Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Moderator: Stjern

Mia77

Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Mia77 »

kanuffel hat geschrieben:Letztendlich entscheidend ist doch wie das Pferd läuft.Ob nun HO oder NHC...Jeder muß da seine Methode finden/seinen Bearbeiter,der zum Pferd paßt.
Und zu der Aussage lt. NHC "weniger ist mehr"...ich hab letztens in einem Stall ein Pferd gesehen nach seiner 1. NHC-Bearbeitung und muß ehrlich sagen,ich war entsetzt wieviel da weggenommen worden war!!!(ich hab die Hufe des Pferdes vorher auch schon gesehen;hatte also auch den Vergleich).
Soviel zum Thema "die bösen HO-Bearbeiter nehmen immer sooo viel weg".Nicht die Methode an sich machts,sondern die Anwendung/Umsetzung am Pferd...
:frech: hatte gestern einen Hufkurs bei uns auf dem Hof. Bearbeitungsmethode nach NHC. Ich finde es interessant und schlüssig und halte die "Köpfe" dieser Methode für diejenigen, die noch am ehesten nach links und rechts schauen und eben den Huf bzw. das ganze Pferd selbst betrachten, ohne einem künstlichen Ideal herzujagen.
Zu Deiner Aussage Kanuffel möchte ich Folgendes schreiben. Die Hufbearbeiterin meiner Stute, die auch den Kurs gegeben hat, nimmt teilweise tatsächlich schon auch Masse vom Huf weg, aber das ist halt Grundlage des NHC. Der Huf insgesamt soll kurz aber funktionsfähig sein. Sprich, wenn viel Wandüberstand da ist, dann kann es sein, dass da auch viel Wandüberstand eingekürzt wird. Ich denke der wesentliche Unterschied ist der, dass Huforthopäden nach Biernat mehr an der Sohle machen, dafür eher Tragrand stehen lassen und Hufbearbeiter nach NHC die Sohle weitestgehend in Ruhe lassen, dafür aber nur minimalen Wandüberstand (bei Biernat Tragrand genannt) stehen lassen, so dass die kompletten Hufstrukturen zumindest in Teilen tragen.
Meine Hufbearbeiterin schaut durchaus über den Tellerrand und das finde ich super, wenn ein Pferd nicht läuft, dann probiert sie halt schon mal aus, ob es mit einer geänderten Bearbeitung besser funktioniert :-d
Ich selbst habe übrigens auch schon ein paar Mal gestaunt, wie"augenscheinlich" kurz die Hufe meines Reheponys geworden sind, aber sie läuft - und sie läuft besser denn je! Schaut man sich die vielzitierten Mustanghufe an, so sind diese auch kurz - aber funktionell. Ich glaube der Eindruck "man, ist der Huf kurz!" kommt auch dadurch, dass wir hier meistens Pferde mit eher sehr langen Hufen sehen, dass die meisten Schmiede lange Hufe züchten. Ich würde darauf wetten, dass mein ehemaliger Hufschmied Luna SOFORT Eisen verpassen wollte, würde er die Hufe jetzt sehen, weil sooooooooooooooooo kurz, da kriegt sie morgen den nächsten Reheschub. Na ja, sie läuft seit mehr als einem Jahr mit der Hufbearbeiterin (die auch die Umstellung auf barhuf gemacht hat) ohne Probleme und toi-toi-toi ohne Rehe, an die Hufe kommt bestimmt kein Eisen mehr dran. Und solang meine Hufbearbeiterin nicht umzieht, krank wird o.ä. bestimmt auch kein anderer Hufbearbeiter.

Insgesamt finde ich schon, dass sich jeder Pferde- oder überhaupt Tierbesitzer so ein gewisses Basiswissen aneignen sollte, nur so kann man Probleme erkennen (selbst wenn man selbst nicht bearbeitet / behandelt). Leider ist es halt so, dass die meisten Tiere Probleme über längere Zeit kompensieren, ohne Schmerzen zu zeigen. Wird der Schmerz erst gezeigt, liegt es schon sehr im Argen. Da sehe ich es schon als meine Aufgabe an, dass ich zumindest größere Missstände erkenne und versuche dies zu beheben, bevor es krankhaft wird...
Und ganz wichtig finde ich auch, dass man sich immer bewusst ist, dass jeder Hufbearbeiter auch "nur" ein Mensch ist und jeder Mensch Fehler machen kann. Hat für mich zwei Konsequenzen: Einerseits ich verlasse mich nicht blind, sondern schaue halt eben trotzdem mit offenen Augen hin, andererseits Fehler passieren und meistens nicht in der Absicht Schaden zuzufügen - bei Schaden versucht man halt gemeinsam diesen wieder in Ordnung zu bringen und stellt die Leute nicht gleich an den Pranger...
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kanuffel
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von kanuffel »

