Wer clickert wie und warum

Moderator: Keshia

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Sheitana
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Sheitana »

Wallinka hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 16:18 Der Haffi hat in dem Moment im allgemeinen keinen Hunger, er frisst auch gar nicht unbedingt, ev 2-3 Hapse, er will nur nicht, dass die anderen drankommen.
Grundsätzlich hab ich mich mit dem Haffi arrangiert, der ist einfach, wie er ist. Ich finde nur Romys Vorgehen sehr interessant, könnte mir das für die anderen drei auch gut vorstellen, wüsste halt nur nicht, wie den Haffi da integrieren, ohne das Leben vom Shettytier aufs Spiel zu setzen. 2Mal stand sie nach einem Schlag schon dreibeinig....
Hatte er früher Hunger?

Also ich weiß wirklich nicht, ob ich die Muße hätte, daran in seinem Alter noch zu arbeiten (nicht, nach dem Motto "lohnt sich nicht mehr", sondern weil "ist schon sehr gefestigt"), weil wenn du schreibst es wurde schon so gefährlich für die Anderen....
Vielleicht würde es auf irgendeine Art gehen, mit Sicherheit sogar. Ich schätze, es würde sehr viel Muße, sehr viel Zeit und eine sehr schnelle Reaktion und Auffassungsgabe vom Menschen brauchen, um dieses Muster zu durchbrechen ohne, dass es für Andere gefährlich wird.

Ich glaube das muss man für sich ausmachen, ob man das tun möchte, oder lieber nicht.
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Equester
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Romy, das musste ich jetzt 2x lesen, um es für mich in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

Grundsätzlich machen wir beide das Gleiche, jedoch anders aufgebaut. Ich hatte geschrieben, dass ich - wenn ich der Meinung bin, die sollten jetzt ein Leckerchen bekommen - auch nett gucken (Traberspezialität) oder atmen belohne. Der Unterschied liegt darin, dass ich das konsequent nach einer Methode mache und somit für MICH geordneter. Ich finde übrigens immer einen Grund, meine Nase zu belohnen, es gibt nichts, was nicht lobenswert ist ;) .

Ich sehe aber auch Unterschiede, Du zeigst in Deinen Reaktionen, dass Du etwas nicht gut findest, ich ignoriere das schlicht und ergreifend und belohne dann, wenn es so ist, wie ich mir das vorstelle. Beispiel: es bettelt (und ja, ich finde dass jede direkte Aufforderung Futter rauszurücken Betteln ist), das mag ich nicht und so passiert nichts. Drehen sie den Kopf zur Seite und signalisieren so gutes Benehmen, kommt der Click. Es gibt auch nicht wenige Momente, wo meine Pferde der Meinung sind, dass sie jetzt gerade extrem gut und genial waren und dafür etwas verdient haben. Dann gibt es da auch etwas, weil sich das schon deutlich von betteln unterscheidet. So geschehen gestern in der Halle, wo der Schinken einen traumhaften Trab hingelegt ha und mit Recht nach der Belohnung gefragt hat. Ich bin übrigens nicht der Auffassung, dass denen das Futter gehört und ich das nur tragen darf. Aber das ist Ansichtssache :nix: .
Bei der Gabe der Leckerlies habe ich auch Untertöne. Bei Sachen, die vorher noch nie geklappt haben, oder dieses mal besonders gut, freue ich mich unwahrscheinlich und kann das offensichtlich auch so intensiv vermitteln, weil ich dann gerne mal ein Höhö bekomme (etwas, wo ich dahin schmelze :sigh: ). Aber ich freue mich grundsätzlich immer, wenn sie etwas gut machen und das zeige ich auch, nur manchmal freue ich mich halt etwas mehr ;) .

Noch einmal zum Thema betteln: da ist die Grenze manchmal nur hauchdünn. Speziell der Zwerg ist gerne mal übereifrig, auch bei der Belohnung, da muss man gegen steuern, der hat das Zeug zum Taschenräuber. Außerdem braucht der Zwerg klare Regeln, die ihm sagen, wo er wie laufen soll. Weicht man diese Regeln auf, wird er unsicher und macht Sachen (kann man immer sehr gut beobachten, wenn die PB sich anders verhält, das kann er nicht zuordnen und dann wird er komisch). Der Traber ist ein alter Herr und der kennt mich besser wie ich mich selber. Der weiß genau, wie er zu Leckerchen kommt, der ist ein Schlawiner :herzi: (und ich schmelze wie Butter in der Sonne, wenn der mich anbrubbelt) . Der Schinken ist vom Typ her nicht mit jedem Leckerchen zu kaufen, manchmal überhört er bewußt den click, weil ihm das an der Stelle nicht passend erscheint. Aber er hat einen hohen Anspruch daran, dass man seine Leistungen würdigt und wie man sie würdigt. Er liebt es gelobt zu werden und das bekommt er von mir. Alle Pferde bekommen nicht nur nach dem click das Leckerchen, sondern immer auch eine Berührung und ein verbales Lob. Das aber erst als Nachschlag, der click an sich ist ja das Signal für das jetzt war es, was ich wollte.

