einen schlechten ruf, da sie naemlich feinere hilfen erlauben - und natuerlich kann man damit auch mehr schaden anrichten und auch brutaler sein. Dass ist aber nicht die schuld des gebisses, oder des sporens - sondern des reiters. Den unterkieffer zu lockern (meinte die dame halt) ohne gebiss und das mit dem pferd fein zu kommunizieren ist einfach ohne gebiss schwieriger (aber nicht unmoeglich!)

Das naechste - klassisch. Monsieur, so weit ich das erkennen kann, bezeichnet sich selber nicht als klassisch, und natuerlich auch nicht als barock. Klassisch ist nicht geschuetzt und kann somit von jedem und allem gebraucht werden - fuer mich bedeutet er entsprechend ueberhaupt nix. Legerete ist geschuetzt und so vermute ich mal dass dies seine erfindung ist (also der name meine ich). 'french classical' hab ich auch schon gehoert - aber eigentlich gibt es auch da schon so viele, und je mehr von den 'klassikern' ich lese, desto deutlicher wird es dass sich NIEMAND vollkommen einig ist :kicher: Baucher, Racinet, gueriniere - und die FN behauptet ja auch, das dies der herr des ganzen FN zeugs waere (der wuerde sich im grabe drehen, da bin ich sicher ;-) )

Re: Legerté

Verfasst: Mo 7. Jan 2013, 22:34
von Shieldmaiden
aber nun zum wichtigsten, dass ich hier gelesen hab - monsieur wuerde seine pferde nicht in vorwaerts abwaerts reiten :-o

Also, ich sage mal das ziel von JEDER uebung bisher war, das pferd in 'neck extension' zu reiten. Demnach haben wir nun die ersten 1.5/2 jahre unseres kurses damit verbracht, dies zu erlernen, und zwar fuer alle moeglichen pferde, sei es die a/r pferde, die 'poll flexion into neck extension' und auch die, die sich auf die hand legen. Es ist ausserdem in unserer pruefung drin dass wir neck extension in allen uebungen zeigen koennen muessen - also zB im schulterherein, im aussengalopp usw

Es wird immer und in jeder stunde regelmaessig abgefragt, ebenso wie regelmaessige pausen (im halt) am hingegebenen zuegel. Das Geruecht finde ich wirklich seltsam :kratz:

Vielleicht weil er in seinem letzten Buch nicht so darauf eingeht? :nix:

Allerdings sieht eine 'neck extension' auch nicht unbedingt so aus wie das 'klassische' ;-) vorwaerts abwaerts:

Neck extension beginnt damit, dass mein pferd den zuegel mit nach vorne nimmt und den halsansatz und widerrist anhebt. Der Hals wird maximal bis waagerecht verlaengert, das genick ist dabei offen und die nase somit lang nach vorne (und nicht wie man so oft beim 'zuegel aus der hand kauen' sieht eingerollt, tiefer hals, oder nase auf dem boden).

Der grundgedanke ist dabei - der ruecken ist so lang wie moeglich. Das pferd sucht den kontakt und faellt nicht nach vorne (oder nicht mehr, als 'muss') und ein spannungsbogen entsteht dabei. Deswegen brauchen manche pferde zB die poll flexion bevor sie sich langmachen - denn sonst lassen sie sich einfach ohne anheben im ansatz nach vorne fallen - und diese art von pferden haengt eh schon uebermaessig auf der vorhand und man wuerde nichts erreichen.

Ueberhaupt ist die neck extension von pferd zu pferd verschieden, der grad der extension variiert und auch wie man es erreicht...

Re: Legerté

Verfasst: Mo 7. Jan 2013, 23:17
von ehem User
:lesen:

Sehr interessante, lehrreiche und toll erklärte Beiträge hier. Danke dafür!

Reiten nach der Ecole de Légèreté und Rädchenzaum finde ich einen unüberbrückbaren Widerspruch, da die Zügelhilfen der Ecole de Légèreté über den Rädchenzaum ganz anders ankommen und das Lösen über die Abkauübungen auch vom Sattel aus mit dem Rädchenzaum nicht möglich ist. Wenn man es kann, kann man mit dem Rädchenzaum bestimmt alle möglichen Dinge machen, aber nicht Reiten nach der Ecole de Légèreté.

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 09:54
von trakkifan
Integra hat geschrieben: Bei PK wird häufig eine hohe Handhaltung kritisiert und das er seinen Schülern nicht beibringt, das man auch öffter vorwärts-abwärts reiten soll (weiß ich aber auch nur durch hören, sagen. Habe ich mich auch nie weiter mit beschäftigt)
hier ein paar fotos, damit man nicht immer nur von anderen hört was er angeblich so macht...
und bei genauem hinsehen kann man die eine oder andere dehnungshaltung bestimmt auch sehen.

http://www.facebook.com/pages/Reiten-mi ... 9036998166

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 12:39
von La Espanola
Piebald hat geschrieben: Reiten nach der Ecole de Légèreté und Rädchenzaum finde ich einen unüberbrückbaren Widerspruch, da die Zügelhilfen der Ecole de Légèreté über den Rädchenzaum ganz anders ankommen und das Lösen über die Abkauübungen auch vom Sattel aus mit dem Rädchenzaum nicht möglich ist. Wenn man es kann, kann man mit dem Rädchenzaum bestimmt alle möglichen Dinge machen, aber nicht Reiten nach der Ecole de Légèreté.
Légèreté besteht aber nicht nur aus Abkauen. Für mich ist dies auch ein wichtiger Punkt, aber es gehört auch mehr dazu als nur Abzukauen. Gerade Neck Extension und die generelle Hand ohne Bein Bein ohne Hand Philosophie und andere Dinge wie das reiten über den äußeren kann man auch mit dem LG reiten. Ich selber reite auch mit Gebiss, weil für mich WENIGER wie Shieldmaiden es beschrieben hat wichtig ist und auch das Abkauen.

