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Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 09:54
von lungomare
google mal high-heel-low-heel Syndrom. Ich hab auch ein Fallbeispiel auf der Homepage, das aber mal durch neue Fotos ergänzt werden muss (wobei wir jetzt wieder nen verletzungsbedingten Rückfall hatten =/)

oft sind das Pferde, die seit ihrer Jugend mit einem Bein weit nach hinten stehen (=steiler Huf mit hoher Trachte) und mit dem anderen nach vorn (=flacher Huf mit langer Zehe und flacher Trachte). >In den letzten Jahren zuchtbedingt häufig bei Warmplütern mit zierlich kleinem Köpfchen und recht kurzen Hälsen - die kommen schon als Fohlen/Jungpferde kaum mit der Nase ins Gras, wenn sie nicht nen Mega-Ausfallschritt machen.

Bearbeitung geht schon in die Richtung, den steilen Huf physiologisch flacher zu stellen - macht man das aber zu flott und tut der Trachtenbereich weh, kippt einem das Pferd schnell wieder in Zehenfußung und das Problem verstärkt sich erneut.
Je nachdem wie ausgeprägt der Bockhuf ist, sieht man an diesem oftmals auch eine Rotation und ne Zusammenhangstrennung im unteren Wandbereich... die man entsprechend wieder aus der Last nehmen muss. nur wird der huf dann vorübergehend wieder noch steiler.

Pete Ramey beschreibt das Phänomen ganz knapp in seinem "Club Foot" Artikel auf hoofrehab.com
Ausführlicher in seinem neuen Buch.

Wichtig finde ich in erster Linie, dass fast immer der steilere Huf der Problemhuf ist, den es zu korrrigieren gilt (aber eben nicht übermäßig, da er sonst noch steiler und enger wird). Nicht aber den flachen Huf durch Keile steiler stellen oder die Zehe von unten kürzen und somit den Fuß auch noch empfindlich machen. der flache und größere Huf versucht, den kleinen engen steilen Bockhuf zu kompensieren und nimmt mehr Gewicht auf - darum ist der auch größer.

SPannend wären mal Fotos sowohl von der Seite als auch frontal von vorn - sind nur die Hufe unterschiedlich, oder sind gar die Gelenke auf unterschiedlicher Höhe? am Bockhufbein weiter oben als beim FLachhufbein? Ist möglw gar das Bockhufbein "kürzer", weil sich weiter oben irgendwas verspannt hat? Ist beim Flachhufbein was verschoben? Denke grad an die Beinlängendifferenz beim Menschen, zweifele aber daran, dass es das beim Pferd an den Vorderbeinchen gibt, da diese ja nicht aus einer knöchernen Verbindung herrühren, sondern der Brustkorb mittels Sägemuskeln zwischen den Vorderbeinen aufgehängt ist......

für mehr Gedanken fehlt mir grad die Zeit, sorry..

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 10:37
von eseilena
lungomare hat geschrieben:oft sind das Pferde, die seit ihrer Jugend mit einem Bein weit nach hinten stehen (=steiler Huf mit hoher Trachte) und mit dem anderen nach vorn (=flacher Huf mit langer Zehe und flacher Trachte). >In den letzten Jahren zuchtbedingt häufig bei Warmplütern mit zierlich kleinem Köpfchen und recht kurzen Hälsen - die kommen schon als Fohlen/Jungpferde kaum mit der Nase ins Gras, wenn sie nicht nen Mega-Ausfallschritt machen.
Diesen Gedanken finde ich äußerst interessant; ich habe so ein Kurzhalspferd, aber der Bezug zur Körperhaltung beim Fressen und damit zur Hufstellung ist mir noch nie gekommen; danke für diesen Denkanstoß!

Wir haben vorne verschieden große (und verschieden gewinkelte) Hufe (bei den Gloves eine Schuhgröße Unterschied: 2,5 und 3) und man hört beim Auftreten auf Teer auch einen Unterschied im Klang; das ist mir neulich aufgefallen. Kann dieser verschiedene Klang rein von der verschiedenen "Auftrittsfläche" kommen?

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 10:39
von Jackeline
Ich denke, der unterschiedliche Klang kommt eher von der Winkelung. Tritt mal mit der Zehenspitze und mal mit der vollen Fußfläche auf den Boden auf. :-D

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 10:47
von eseilena
Hm, aber wirkt sich die Hufwinkelung denn auf den "Bodenkontakt" aus?

Bei deinem Beispiel Zehenspitze oder ganzer Fuß kommt der verschiedenen Klang ja auch von der unterschiedlichen Flächengröße. Oder habe ich dich falsch verstanden?

:idee: oder meinst du die Winkelung der Sohle, also die Wölbung?

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 10:55
von Equester
Die Trabernase hatte - als ich er zu mir kam - einen sehr steilen und einen völlig platten Huf. Der rechte Huf war platt, der linke ging stark in Richtung Bockhuf. Der damalige HO hat es dann hinbekommen, dass er zumindest beide Vorderhufe gleich abgeschabt hat, weil er die Trachten vernichtet hatte. Meine jetzige HO hat es geschafft, dass sich das Verhältnis sehr verbessert hat, aber man wird es immer sehen. Er nimmt rechts einfach mal mehr Gewicht auf, das ist sein Standbein, ich nehme an, um die linke Schulter zu entlasten, die ja kaputt ist.

