Ausbinder

Abendsonne

Ausbinder

Beitrag von Abendsonne »

Ich fange grade an den Longenkurs zu lesen. Erstmal leuchtet mir vieles ein und finde es schön, dass hier keine Hilfsmittel a´la Ausbinder verwendet werden.

Heute hatte ich zum 1. Mal Unterricht bei einer RL in Sachen richtiges Longieren, hab bisher immer nur mein Pferd im kreis laufen lassen mit Knotenhalfter und Bodenseil.
Die RL hat meiner Stute Ausbinder eingeschnallt mit der Begründung, dass mein Pferd damit Takt erlernt und sich nicht gleich den Hilfen entziehen kann mit weggedrücktem Rücken usw., weil meine Stute sich bisher immer in die nächsthöhere Gangart geschummelt hat und hibbelig wurde. Fällt ihr anscheinend leichter.

Ich bin unterm Strich kein Freund von Ausbinder und möchte auf meinem weiteren Weg mit meiner Stute sicherlich die pferdefreundlichere Variante gehen. Aber als Anfangs -Unterstützung sind Ausbinder da wirklich so verpöhnt? Meine Stute ist früher mit hartem Trainer im Western-Reiningsport unterwegs gewesen mit Kandare und sehr harten Händen.
Sie ist fast 23 Jahre alt und lernt sehr schnell.
ehem User

Re: Ausbinder

Beitrag von ehem User »

Wahrscheinlich werden mir zumindest in diesem Forum nicht viele recht geben. Trotzdem bin ich der Meinung, es ist nicht die Frage ob Ausbinder (ich bevorzuge Dreieckszügel) verwendet werden, sondern wie die verwendet werden. Je nach dem wie Du es machst, kannst Du mit den Ausbindern genauso viel richtig/falsch machen wie ohne ausbinder.

Grundsätzlich brauchen tust Du Ausbinder aber nicht. Wenn Du schön kleinschrittig anfängst und deinem Pferd und Dir genug Zeit gibst, kannst Du das Longieren auch ohne Ausbinder lernen.
Abendsonne

Re: Ausbinder

Beitrag von Abendsonne »

Also Ausbinder werden regelrecht als der Teufel dargestellt. Ich denke sie sind in kurzen Intervallen ein Weg dem Pferd zu zeigen wie es auch gehen kann. Sicher ist das mechanisch und nicht selber freiwillig vom Pferd gemacht. Bei einer 23-jährigen Stute mit mords einer Vorgeschichte ist das aber nicht ganz so leicht.

Ich gehe jetzt erstmal den Weg ohne Ausbinder. Ich will es wagen den sanfteren Weg zu gehen. Trotzdem diskutiere ich weiter über das Pro und Contra von Ausbinder.
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Candyline
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Re: Ausbinder

Beitrag von Candyline »

@abendsonne. so wie du ja selbst schreibst, lernt dein pferd sehr schnell, und das sind ja schonmal tolle voraussetzungen ihr das longieren nach dem LK beizubringen.

zu den ausbindern kann ich nur sagen, dass für mich gerade dabei das problem besteht, dass die pferde diese haltung nicht auflösen können. kleine anekdote dazu: ich war damals auf einem live-kurs mit meinem pferd. er war, um es nett auszudrücken ;) , noch sehr flexibel vorrangig in der halsposition, die ja auswirkungen auf den gesamten bewegungsapparat hat. maike knifka hat uns darin bestärkt,geduldig zu sein und weiter zu üben, tipps und tricks gezeigt, dass wir sicherer beim longieren werden und nach einem halben jahr,hat er die arbeitshaltung von selbst eingenommen und auch länger halten können als zu anfangs.
was ich damit sagen will ist, dass wenn das pferd nicht mehr genug kraft hat, in dieser oder jener haltung zu gehen, jedoch dazu in gewisser weise gezwungen wird (hier dann in form von ausbindern, weil ja die volle bewegungsfreiheit nicht gegeben ist), verspannen sich die muskeln und du erreichst somit dann genau das gegenteil von einem locker laufenden pferd.
"Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt ..."
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Lalilu
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Re: Ausbinder

Beitrag von Lalilu »

Ich kann Candyline da nur zustimmen!

Wir haben ein ehemaliges Dreiecker-Pferd und als wir noch jung und naiv waren, haben wir damit auch longiert. Unsere Stute wäre so niemals reell gelaufen und auch auf die Motivation des Pferdes haben Ausbinder meiner Meinung nach einen großen Einfluss!

