Jungpferde als Handpferde
Moderator: Sheitana
Re: Jungpferde als Handpferde
Die biologische Entwicklung von Lebewesen und auch die Biomechanik sind aber eine sehr pauschale Angelegenheit. Dass es da auch teilweise etwas frühreife oder zeitverzögerte Entwicklungen gibt, ist natürlich richtig aber so krass, dass sie ganze Phasen überspringen, sind sie nun auch wieder nicht. Natürlich gibt es auch ganz robuste Jungpferde, vielleicht sogar die Mehrheit, die nichts erschüttern kann. Wer von uns weiß denn aber sicher, dass das eigene Pferd ein solches ist? Folgen sieht man doch immer erst später, manchmal sogar erst sehr viel später. Warum sehen wir das bei Pferden dann anders, als bei den Kindern? Bei Kindern wird viel mehr drauf geachtet, dass bei ihnen auf die altersgerechte körperliche und geistige Entwicklung Rücksicht genommen wird.
Viele Grüße
Hina
Probiers mal mit Gemütlichkeit
Hina
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Re: Jungpferde als Handpferde
Ein Pferd besteht aber nun mal nicht nur aus der physischen Komponente. Die psychische spielt eine genauso große Rolle.
Als wir unsere Charmer 1,5jährig bekamen wurde sehr schnell klar, was wir uns da ins Haus geholt haben. Einen Workaholic, dem es dann am Besten geht, wenn er leisten kann. Über ihre Mutter kommt sie aus einer Leistungslinie. Ihre Mutter hat sehr sehr große Probleme damit, nichts zu tun. Sie steht dann webend auf der Weide, wie mir gesagt wurde.
Damals habe ich das noch krasser gesehen als heute. Ich habe gesagt "vor 3 bloß nicht anpacken".
Charmer wurde 2 und die Probleme fingen an. Sie rannte durch Zäune, wurde aufdringlich, den anderen Pferden gegenüber unterträglich. Und das obwohl sie absolut artgerecht bei uns aufwuchs und ihre Ruhe vor uns hatte, viel Platz zum rennen und toben!
Aber ein 2jähriges Pferd zu arbeiten oder gar zu reiten kam für mich nicht in Frage. Rumstehen wollte sie aber definitiv nicht.
Also ging sie 2x die Woche als Handpferd mit ins Gelände, wir waren mit ihr mal auf Turnier...... Und siehe da, plötzlich war sie das ausgeglichenste Pferd auf der Weide..
Ich bin und bleibe immer noch bei der Meinung, dass Pferde möglichst bis 3,5 oder 4 ihr Leben genießen sollen, bevor es in die richtige, anstrengende Arbeit geht. Trotzdem ist es nicht für jedes Pferd gut, wenn das heißt, dass es 3,5 oder 4 Jahre nur auf der Weide rumsteht.
Im Übrigen weiß ich auch gerade nicht, wieso auf einmal das frühe Anfassen darauf zurückgeführt wird, dass man Angst hat später nicht mit den Pferden klar zu kommen, wenn sie stärker werden. Das war bei mir noch nie die Intention.
Aber ich höre meinen Pferden zu und bin durchaus auch bereit, meine eigenen Prinzipien mal zu überdenken, wenn das individuelle Pferd das erfordert.
Als wir unsere Charmer 1,5jährig bekamen wurde sehr schnell klar, was wir uns da ins Haus geholt haben. Einen Workaholic, dem es dann am Besten geht, wenn er leisten kann. Über ihre Mutter kommt sie aus einer Leistungslinie. Ihre Mutter hat sehr sehr große Probleme damit, nichts zu tun. Sie steht dann webend auf der Weide, wie mir gesagt wurde.
Damals habe ich das noch krasser gesehen als heute. Ich habe gesagt "vor 3 bloß nicht anpacken".
Charmer wurde 2 und die Probleme fingen an. Sie rannte durch Zäune, wurde aufdringlich, den anderen Pferden gegenüber unterträglich. Und das obwohl sie absolut artgerecht bei uns aufwuchs und ihre Ruhe vor uns hatte, viel Platz zum rennen und toben!
Aber ein 2jähriges Pferd zu arbeiten oder gar zu reiten kam für mich nicht in Frage. Rumstehen wollte sie aber definitiv nicht.
