Das Reitwaisen Forum

Danke, Tine, für deine ausführliche Antwort und die Links! Ich glaube, ich muss noch viel lernen...

noothe hat geschrieben:Wie fütterst du? Gehst du mit der Hand schon vor dem Click zum Futter? Oder wirklich erst nach dem Click?

Ich nehme mir die Möhrenscheibe schon vorher raus und halte sie verschlossen in meiner Hand. Ich gebe sie wirklich erst nach dem Click - zumindest bemühe ich mich sehr darum.

noothe hat geschrieben:Zweitens: hast du ihm die Futterregeln überhaupt schon erklärt?

Eigentlich ja. Er kennt das schon vom Hufegeben-Clickern. Dass er es prima macht, beweist mir ja, dass er es verstanden hat.

noothe hat geschrieben:Drittens: Wo fütterst du? Geht das Pferd nach dem Click mit dem Kopf in Richtung Bauchtasche, und holt sich da das Futter? Oder gibst du das Futter im Bereich des Pferdes?

Das ist unterschiedlich. Bislang war mir das nicht bewusst, dass ich die Belohnung nur in seinem "Tanzbereich" geben darf. Merke ich mir.
Und ja, er knabbert manchmal an der Bauchtasche. Er erhält aber kein Futter, weil Tasche zu.

noothe hat geschrieben:Viertens: Du sagst, dass das Problem eher beim Führen ist. Gibst du deinem Pferd wirklich die Zeit stehenzubleiben zum Füttern?

Öhm, nee, während des Laufens bleibe ich beim Füttern nicht stehen Auch hieran werde ich also arbeiten müssen.

Eine Frage taucht mir noch auf: Babette schreibt, man solle sich nicht wegdrehen, wenn einen das Pferd bedrängt. Auch solle man die Hand, nach der es schnappt, nicht wegnehmen, sonst sei man für das Pferd rangniedrig. Wie verhält sich das dann aber am Putzplatz? Einige schreiben, man solle sich vom Pferd entfernen, wenn das Pferd schnappt oder bettelt. Ist das nicht dasselbe? Diese Reaktion (Aus- oder Zurückweichen) zeigt ihm doch, dass ich in seinen Augen rangniedrig bin. Oder verwechsle ich da was?

Das m,eiste wurde ja schon geschrieben. ich würde die Höflichkeit wirklich noch mal gesondert üben. das ist viel Eingängiger, als wenn man das im rahmen einer anderen Übung macht.

Zum Schnappen: Am besten gar nicht erst dazu kommen lassen. Heißt: Höflichkeit üben und gewünschtes Verhalten dolle belohnen (hohe Clickerrate).

Das Füttern von dir weg ist auch eine gute sache. Da sind wir wieder beim "Click for Action - feed for position". D.h., ich füttere da, wo ich das Pferd haben will. Beim Kopfsenken kann man z.B. gut unten füttern, bei der Höflichkeit halt von dich weg.

Versuch mal, das Futter erst NACH dem Click aus der Tasche zu holen. So verhinderst du eine Fixierung auf deine Hand (sieht man schön in dem Video).

Zum Wegdrehen kann ich nicht viel sagen. So habe ich das noch nie betrachtet und auch nicht gehört (habe den Blogbeitrag noch nicht gelesen ). ich drehe mich sehr wohl weg, wenn es nötig ist und habe nicht das gefühl, mich dadurch in eine schlechtere position gebracht zu haben. Ich will ja auch nicht die Rangordnung klären, sondern mit dem Pferd arbeiten und kommunizieren. Wenn es versteht, warum ich etwas tue, denke ich nicht, dass das negative Auswirkungen hat.

Weg gehen sollte man mit Vorsicht genießen, da das zu Frust führen kann. Wenn ein Pferd sehr gerne clickert und man während einer Session (kann auch die Putzsession sein, wenn man dabei clcikert) ein Time out gibt (weggehen), kann das u.U. sehr frustrierend wirken, schon wie eine Strafe. Daher darauf achten, dass das verhältnismäßig bleibt.