Sheitana, für mich war das die schwerste Übung, als ich mit dem clickern angefangen habe. Damit hatte ich am Anfang zu kämpfen, weil ich der Meinung war, dass nur bei Leistung was kommt. Inzwischen sehe ich das völlig anders, weil irgendwie alles, was sie mir geben, eine Leistung ist. Meine Pferd können auch sehr gut unterscheiden, ob ich gerade nett gucken belohne, weil mir danach ist, oder ob es etwas für eine besondere Leistung gibt. Wenn wir miteinander "arbeiten" ,ist da eine ganz andere Stimmung. Hohe Konzentration auf beiden Seiten und immer der Wille von Mensch und Pferd, das Gegenüber möglichst schnell und möglichst genau zu verstehen. Der Schinken ist da mein absoluter Streber und manchmal feilen wir die gesamte Einheit an einer Übung, weil wir beide nicht ohne Ergebnis raus gehen wollen. Das kann soweit gehen, dass weder Pferd noch ich etwas von der Außenwelt mitbekommen. Der Zwerg wird dem Schinken immer ähnlicher, da finde ich das Verhalten auch immer öfter.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Sheitana »

A.Z. hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 16:24 Die Vorstellung, dass ein Clickerer nur noch via Click + Keks kommuniziert ist schon etwas ... :kicher:
Ich möchte es verstehen und finde es eigentlich gar nicht zum :kicher:

Es ist ja schade, wenn ich noch nicht im Kreis derer Allwissenden bin, dass das Leben soviel mehr dabei bereit hält, als dass es nur Click+Keks gibt.

Ich bin kein erfahrener Clickerer, ich möchte es wirklich verstehen, wenn ich für mein Nicht-Verständnis ausgelacht werde (sorry, ich weiß, es ist vielleicht nicht so gemeint, aber auch auf der "anderen Seite" können Dinge sehr unglücklich ankommen), dann mag ich mich da ehrlich auf keine Diskussion mehr einlassen.
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Sheitana »

Equester hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 16:26 Sheitana, für mich war das die schwerste Übung, als ich mit dem clickern angefangen habe. Damit hatte ich am Anfang zu kämpfen, weil ich der Meinung war, dass nur bei Leistung was kommt. Inzwischen sehe ich das völlig anders, weil irgendwie alles, was sie mir geben, eine Leistung ist. Meine Pferd können auch sehr gut unterscheiden, ob ich gerade nett gucken belohne, weil mir danach ist, oder ob es etwas für eine besondere Leistung gibt. Wenn wir miteinander "arbeiten" ,ist da eine ganz andere Stimmung. Hohe Konzentration auf beiden Seiten und immer der Wille von Mensch und Pferd, das Gegenüber möglichst schnell und möglichst genau zu verstehen. Der Schinken ist da mein absoluter Streber und manchmal feilen wir die gesamte Einheit an einer Übung, weil wir beide nicht ohne Ergebnis raus gehen wollen. Das kann soweit gehen, dass weder Pferd noch ich etwas von der Außenwelt mitbekommen. Der Zwerg wird dem Schinken immer ähnlicher, da finde ich das Verhalten auch immer öfter.
Danke, die Beschreibung hilft mir :-n
(wobei ich für mich dann immer noch entscheiden würde, dass ich für "nett gucken" keinen Clicker brauche. Ich glaube mein *quietsch* :herzi: verstehen meine Pferde auch so).
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A.Z.
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von A.Z. »

Das ist kein Auslachen sondern ein Anlachen, Sheitana. :shy:

Dass du meinen Post auf diesen Satz reduzierst ... liegt das jetzt daran, dass du die darunter gegebene Erklärung nicht verstehst? Fehlt dir daran etwas? Dann frage bitte gern und ich versuche gern, dass in verständliche Worte zu fassen?
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Sheitana »

Dann ist gut :-) Das hat sich nur gerade echt blöde angefühlt...

