Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Moderator: Keshia

ehem User

Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

Wir haben ein Problem, bzw. mehrere. Mein Pferd lässt sich auf unserem "Gruselplatz" grundsätzlich nur ungern und spannig reiten (rückwärts laufen, erschrecken, lospreschen). Mir bleibt somit eigentlich nur Gelände.

Nachdem er körperlich endlich ok ist (s. Thread Trageerschöpfung), einen neuen Sattel hat und auch sonst m.E. fit ist, fängt er im Gelände an zu buckeln und durchzugehen. Klar, denke ich, wird er sich nach mehreren Jahren mit Schmerzen erstmal austoben wollen, aber bitte nicht, wenn ich drauf sitze.

Was mir auffällt, ist, dass er bei jeder Wiese anfragt, ob er losrennen darf. Ich rede dann beruhigend auf ihn ein und meistens lässt er sich auch überzeugen. Jedoch eben nicht immer und dann wirds brenzlig. Wenn ich ihn antrabe geht er fast umgehend in Galopp, aus diesem wird Renngalopp und dann Haken schlagen und seit neustem Rodeo veranstalten. Ich bekomme langsam aber sicher Bammel, bin ja keine 20 mehr. Seine Vorbesitzerin hat ihn mal als Pferd beschrieben, das gerne rennt, jetzt glaub ich ihr, ein Durchgänger war er allerdings laut ihr nicht (wahrscheinlich hat sie es gar nicht wahrgenommen :roll:). Ich hatte angefragt, als ich bemerkt habe, dass er ein körperliches Problem hat, ob er schon immer so komisch (lahm) gelaufen ist. Nachdem ich ihn nämlich vor knapp 2 Jahren gekauft habe, war er total ruhig (ja klar er war ja auch nicht ok) und ich habe gedacht, dass ich ein tolles Verlasspferd habe. Nun habe ich das Gegenteil und bin entsetzt. Was soll ich machen? Ich kann ihn ja nicht gar nicht mehr reiten. Selbst longieren ist auf unserem Platz schwierig. Im Gelände also ohne optische Begrenzung zu longieren ist auch schief gegangen, da hat er sich losgerissen und ist davon gerannt.

Die Grunderziehung, also wichtige Basics fehlen, daran "versuche" ich zu arbeiten, aber wie, wenn Platz nicht möglich und im Gelände auch nicht? Er rollt sich leider auch ein, weiß also wie er sich Zügelhilfen entziehen kann. Handarbeit auf dem Platz und Gelände ist anstrengend, da er hampelig wird und sich entziehen möchte. Da er ja dann auch gleichzeitig spannig und guckig ist, wird es einfach nur zum Desaster. Ich habe bald keine Lust mehr und finde innerlich schon Ausreden um nichts mit ihm machen zu müssen. Ich habe 1000e von Euros in ihn reingesteckt, jetzt ist er gesund und ich habe auf einmal ein Pferd, mit dem ich eigentlich nicht viel tun möchte. Er hat zwar nach wie vor Charme und ich bin mir sicher, dass er "eigentlich" mitmachen möchte, aber wir beide wissen nicht wie. Spazieren gehen ist mittlerweile auf bekannten Strecken recht entspannt, aber auch tagesformabhängig anstrengend.
Ich wußte ja, dass ich mir eine "Baustelle" gekauft habe, aber dass sie doch so riesig ist :?

Die Bereiterin, bei der wir waren, meinte, bevor ich wieder mit ihm komme, sollten Grundsatzdinge besser klappen (er ist teilweise absolut undurchlässig, teilweise lässt er sich aber "auf Gedanken" steuern). Ich denke, er hat bei der Vorbesitzerin einfach gelernt, das zu machen, was er will und ist damit durchgekommen.

Zur Haltung: Stall ist nicht optimal, aber zur Zeit erstmal alternativlos. Die Einzelpaddocks sind klein und es gibt keine Winterweide. Hier im Umkreis gibt es leider keine richtig gute Alternative, die Haltung, bwz. wenn O-Stall, dann ganz oft ohne Platz/Halle, ist fast überall nicht optimal. Bin schon am Suchen, ist aber sehr schwierig, den "eierlegendenwollmilchsau-Stall" zu finden.

