Neues Pferd, wie lange......

Moderator: Stjern

ehem User

Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von ehem User »

Da hast Du vollkommen Recht, das ist genau unser Problem. Bin ein wenig ratlos. Zähne haben wir vor 2 Wochen gemacht und der Sattel passt angeblich auch( habe mich auf erfahrene Pferdebesitzer verlassen)
Aber ich habe eine liebe ,sehr kompetente Freundin, die sie öfter mal reitet und die sich auch durchsetzen kann.
Nur muss ich für mich wieder sicherer werden und ihr das dann auch rüberbringen... Ach jaaaaa
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Hina_DK
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Hina_DK »

Ella hat geschrieben: habe mich auf erfahrene Pferdebesitzer verlassen
Das sollte man nie machen. Es gibt Leute, die haben sich auf sehr erfahrene und sehr angepriesene Sattler verlassen und haben das Pferd mit dem Sattel fast lahmgeritten. Nichts gegen erfahrene Pferdebesitzer, die findet man z.B. in den Isiställen zuHauf aber kaum einen Sattel, der den Pferden wirklich passt und trotzdem sind sie überzeugt davon. Ich schätze, in anderen Ställen geht es nicht viel besser zu. Wenn Du es ganz genau wissen möchtest, frage lieber einen Osteopathen, der auch eine Messung mit einem Impressionpad macht. Dann weißt Du gleich ob der Sattel passt und wenn nicht, wo Dein Pferd die Schmerzen hat, gegen die es sich evtl. wehrt.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von ehem User »

Werde ich machen!
Dann ist wieder ein evtl Grund /Problem ausgeschlossen. Oder gelöst:-) Danke
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Schnucke
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Schnucke »

Da schließ ich mich Hina an.

Wobei der Punkt mit dem verlaßpferd eben so eine Sache ist, strahlt eine Mensch genug Sicherheit aus, sind manche Pferde absolute Verlaßpferde. Kommen diese Pferde in die Hände von unsicheren Menschen muß das nicht so bleiben.

Mein großer Vorteil ist ich bin mit vielen Pferden aufgewachsen, ich habe viele Pferde angeritten und wage von mir zu behaupten, ein gewisses Händchen zu haben schnell den Zugang zu fremden Pferden zu finden. Deshalb ist mein Beispiel vielleicht auch nicht ganz Statistiktauglich.

Ich hab aber auch gezielt ein Pferd gesucht bei dem es sofort *klick* macht und zu dem ich sofort Zugang habe.

Bei meiner Stute ist es so, da ist scheinbar nicht viel schief gelaufen in ihrem bisherigen Leben. Bis auf den Transport über 800km und die eine Woche im Verkaufsstall, gab es auch keine größeren Streßsituationen. Sie ist absolut lieb, hervorragend erzogen und auch ganz einfach nachzureiten. Ich behaupte aber trotzdem sie ist kein Verlaßpferd für jeden, obwohl sie als solches angeboten war. Sie ist ein junges Pferd braucht noch viel Ausbildung und auch eine Person die sie "führt", Unsicherheit ist da fehl am Platz. Sie ist für mich ein Verlaßpferd, ich vertrau ihr auch, aber ich weiß auch es kann noch was kommen in dem Alter und ich muß bei ihr auch noch "fester" sein als bei meiner alten Stute die mich seit 18 Jahren begleitet.

Beim Pferd meiner Mama ist das ganz anders. Sie kommt aus Polen, war dort Zuchtstute, Wagenpferd, Reituntersatz, stand dann bei einem Händler, Zwischenstationen sind nicht bekannt. Sie hat schon einiges mitgemacht, ist sehr mißtrauisch und reiterlich eben hauruck geritten, zudem testet sie alles aus; Sie ist meiner Mutter schon richtig durchgegangen, vom Begleitpferd weg; Sie hat versucht mich an einem Baum abzustreifen, sie war ständig in einem Zustand zwischen testen und leichter Hysterie, dazu viel Blut. Eine absolut heiße Mischung, aber der Zugang zu ihr ist da und je mehr wir miteinander machen umso besser wird es auf beiden Seiten.

Aber im Grunde ist das Rezept bei Beiden das selbe. Viel Ruhe, viel Konsequenz, geregelte Abläufe, ganz viel Lob und zwar in allen Bereichen. Beim reiten wird nicht gebummelt, sondern es wechseln sich ständig Phasen von "Arbeit" und Entspannung zur Belohnung ab, dabei nutze ich auch die Veranlagungen der Beiden aus und die Ausbildung erfolgt derzeit eher noch spielerisch. Das bringt dem Pferd viel Freude am geritten werden und macht es mir einfacher. Mir ist wichtig, daß meine Pferde Freude dran haben mit mir etwas zu machen, daß sie nach dem reiten zufrieden sind, schöner werden und mehr Ausdruck bekommen.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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Stjern
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Stjern »

Hei,

ja, das kann man schwer sagen. Und selbst wenn es grundsätzlich stimmig ist zwischen Pferd und Reiter, hat man auch mal Phasen, in denen es nicht so gut läuft. Und die Probleme können weiss der Himmel wo liegen, das herauszufinden ist eben das täglich Brot und Leid eines Pferdebesitzers.