Wie bereits gesagt fand ich es bei der Stute so krass,eben weil es immer heißt NHC = weniger ist mehr.Und diese extreme Verkleinerung des Hufes in 1-2 Behandlungen!Dann kann man solche Aussagen nicht treffen!
Zumal ich mir dann Gedanken mache,was passiert mit den gesamten Sehnen und Bändern,wenn ein Huf jaaahrelang zu lang etc. pp. war....
Und zum Stichwort "Mustanghuf" -> das ist jetzt meine Meinung:man kann einen Mustanghuf nicht einfach so auf unsere hier lebenden Pferde übertragen.Das fängt beim Untergrund an und hört beim Futter auf.
Als Mustanghufe mal seziert wurden,sah man zwar von außen diese tolle Hufform,aber die Hufbeine wiesen wesentliche reheartige Veränderungen auf(Senkung/Rotation)...
Wie viele hier schon schrieben.Man muß auf jedes Pferd individuell eingehen und sicher muß man auch mal was wagen/ausprobieren.Wie die Methode dann heißt,is ja dann wohl wurscht.
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Mia77

Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Mia77 »

Kanuffel, das sollte jetzt nicht heißen, dass die Bearbeitung bei dem Pferd, das Du kennst gut oder toll war. Hab es ja selbst nicht gesehen... Wollte nur ausdrücken, dass weniger ist mehr halt schon irgendwo relativ ist und, dass man auch bei NHC teils deutliche Unterschiede sieht. Meine Bearbeiterin macht hat wirklich vorsichtig und, wenn der Huf sich dann selbst in die richtige Richtung entwickelt, kann es schon schnell auch zu deutlichen Unterschieden kommen, wo ich als Laie auch schon dachte, uui-uui-uui...
Grundsätzlich finde ich es egal bei welchem Fach schlimm, wenn man nur einem Guru hinterher jagdt und das eigene Hirn deshalb meint abschalten zu können, da ist es völlig egal, ob es NHC oder Biernat bei den Hufen, Natural Horsemanship oder Longenkurs beim Bewegen oder klassische Medizin versus Homöopathie bei Krankheiten ist, ect.
Jemand der sein Fach und "Handwerk" wirklich versteht, scheut sich nicht vor Fragen, stellt sich vielleicht sogar mal selbst in Frage und schaut über den Tellerrand und solche Leute möchte ich an meinen Ponys haben.
roniybb
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von roniybb »

Ich möchte kurz meine Erfahrung mit einem NHC Bearbeiter kund tun.
Da ich bzgl Hufen schon einige Erfahrungen gemacht hab, und auch viel selber gelernt hab, bin ich bei einer HO hängen geblieben, die uns "gut getan" hat.
Nun hab ich mich mit dem NHC auseinander gesetzt und bin auf Fragen gestossen...und da ich ja gern andere Meinungen höre, hab ich die diesem Menschen gestellt.
Es ging um eine rein physikalische- mechanische Frage- nämlich- was passiert mit dem Huf, wenn ich die Eckstreben nicht kürze sondern sie umlegen und wachsen lasse.
Lt meiner HO sind die dafür verantwortlich, dass die Hufe eines meiner Pferde so aus dem "Leim" gehen. Klingt logisch, und da ich die momentan 14 tägig kürze, wird der Huf nun endlich schmaler.. Aber so richtig kann ich mich damit nicht abfinden,dass das das Ende vom Lied ist...
Leider hab ich eine ziemlich nichts sagende Antwort bekommen- er würde keine "Ferndiagnosen" stellen. Daraufhin hab ich ihm noch einmal genau erklärt, dass ich keine Diagnose möchte sondern eine theoretische Antwort, die man rein technisch beantworten können muss. Da es ja ziemlich viel Physik ist- Hebel und Wirkung.
Sorry, nach dem mail Kontakt bin ich erst mal wieder geheilt und frag einfach meine HO, vielleicht kann sie mir die Frage beantworten....
Ich möchte niemandem auf die Füße treten, aber ich denke, es gehört nicht nur Praxis sondern auch Theorie zu dieser Arbeit, und das hat nichts mit Ferndiagnose zu tun....die Ausbildung kostet 4000€, soviel ich weiss....Vielleicht hab ich auch den falschen NHC ler gefragt, aber er wohnt hier und wäre der Typ der Wahl...
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Scheckenfan
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Scheckenfan »

Zum Thema Hufe kürzen, schau mal hier (bissl runterscrollen, kommen zwei Bilder)
DAS ist auch Richtung NHC, und ja, da wurde krass viel weggenommen.

Pferd war vorher 1 Jahr lahm wegen Sehnenproblemen, seit ein paar Tagen danach völlig lahmfrei.

Das ist der Vorteil und das "Problem" an NHC - das Prinzip klingt einfach, aber fasst man es in wenige Grundsätze zusammen, passt die Bearbeitung hinten und vorn nicht.
Da gehört schon mehr zu.

Mein Pferd läuft übrigens auch mit ach-viel-zu-kurzen Hufen seit Jahren super.

Aber es stimmt, dass bei Untersuchungen diverse Pathologien gefunden wurden, die Ramey in seinem neuen Buch ausführlich beschreib (bzw. beschreiben soll, hab's selbst noch nicht gelesen :heul:). E revidiert eben auch seine Meinung, wenn die Forschung einige seiner Theorien widerlegt. Sehr sympatisch.