Auf der Hippo war ich bei einem Vortrag wo ebenfalls eine interessante These vorgestellt wurde:

Der Blinddarm liegt rechts im Pferdekörper und schon alleine dadurch gibt es im Pferdekörper eine ungleiche Gewichtsverteilung. Dazu kommt, dass die Pferde mit einem Bein unter den Körper treten, wenn sie vom Boden fressen wollen, weil der Hals zu kurz ist. Meistens setzen sie das rechte Bein unter, weil die Körperhälfte schwerer ist und bringen somit mehr Gewicht drauf. Solange die Pferde beim Grasen ständig laufen können, wechselt das Standbein (habe ich danach beobachtet, stimmt tatsächlich), fressen sie aber in der Box Heu vom Boden werden sie das Standbein selten bis gar nicht wechseln. Wenn ich unsere beim Müsli fressen beobachte, kann ich das bestätigen. Die stehen auf der einen Stelle mit untergeschobenem Bein, bis die Schüssel leer ist. Das dauert zum Glück nur kurze Zeit, aber ich kann mir vorstellen, dass bei Boxenpferden da schon mal Stunden zusammen kommen können. Mehr Gewicht auf einem Bein bringt einfach mal mehr Gewicht auf den Huf, der sich dann quasi nach unten "wegdrückt".

Allerdings gab es keine Erklärung für Pferde, die links einen platten Huf haben.......

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 10:56
von Jackeline
Nee, ich meine schon die Winkelung. Zwar tritt man da mit anderer Fläche auf, aber die Abrollung ist eine andere. Ich gehe jetzt halt mal von dem Extrembeispiel "High-Low" aus. Da tritt meiner Meinunung nach der Bockhof mit voller Fläche auf, halt also keine Abrollung und tritt demnach "wumsig" auf. Mit einem Wums. Also so stauchend. Ach, ich kann so schlecht erklären. :tuete: Ich glaub ich troll mich wieder. :weg:

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 11:12
von eseilena
nix getrollt, hiergeblieben :greis:

Bockhuf haben wir nicht, und mein Pferd zeigt auf beiden Füßen eine schöne Trachtenfußung. Unterschiedliches Abrollen würde ich bei uns ausschließen. Ich könnte mir vorstellen, dass der verschiedene Klang von der verschieden großen Fläche und damit vom verschieden großen Hohlraum kommt (wie bei Flaschen mit verschiedenem Füllstand, wenn man an die Öffnung pustet: das klingt ja auch sehr unterschiedlich)


Equester: Weißt du, ob das nachgewiesen ist, dass durch den Blinddarm rechts mehr Gewicht ist? Es könnte doch der durch den Blinddarm auf der rechten Seite beanspruchte Platz links durch entsprechende andere schwere Organe besetzt sein, z.B. einen Teil vom Darm? Das würde mich ehrlich interessieren.

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 11:18
von Equester
eseilena hat geschrieben: Equester: Weißt du, ob das nachgewiesen ist, dass durch den Blinddarm rechts mehr Gewicht ist? Es könnte doch der durch den Blinddarm auf der rechten Seite beanspruchte Platz links durch entsprechende andere schwere Organe besetzt sein, z.B. einen Teil vom Darm? Das würde mich ehrlich interessieren.
Kann ich nicht beantworten, darüber wurde nicht gesprochen. Sondern nur, dass der Blinddarm durch seine Größe und seiner Aufgabe rechts das Pferd schwerer macht. Es wurde auch noch gesagt, dass die Pferde rechts mit dem Bauch weiter rausschwenken wenn sie laufen :nix: . Meine Beobachtung unserer Fellnasen hat das auch ein Stück weit bestätigt, obwohl ich glaube, dass die Hufungleichheit bei meinem von seiner kaputten Schulter kommt. Jetzt sind wir gerade in einer Umbruchphase, er fesselt rechts mehr durch und scheint den linken Vorderhuf mehr mehr zu belasten. Auch eine Variante um Ungleichheiten auszugleichen :-z *mangönntsichjasonstnichts*

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 12:08
von ehem User
lungomare hat geschrieben:google mal high-heel-low-heel Syndrom. Ich hab auch ein Fallbeispiel auf der Homepage, das aber mal durch neue Fotos ergänzt werden muss (wobei wir jetzt wieder nen verletzungsbedingten Rückfall hatten =/)

oft sind das Pferde, die seit ihrer Jugend mit einem Bein weit nach hinten stehen (=steiler Huf mit hoher Trachte) und mit dem anderen nach vorn (=flacher Huf mit langer Zehe und flacher Trachte). >In den letzten Jahren zuchtbedingt häufig bei Warmplütern mit zierlich kleinem Köpfchen und recht kurzen Hälsen - die kommen schon als Fohlen/Jungpferde kaum mit der Nase ins Gras, wenn sie nicht nen Mega-Ausfallschritt machen.
Zack, da ist die Erleuchtung. Meiner ist auch ein kurzhals und entlastet auch einseitig, hat auch nen Rollenbefund und Probleme in der BWS... Das würde erklären, warum er nach 12 Jahren auf der Weide eine Hufrollediagnose hat (gut, in der Zeit hat er auch vielleicht nur 30mal nen Hufbearbeiter gesehen...)
Was macht man mit so Pferden? Dehnen, Dehnen, dehnen oder? Also Vhufe parallel und zwischen den Beinen am Boden füttern?