Vielleicht hat ja jemand trotzdem Tipps für uns. Bin im Moment echt an meiner körperlichen und psychischen Grenze.
Ramona
Nachwuchspferd
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Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von Ramona »

Zuerst mal :hug:
Ich hab selbst ein Baustellenpferd und weiß, wie das ist, wenn man jahrelang kämpft, in der Hoffnung, dass wieder beschwerdefrei und vielleicht auch reitbar wird. Jetzt denkst du, nun ist es endlich soweit, nur um festzustellen, dass der langgehegte Traum sich zum Alptraum entwickelt. Das ist schon eine herbe Enttäuschung. :(

Hier nun ein paar Ideen/Fragen zu deinen Problemen:

Gruselplatz:
Hast du eine Erklärung für die Angst? Also Dinge, wie z. B. Hecken oder Mauern entlang der Bande, die für schlechte Sicht sorgen, evtl. verbunden mit komischen Geräuschen dahinter? Hat er auch Angst, wenn ein zweites Pferd mit auf dem Platz ist?

Allgemeine Schreckhaftigkeit:
Hast du in letzter Zeit mal ein Blutbild machen lassen? Bei manchen Pferden ist ein Magnesiummangel schuld an übermäßiger Schreckhaftigkeit. Also vielleicht mal überprüfen lassen?

Buckeln/Durchgehen:
Passt der Sattel wirklich? Passt v. a. auch der Schwerpunkt? Hast du das mit Carola-Pad o. ä. kontrolliert? Meine Stute hatte auch mal eine Buckelphase. Ich hab’s zunächst auch auf Übermut und Jahreszeit (Winter) geschoben. Leider war es doch der Sattel, der oberflächlich betrachtet zwar gepasst hat aber einen ungünstigen Schwerpunkt hatte.

Ist mit dem Rücken wirklich alles i. O.? Was wurde schon alles untersucht?

Trabt dein Pferd „sauber“? Manche lahmen im Trab, im Galopp jedoch nicht und bevorzugen deshalb Galopp.

Grunderziehung:
Welche Basics fehlen euch da? Ist es überhaupt sinnvoll, schon wieder ans Reiten zu denken, wenn es am Boden noch Probleme gibt?

Stall:
Kleiner Einzelpaddock ohne zusätzlichen Auslauf ist Mist. Könnte sein, dass eure Probleme zum Teil auch daran liegen. Muss der neue Stall unbedingt Halle oder Platz haben? Zweifellos wäre das schön, scheint dich aber in der Auswahl sehr einzuschränken. Ich meine, jetzt hast du auch einen Platz, kannst ihn aber nicht nutzen. Das muss im neuen Stall ja nicht automatisch besser sein. Wenn du also womöglich auch da den Platz nicht nutzen kannst, könnte zumindest vorübergehend eine Stall ohne Platz dafür aber mit mehr Auslauf und Kumpels zum Toben doch auch eine Alternative sein? Langfristig kannst dir ja immer noch was anderes suchen. Ansonsten, Umkreis für die Suche erweitern und vielleicht in Kauf nehmen, dass du nicht mehr täglich zum Pferd kannst, dieses Pferd dafür aber ausgeglichen ist, wenn du bei ihm bist, damit die gemeinsame Zeit auch wieder Spaß macht? Täglich, aber dafür ungern oder gar mit Angst zum Pferd gehen zu können, nützt dir ja im Grunde auch nichts. Also vielleicht noch mal die Suchkriterien überdenken?
ehem User

Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

:hug:

Ach, ich kann dich so gut verstehen, mir gehts mit meinem grade ähnlich.

Vor zwei jahren als Baustellenpferd gekauft, aber dass es so viel ist, hätte ich auch nicht gedacht. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich ihn antrainiert habe und irgendwas dann wieder war, weswegen ich wieder aufhören musste.

Wir haben jetzt Physio, Chiropraktik, Osteophatie und Aktupunktur durch, diverse TÄ Checks, Spezialbeschlag und Zahnarzt war erst im Januar da. Sattel ist bestimmt auch schon der 20. Ich werd momentan immer ein bischen :x , wenn dann so Leute ankommen und meinen, ja, ich würde mal den und den holen und hier ist bestimmt was und da... Es kann doch eigentlich nciht sein, dass ich 10mal im jahr den Ostophaten brauche und zweimal im Jahr den zahnarzt???

