Umgang mit Rehe

Moderator: Sheitana

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GilianCo
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von GilianCo »

Damit hast Du mit Sicherheit recht. Schwierig wird es dann, wenn man vieles nicht umsetzt. Und ein Pferd, was zu dick ist, und damit eh schon Kandidat für weitere Probleme, mit akuter Rehe immer noch zwei Stunden auf die Weide zu stellen, finde ich fahrlässig.

Gerade bei Rehe muß man Geduld haben, das ist leider so. Aber man muß eben auch dem Pferd entsprechend handeln. Das ist es, was hier ja offensichtlich fehlt. Und wenn man das Grundproblem nicht beseitigt (Übergewicht, Reheauslöser), dann werden die Schmerzen auf Dauer nicht wirklich besser werden können. Und in dem Fall kann man denke ich durchaus von dauerhaften Schmerzen sprechen.

Ich finde das vielfach sowieso schwierig. Wir haben bei uns auch ein Rehepony. Das kommt nach langem Anweiden im Sommer eine Stunde auf die Weide. Länger NIE. Und steht ansonsten auf einem eigenen kleinen Paddock. Sommer wie Winter. (im Winter nachts in der Box). Sozialkontakt? Seit nunmehr 10 Jahren über den Zaun mit zwei Pferden, die sie nicht interessieren (Kaltblut, Muli), weil nicht ihre Größe. Keine Herde, keine Kameraden.... ich finde es traurig. So sollte für mich eine optimale Rehehaltung eben auch nicht aussehen. Daher sehe ich auch, das manches ein Problem ist, was dauerhaft eben nicht so einfach zu lösen ist....
ehem User

Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von ehem User »

Das ist sehr traurig, bei uns auch gerade der Fall gewesen. Ein Mini-Shetty, vollkommen verfettet: 12h Weide, und wenn es nach der Besi geht, auch ein riesen Berg Heu in der Box, den ich immer entfernt habe, da Pony schon fett genug. Zusätzlich bitte gerne mit diversen Leckerli vollstopfen, um das schlechte Gewissen wett zu machen, weil das Tier nur alle 2 Monate mal bewegt wird. Dass ihr Pony viel zu fett ist, haben wir ihr diverse Male gesagt. Und man konnte es auch kommen sehen, aber warum ein Tier erst krank werden muss, damit die Leute es erst schnallen (wenn überhaupt) ist mir ein Rätsel.
Dann hat ihr der TA gesagt, mehrere Tage lang nur Stroh, wenn überhaupt dann nur eine Hand voll Heu. Dadurch hat er auch schön abgenommen, denn Besi meinte in der Zeit nur 1x zu kommen, und von mir gab es kein Heu. Gestern durfte er dann mit Fressbremse das erste Mal wieder auf die Weide. Und was macht die Besi? Schmeißt ihm auch gleich wieder Heu in die Box. :wall: Statt dass sie sich freut, dass das verfettete Tier mal abgenommen hat (zu dick ist er schließlich immernoch) und ja nun auch wieder auf die Weide geht und das Heu dann weglässt, nein!
Es ist schon traurig!

Das sind die Momente, in denen ich mir einen "Pferde-Führerschein" wünsche. Theorie und Praxis-Basics, die sitzen MÜSSEN, damit man sich überhaupt ein Pferd kaufen darf. Das würde so manch einem Tier das Leiden ersparen.
Und wer trotzdem fährlässig-dämlich handelt, dem sollte das Tier weggenommen werden.
Aber leider ist der Hunde-Führerschein schon so luschig, da ist mein Gedanke wohl utopisch...
Wallinka
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Wallinka »

siehst du, so scheiden sich die Geister. Stroh käme mir nie ins Pferd, ein Rehepferd bekommt bei mir Heu aus dem Netz und garantiert auch mit Fressbremse im ersten Jahr keine Weide.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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blex
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von blex »

ups ja stimmt, bei einem Pferde-Führerschein würde man lernen, dass reine Strohfütterung für ein Pferd lebensgefährlich sein kann wegen einer Verstopfungskolik :?
Da ist selbst bei Rehe Heu auf jeden Fall die bessere Variante - am besten mind. eine Stunde gewässert und in engen Heunetzen verfüttert ;)
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LG
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Gebisse sind der Ausdruck der Angst des Reiters vor dem Freiheitswillen des Pferdes
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Calicion
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Calicion »

Ich muss zugeben....ich bekomme hier ein wenig Bauchweh :?

Es handelt sich ja hier um Pferde.....

Kann sein, dass andere Leute andere Erfahrungen gemacht haben - meine sind so, dass Pferde durch eine Diät, sprich, ich reduziere signifikant das Futter und lasse das Pferd auf Späne/Sand rumstehen, mitnichten bzw. eher schlecht abnehmen - gerne aber alle möglichen anderen Probleme bekommen, vor allem auch wenn Stroh als Hauptfutter gegeben wird :angst:

Ein Pferd gesund abnehmen zu lassen ist gar nicht so einfach!

Der Stoffwechsel eines dicken Pferdes ist eh schon sehr belastet, reduziere ich von jetzt auf gleich massiv die Energiezufuhr ist die Gefahr, dass der Stoffwechsel noch weiter runterfährt relativ groß.
Da reicht dann ggf. der Anblick eines grünen Grashalms und Pferd poppt in die Breite :seufz:

Damit ein Pferd abnimmt muss der Stoffwechsel happy gehalten werden - mit soviel Heu, wie nötig.
Außerdem natürlich Bewegung, Bewegung, Bewegung....
Aber auch hier nichts übers Knie brechen...
Die Kilos sollen langsam purzeln - aber purzeln!