Und dir Shieldmaiden stimme ich voll und ganz zu. Das erste Thema ist Neck Extension und das in der richtigen Form. Nicht auf der Vorderhand, mit Zug am Zügel und angehobenen Widerrist und das ist meiner Meinung nach ziemlich schwer, wenn nicht sogar das schwerste was man reiten kann.

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 13:01
von ehem User
Das Abkauen lassen - auch vom Sattel aus - ist aber ein unverzichtbarer Bestandteil der EdL. Und verschiedene Zügelhilfen werden durch den Rädchenzaum auch ganz anders übertragen als durch eine klassische Trense. Wie gesagt, man kann viele Elemente der EdL auch mit dem Rädchenzaum nachreiten, aber es ist dann ohne das Element des Abkauens und die unterschiedliche Wirkungsweise der Zäumung eben nicht mehr das Selbe und ich finde es falsch, es dann noch EdL zu nennen.
Aber vllt täusche ich mich da auch, man sollte mal PK selbst oder eine seiner lizensierten RL dazu befragen.

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 13:03
von trakkifan
La Espanola hat geschrieben: Und dir Shieldmaiden stimme ich voll und ganz zu. Das erste Thema ist Neck Extension und das in der richtigen Form. Nicht auf der Vorderhand, mit Zug am Zügel und angehobenen Widerrist und das ist meiner Meinung nach ziemlich schwer, wenn nicht sogar das schwerste was man reiten kann.

ja, das stimmt. eine korrekte dehnungshaltung ist das wichtigste in der pferdeausbildung. damit die pferde den menschen überhaupt tragen können. und das können sie am anfang einfach nur wenn das nackenband den rücken korrekt anhebt.
gerade die Légèreté muss sich aber häufig der kritik stellen, dass die pferde zu "offen" sind und daher der rücken hängt.
leider seh ich immer wieder pferde die durch demi arrets, ständigem genicköffnen, einfach kein zug auf das nackenband bekommen können. wäre es manchmal nicht besser sie durch ein aktion-reaktion das genick öffnen zu lassen und damit den rücken heben zu können? es ist wirklich ein schwieriger grad wenn man korrekt, gesundheitschonend reiten will.

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 13:10
von trakkifan
Piebald hat geschrieben:Das Abkauen lassen - auch vom Sattel aus - ist aber ein unverzichtbarer Bestandteil der EdL. Und verschiedene Zügelhilfen werden durch den Rädchenzaum auch ganz anders übertragen als durch eine klassische Trense. Wie gesagt, man kann viele Elemente der EdL auch mit dem Rädchenzaum nachreiten, aber es ist dann ohne das Element des Abkauens und die unterschiedliche Wirkungsweise der Zäumung eben nicht mehr das Selbe und ich finde es falsch, es dann noch EdL zu nennen.
Aber vllt täusche ich mich da auch, man sollte mal PK selbst oder eine seiner lizensierten RL dazu befragen.

ich nehm mal ein beispiel. das aktion-reaktion in dieser ausbildungsmethode. das pferd soll lernen das gebiss zu nehmen. also man gibt mit hoher hand druck auf die maulspalten und das pferd soll diesem druck FOLGEN (nicht ausweichen!) und zwar so lange bis der druck der reiterhand nachgibt.
gebisslos soll das pferd ja dem druck nachgeben. man zieht links, das pferd geht links, man hält die hand gegen und das pferd schließt das genick. es gibt einfach nicht so viele möglichkeiten dem pferd was zu erklären.

Re: Legerté

Verfasst: Di 8. Jan 2013, 13:20
von A.Z.
Stopp - bei den allermeisten Reitern habe ich eher den Eindruck, dass das Pferd durchaus gern dem Druck des Gebisses nachgeben / ausweichen soll.

Das action/reaction ist meiner Meinung nach im Grunde eine Umkonditionierung bzw. Anderskonditionierung der der Hilfe.

Das geht an einem gebisslosen Zaum genau so. Ich kann ihn meinem Pferd genau so erklären, dass es dem Drucken folgen / in ihn hinein ziehen soll. Sprich, ich tue das tatsächlich.

Dass andere Anwender eines gebisslosen Zaumes das aus welchen Gründen auch immer anders handhaben, hat meiner Meinung nach nix damit zu tun, dass es grundlegend nicht möglich ist.


Das einzige, wo ich zustimmen kann, dass es nur schwerlich möglich ist, ist die Abkauübung, da einfach nix im Pferdemaul ist, auf dem das Pferd kauen kann. Wobei es da zumindest am Boden Alternativen gibt.