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Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Do 24. Jan 2013, 18:45
von Hina_DK
Die Frage, ob man ihn bei längerer Lagerung umsetzen soll/muss oder nicht, erübrigt sich eigentlich schon, wenn man ordentlich kompostieren will. Da muss nämlich zwischendurch auch mal Luft ran, sonst wird das kein guter Humus, sondern bleibt vergammelter Mist.
Um guten Humus zu machen, braucht man eigentlich auch Regenwürmer. Soweit die Theorie. Habt Ihr mal versucht, in einem Misthaufen, der unten drunter eine Bodenplatte hat, eine schöne Regenwurmkultur anzusiedeln? Entweder bin ich zu blöd dazu oder es stimmt, was ich mal gelesen habe, dass das nicht funktioniert. Regenwürmer brauchen von unten offenen Boden.
In dem von tara eingesetzten Link steht wirklich nichts von 3 Jahren aber wir hatten anfangs ja auch Strohmist. Nach einem Jahr ist das ganz sicher noch kein vernünftiger Humus. So würde ich das nicht oberflächlich aufbringen, da macht wirklich kein Lohnarbeiter mit seinen Maschinen mit. Das kann man tatsächlich nur unterflügen. Würde man ihn zwischendurch umsetzen und könnte man ordentlich Regenwürmer ansiedeln, wäre das sicher etwas anderes aber - s.o.

. Die sind da in den Ausführungen davon ausgegangen, dass man wahrscheinlich einen richtig tollen Komposter besitzt, wie immer der auch nach EU-Vorschriften funktionieren könnte.
@Cashew
Dein Gedankengang mit dem Nährstoffkreislauf Pferd frisst Gras, verbraucht ein bißchen was davon und der Rest kommt zurück, ist zwar nachvollziehbar aber das geht wohl nur, wenn man Riesenflächen und wenig Pferde zur Verfügung hat. In der Natur würden die Pferde weiterziehen und dort nicht mehr fressen. Pferde fressen ja nicht mehr dort, wo sie auch sch....n

. Deshalb äpple ich auch immer brav ab, wenn auch nicht immer wirklich gründlich aber wir haben derzeit einfach zu wenig Fläche als Weide angelegt, als dass wir uns den Luxus zu vieler und zu großer Geilstellen leisten könnten. Wo ich äpple, da legen sie das dann auch wieder hin. Äpple ich nicht, bauen die immer weiter an. Allerdings frage ich mich auch, ob die Pferde überhaupt auf einer Weide fressen würden, auf der man den Mist/Humus bereits nach einem Jahr ausbringt. Ich könnte wetten, dass sie das nicht tun würden, es sei denn, sie haben ansonsten gar keine Alternative. Das ginge dann wahrscheinlich auch immer nur auf Wechselweiden, die man dann anschließend noch mindestens ein Jahr oder länger ruhen lassen kann. Die Sache mit der Parasiten-Eigeninfektion kommt noch dazu oder ist vielleicht sogar ein Grund, warum die Pferde, da wo sie koten auch normalerweise bei ausreichend Nahrungsangebot nie fressen würden.
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Do 24. Jan 2013, 20:12
von Schnucke
Also auf meinem Misthaufen, mit fester Bodenplatte, Grube drunter und drei Seiten Betonwand haben sich selber Regenwürmer angesiedelt und vermehren sich fröhlich. Mein Mist lagert mindestens drei Jahre, in der Zeit wo der Haufen nicht neu befüllt wird, wird der Mist auf einem Feld von einem Bauern gelagert, der froh ist, daß er den Mist haben kann, weil sein Hof relativ weit entfernt von diesen Feldern weg ist. Früher hat er im Gegenzug unsere Wiesen dann mit dem Kompost von unserem Misthaufen gedüngt. Inzwischen haben wir sowohl zwei Traktoren mit Frontlader, ein Güllefaß um die Grube regelmäßig zu entleeren, als auch einen eigenen Mistbreiter, dazu eine gute Wiesenschleppe. Man findet zwar Lohnunternehmen oder Bauern die einem das machen, aber erstens ist das schweineteuer, zweitens haben die nicht unbedingt Zeit wenn ich auf meinen Wiesen auch große Fahrzeuge drauflassen würde.
Wilde Misthaufen sind in Bayern nur Landwirten vorbehalten und selbst da gibt es strenge Auflagen für. Genasuo wie es in Bayern Pflicht ist unter dem Misthaufen eine betonierte Grube zu haben wo die ausgewaschene "Gülle" aufgefangen wird. Wie es in anderen Bundesländern aussieht weiß ich nicht.
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Do 24. Jan 2013, 22:34
von Biggi
Hina_DK hat geschrieben:
Allerdings frage ich mich auch, ob die Pferde überhaupt auf einer Weide fressen würden, auf der man den Mist/Humus bereits nach einem Jahr ausbringt. Ich könnte wetten, dass sie das nicht tun würden, es sei denn, sie haben ansonsten gar keine Alternative. Das ginge dann wahrscheinlich auch immer nur auf Wechselweiden, die man dann anschließend noch mindestens ein Jahr oder länger ruhen lassen kann. Die Sache mit der Parasiten-Eigeninfektion kommt noch dazu oder ist vielleicht sogar ein Grund, warum die Pferde, da wo sie koten auch normalerweise bei ausreichend Nahrungsangebot nie fressen würden.
Unser Nachbar-Reitstall streut jetzt im 2. Jahr seinen Mist direkt vom Misthaufen auf die Koppeln. Im letzten jahr dachte ich schon, dass kann ja wohl nicht gut gehen, aber die Pferde haben das Gras gefressen, das ganze jahr über.
Freunde haben mal erzählt, dass sie unwissend zu beginn der eigenen Pferdehaltung auch mal ihre weiden mit Frischmist gedüngt haben. Die Pferde standen nach ein paar Wochen im saftig-hohen dunkelgrünen Gras und rannten verzweifelt hin und her, da man es offensichtlich nicht fressen konnte. Aber bei unserm Nachbarn funktioniert es anscheinend.

Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 10:09
von Stjern
Schnucke hat geschrieben:
Mistbreiter
Wattn dattn? Kannst Du mir erklären was das Teil macht

Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 11:04
von Ramona
Ich habe folgende Erklärung gefunden zum Unterschied zwischen Kunstdünger und Humus:
Pflanzenernährung auf höchstem Niveau!
Durch die Anwendung von Regenwurmhumus ermöglichen Sie Ihren Pflanzen die Kommunikation zwischen Pflanzenwurzel und Bodenleben wieder aufzunehmen.
Die Pflanze fragt Ihren Bedarf an Nährstoffen über die Ausscheidung der Pflanzenwurzel ab. Durch die Abgabe von Assimilaten in Form von Kohlehydraten (Zucker) lockt sie das Bodenleben an. Dieses stellt dann im Gegenzug der Pflanze mineralisierte Nährstoffe zur Verfügung. So kann die Pflanze Ihren Bedarf an Nahrung selbst steuern.
Wird in dieses System durch Düngung eingegriffen (zB: durch Kunstdünger), stellt die Pflanze Ihre Kommunikation ein, da sie ja Nahrung im Überfluss hat. Das Bodenleben wird nicht mehr ernährt und zusätzlich durch den Dünger und die Pflanzenschutzmittel in Mitleidenschaft gezogen. Die Pflanze kann zwar schnell wachsen, ist aber gegenüber Krankheiten und Schädlingen sehr empfindlich. Ähnlich ergeht es dem Menschen, der durch ein zuviel an Nahrung auch sehr "groß" wird, aber dadurch auch sehr anfällig für viele Zivilisationskrankheiten.
Quelle:
http://www.regenwurmfarm.at/
Vielleicht ist das hier etwas sehr vereinfacht erklärt und immerhin wollen die da auch was verkaufen.
Ich habe mich bis jetzt noch zu wenig mit dem Thema beschäftigt. Meinen Humus habe ich bisher nur für den Garten verwendet.
Mal angenommen diese Erklärung ist richtig. Bedeutet dies dann, dass man mit Humus den Boden im Grunde gar nicht überdüngen kann? Weil die Pflanze sich nur so viele Nährstoffe holt, wie sie braucht? Bedeutet dies weiterhin, dass im Gegensatz zu Kunstdünger auch gar keine genaue Bodenanalyse erforderlich ist?
Hier findet man übrigens einen Film bzw. Trailer zum Thema Humus. Kennt jemand den Film und kann sagen, ob es sich lohnt, die DVD zu kaufen?
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 11:18
von Schnucke
Stjern hat geschrieben:Schnucke hat geschrieben:
Mistbreiter
Wattn dattn? Kannst Du mir erklären was das Teil macht

