Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Moderator: Sheitana

Trixi J
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Trixi J »

Ich hab eine Bekannte /Kundin, die tatsächlich einen grossen alten Hof gekauft hat, ausgebaut und einen professionellen Stall draus gemacht hat. 80 Einsteller,Halle, paddocks, Weiden, Reitplatz etc... sie bietet auch Unterricht und Beritt an.

Sie ist selber Dressurreiterin, schon eher alles so die klassische Richtung, macht es aber einigermassen pferdegerecht. Sprich, alle Pferde kommen täglich raus in die Paddocks und auf Weide, mit langen Listen, welche Pferde zusammen wann wo in die Paddocks kommen, damit es auch harmoniert. Es gibt Heu 3x täglich satt. Sehr viel individuelle Betreuung, Fütterung nicht pauschal irgendwas, sondern für jedes Pferd extra etc. . Preise liegen bei 400 Euro pro Monat, Vollpension.

Sie hatte wohl ein gutes Startkapital, hat noch ne Menge Geld aufgenommen, hat Angestellte, arbeitet selber oft 15 Stunden pro Tag .Es läuft, aber sie wird glaube ich nicht reich damit.... und sie hat mir mal erzählt, dass sie bei wechselhaftem Wetter manchmal morgens um 6 Uhr schon ca 20 Nachrichten auf dem Handy hat, ob die Decke aufs Pferd rauf oder runter soll.

Ich bewundere sie für ihren Mut und ihre Energie - aber mein Traum wäre das so nicht.

Lg, Trixi
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Neddie
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Neddie »

Ich hab auch immer mal wieder (so ganz grob) überschlagen, und es funzt einfach nicht. Man muss entweder die Knete oder den Hof erben, dann geht´s (nicht üppig, aber immerhin, es sei denn, die Heupreise steigen stark).
Abtrag zahlen? keine Chance. Und in den Osten gehen ist auch keine Lösung, weil wenn ich keine Kundschaft habe, die die 380 bis 400 € im Monat löhnen kann, kann ich´s mir auch an den Hut stecken.
So ein Mist :willhaben:

P.S.: Von vier Stallbesitzern weiß ich, wie sie da dran gekommen sind: Eine hat den Stall von Papi gekauft bekommen, die andere hat ihn von den Eltern geerbt, wieder eine andere hat ihn von ihrem Mann gebaut bekommen (als Obstbauer reich geworden, so was, es lebe hoch die EU-Subventionen) und die vierte ist "nur" Betriebsleiterin, den Hof ein super reicher Typ hier aus der Gegend gekauft, anscheinend weil´s schick ist, ein Gestüt zu haben :whoopdedoo:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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Fionnlagh
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Fionnlagh »

Ich kenn das auch so, dass wenn der Stall da ist, man durchaus davon leben kann. Viele Ställe hier bei uns sind halt ehemalige Bauern. Meistens haben die dann ein Pferdemädl geheiratet und deshalb auf Pferde umgestellt ;)
Mein vorletzter Stall war zB so einer. Die sind mit 17 Pferden (wovon 3 eigene waren) gut über die Runden gekommen, wobei er noch nebenbei arbeiteten gegangen ist. Sie hat den Stall gemacht und mir mal erzählt, dass sie keine Anträge mehr für EU-Subventionen stellt (die haben irgendwas bekommen, weil sie Wiesen dabei hatten, die unter Naturschutz standen, oder so ähnlich), weil ihr das zu viel Arbeit wär. Da hab ich auch gedacht, dass sie es dann wohl so nötig nicht brauchen können :nix:

Mein letzter Stall war auch so einer. Da gab´s 15 Pferde. Die sind beide NICHT noch nebenbei arbeiten gegangen, haben sich aber noch 10 Milchkühe behalten. Nur mit den Pferden alleine wär´s zu wenig gewesen.

Das sind aber beides Ställe, wo eben schon alles Eigentum war und Heu nicht zugekauft werden musste!


In meinem jetzigen Stall sind es nur 5 Pferde (6 sollen es werden) und die Stallbetreiber haben das auch gepachtet. 2 der Pferde gehören ihnen selber. Sie sagt, dass sie mit den Einstellerpferden nichts verdient, aber sie findet halt, 2 Pferde sind keine Herde und wenn sie sich selber noch ein paar Pferde hätte anschaffen müssen, dann wär ihr das zu teuer geworden. Also hat sie eben Einsteller, damit ihre 2 Jungs eine Herde haben. Und mit den Einstellern geht es sich so aus, dass sie zumindest das Heu für ihre eigenen Pferde mit finanziert wird und die Pachtgebühr teilweise auch. Ich denke also, dass es ihr grundsätzlich so schon wesentlich günstiger kommt, als wenn sie 2 Pferde irgendwo eingestellt hätte und Einstellgebühr zahlen müsste. Aber die Arbeit ist natürlich mit 5 Pferden wesentlich mehr als nur mit 2 und die wird halt nicht "extra" bezahlt.... Aber wenn die ganze Anlage jetzt groß genug wär, um 15 Pferde drauf zu stellen, denke ich müsste eigentlich schon ein Verdienst da sein :-e . Ich glaub, ich muss sie da mal bisschen ausquetschen.
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Cate
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Cate »