Und trotzdem spinnt mein pferd momentan rum, auf Platz ist er unausstehlich, enn ich nur einen Hauch zuviel verlange, im Gelände fängt an zu pullen und sieht dauernd Gespenster. Das Ganze hat sich seit der letzten Osteophatischen behandlung verstärkt, was ich überhaupt nicht verstehe...

Ich merke auch, dass ich häufig ausreden suche, um nur Handarbeit zu machen, weil das Reiten doch sehr...unbefriedigend ist, außer dem hauptziel "Kontrolle Behalten" kann ich nichts anderes mehr reiten.

Ich fahre jetzt den Weg des Ablongierens und bleibe da völlg emotionslos, wenn er an den gruselecken den zirkel abkürzt oder bockt. Er muss mindestens traben, der Rest ist mir egal. Nach einer halben Stunde setze cih mich für 5 MInuten drauf (Gangart je nach Gemüt) und steige danach ab, egal wie toll es ist. Wenn es schlecht ist an dem tag, gehe ich früher runter.

Ich kann noch nciht sagen, wie es funktioniert, mir hilft es aber, Routine reinzubringen und das Reiten als Normalität zu sehen. Es ist auch weniger dass ich Angst habe ihn zu reiten, als vielmehr, dass mir die hutschnur hochgeht, warum er sich so benimmt. Wir haben soviele schlechte Zeiten (Haltungs/Ausrüstungsbezogen sowie Krankheiten) überstanden, objektiv hat er so gute Bedingungen wie noch nie und er geht so be**** wie noch nie....


Ich merke grade, der Text ist dir wahrscheinlich echt keine Hilfe.... :oops:

Aber vielleicht hilft er dir in der Hinsicht - Du bist nicht allein :hug:
ehem User

Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

Hallo,

leider weiß ich nicht, was dir wirklich hilft, ich werfe nur mal ein paar Ideen in den Raum.

Ich habe ja auch so ein Rennpferd und bin sie deswegen bisher nur auf der Weide geritten, wo es dann auch relativ egal ist, wenn sie rennt. Also zumindest habe ich dadurch die Angst vor ihrem Renn-Anfall verloren. Ich glaube beängstigend ist es für uns auch immer nur wegen des Kontrollverlusts und dem Kopfkino, das abgeht wenn man sich ausmalt was jetzt alles passieren könnte. Denn so eigentlich ist es ja nicht schlimm auf einem schnellen Pferd zu sitzen. Ich glaube es ist manchmal wichtig auch so eine "so what?"-Einstellung dabei zu kultivieren und sich zu denken "lass sie halt rennen".

EDIT: Übrigens war bei uns auch die Ursache, dass sie den Trab nicht mochte, weil sie sehr untrainiert war. Schritt ging wunderbar, aber beim Antraben fiel sie sofort in Galopp und warf sich dann auch gleich nach vorn und "rannte" nur noch.

Eine Freundin von mir hat mir mal erzählt wie sie ihr "Rennpferd" von der Rennsucht geheilt hat: sobald er rennen wollte, MUSSTE er rennen. Heißt, er durfte nicht nur, sondern musste richtig noch jedesmal ein Stück weiter (und schneller) galoppieren als er eigentlich wollte. Danach ein paar anstrengende Übungen.
Sie hat ihn sicherlich nicht zu Tode geritten, aber eben so, dass er sich auf Dauer gemerkt hat, wenn er rennen will, muss er jedesmal arbeiten - wenn nicht, dann nicht. Bei ihrem Pferd hat das sehr gut geklappt, sie reitet ihn jetzt mit durchhängendem Zügel, er ist superentspannt.
ehem User

Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

Hallo ihr Lieben, ich :hug: euch auch mal,

danke für die Anregungen, und dass ich wohl nicht alleine stehe mit so einem, meinem "Problempferdchen" tut auch gut zu wissen.

Unser neuer Sattel ist super, er fühlt sich sehr wohl damit. Ist übrigens der gefühlt 1000e in nicht mal 2 Jahren (tatsächlich der 5.) mit einigen z.Z. 1000er an Euros Verlust von neuen/alten Sätteln die nicht gepasst haben. Der neue wurde von einem sehr guten Fachmann angepasst. Das Buckeln hat er auch schon mit dem Lederbaumsattel angefangen, den ich davor probiert habe. Bei diesem, der nicht angepasst wurde, hat der Schwerpunkt tatsächlich nicht ganz gestimmt, war aber unproblematisch.