Re: huf-dysbalancen - frage an hufleute und physios

Verfasst: Fr 4. Jan 2013, 12:50
von ehem User
Die Frage ist doch, warum konnten die Hufpfleger keine Verbesserung erzielen? Gibt der Huf das wirklich nicht her oder haben sie sich nicht getraut?
ich will niemandem unrecht tun, ich bin nicht sicher, ob es sich verbessert hat, ich schaff es einfach nicht, fotos zu machen, auf denen ich das beurteilen kann. ich hab ein altes foto (alter bearbeiter), da sehen sie brutal aus (muss ich mal rauskramen)
ich glaube, es ist tatsächlich besser geworden.

ich glaube auch, dass mein jetziger HB an den hufen macht, was geht - die trachten sind auf sohlenniveau, also mehr geht ja nunmal nicht.
unsere Hufbearbeiterin (Solveig) hat Chance Hufe innerhalb von jetzt 1 oder 1,5 Jahren (?) super angeglichen bekommen. Sie hatte vorne einen extremen Bockhuf, der ist jetzt fast weg, nur noch eine Tendenz zu sehen. (Hat auch viele Fotos davon, wo man das gut sehen kann)

naja, chance ist noch im wachstum (gewesen), mosh ist 15.5, das ist schon ein unterschied. und wie gesagt, nachdem ich heut draufgeschaut hab denke ich schon, dass es besser geworden ist, so schlimm wie auf dem alten foto kam es mir nicht mehr vor.
das dumme ist, dass ich wohl jetzt fotos machen könnte, wo man es sieht - aber ich hab von damals nur welche aus ner interessanten perspektive, allerdings sieht man es da eben extrem deutlich, die frage ist,was davon perspektive ist. :seufz: also es hapert schlicht an gescheiten vorher bildern. jetzt wüsste ich ja, wie man bilder macht... aber damals war mir einfach noch nicht klar, wie sehr ihn diese vorhandstatik beeinträchtigt, das meinten ja noch alle fachleute, es wär was organisches...
>In den letzten Jahren zuchtbedingt häufig bei Warmplütern mit zierlich kleinem Köpfchen und recht kurzen Hälsen - die kommen schon als Fohlen/Jungpferde kaum mit der Nase ins Gras, wenn sie nicht nen Mega-Ausfallschritt machen.
zierlichen kleinen kopf *lachanfallbekomm* hat er def nicht, aber er ist halt wahnsinnig hochbeinig, ich will nicht wissen, wie der als fohlen aussah :ohhh: die theorie kenne ich auch - und ich muss sagen, mir erscheint eine asymmetriesierung aufgrund einer angbohrenen händigkeit (vom gehirn ausgehend) wahrscheinlicher als die blinddarmgewichtstheorie.
Meine jetzige HO hat es geschafft, dass sich das Verhältnis sehr verbessert hat, aber man wird es immer sehen. Er nimmt rechts einfach mal mehr Gewicht auf, das ist sein Standbein, ich nehme an, um die linke Schulter zu entlasten, die ja kaputt ist.
die ist schon länger an jimi, als mein HB an mosh, denke ich.

die trachten hat mein HB nie weggeschabt, die trachten waren bei mosh nie hoch, der jetzige HB hat sie vor allem beim bockhuf recht vorsichtig auf sohlenniveau gebracht.wenn die ballenbereiche empfindlich sind, kannst man nicht die trachten kürzen, wie du der sohle nach könntest, wenn das pferd dann wegen dem schmerz die trachte schont. aber das hat er eigenltich gut hinbekommen, mosh zeigt seitdem eine minimale trachtenfußung (also sichtbar auf asphalt), allerdings in unterschiedlicher ausprägung bei den beiden vorderhufen, entsprechend dem winkelunterschied, nehme ich an. wobei auch das echt schwer zu beurteilen ist, sieht auhc wieder aus jeder richtung unterschiedlich aus, jedenfalls im schritt ist es ja wirklic nicht viel...



mir gehts wirklich vor allem darum, ob es theorien dazu gibt, lungomare's tips werd ich mal nachgehen
ich frag mich zB, ob es theorien gibt, wie die bearbeitung der 3 anderen hufe das fußungsverhalten und damit die belastungen und den abrieb in dem 4. huf beeinflussen (wenn nicht, schreib ich einen DFG-einzelantrag :whistle:)
denn man kann die hufe ja nun nicht einzeln betrachten. wenn ich beim einen die zehe kürze, beeinflusse ich den abrollpunkt und damit letzlich die vorschwingphase anderer füße (je nach gangart, aber schritt wird wohl am relevantesten sein)