Von mehreren PFerden kann ich sagen, dass es vom ersten Blick ein hundertrozentiges Verlassen und Vertrauen bei einem 3jährigen Vollblüter bis zum Zeitraum von mehreren Jahren bei einem eigentlich weit ausgebildeten Pferd, dauern kann. Da sind so viele andere Faktoren dabei, die mitbestimmen. Ein junges Pferd z.B. muss man manchmal eben auch bis gut 7 oder mehr Jahre reifen lassen, bevor man von dem "Troll" so etwas wie Vernunft erwarten kann.
Hat man ein Pferd gekauft, dass negative Erfahrungen mitbringt, dann trägt man diese Hypothek nunmal mit und arbeitet das ab. Muss man diesen oft herausfordernden und schwierigen Weg gehen, dann ist die Belohnung dafür umso schöner. Das Pferd, dass sich für uns wahrscheinlich die Füsse blutig laufen würde, haben wir aus einem Reitbetrieb freigekauft. Als ich ihn aus dem Stall holte und lediglich 150m führen musste, dachte ich, dass ich diese 150m mit meinem Leben bezahlen muss. Heute lieben wir dieses Pferd sehr.
Ein anderes Pferd hat mich fast in einen Wahnsinn aus Verzweiflung getrieben. Im Nachhinein bekommt er einen Orden. Ohne ihn hätte ich niemals so viel nachgedacht, nach Alternativen gesucht (weg von dem nichtsbringenden Irrsinn "ach, da muss man sich halt durchsetzen und notfalls mit Gewalt"), die Bodenarbeit und ihre unendlich wertvolle Seite entdeckt. Gelernt, mich frei zu machen von dem üblichen Reitbetriebstrallala in dem das Pferd funktionieren muss. Heruasgefunden, dass ich die Freiheitsdressur liebe und dank dieser mittlerweile anfangen kann einen echt heissen Ofen ohne Sattel und Zäumung zu reiten.

Aber mit die wichtigste Lehre ist: Geduld, das Pferd erstmal so annehmen wie es ist und ausgehend von den Qualitäten und Fähigkeiten des PFerdes meine Arbeit mit dem Tier anpassen. Auch, wenn meine Erwartungen vielleicht die waren, dass ich sofort losstarten kann ins entspannte Reiten. Geht das nicht, so geht es nicht, dann steht die Suche nach dem WEG DAHIN an.

Zu Deinem Pferd und dem was Du schreibst, fällt mir ein, dass ich dazu tendieren würde Routinen einzuführen. Die gebem dem Pferd hoffentlich einen Rahmen und Verlässlichkeit. Und Sicherheit anbieten in Form von was heute gilt, gilt auch morgen und übermorgen...Dazu muss man manchmal auch konsequent zu sich selber sein.
Überprüfen, ob Dein Pferd Stress mit Artgenossen hat. Herdenmitglieder, die ihm das Integrieren schwer machen. Boxennachbarn, die rübergiften. Ich hatte mal eine Dame, die jeden Abend ihr Pferd in der Nachbarbox zusammengemacht hat. Da ich kaum abends da war, habe ich echt gebraucht zu begreifen, wo mein Neuzugang sein Problem hat.
Auch das Überprüfen der eigenen Emotionen und "wie hat das Pferd darauf reagiert" sind wichtig. Hat man Angst, dann hat man Angst. Dies hat eine Wirkung aufs Pferd. Dann sucht man nach Dingen, die man angstfrei machen kann und macht das zusammen. Reagiert man schnell sauer, dann ist es so. Dann sucht man danach, dass man es möglichst schnell bei sich erkennt und Handlungsalternativen, die die negativen Emotionen verfliegen lassen (z.B. bricht kurz die Arbeit ab und schmust mit dem Pferd und lässt erstmal Übungen machen, die das Pferd ganz sicher gut kann).
Ist man heute in eine Sackgasse gelaufen, dann versucht man morgen herauszukommen und wieder auf einen weiterführenden Weg zu kommen.

HIlfe suchen ist eine gute Idee. Aber auch dies mit wachem Verstand überprüfen, denn nicht jeder Ratschlag ist heilsam. Auf jeden Fall kann ich Dir davon abraten, Wege zu suchen, die ins Aufrüsten gegen das Pferd münden. Tipps in Form von "das macht der Extra" kann man in die Tonne kloppen, denn Pferde machen niemals etwas extra um einen zu ärgern. Tipps in Form "das ist immer so" sind oftmals schlecht, denn wenn Du und Dein Pferd nicht zum "IMMER"-Verein gehören, dann bist Du aufgeschmissen.