Den Platz finden alle Pferde am Hof "gruselig". Ist er auch. Eine Bretterwand verdeckt die Sicht und hinter dem Zaun sind wohl an einer Stelle Hühner (da wohnt ein Messie). Sie spinnen alle dort.

Gesundheitlich ist er jetzt komplett durchgecheckt und ok. Er hat definitv nicht genug Auslauf, was ihn aber nicht berechtigt, mich abwerfen zu wollen und durchzugehen. Das ist einfach ungezogen.

@Krähe: es macht mir grundsätzlich nix aus, dass er rennt (wenn ich die Erlaubnis dazu gebe), gestern hat er aber nach den ersten "Freudenbucklern" versucht mich aktiv abzuwerfen, also mit Absicht Kopf runter und A.rsch hoch und das wahrscheinlich, weil ich mich bei den Bucklern (selbstverständlich) fest gemacht habe und er nicht ausbalanciert ist. Ich konnte es gerade noch sitzen, aber noch 1-2 weitere und ich wäre unten gelegen. Das kann ich mir gesundheitlich nicht leisten, habe als Ergebnis heute eine leichte Migräne, total verspannte Kiefer- und Rückenmuskulatur. Ich habe noch keine Angst aber eben so langsam verliere ich die Lust.

Wir haben hier kein besonders schönes Gelände, alles flach, relativ nah an der Autobahn und keine längere Gerade auf der er dann mal galoppieren müsste, wenn er loslegt (nur 500 m lange Wiesen, auf denen er dann Haken schlägt wie ein Hase).

Alles in allem hat es z.Z. nur den Vorteil, dass ich nur 500 m zum Stall fahren muss.

Davor war ich in einem Stall, der über 30 km entfernt lag. Der war ebenfalls alles andere als optimal. Dort wurde er im O-Stall dermaßen gemobbt, dass ich ein abgemagertes Pferd durch den letzten Winter füttern musste. Dort hatten wir (schlechten, zügelabhängigen) RU und eine Halle.

Ach Mensch, es gibt einfach nie DIE eine schöne Lösung was den Stall betrifft.

Gesundheitlich geht es mir halt auch oft nicht gut, sodass wir nicht so häufig zum "Arbeiten" kommen. Und jetzt kommt sowas dazu. Ich hätte einfach nicht damit gerechnet, dass er ein "Buckler" ist. Das ist das letzte, was ich reiten möchte. Bin schon in der vorletzten Reitschule dermaßen von einer Bucklerin geschmissen worden, dass ich heute noch, nach über 2 Jahren, die Narbe von dem Muskelriss im Oberschenkel habe. Eine RB zu finden, die zu uns passt, ist hier auf dem Land quasi unmöglich.

Ich weiß im Moment einfach nicht weiter. Wir sind auch schon im 3. Stall in der kurzen Zeit, da meistens etwas nicht gepasst hat.
Ramona
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Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von Ramona »

Yshgl hat geschrieben:Den Platz finden alle Pferde am Hof "gruselig". Ist er auch. Eine Bretterwand verdeckt die Sicht und hinter dem Zaun sind wohl an einer Stelle Hühner (da wohnt ein Messie). Sie spinnen alle dort.
Besteht die Möglichkeit den Pferden mal zu zeigen, wer bzw. was da hinter der Bretterwand wohnt? Nach meinen Beobachtungen haben Pferde vor allem dann vor Geräuschen Angst, wenn sie diese keinem Lebewesen/Gegenstand zuordnen können.
Yshgl hat geschrieben:Er hat definitv nicht genug Auslauf, was ihn aber nicht berechtigt, mich abwerfen zu wollen und durchzugehen. Das ist einfach ungezogen.
Hm, ich finde es "ungezogen" ein Pferd auf beengtem Raum einzusperren und dann auch noch zu erwarten, dass es gesittet läuft. Irgendwo muss es ja auch mal toben dürfen. Das soll jetzt kein Vorwurf an dich sein, du suchst ja schon nach einer Alternative. Und natürlich ist es absolut nicht wünschenswert, dass dein Pferd sich unterm Sattel austobt. Mangels anderer Möglichkeit muss er das ja im Moment aber so tun.