Also ging sie 2x die Woche als Handpferd mit ins Gelände, wir waren mit ihr mal auf Turnier...... Und siehe da, plötzlich war sie das ausgeglichenste Pferd auf der Weide..
Ich bin und bleibe immer noch bei der Meinung, dass Pferde möglichst bis 3,5 oder 4 ihr Leben genießen sollen, bevor es in die richtige, anstrengende Arbeit geht. Trotzdem ist es nicht für jedes Pferd gut, wenn das heißt, dass es 3,5 oder 4 Jahre nur auf der Weide rumsteht.
Im Übrigen weiß ich auch gerade nicht, wieso auf einmal das frühe Anfassen darauf zurückgeführt wird, dass man Angst hat später nicht mit den Pferden klar zu kommen, wenn sie stärker werden. Das war bei mir noch nie die Intention.
Aber ich höre meinen Pferden zu und bin durchaus auch bereit, meine eigenen Prinzipien mal zu überdenken, wenn das individuelle Pferd das erfordert.
Re: Jungpferde als Handpferde
Ich bin mit meinen von Anfang an spazieren gegangen, von Anfang an bedeutet in meinem Fall: Sie waren 3 bzw. 1,5 bzw. 2 bzw. 9 Jahre alt als sie bei mir einzogen.
Entweder eine alleine oder mit zweien. Als ich dann sicher genug auf meinen reitbaren Pferden sass, durfte immer mal eine als Handpferd mit. Angeritten habe ich die beiden jungen mit 5.
Ich fand und finde das auch irgendwie normal, dass ich den Ponies die Welt zeige, schliesslich leben wir hier zusammen und ich sperre sie auf einer Wiese etc ein, also liegt es ja auch an mir ihnen den Rest zu zeigen. Genauso wie meine Babyziege mitlaufen durfte als sie noch Flaschenkind war und wie ich meine Runden an die Strecken meiner Katze anpasse, wenn sie mitlaufen möchte und sich dann an einem Punkt nicht mehr weitertraut aber auch nicht alleine heim will. Genauso halte ich es mit meinen Ponies, ich gucke, was geht, was ich erwarte, was ich nicht erwarten sollte etc.
Ich glaube, ich kann es nicht wirklich gut beschreiben, aber für mich ist es eher ein Zusammenleben als ein "Tiere versorgen" und daher macht man eben Dinge zusammen...
ist das sehr wirr??
Entweder eine alleine oder mit zweien. Als ich dann sicher genug auf meinen reitbaren Pferden sass, durfte immer mal eine als Handpferd mit. Angeritten habe ich die beiden jungen mit 5.
Ich fand und finde das auch irgendwie normal, dass ich den Ponies die Welt zeige, schliesslich leben wir hier zusammen und ich sperre sie auf einer Wiese etc ein, also liegt es ja auch an mir ihnen den Rest zu zeigen. Genauso wie meine Babyziege mitlaufen durfte als sie noch Flaschenkind war und wie ich meine Runden an die Strecken meiner Katze anpasse, wenn sie mitlaufen möchte und sich dann an einem Punkt nicht mehr weitertraut aber auch nicht alleine heim will. Genauso halte ich es mit meinen Ponies, ich gucke, was geht, was ich erwarte, was ich nicht erwarten sollte etc.
Ich glaube, ich kann es nicht wirklich gut beschreiben, aber für mich ist es eher ein Zusammenleben als ein "Tiere versorgen" und daher macht man eben Dinge zusammen...

Re: Jungpferde als Handpferde
Hina - wenn du schon den Vergleich mit dem Menschen heranziehen möchtest, dann beachte doch bitte auch, dass auch unsere Menschenkinder ganz individuell gefördert werden.
Da gibt es keine strenges Dieses und Jenes ist für das Alter angemessen und das nicht. Wenn ein Fünfjähriger Talent beim Rechnen zeigt, dann darf er das und nicht erst mit 7 weil das ja das Schulalter ist und Rechnen erst in der Schule dran ist. Und wenn ein anderer Fünfjähriger gern was sportlich trainieren möchte, z.B. Fußball, dann darf er das auch und nicht erst mit 11 oder 12, weil er muss sich ja noch physisch entwickeln.
Manchem 4-jährigen würde nicht einfallen 30 km mit dem Fahrrad zu fahren und manche Eltern halten das für sich selbst für zuviel. Unserer fand das damals klasse, kaum, dass er begriffen hatte, wie Radfahren geht.