Ich denke, dass das auch die einzige Chance ist, die man hat, um bei Leuten "wie diesen" etwas zu bewirken...

Nicht mit "du darfst nicht füttern" - sondern.....gib deinem Pferd soviel Heu, wie DU meinst, dass es braucht....ABER in einem engmaschigem Netz, dann hat Pferd gleich auch Beschäftigung und muss sich nicht langweilen......... :engel:

Wie man jetzt allerdings die Freßbremse und die Bewegung schmackhaft machen kann..... :nix:

Der erhobene Zeigefinger wird eher das Gegenteil (Trotzhaltung) bewirken.
Da purzeln dann eher noch mehr Leckerchen ins arme Pferd, weil ALLE anderen ja so gemein sind und sagen es sei fett :kopfstreichel:

Also entweder ihr könnt "diese Leute" positiv motivieren ihre Pferde zu bespaßen - oder ihr schaut nicht mehr hin...... :nix:
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Wallinka
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Wallinka »

Um das Ganze jetzt nicht in eine Diskussion über "wie füttere ich ein Rehepferd richtig" abgleiten zu lassen, zurück zum Thema.
Blackavar: das bzw die diversen Hufreheforen kennt die Besi der Stute? Zumindest in einem gibt es auch Flyer zum Ausdrucken nicht nur für Hufrehe sondern auch für die oft zugrundeliegenden Krankheiten EMS und Cushing.
Grundsätzlich hat sie ja recht, das die Bewegung im Offenstall gut ist, weil sich das Pferd da zumindest mehr bewegen kann als in einer Box. Allerdings ist natürlich die Frage, ob bei so akuten Schmerzen zuviel Bewegung gut ist. Weißt du, ob die Stute Schmerzmittel bekommt? Und wenn der Huf auf die Spitze gestellt wird, könnte sich auch ein Hufgeschwür entwickelt haben, was zusätzlich Schmerzen bereitet. Das wäre nämlich eigentlich eine eher untypische Haltung für Hufrehe.
Wenn die Besi und ihr Mann wissen, das wenig oder gar kein Gras gut ist, könnte man vielleicht das Thema Fressbremse noch anschneiden? Mit dem Hinweis, dass sie dann die Bewegung auf der Weide hat, grasen kann, aber nicht soviel Gras aufnehmen?
Und vielleicht besteht tatsächlich die Möglichkeit, ein Heunetz zu benutzen und das Heu zu wässern? Und dann aber schon soviel Heu anzubieten, wie die Stute fressen mag- nasses Heu aus dem Heunetz zu zuppeln ist nämlich deutlich Zeitintensiver als trockenes Heu ad lib reinzuschaufeln.
Ich denke, Calicion hat recht- man sollte versuchen, die Besi in ihren Bemühungen zu unterstützen und ihr Hilfe zu bieten, wie sie ihre Bemühungen noch erfolgreicher machen kann. Damit wird man vermutlich mehr erreichen als wenn man ihr sagt, was man für falsch hält. Denn offenbar macht sie sich ja Sorgen um ihr Pferd, sonst würde sie TA und Schmied nicht holen und sich nicht über die Krankheit informieren.
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Calicion
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Calicion »

Gut geschrieben Wallinka :clap: - genau das meinte ich ;)

HalbOT:

:shy: wie ist das mit nassem Heu im Sack bei DIESEN Temperaturen :eiswuerfel:
fängt das nicht zum Gammeln an??????
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Lottehüh
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von Lottehüh »

Stoppelhopper hat geschrieben:... auch ein riesen Berg Heu in der Box, den ich immer entfernt habe...
Ich würde austicken und Amok laufen, wenn das einer bei meinen Pferden machen würde.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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kolyma
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von kolyma »

Lottehüh hat geschrieben:
Stoppelhopper hat geschrieben:... auch ein riesen Berg Heu in der Box, den ich immer entfernt habe...
Ich würde austicken und Amok laufen, wenn das einer bei meinen Pferden machen würde.
Dito - Für alles gibt es Grenzen. Und hier wird definitiv eine Grenze überschritten.

Man kann reden und das Vet-Amt einschalten. Aber rummanipulieren ist definitiv zu viel des Guten.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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GilianCo
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Re: Umgang mit Rehe

Beitrag von GilianCo »

Zu straff Diät halten soll das Pferd nicht, dafür kontinuierlich. Dennoch sollte man das Pferd definitiv nicht in dieser Situation auf die Weide stellen. Heu wurde ja schon gesagt, gewässert, oder überjährig, und aus engmaschigen Heunetzen. Selbst wenn das Pony abnehmen soll, wären zwei Stunden Gras für das Pferd ja definitiv zu wenig, da kann es dann zu Hyperlipidämiesyndrom kommen, das kann für das betroffene Pony sehr schnell kritisch werden, da wäre ich schon sehr vorsichtig. Man muß ja auch gegenrechnen. Man geht in der Diät von dem Bedarf des Gewichtes aus, welches erreicht werden soll. Soll das Pferd 100 kg abnehmen, dann wird eben das Gewicht genommen, was Ziel ist, und davon 1,5 kg pro 100 kg Heu abgewogen und in Heunetze gestopft.

Rechnet man (eh schwierig, weil man nicht sagen kann, wie viel das Pferd in zwei Stunden überhaupt aufnimmt) das Gras dann in die Trockensubstanz um, ist das ja nur ein Bruchteil dessen, was aufgenommen wurde, weil Gras einfach auch einen sehr hohen Anteil an Wasser enthält.
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