Darfst du dein Pferd denn auf dem Reitplatz frei laufen lassen? Vielleicht könnte er sich dort regelmäßig austoben?
ehem User

Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

Hmm...und wenn du nochmal ganz grundlegend von vorn beginnst, so als würdest du ihn anreiten? So mit Führübungen am Anfang, Scheutraining, Führen in Stellung nach Longenkurs, also wo du noch mehr Einwirkungsmöglichkeiten hast als beim Longieren?

Oder mal so gefragt: was KLAPPT denn bei euch beiden so richtig gut? Von dort aus würde ich versuchen das aufzubauen.

Aber ich bin auch kein gutes Beispiel, weil ich sowas dann wieder zu lange hinziehe und letztlich auch wieder nicht zum Reiten komme. Aber im Moment scheinst du ja auch nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Vielleicht hat er einfach vergessen, dass er eigentlich ein Reitpferd ist? Habt ihr sonst gemeinsame Hobbies? Ist fahren z.B. eine Lösung?
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A.Z.
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Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von A.Z. »

Krähe hat geschrieben:Eine Freundin von mir hat mir mal erzählt wie sie ihr "Rennpferd" von der Rennsucht geheilt hat: sobald er rennen wollte, MUSSTE er rennen. Heißt, er durfte nicht nur, sondern musste richtig noch jedesmal ein Stück weiter (und schneller) galoppieren als er eigentlich wollte. Danach ein paar anstrengende Übungen.
Sie hat ihn sicherlich nicht zu Tode geritten, aber eben so, dass er sich auf Dauer gemerkt hat, wenn er rennen will, muss er jedesmal arbeiten - wenn nicht, dann nicht. Bei ihrem Pferd hat das sehr gut geklappt, sie reitet ihn jetzt mit durchhängendem Zügel, er ist superentspannt.
Vor diese Methode möchte ich ausdrücklich warnen. Hat meine ein grundsätzlich lauffreudiges Pferd, führt das ganz schnell dazu, dass die Kondition des Pferdes ratz fatz die des Reiters übersteigt. Irgendwann hält das Pferd das gefühlte Stunden durch. :ohhh:

Uns hat hingegen sehr konsequentes langsam reiten weiter geholfen. Ein Mitreiter und ich haben unsere Wänster durch konsequentes Schrittreiten über Monate erzogen. Nachdem die Herrschaften in der Lage waren am losen Zügel gesittet einher zu gehen, wurde der erste Trab angeboten. Die ersten Abflitzversuche wurden mit sofortigem zurück in den Schritt beantwortet.

Wobei ich sagen muss, dass die Herrschaften niemals buckelten.


Dass er buckelt ist natürlich eine deutliche Verschärfung des Problems. Ich würde dort wirklich nochmal ganz genau die Ausrüstung kontrollieren (lassen).


Und ich würde wirklich daran arbeiten, den Platz zu entgruseln. Erst am Boden, dann unterm Sattel. Wie Krähe schreibt, quasi von Grund auf neu beginnen.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von ehem User »

Austoben könnte er sich grundsätzlich auf dem Reitplatz beim Freilauf, da will er aber eben aus genannten Gründen nicht. Ich kann ihm auch nicht zeigen, was in den Gärten der Nachbarn "versteckt" ist. Es ist auch tagesabhängig, mal mehr mal weniger "Angst" darauf, heißt es gibt durchaus Tage, wo er gewillt ist, den ganzen Platz zu erkunden. Wir sind jetzt seit 1/2 Jahr an dem Stall, ich versuche immer wieder ihm den Platz auch mit viel Leckerlies schmackhaft zu machen, war nie ungeduldig dabei.

Ich habe mein Bestes gegeben, habe ihn quasi aus schlechter Haltung ohne Ausbildung gekauft, ihn auf barhuf nach mehrmaligen Probieren umgestellt, die Zähne mehrfach machen lassen, er ist körperlich wieder gesund, soweit ich das beurteilen kann, hat passendes Zaum- und Sattelzeug. Leider bin ich finanziell im Mometn nicht in der Lage einen teureren weit entfernten Stall zu nehmen, da mich die Beseitigung seiner körperlichen Mängel und die Sattelodyssee ziemlich meine finanziellen Reserven gekostet haben. Nun hätte ich gerne anfangen, ihn mehr zu bewegen, vor allem im Gelände auch als Ausgleich zu den fehlenden anderen Möglichkeiten. Aber das geht nicht, da er da eben durchgehen möchte und mich dann, weil ich ihn dabei störe, loswerden.