Nu bitte sehr.
Da gibt es keine strenges Dieses und Jenes ist für das Alter angemessen und das nicht. Wenn ein Fünfjähriger Talent beim Rechnen zeigt, dann darf er das und nicht erst mit 7 weil das ja das Schulalter ist und Rechnen erst in der Schule dran ist. Und wenn ein anderer Fünfjähriger gern was sportlich trainieren möchte, z.B. Fußball, dann darf er das auch und nicht erst mit 11 oder 12, weil er muss sich ja noch physisch entwickeln.
Manchem 4-jährigen würde nicht einfallen 30 km mit dem Fahrrad zu fahren und manche Eltern halten das für sich selbst für zuviel. Unserer fand das damals klasse, kaum, dass er begriffen hatte, wie Radfahren geht.

Viele Grüße Angela
Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)
In memoriam
Traber(bilder)geschichten
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- -Tanja-
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Re: Jungpferde als Handpferde
Dina, ab wann würdest Du denn dann ein Pferd grundsätzlich als reif genug einschätzen, als Handpferd mitzulaufen?
Ich kann beide hier vertretenen Ansichten nachvollziehen, frage mich aber immer, was an einem halben Jahr früher oder später ausschlaggeblich sein kann.
Ich kann beide hier vertretenen Ansichten nachvollziehen, frage mich aber immer, was an einem halben Jahr früher oder später ausschlaggeblich sein kann.
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Re: Jungpferde als Handpferde
Wenn ein Pferd wie oben beschrieben, besondere Auffälligkeiten zeigt, kann ich es auch sehr gut nachvollziehen, wenn man sich Gedanken darüber macht, hier andere Wege zu gehen. Natürlich gibt es auch diese frühreifen Typen oder Pferde, die sich ansonsten selbstständig ihre Betätigungsfelder suchen und das dann unkontrolliert. Aber mir schien, dass es in diesem Thread eher um ein ganz normales Pferd ohne irgendwelche diesbezüglichen charakterlichen oder frühreifen Auffälligkeiten ging, bei dem eine dringende Notwendigkeit bestand, in irgendeiner Weise einzuschreiten. Unter idividueller Förderung verstehe ich eine Förderung bestimmter Dinge, die bereits selbstständig vom Individuum gezeigt werden. Und selbst da ist doch dann immer abzuwägen, ob eine diesbezügliche Förderung wirklich so sinnvoll ist oder nicht und vor allem ist dann mit Bedacht die Art und Weise der Förderung zu überlegen, denn das soll ja auch genau an diesem Punkt einen Effekt bringen. Ein Vorgreifen auf allgemeine Ausbildungsschritte halte ich weniger für eine Form einer individuellen Förderung. Aber das ist wirklich meine ganz persönliche Meinung. Viele Wege führen zum Pferd
.
Was die Angst, dass es später Probleme geben könnte, betrifft, so habe ich das schon oft bei frühem Anfang von Ausbildungen als Grund gehört. Meist wird dann angegeben, dass sie das so jung viel leichter und spielerischer lernen. Mag sein, dass ich da irgendwelche nicht vorhandenen Ängste reininterpretiere aber erhlich, zwei Jahre später lernt ein Pferd noch genauso gut, oft noch besser, weil es sich schon länger konzentrieren kann und Mühe und Geduld muss man in jedem Alter aufbringen.

Was die Angst, dass es später Probleme geben könnte, betrifft, so habe ich das schon oft bei frühem Anfang von Ausbildungen als Grund gehört. Meist wird dann angegeben, dass sie das so jung viel leichter und spielerischer lernen. Mag sein, dass ich da irgendwelche nicht vorhandenen Ängste reininterpretiere aber erhlich, zwei Jahre später lernt ein Pferd noch genauso gut, oft noch besser, weil es sich schon länger konzentrieren kann und Mühe und Geduld muss man in jedem Alter aufbringen.