Bineline hat geschrieben:Ich nehme mir die Möhrenscheibe schon vorher raus und halte sie verschlossen in meiner Hand. Ich gebe sie wirklich erst nach dem Click - zumindest bemühe ich mich sehr darum.

Das ist etwas kontraproduktiv, das Futter schon vorher aus der Tasche zu holen. Und zwar einfach aus dem folgenden Grund, dass das Pferd dann mit seiner Aufmerksamkeit beim Futter in der Hand ist, statt bei der Übung um die es eigentlich nicht geht Und wenns dann zu lange dauert kommt gern mal der auffordernde Haps Richtung Hand, so nach dem Motto "nu gib endlich". Deswegen sollte man beim Clickern auch nicht mit Futter locken, oder zumindest nicht am Anfang.

Nicht umsonst ist die Übung "höfliches Pferd obwohl Futter offen in der Hand präsentiert wird" erst was für Fortgeschrittene

Bineline hat geschrieben:Eine Frage taucht mir noch auf: Babette schreibt, man solle sich nicht wegdrehen, wenn einen das Pferd bedrängt. Auch solle man die Hand, nach der es schnappt, nicht wegnehmen, sonst sei man für das Pferd rangniedrig. Wie verhält sich das dann aber am Putzplatz? Einige schreiben, man solle sich vom Pferd entfernen, wenn das Pferd schnappt oder bettelt. Ist das nicht dasselbe? Diese Reaktion (Aus- oder Zurückweichen) zeigt ihm doch, dass ich in seinen Augen rangniedrig bin. Oder verwechsle ich da was?

Erstmal sollte man hier unterscheiden zwischen Futterhand "wegziehen" und wegdrehen, das sind nochmal zwei unterschiedliche Sachen. Ob und wie man das wirklich mit Rangfolgefragen in Verbindung bringen kann weiß ich nicht, da ich das nicht unter dem Aspekt betrachte. Ich hab gerade mal gegoogelt, aber auf die Schnelle finde ich keinen Bericht wo anschaulich auf das Thema eingegangen wird.

Erstmal zum Thema mit der Hand -> wenn man die Hand wegzieht wird höchstwahrscheinlich das Tier versuchen dem Futter und der Hand zu folgen, und dabei (je nachdem wie oft es Erfolg hat) auch ggf. rabiater werden. Wenn man dagegen die Hand einfach kurz schließt und dann - deutlich im Bereich des Tieres - wieder öffnet, muss das Tier sich zum Futter sortieren, statt "die Futterhand zu jagen". Außerdem sind Beißspielchen ja durchaus auch selbstbelohnend, gerade für Wallache - wenn dann quasi Futter aus der gebissenen Hand fällt, hat das den doppelt belohnenden Effekt

Das Wegdrehen oder sogar Weggehen im Gegensatz kann je nach Tier schon den Charakter einer Strafe annehmen, muss man also unter anderen Aspekten betrachten. (Wenn mein Pferd mich so sehr bedrängt, dass ich weggehen müsste, dann sollte man nochmal einen Schritt zurück und hinter eine Absperrung gehen + Höflichkeit üben).

Wenn man jetzt mal vom Putzplatz Beispiel ausgeht: Pferd scharrt/bettelt. Normalerweise kommt dann ein NEIN, LASS DAS - das Pferd hatte Aufmerksamkeit (wenn auch negativ), und wird damit für das Verhalten belohnt. Gehe ich nun weg wird das Pferd höchstwahrscheinlich noch doller anfangen zu scharren, um wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Im Gegensatz zu der Weide habe ich hier die deutlich schlechtere Ausgangsposition, irgendwann muss ich nämlich wieder hingehen, und sei es nur um es loszumachen Im besten Fall lernt es halt "ich muss seeeeehr ausdauernd rumhampeln" dann bekomme ich irgendwann Aufmerksamkeit. Nun mag man sagen "mein Pferd hört nach kurzer Zeit auf zu scharren" - dann gehe ich zurück, und es bekommt die Aufmerksamkeit fürs Stillstehen. Das ist aber ein Trugschluss, denn in Wahrheit baut man sich hier eher eine Verhaltenskette "wenn ich scharre und DANN damit aufhöre, bekomme ich Aufmerksamkeit". Auch nicht so gewünscht...