Ich wüßte jetzt mal gerne, wie ihr "davon leben können" definiert? :shy:

Dach überm Kopf, Holz zum Schüren da, Brot auf dem Tisch und alle Rechnungen einigermaßen bezahlt? :nix:


Wir WOLLEN ja nicht mal von unseren jetzt 10 Einstellern leben, könnten es auch nicht, die Fixkosten, um einen Stall gut am Laufen zu halten sind hoch, wir kommen jetzt überhaupt erst dazu, von einem Arbeitslohn für uns reden zu können - der noch nichtmal Mindestlohnniveau erreicht! - nach fast 5 Jahren und etlichem an Investitionen, selbst mit vorhandenem Hof und Altgebäude.


Versteht mich nicht falsch, ich will nicht jammern, wir machen das freiwillig und haben (meistens ;) ) Freude daran, aber der Aufwand an Zeit und persönlichem Einsatz ist sehr hoch, aber Wohlstand erwerben kann man mit Pferdehaltung nicht.
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Fionnlagh
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Fionnlagh »

Ich kann ja nur von dem erzählen, was ich bisher erlebt habe.

Die 2 Ställe, von denen ich oben gesprochen habe, da haben die SBs ein ganz gewöhnliches Leben wie andere Menschen auch, inklusive Autos, hübsche Häuser, Urlaube.
Wie die das machen, keine Ahnung, aber sie heben sich in Punkto Besitztum (in Punkto Zeitaufwand ist es vermutlcih anders) nicht von der normalen Mittelschicht ab :nix: (ehrlich gesagt würde ich sie eher im oberen Bereich der Mittelschicht einordnen mit den toll renovierten, riesigen Häusern und den teuren Autos....).


Der Aufzuchtsstall, in dem der Bär mal ein Jahr stand, die hatten etwa 60 Pferde mit Einstellbetrieb. Das war auch ein Familien-Hof. Die haben aber echt in großem Stil umgebaut mit Halle, Paddockboxen und allem pipapo. Die hat mir damals gesagt, dass sie unheimlich gefördert wurden, weil sie "Leben in eine eher ruhige Gegend brachten" (meine Worte - ich weiß nicht mehr, genau, wie das damals hieß - Arbeitsplatz-Schaffung oder so :-e ). Die hatten außerdem eine Kooperation mit irgendeiner sozialen Einrichtung, die ihnen regelmäßig arbeitlose Menschen als Helfer auf den Hof schickten. Die sind damit gut zurecht gekommen und haben nie selber ausgemistet.... (ich war zu wenig dort, um es beurteilen zu können, aber das hat sie mir selber so gesagt damals).
Die hat mir damals auch gesagt, dass sie ganz gut davon leben können (4-köpfige Familie, beide haben am Hof gearbeitet und keine Jobs nebenbei), wobei die halt auch Westernpferde gezüchtet haben und der Verkauf der Pferde anscheinend noch mal gut Geld gebracht hat.
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Neddie
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Neddie »

Ja, Cate, genau das meine ich. Von Wohlstand rede ich jetzt nicht, aber wenn ich VORHER reich sein muss (mal ein bisschen übertrieben gesagt), um das ganze gewuppt zu bekommen, haut´s nicht hin. Wenn man einen kleinen Stall mit wenigen Einstellern hat, muss man für seine Lebenshaltungskosten ja noch arbeiten gehen, was zwar machbar wäre, aber bei mir kein gutes Gefühl hinterlässt, wenn dann 8 Stunden lang niemand am Hof ist. Und wenn man es Vollzeit macht, muss eben so viel bei rum kommen, dass man wohnen, heizen, essen und die Versicherungen bezahlen kann, gerade auch eine Rentenversicherung!
Und das ist echt schwierig. Wenn ich alleine z.B. 20 bis 30 Pferde versorge, kann ich kein Heu selber machen (will ich auch gar nicht). Ist natürlich ein Kostenfaktor, aber wenn man es selbst macht, braucht man wieder Personal, was wieder enorme Kosten bedeutet.
Wenn man das Land hat, wäre ich vielleicht eine Möglichkeit, das Heu vom Lohnbauern machen zu lassen...