So ganz will es noch nicht in meinen Kopf... Ich komm da noch nicht von dem Click heißt Keks weg. Ich muss da drüber nachdenken.

Vielleicht sehe ich das zu dogmatisch gerade und muss es einfach einsortieren in "der Click ist eine Möglichkeit, genau wie ein lachen, ein freuen, eine andere Emotion"... :kratz:
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Equester
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Sheitana, trenne Dich mal von dem Keks. Der Click ist der eigentliche Hauptdarsteller. Der Click markiert die Sekunde, in der die richtige Reaktion kam. Am Anfang ist das (bei mir) der Gedanke daran. Beispiel: Pferd soll rückwärts auf mich zugehen. Am Anfang belohne ich die Sekunde, wo die Murmel im Hirn in die richtige Richtung läuft, da hat sich das Pferd u.U. noch keinen Millimeter bewegt. Aber mit dem click zeige ich an, dass der Gedanke richtig war, darauf bauen wir dann auf. Wenn Du von Anfang an statt Keks wegen mir das linke Ohr innen kraulst, ist das eben das Guddi oben drauf. Das Guddi soll bewirken, dass die Motivation, noch mal den click zu hören, gesteigert wird.

Also das ist in meiner Welt so, in der echten "harten" Clickerwelt sieht man das vielleicht anders :nix:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von tara »

Mönsch, was könnt ihr viel dazu schreiben! Wer soll das denn alles lesen!
C&B gibt es bei mir nur am Boden, wenn ich nah beim Pferd bin. Beim Longieren oder Reiten gibt es ein „brraav“, was sowohl die gelungene Aktion markiert als auch die Aufforderung/Bitte/Ansporn zum Weitermachen beinhaltet. Den Keks gibts dann zum Schluss, als allumfassendes Dankeschön für die gelungene Einheit.
Liebe Grüße
tara
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Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von A.Z. »

Der Click ansich ist nur eine Markierung :-n

Da er ansich bedeutungslos und allein dem Pferd egal wäre, wird er mit einem tatsächlichen Verstärker verknüpft und da wird von Tieren von allem, was der Mensch geben kann, eben Futter als am belohnendsten empfunden. :-n

Der Click als Markierung (für DEN richtigen Moment) ist insofern praktisch, weil man ihn kaum versehentlich verwenden kann, im Gegensatz zu einer Geste oder einem Wort. Und weil er sehr schnell gegeben werden kann. Ich kann also wirklich einen Sekundenbruchteil erwischen - indem das Bein beim Schulter vor an der richtigen Stelle steht z.B.
Der Huf die Matte trifft - wenn ich mit Bodentargets arbeiten möchte
Die Nase die Faust trifft - wenn ich die Hand als Target verwenden möchte

...

Die Gesamtkommunikation mit meinem Pferd besteht aus viel viel mehr. Und wie gesagt, ich belohne viel, viel, viel mit Futter ohne Click - einfach nur die Gesamtsituation, Bewegungsangebote, die in die richtige Richtung gehen ... Ich habe ein Pferd, für das Bewegung oft selbstbelohnen ist ... Und ich verwende natürlich auch das komplette Repertoire an Körpersprache, Nuancen in der Stimme ...
Viele Grüße Angela

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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Noch was ist mir gerade eingefallen.

Nachdem meine Pferde "angeclickert" waren und zunehmend verstanden haben, was c/b sein soll, haben die sich verändert. Die hören nämlich jetzt genauer zu. Neue Übungen dauern nicht mehr so lange, bis wir die können, weil sie sich selber genau beobachten. Sie können jetzt viel schneller zuordnen, dass der click für genau das war, was sie gerade gemacht haben und bieten es viel schneller in der Wiederholung an. Machen sie das nicht, kann ich zu 100% sicher sein, dass ich irgend etwas verändert habe, ohne mir dessen bewußt zu sein. Das hat mich auch zur Ordnung erzogen, dass ich mich daran halte, was ich so von mir gebe :lol: . Am Anfang haben sie mir immer mind. 10 Sachen angeboten (Versuch macht kluch) und da hat es manchmal gedauert, bis wir diese eine spezielle Sache herausklamüsert hatten. Das läuft jetzt besser, wenn ich mich denn im Griff habe :whistle:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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