Eine wie ich finde sehr schöne Übung aus den natural Horsemanship: Du gehst erstmal auf einen eingezäunten Platz zum Üben, der Bahnmarkierungen hat oder Pylone o.ä.
Das Pferd hast du dort am langen durchhängenden Seil, man will ja Mitarbeit erreichen, kein Gezerrgel. Dann stellst du dich erst mal gemütlich mit dem Pferd irgendwo hin, fixierst ein "Ziel" und dazu ein weiteres im ca. 90° Winkel dazu. einen Pylon, das Platztor Richtung Stall, eine Ecke, was auch immer, mal eher zum Überholen einladend, mal weniger. Es kann später auch zB mal ein Futtereimer sein.

man kann so später den Schwierigkeitsgrad durchaus mal ändern.
Wenn du so weit bist, gehst du energisch los zum ersten Ziel. Stell dir vor, du müsstest aus ganz bestimmtem wichtigem Grund genau da jetzt hin. Guck das Ziel ganz konzentriert (fokussiert) an und folge dann dem Fokus, indem du zielgerichtet da hin gehst.
Tu, als sei dir völlig egal ob das Pferde mitkommt, geh aber "deutlich" los, also nicht überfallartig. Also aufrichten, Ziel fokussieren und dann betont losgehen, das Pferd soll ja erkennen, dass da was passiert. Wenn dein Pferd jetzt seine Freiheit am langen Band nutzt, dich bald zu überholen -dann ziehst du nicht am Seil, sonderst wendest einfach kommentarlos schlagartig ab zum Ziel 2 und gehst da hin, suchst dir aber dann unauffällig das Ziel 3 gleich aus etc.
Was passiert? Dein Pferd hat ja gemerkt, dass es "irgendwo" dringend hingeht, also will es auch "erster" sein, es könnte sich ja lohnen. Indem du abwendest zum neuen Ziel, ist es ins Leere gelaufen und plötzlich letzter. Und die letzten werden gefressen -dumm gelaufen.
Sollte es wieder überholen, wendest du wieder kommentarlos ab zum nächsten Ziel, das kann ein neues oder auch wieder das erste sein, das ist egal. Und so weiter, bis du dein aktuelles Ziel mit dem Pferd dahinter erreichst. Im Natural horsemanship macht man zur Belohnung nun nur eine lange Pause, ich bevorzuge es aber mein Pferd zu loben und gebe dann auch Leckerlie, das muss jede(r) selbst entscheiden. Bei ganz schwierigen Kandidaten kann es manchmal angeraten sein sein, nach dem Abwenden schon die ersten Schritte hinter dir bleibend (wenn es bei Zielen vorher immer gleich überholt hat) zu belohnen, als hätte es das Folgen neu erfunden.
Was dahinter steht:
In der Herde ist es ja so, das die Pferde dem Leittier folgen, zum Wasser, zum Futter, zum Wälz- und Liegeplatz...am liebsten einer hinter dem anderen. Diejenigen, die dicht am Leittier bleiben, kommen gleich nach ihm an, bekommen also das Beste ab. Diejenigen, die trödeln oder aber vorlaufen und den falschen Weg erwischen werden getrennt von der Herde leicht zur Beute. Diejenigen, die nicht auf das Leittier achten, das vielleicht abwendet, weil ein Wolf im Gebüsch sitzt -werden auch gefressen.
Das Wissen darum sitzt auch in unseren Pferden tief. Die Übung macht dem Pferd leicht klar, das es sich ja lohnt auf dich zu achten und bei dir zu bleiben. Das funktioniert so gut, das es später auch ganz ohne Seil klappt. Wir machen das "bei Fuß laufen" oder "stick to me" wie es im natural horsemanship heißt frei auf der Weide.