Wobei, der Fairness halber, muss ich dazu sagen, dass ich zumindest von der DHG weiß, dass die Methode dort auch immer weiter verfeinert wird und nicht als Status Quo belassen wird.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
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Scheckenfan
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Scheckenfan »

roniybb hat geschrieben:die Ausbildung kostet 4000€, soviel ich weiss....
Ah, Moment - es gibt keine NHC-Ausbildung.
Es gibt diverse Schulen, und jede darf sich auf NHC berufen.

NHC ist keine einheitliche Bearbeitungsweise, und inwieweit die Bearbeitung jedes einzelnen Bearbeiters nun wirklich NHC entspricht, könnte höchstens der "Erfinder" beurteilen, der dies aber bewusst nicht tut.


Mit der Antwort hat deine HO allerdings recht. Gesunde, nicht gekürzte = mittragende, sich NICHT umklappende Eckstreben können den Huf aber stabilisieren, Grip geben und somit unfühliger machen. Daher sollte man sie nicht gedankenlos entfernen.
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Cate »

Aber weil dieser eine Mensch dir keine Antwort geben kann, ist doch nicht gleich der ganze Denkansatz falsch? :nix:
Das ist ungefähr so, als würde mein Sohn (9) sagen, das halbschriftliche Dividieren ist murks, nur weil er es noch nicht kapiert hat :mrgreen:
Nach meinen Erfahrungen drücken nicht gezügelte Eckstreben fast immer das hintere Wandhorn nach außen, es entstehen die sogenannten "Kotflügel" und der Huf wird dort instabil. Meine Laien-Erfahrung bisher, bin gespannt, wann ich auf ein Pferd stoße, bei dem es anders ist. :-)

Ich versteh auch nicht, wie man sich an den Mustanghufen so aufhängen kann, meiner Meinung nach wird das völlig fehlinterpretiert. Mustanghufe zeigen ein "statisches System", dass unter ihren Bedingungen funktioniert, und dass man sich da versucht abzugucken, WARUM es funktioniert, ist doch völlig ok. Die Umsetzung auf die Bedingungen, unter denen unsere Hauspferde leben, brauchen halt eine Transferleistung - und die wiederum hängt vom Menschen, nicht von der Methode ab.
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von ehem User »

Als Mustanghufe mal seziert wurden,sah man zwar von außen diese tolle Hufform,aber die Hufbeine wiesen wesentliche reheartige Veränderungen auf(Senkung/Rotation)...
hast du da die quelle für mich?
ich hab sowas in der richtung mal gefunden, aber nich über mustangs, sondern australische wildlebende pferde, meine ich.
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kanuffel
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von kanuffel »

Direkte Quelle hab ich ni.Müßtest du mal die Konstanze Rasch fragen,die uns da beim Kurs entsprechende Fotos/Studie vorgestellt hat.
Für die australischen Wildpferde gibts hier was interessantes(Vorsicht lang):
http://dhgev.de/de/infocentre/activitie ... an_hampson

Wobei es auch in Australien ähnliche Bodenverhältnisse wie bei den Mustangs in Amerika gibt.Aber auch sumpfige Gebiete,wo ebenfalls Wildpferdehufe untersucht wurden.Und die wiesen logischerweise andere Formen auf,als die Hufe derer aus felsigen Gebieten...
Tiere sind oftmals die besseren Menschen...
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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Gestern war mein HO da, nachdem ich 2x den Schmied meines alten Ponys da hatte. Mit letzterem war ich immer sehr zufrieden - wir haben uns zuletzt nur noch 2x im Jahr gesehen, weil Wachstum und Abrieb sich fast die Waage hielten und Pony keine echten Baustellen hatte.
Tja, der HO meinte, der Schmied scheint in der Zwischenzeit nichts grundlegend falsch gemacht zu haben... trotzdem tickt Jack ja im Trab. HO meinte, es kommt wahrscheinlich nicht vom Huf.
Aber das klären wir nun hoffentlich am Freitag mit einer Osteo ab. Ich hoffe inständig, dass sie etwas findet, dass sich auch beheben lässt.

Um aufs eigentliche Thema zu kommen. Der Flummi hat einen Vorderhuf, der zum Bockhuf neigt. Wenn man den nun auf Sohlenebene runter schneidet, hat er ja eigentlich null Chance sich wenigstens etwas hinten abzulaufen, damit er nicht immer steiler im Huf wird. Oder sehe ich das falsch?
Der HO hat also gestern nun im hinteren Hufbereich "gegraben" und anschließend noch etwas geraspelt, damit das Pony sich den stehen gelassenen Tragrand vielleicht doch selbst etwas mehr runter läuft. Er glaubt da aber selbst nicht so dran. Immerhin ist der Kleine nun schon 4,5 Jahre und die Sehne damit fest. Außerdem komme ich derzeit nur selten dazu, ihn auf hartem Untergrund zu bewegen.
Liebe Grüße
Die Flummis

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Und Teil 2: Auf dem Weg zum Reitpferd
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