Seit wir nach dem LK arbeiten, ist sie engagierter dabei, sucht selbst die Arbeitshaltung anstatt gegen die Ausbinder zu gehen oder sich zu verkriechen. Und nur ein Pferd, das gerne und entspannt mitarbeitet, kann die richtigen Muskeln trainieren. Und wer ist schon entspannt und engagiert, wenn er in eine Haltung gezwungen wird? Ausbinder geben keine Anlehnung - noch schlimmer, wenn dann an der Trense longiert wird und jeder Ruck im empfindlichen Pferdemaul ankommt.
Außerdem ist der LK in seinen Uebungen so viel flexibler als die "normale" Longiererei, wie man sie aus vielen Ställen kennt.

Die Unterschiede zum LK und dem Longieren mit Ausbindern bestehen meiner Meinung nach auf allen Ebenen, egal welche man sich anschaut!
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Goya
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Re: Ausbinder

Beitrag von Goya »

Gerade heute ist im Newsletter mal wieder der Link zu Tanias Block zu diesem Thema: http://wege-zum-pferd.de/hafiblog/2008/ ... keit-oder/

Ich kann Candyline und Lalilu nur zustimmen - nur ohne Hilfszügel lernt ein Pferd wirklich laufen! Alles andere, egal wie eng oder locker verschnallt, grenzt immer irgendwie ein.
Viele Grüße

Goya
Abendsonne

Re: Ausbinder

Beitrag von Abendsonne »

Ich habe mich fast schon für diese Vorgehensweise entschieden: Biegung und Stellung nach LK.
Das dauert eh alles erstmal lang bis man das drin hat. Zumal ich zur Zeit Haus baue und Vollzeit arbeite und Haushalt und Pferd...
Egal, ich will keine Hilfszügel um meinen Zeitschwund auszugleichen!

Ich kann mich schon auch rantasten an das ganze, aber die Kommandos müssen sitzen und mein Pferd soll lernen auf Peitschensignale und nachtreiben nicht mehr mit Hektik zu reagieren. Sie soll lernen dass ich trotzdem konsequent mit ihr bin. Was nützt es mich wenn wir auf dem Kreis rumschlampen und entweder bleibt sie stehen oder fangt zum Rennen an. Und da begrenzen HZ einfach am Anfang mal.
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Lalilu
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Re: Ausbinder

Beitrag von Lalilu »

Eins mag ich noch loswerden...
Wenn du nach dem LK mit ihr anfängst zu arbeiten, beginnst du erst einmal mit großer Nähe - die Distanz wird erst schrittweise größer - dadurch geraten die Pferde bei der Peitsche nicht mehr so schnell in Hektik, weil du deine Hilfen von Anfang an erklärst. Dazu braucht es kein "normales" Longieren.
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Candyline
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Re: Ausbinder

Beitrag von Candyline »

die zeit, die du jetzt investierst um ihr das beizubringen, wird sich wirklich lohnen :-n weil die haltung die man versucht mit hilfszügeln zu erreichen ist nicht wirklich reell. wenn dein pferd hingegen lernt, wie es für sich auch am angenehmsten laufen kann, wird es die haltung von sich aus irgendwann einnehmen. also hab geduld :ohm: und mit viel üben, spaß und konsequenz werdet ihr das sicherlich hinkriegen!
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WaldSuse
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Re: Ausbinder

Beitrag von WaldSuse »

Ich bin in Pferdedingen echt ein Neuling,aber ich bin langjährige Tänzerin.Und schon,als ich (wieder) mit reiten anfing,mochte ich die Dinger nicht.Mir kam das Pferd wie "eingeschnürt" vor.Meine damalige RL meinte,daß man dem Pferd damit den Weg in die Tiefe weisen würde und sie hat sie wirklich immer sehr locker gemacht,so daß sie durch hingen.Kann ich sie auch gleich weg lassen,dachte ich mir.Dann habe ich was gelesen vom Gleichgewicht und daß das Pferd auch erst in seinen Körper finden muß,lernen muß,sich selber aus zu balancieren.Da meldete sich mein Tänzerinnen Körpergefühl und ich habe mir vor gestellt,wie das sein muß,als Tänzerin ins Gleichgewicht zu kommen,was immens wichtig ist,mit auch locker zusammen gebundenen Armen........ :shock:
Dann habe ich genau diese Argumentation GEGEN Ausbinder in einem Buch von Peter Pfister gelesen.Meine RL in Centerd Riding hingegen verwendet Ausbinder bei den Isis.Ich werde sie mal bei Gelegenheit danach fragen,warum.
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
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