Das ist ein Teil mit dem man den Kompost/ Mist sehr gleichmäßig auf die Wiesen ausbringen kann, ohne sich kaputtzuschuften

. Und funktioniert so
http://www.youtube.com/watch?v=4kdHZnd5MwI
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 11:27
von Cashew
Mist, Beitrag weg...
Erstmal toll, dass schon so viele Reaktionen da sind! Danke!
Also, mit frischem Mist will ich auf keinen Fall düngen, und abgeäppelt wird hier auch. Meine Frage ist eigentlich dreifach (wie ich gerade gemerkt):
1) Kann man mit kompostiertem Pferdemist eine Pferdeweide korrekt düngen?
2) Wenn ja, wie stelle ich es an, um (legal

) hochwertigen Kompost zu erhalten?
3) Wie würde der dann am besten ausgebracht?
Meine (bescheidene) Info habe ich aus dem Praxishandbuch Pferdeweide von Bender. Der ist deutlich ein Fan von Humusdüngung, eben aus dem Grund, den Ramona angesprochen hat: Bodenbelebung. Ich glaube schon, dass man auch mit Kompost den Boden überdüngen kann, Bender rät ja an, auch den Kompost auf die Zusammensetzung untersuchen zu lassen. Großer Vorteil von Humus gegenüber "Kunstdünger" ist halt, dass er die Nährstoffe nur langsam abgibt, bzw. eine weitere Bearbeitung durch Mikroorganismen/Würmer notwendig ist.
Schnucke, kannst du mehr erzählen über eure Erfahrungen? Wenn ich es richtig verstehe, düngt ihr ja mit dem Kompost, oder?
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 12:09
von Schnucke
Ja wir düngen mit dem Kompost, aber auch mit der Jauche die sich im Auffangbecken unter dem Misthaufen befindet. Zusätzliche bringen wir einmal im Jahr zusammen mit der Jauche Urgesteinsmehl aus, was untergemixt wird.
Unser Mist lagert auf einer festen Bodenplatte, damit die selbstangesiedelte Regenwurmkultur erhalten bleibt, wird immer nur eine Hälfte geräumt, dann wird dort neuer Mist gelagert, die Regenwürmer ziehen dann auch brav um. Wir Düngen im Herbst, immer nur die Hälfte der Flächen, die andere Hälfte kommt dann im nächsten Jahr dran, dann ein Jahr kein Mistausbringen und dann wieder anfangen mit Fläche eins. Dazwischen wird wie gesagt mit Jauche, (eher braunes Wasser) gedüngt und einmal im Jahr eben Urgesteinsmehl im Frühjahr druntergemixt. Im Frühjar wird auch alles komplett abgezogen mit einer Wiesenhexe, das belüftet die Grasnarbe, zieht das braune Altgras raus und ebnet Maulwurfshügel usw. ein.
Im ersten Jahr nach der Düngung ist das Gras schon relativ fett, das sind dann die Koppeln die ich wirklich richtig überständig werden lasse.
Vorteil an der Mistdüngung ist, ich erhalte meine Artenvielfalt, Probleme mit verstärktem Weidelgrasaufwuchs haben wir nicht, die hat eher unser Nachbar mit seinen Kunstdünger/Güllewiesen.
Zusätzlich muß ich noch anmerken, wir betreiben Wechselbeweidung mit Ziegen, das macht nochmal eine ganze Menge aus, weil die mir viel Arbeit abnehmen, weil sie Ampfer und Disteln keine Chance geben. Außerdem wirken ihre kleinen Klauen wie eine Trippelwalze und sie fressen Grasnarbenschonend.
Wir haben auch mal ein Jahr Kunstdünger speziell für Pferdeweiden ausgebracht, das hat mir weniger gefallen, weil zB die Schafgarbe komplett verschwand. Zudem ist zu bedenken wir wohnen auf einem Hügel, da bläst oftmals der Wind und wir haben etwas mit Bodenerosion zu kämpfen, das wird zwar durch die gepflanzten Hecken gemildert, aber eben noch nicht komplett. Mit dem Kompost bringe ich wieder Humus auf den Boden auf, das ist eben etwas was beim Kunstdünger komplett wegfällt.