@Krähe: er hat Angst vor Kutschen :-) Ich hätte auch die finanziellen Mittel nicht davon abgesehen und auch kein Interesse. So richtig gut klappen tut eigentlich nix, wenn ich ehrlich bin, er ist kein Schmuser, mag eigentlich nur Leckerlies abkassieren für möglichst wenig "Gegenleistung", aber das ist ja "normal" und nachvollziehbar.
Führtraining habe ich gemacht. Er ist anfangs nur hinter mir her gelaufen im Slalom. Das klappt soweit. Beim Führen in Stellung wird es schon schwierig, da fängt er an hektisch zu werden und drängelt mich aus der Position.

Irgendwie glaube ich, muss mich allmählich mit dem Gedanken befassen, dass ich (mal wieder) eine Fehlentscheidung getroffen habe mit dem Kauf. Ich habe nämlich leider so einen Hang zum Selbstboykott...mache gerne ab und an Dinge, die mir letztenendes nicht sonderlich gut tun.
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Schnucke
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Re: Pferd endlich gesund, jetzt unkontrollierbar

Beitrag von Schnucke »

Eine Frage die sich mir stellt, was ist an deinem Stall, denn so positiv, daß du bleibst ? Für mich liest sich der Stall nicht komfortabel für Pferd und Reiter. Kein gutes Ausreitgelände, Minipaddocks, kleiner Reitplatz der auch noch gruselig ist, ergo nicht Nutzbar.........
Den Reitplatz entgruseln stell ich mir schwer vor. Ich habe eine ähnliche Situation, am Ort gibt es eine kleine Minireithalle, an der einen langen Seite sind Boxen angeschleppt durch eine Holzwand von der Halle getrennt. Die Pferde die dort stehen hauen regelmäßig in die Wand, was meine Pferde einfach gruselig finden. Dürfen sie auch ich finde es auch nicht prickelnd wenn ständig neben mir was knallt was ich nicht sehen und einordnen kann. Ich kann dort nicht entspannt arbeiten, meine Pferde sind dort nicht entspannt, deshalb hab ich das Thema Halle am Ort ganz schnell beendet.

Für mich stellt sich als zweites die Frage was klappt bei euch, worauf kann man aufbauen. Da würde ich ansetzen und wenn es bedeutet erstmal nicht zu reiten.

Den Tip mit dem rennen lassen, kommt immer auf Pferd und Reiter an. Mir wurde auch vorgeworfen mein Jungpferd zum Durchgeher zu erziehen, wenn ich bevor ich Trabe im Gelände erstmal abgaloppiere um den ersten Stallmut rauszulassen. Aber bei mir war abgaloppieren eben ein schöner Canter, rund, schön an den Hilfen, jederzeit kontrollierbar in Tempo, Richtung usw. .; das kann man mit einem hakenschlagenden, buckelnden, fast schon Durchgeher nicht vergleichen.

Da geh ich mit Angela konform, bei dir wird das nichts bringen. Wobei ich da nicht die steigende Kraft kritisch sehe, Kraft und Kondition bekommen sie im Schritt, Renn-, Distanz- und VS- Pferde werden zB zum Konditionsaufbau Schritt geritten.
Konsequentes Schrittreiten seh ich aber auch aufgrund der vorangegangenen Trageerschöpfung kritisch, Schritt ist eine schwunglose Gangart und deshalb sehr schwer korrekt über den Rücken zu reiten, bzw es ist Schwerstarbeit fürs Pferd.
Dazu kommt eben noch, daß dein Pferd vollkommen unausgelastet ist, durch die Minipaddocksituation, da würde ich Schrittreiten schon fast unfair finden.

Keine Frage so wie er sich jetzt verhält ist es nicht ok, aber irgendwie auch verständlich. Einen Weg da raus, sehe ich unter den genannten Umständen nicht.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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