Viele Grüße
Hina
Probiers mal mit Gemütlichkeit
Hina
Probiers mal mit Gemütlichkeit
Re: Jungpferde als Handpferde
wenn ich am strick schüttel, dann schade ich damit auf keinen fall ihrem genick, den soweit komme ich garnicht, da wird sie langsamer bzw. steht. dies wurde vom boden aus ja grundlegend erstmal geübt. bei uns herrscht kein geziehe oder drücke, so dass auch keine verspannungen entstehen können. Mir ist das auch alles viel zu allgemein. Das ist wie wenn jemand sagt, reiten schadet allgemein jedem Pferd, weil man drauf sitzt. Ich weiss was ich tue und durch meine Ausbildung habe ich genügend Wissen, was Anatomie und Wachstum angeht. Wie gesagt, ich belaste siue nicht, ich bewege sie und sehe dass sie null Stress hat im Gelände und werde deswegen auch weiter berichten frü die, die es interessiert.Mit dem Strick am Handpferd wirkt man unweigerlich zum Anfang in der Lernphase mehr, später meist etwas weniger auf den Strick und damit auf die Kopf-Nacken-Region des Pferdes ein.
Re: Jungpferde als Handpferde
HP_Manu,
ich würde es schade finden, hier nichts mehr von Dir zu lesen. Schreibst Du denn hier weiter (ich könnte verstehen, wenn nicht) oder magst Du evtl. alternativ ein sporadisches Tagebuch eröffnen?!
ich würde es schade finden, hier nichts mehr von Dir zu lesen. Schreibst Du denn hier weiter (ich könnte verstehen, wenn nicht) oder magst Du evtl. alternativ ein sporadisches Tagebuch eröffnen?!

Re: Jungpferde als Handpferde
Ich habe hier so ne Art "Fortsetzungs-Thread" eröffnet.
http://www.forum.reitwaisen.de/viewtopic.php?f=8&t=3516
Vielleicht ist das auch für den einen oder anderen von euch interessant?
http://www.forum.reitwaisen.de/viewtopic.php?f=8&t=3516
Vielleicht ist das auch für den einen oder anderen von euch interessant?
Re: Jungpferde als Handpferde
Zusätzlich geb ich hier auch mal meinen Erfahrungsbericht ab:
Ich habe ein sehr ausgeglichenes Verlassp-Reitpferd. Das ist für mich die Basis für Handpferdereiten mit Jungpferden.
Mein Jüngling ist ein Vollblutaraber. Vollblutaraber sind bestimmt Spätzünder, aber auch sehr menschenbezogen und "aufmerksamkeitssüchtig". - Zumindest meiner war das.
Irgendwann merkte ich aber dass ihm normales Fohlen-ABC echt zulangweilig wurde.
Also begann ich Spazieren zu gehen.
Nicht lange dauerte es bis ich merkte, dass es noch schonender ist, wenn ich ihn als Handpferd mitnehme, auf kürze Schrittausritte. (weil augeglichene, ruhiges Begleitpferd).
So kam auch meiner mit 2,5 schon alle paar Wochen mal als Handpferd mit.
Geschadet hats bestimmt nicht! Im Gegenteil.
So richtig mit Handpferdereiten beginne ich aber erst jetzt. Er ist jetzt 3,5, und soll nun schon so ca. 1 mal wöchentlich, wenns passt auch 2 mal wöchentlich für kurze Einheiten auf der übergroßen Reitwiese, oder auch mal für längere Ausritte mit. (also nicht nur 45 Minuten, sondern auch länger).
Ich habe ein sehr ausgeglichenes Verlassp-Reitpferd. Das ist für mich die Basis für Handpferdereiten mit Jungpferden.
Mein Jüngling ist ein Vollblutaraber. Vollblutaraber sind bestimmt Spätzünder, aber auch sehr menschenbezogen und "aufmerksamkeitssüchtig". - Zumindest meiner war das.
Irgendwann merkte ich aber dass ihm normales Fohlen-ABC echt zulangweilig wurde.
Also begann ich Spazieren zu gehen.
Nicht lange dauerte es bis ich merkte, dass es noch schonender ist, wenn ich ihn als Handpferd mitnehme, auf kürze Schrittausritte. (weil augeglichene, ruhiges Begleitpferd).
So kam auch meiner mit 2,5 schon alle paar Wochen mal als Handpferd mit.
Geschadet hats bestimmt nicht! Im Gegenteil.
So richtig mit Handpferdereiten beginne ich aber erst jetzt. Er ist jetzt 3,5, und soll nun schon so ca. 1 mal wöchentlich, wenns passt auch 2 mal wöchentlich für kurze Einheiten auf der übergroßen Reitwiese, oder auch mal für längere Ausritte mit. (also nicht nur 45 Minuten, sondern auch länger).