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 12:45
von Cashew
Danke Schnucke! So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt, aber ohne das Wechselschema. Wäre ja wahrscheinlich zunächst auch abhängig von den Bedürfnissen meiner Fläche. Finde ich aber eine sehr interessante Idee! Damit käme man ja auch den Empfehlungen der Landwirtschaftskammern entgegen...
Und ihr habt keine Probleme mit euren Regenwürmern? Man liest ja bei den diversen "Farmen", dass man die Miete blank auf den Mutterboden anlegen sollte. Aber dann kommt man mit Verordnungen in die Quere, oder?
Was ist denn euer Verhältnis Pferde/Fläche? Nur mal zum Einschätzen, ob wir tatsächlich alles selbst verwerten könnten oder nicht.
Und der Mistbreiter... Göga würde begeistert sein - lohnt sich für uns aber nicht. Der Bauer meint, die Maschine an und für sich ist nicht das Problem, aber klein genug für unsere Koppeln... Mal gucken. Vielleicht behalten wir den festen Zaun in der Mitte ja auch nicht. Gäbe es da denn Alternativen?
Re: Düngen mit Pferdemist - Risiken und Möglichkeiten
Verfasst: Fr 25. Jan 2013, 12:52
von Hina_DK
Ich glaube auch, dass man mit Mist/Kompostdüngung mindestens genauso viel richtig, wie falsch machen kann. Das fängt ja schon damit an, dass der Mist nicht gleich Mist ist. Ich habe eine Inhaltsstoffberechnung für Pferdemist gefunden. Da wird aber davon ausgegangen, dass es sich um Boxenpferde handelt, die auf Stroh stehen und entsprechen dann auch das Mischungsverhältnis Pferdeäpfel-Stroh ist. Das fällt bei uns schon mal flach. Unsere leben ausschließlich draußen, sind nur ganz selten auf ihrem Paddock und äppeln da auch nur gelegentlich in die Einstreu im Unterstand. D.h. wir verbrauchen im Verhältnis zu den anfallenden Pferdeäppeln fast überhaupt keine Einstreu, weil wir da Holzpellets drin haben. Die meiste Zeit des Jahres leben sie auf ihrer Koppel rund um die Uhr und da fallen einfach nur Pferdeäppel pur an, abgesehen von ein paar Heuresten am Futterplatz. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum mein Misthaufen so dicht ist und die Regenwürmer das nicht unbedingt als Paradies ansehen. Ein Strohgemisch lockert das ja erheblich auf und macht ganz andere Bedingungen zur Kompostierung. Das Nährstoffverhältnis des Mistes ist dadurch natürlich auch erheblich anders. Pferdemist enthält vor allem viel Stickstoff und Kalium, darüber hinaus noch Zink, Kupfer, Magnesium, das aber in geringen Mengen. Das, was den entscheidenen Anteil an der Düngung hat, ist der Stickstoff.
Je nachdem, wie dicht dann aufgebracht wird, kann man so auch eine Weide überdüngen, wenn dadurch zu viel Stickstoff aufgebacht wird und ob der nun sehr schnell oder sehr langsam wirkt, überdüngt ist überdüngt. Es gibt auch Kalkstickstoff zu kaufen, bei dem der Stickstoff auch nur sehr langsam abgegeben wird aber auch da muss man wahnsinnig drauf achten, dass man nicht zu heftig aufbringt.
Der Vorteil von "Naturdünger" ist auf jedenfall, dass da die Bodenorganismen mehr von haben aber eben auch die Parasiten, die man auf der Weide hat. Wenn man keine Wechselweiden hat, bleibt es einem dann trotzdem nicht erspart, mit Kalkstickstoff rüber zu fahren, um dem Wurmbefall Herr zu werden. Meiner Meinung nach funktioniert das Kompostausfahren mit tatsächlich positiver Wirkung nur, wenn man das so machen kann, wie es Schnucke beschrieben hat und immer ausreichend Ruhezeiten bzw. auch Heuschnitte möglich sind, nicht aber auf einer Dauerweide.