Daher ist es am sinnvollsten auch hier das Scharren/Betteln einfach zu ignorieren und mit dem weiter zu machen was man eigentlich will. Wenn das Pferd arg nervig an der Futtertasche herumrüsselt kann man sie ja umschnallen, oder man dreht sich ein Stück weg, gerade so dass es eben nicht mehr an die Tasche rankommt. Hilft das weiterhin nichts -> zurück zu den Höflichkeitsübungen

Edit: Oh, jetzt hab ich so lang nebenher getippt, dass sich das mit November überschnitten hat

Ich find den Give-Five-Smilie nicht. Der würde jetzt hier stehen, wenn ich ihn gefunden hätte.

was die Rangordnungssachen angeht:
Da werden manchmal Dinge mit in den Topf geworfen wie zb "wer bewegt wen" oder "Ressourcenkontrolle", was aber eigentlich aus meiner Sicht völliger Quark ist.
Wenn mich das Pferd bedrängt weil es an das Futter kommen will und ich drehe mich weg oder entferne mich, hat nicht mich das Pferd bewegt, sondern ich entziehe das, was das Pferd am liebsten haben will.
Das Clickertraining bietet die Möglichkeit, Verhalten zu trainieren, losgelöst von "Rangordnungssachen". Insofern ist das schon eher abstraktes Lerntraining.

Ich drehe mich immer leicht weg oder gehe zurück, wenn mich ein Pferd beim Clickern bedrängt. Oder ich füttere so dass es zurückgehen muss, dabei lernt es völlig freiwillig aus meinem Raum herauszugehen, um an das Futter zu kommen.

Thema Strafe: Strafe muss effektiv sein, dh im richtigen Moment kommen (den verpasst man eh meist) und so stark sein dass das Tier sofort lernt, dieses Verhalten nicht mehr zu zeigen, um die folgende Strafe zu vermeiden. Pferde sind sehr hart im Nehmen und geschickt, dh wenn die Strafe nicht sehr hart ausfällt, wissen sie "oh das kann ich gut aushalten/überleben" und beim nächsten Mal versuchen sie es dann gleich wieder. Und so hart zu strafen dass ein Pferd etwas lässt, möchten die meisten nicht wirklich. Ignorieren ist da also der bessere Weg, wenn auch scheinbar der schwierigere.

Und ja, das Futter in der Hand macht irre was aus, das sollte man wirklich versuchen zu vermeiden. Das Pferd lernt beim Click und nach der Konditionierung weiss es eh dass das Futter kommt, also hat man absolut genügend Zeit, das Futter aus der Tasche zu klauben.

Ganz lieben Dank für eure Tipps! Ich merke schon, ich muss noch viiel lernen und üben.
Werde versuchen, alles - soweit ich nix vergesse - zu beherzigen - und euch dann über meine Erfolge (oder Misserfolge) berichten. Da ich aber feststellen durfte, dass mein Pferd sehr schnell lernt, bin ich vorsichtig optimistisch .

november hat geschrieben:Ich find den Give-Five-Smilie nicht. Der würde jetzt hier stehen, wenn ich ihn gefunden hätte.

Du meinst den hier?

Genau den! Danke!


Bineline, das wird bei euch. Wenn Fragen sind, kannst du ja immer wieder hier nachfragen, Ich finde es immer sehr gut, sich auch mal über die Probleme anderer den kopf zu zerbrechen, nicht nur immer über die eigenen. Das erweitert den Horizont ungemein. Also scheue dich nicht, Fragen zu stellen. Natülich auch gerne Berichte über euer Training.

Ich finds auch gut

Es gibt ja so viele Sachen die so für einen selbst inzwischen vollkommen logisch sind, und die man einfach tut ohne sie zu hinterfragen. Aber es ist nochmal was ganz anderes auch zu erklären was man wann warum macht, und was dabei eigentlich bei Mensch und Tier passiert. Außerdem ist es super spannend die unterschiedlichen Ansätze zu sehen, wie andere an sowas herangehen