Auf jeden Fall nicht einfach. Wie ist das denn mit Krediten von den Banken, geben die einem überhaupt was für so ein Projekt? Und wenn ja, zu welchem Zinssatz? hat da jemand Erfahrungen?
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Kurt Tucholsky
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Fionnlagh
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Fionnlagh »

Vielleicht ist das bei uns in Ö auch einfach anders als in D :-e
Bei uns ist ja alles viel teurer, die Einstellgebühren entsprechend oft viel höher und die Höfe haben ganz andere Dimensionen. Ein Hof, so wie der obere mit 60 Pferde ist ja schon eine mega-große Ausnahme. Normal sind so bis 20 höchstens 30 Pferde. Und vielleicht sind auch die staatlichen Förderungen bei uns anders :nix: .
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Schnucke »

Wenn eine größere Zucht dabei ist, ist das denke ich auch noch was anderes, vor allem wenn es wie bei den Quartern einen Boom gab. Da kann es sein, daß in den nächsten Jahren dann ganz anders aussieht, wenn man nicht wirklich die Richtung erwischt die "modern" bleibt.

Dann muß man auch mitbedenken wann diese Höfe gebaut wurden. Es gab Zeiten da hat man sich eine Halle für fast umsonst bauen lassen können, wenn man die Dachflächen "verkauft" hat. Je nachdem wie man Subventionen unterbringen kann, was natürlich je nach Größe echt viel sein kann, aber auch da gab es Zeiten wo man einfach bei manchem echt viel Einsparen konnte, wenn es denn in den Subventionsplan paßte.
Klar wenn ich im Aufbau viel sparen konnte habe ich geringere Eigenkosten, sprich ich muß weniger wieder reinwirtschaften. Außerdem habe ich dann zB durch eine Reithalle meinen Stall so in eine ganz andere Kategorie befördert und kann mehr vom Einsteller verlangen.
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Shieldmaiden

Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Shieldmaiden »

hmm.

komisch.

mit den letzten beitraegen denke ich auf einmal dass es vielleicht doch machbar waere wenn ich 1. das land eh schon habe 2. nicht 'nur' pensionsstall habe sondern mir noch etwas anderes einfallen lasse...

*kritzelngeh*

ich weiss ja auch ganz genau, wieviel ich verdienen 'muss', damit es klappen kann, und wenn die pferde vor ort sind, ist es kein problem, mehr stunden zu investieren.
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Fionnlagh
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Re: Stallbesitzer/betreiber - ratschlaege/ideen bitte...

Beitrag von Fionnlagh »

Ihr könnt ja mal gucken: http://www.wurmbauerngut.at/index.html
Die sind angeschlossen an ein Reitwegenetz, aber sonst gibt´s dort halt nicht viel an Infrastruktur ;) . Die 2 kleinen Kinder müssen schon relativ weit zu Schule/Kindergarten transportiert werden (bzw. gibt es bei uns oft ganz gute Schulbusse, die die Kinder transportieren). Mittlerweile haben die auch 2 Angestellte. Das war damals, als wir dort waren, noch nicht.

Und ja, Nina, die haben natürlich grad im Quarter-Boom gezüchtet. Und das war schon Zucht im eher großen Stil, also nicht Liebhaberzucht mit 1 Fohlen pro Jahr. Wobei ich mich schon immer wieder gewundert hab, wo die die Käufer für die ganzen Fohlen gefunden haben, aber anscheinend... :nix:

Eben, die Anlage dürfte super gut subventioniert gewesen sein, hat sie mir damals auch so gesagt. Das ist aber noch nicht so lange her. Die Halle war komplett neu als wir da eingezogen sind. Muss vor 5 Jahren ca. gewesen sein.

Übrigens dürften die Einstellgebühren auch ziemlich rauf gegangen sein. Ich hab damals dort echt wenig bezahlt :shifty:



@Tina: Ich glaube eben schon auch, dass es machbar sein kann, aber dann muss halt echt alles passen. Und man muss wirklich gut überlegen, ob man das will :shifty: .
Ich glaube, am ehesten klappt es noch so wie meine 2 Stallbetreiber das jetzt machen. Die haben halt sowieso was haben wollen für ihre eigenen Pferde und das wird halt jetzt von der Pachtgebühr her nicht mehr, wenn mehr Pferde dabei sind. Gleichzeitig geht es ihnen aber auch nicht darum, damit was zu verdienen, sondern darum, ihren eigenen Pferden ein gutes Leben bieten zu können und vielleicht halbwegs die Kosten für die eigenen Pferde drinnen zu haben. Die Arbeitszeit wird da nicht gerechnet :ohhh: . Da geht vieles nicht so leicht von der Hand wie ich das bei meinen vorigen Stallbetreibern erlebt hab ;)
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