Viele gute Anregungen in Form von Artikeln und Videos bekommst Du auf der Homepage von
Babette Teschen http://www.wege-zum-pferd.de/
Dort werden Dir auch Übungen und Informationen angeboten. Unter der Registerkarten "Inhalt" findest Du eine Grobsortierung der Themen. Und dort wiederum unter Videos findest Du tolle Dinge, die Dich bestimmt wieder motivieren können!
ehem User

Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von ehem User »

Möchte euch allen -vielen Dank- sagen. Ihr habt mir mit viel Feingefühl
wieder Mut gemacht. Wollte ganz ehrlich schon fast aufgeben....
Werde es langsam angehen. Und wenn ihr wollt, werde ich Euch hoffentlich von unseren Fortschritten
berichten.
P.s. Heute war leider wiedermal ein Rückschritt :cry: war aber auch windig ;)

Danke
Ella
Stjern
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Stjern »

Über Berichte zu Deinem Weg würden wir uns freuen. Du kannst auch im Forum unter Tagebüchern eines eröffnen. Da finden sich bestimmt Mitleser, die auch mal hin und wieder einen Ratschlag für Dich haben können. Oder Du kannst zuerst in den Tagebüchern von anderen schmökern und wirst feststellen, dass jeder so sein Bündelchen mit guten und weniger guten Dingen mitschleppt.
ehem User

Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von ehem User »

:hug:

Ich drücke Dich auch ganz feste. Denn ich weiß, wie Du Dich fühlst.

Mit meinem ersten eigenen Stütchen, der Erfüllung meines ewigen Traums vom ersten eigenen Pferd, hatte ich anfangs ganz massive Probleme. Als sie sich noch fremd fühlte im neuen Stall, ging es sogar noch. Da war sie irgndwie froh, wenn ich mich ihr zugewendet habe. Aber als sie dann ihren festen Platz in der Herde gefunden hatte, ging erst einmal gar nichts mehr.

Und es gab viele Situationen in denen ich Angst hatte. So oft habe ich abends in die Kissen geheult. Ich hatte mir so viel einfallen lassen an Bodenarbeit etc. Habe ALLES von diversen Fachleuten prüfen lassen. Aber sie stieg und bockte beim Spazierengehen. Ging durch beim Reiten oder weigerte sich selbst in Begleitung anderer Pferde vehement, den Hof zu verlassen. Sie wirkte stets wie eine glimmende Dynamitstange. Immer zur Explosion bereit.

Es hat mich unendlich viel Kraft und Nerven gekostet. Auch was die Kommentare Außenstehender anging. Denn im Grunde bin ich stetig von der Entwicklung eher zurück gegangen, als vorwärts. Habe andere Wege gesucht, Umwege gemacht, bin auch oft damit gescheitert.

Und dennoch habe ich dann plötzlich nach einem Jahr so etwas wie Zusammengehörigkeit gefühlt. Endlich kamen mal bewundernde Stimmen, wie toll unser Verhältnis wäre. Auch das musste man mir dann von außen zutragen, mein eigener Blick war durch all das erfahrende verbaut. Und ich habe mich vor Freude fast überschlagen, als wir endlich entspannt spazieren gehen konnten. Als ich nicht mehr mit ängstlichem Gefühl zum Stall gefahren bin.

Ich glaube es geht vielen so, die sich diesen Traum erfüllen und dann erst einmal hart auf dem Hintern landen. Auf dem Boden der Tatsachen. Und sich dann wieder berappeln müssen. Und ich bin fest überzeugt, dass es sich lohnt, durchzuhalten. Sei es auch mit Unterstützung. Den gerade das mühsam und hart erarbeitete ist doch das, was anschließend besonders belastbar ist.
Zuletzt geändert von ehem User am Fr 2. Nov 2012, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Schnucke
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Schnucke »

Kopf hoch Ella, das wird schon. Fangt einfach mit Dingen an wo du sich sicher fühlst und die dein Pferd kann. An windigen Tagen arbeite ich zum Teil gar nicht mit meinen Pferden, nicht weil ich Angst hab, aber ich will Spannungszustände so gut wie vermeiden. Ich mach dann einfach mal Tüddelkrams oder bin einfach nur beim Pferd und beobachte. Manchmal muß man auch zwei drei Schritte zurück machen um dann einen großen Satz nach vorne zu machen.

Über weitere Berichte würde ich mich auch freuen.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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Fionnlagh
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Re: Neues Pferd, wie lange......

Beitrag von Fionnlagh »

@stjern:
selten so viel wahrheit in einem einzigen post gelesen. respekt! :hutab:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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