Ich denke mit einem natürlichen Herdenleben kann man die Pferde bei uns wirklich nicht mehr vergleichen.
Trotzdem denke ich, dass sich ein Herdenleben bildet, wenn man die Pferde lässt.
In unserer Herde sehe ich definitiv so etwas. Nur geht es eben nicht mehr um Futter- und Wassersuche und kaum noch um Fortpflanzung, selten nur noch um Flucht.
Trotzdem kann man noch ein paar natürliche Dinge beobachten. Wie der Leit"hengst", unser Wallach Duende z.B. noch die Herde schützt. Sie irgendwo wegtreibt, wenn er es für nötig hält. "Fressfeinde" - wenn sich mal ein Hund auf die Weide verirrt - vertreibt. Der gemeinsame Sozialkontakt wird intensiv gepflegt, auch immer sehr schön zu beobachten die familiären Zusammenhänge, da zumindest Abby in die Herde hineingeboren wurde, aber auch Jamie gehört dazu, den Georgia sehr schnell nach seiner Ankunft adoptiert und ähnlich wie ein eigenes Fohlen behandelt hat.
Ich könnte noch unendlich viele Beispiele schreiben, wo ich schon sehe, dass wir eine wirklich wunderbare Herde haben, die vielleicht so natürlich ist, wie es in Gefangenschaft eben geht.
Es ist wirklich ein riesen Unterschied zu den noch mehr zusammengewürfelten Herden um uns rum.
Zum Thema Rangordnung:
Grundsätzlich denke ich schon, dass es so eine Art Rangordnung gibt. Allerdings nicht so, wie es gerne immer verkauft wird, als "Hackordnung".
Ich denke die Streitigkeiten, die man in gefangenen Herden beobachten kann a la "schau, der ist Chef, der verjagt die Anderen" kommen so in der Natur nicht vor. Denn weder ist der Platz begrenzt, noch das Futter. Das sind alles vom Menschen gemachte Streitigkeiten, weil er zuviele Pferde auf zu engem Raum einsperrt und dann nur begrenzt Futter reicht.
Bei uns in der Herde sieht man schon, wer Leit"hengst" ist und wer Leitstute.
Ich sehe sehr sehr selten, dass irgendwie gezickt wird. Und noch seltener, dass ein Pferd vom *Ranghöheren* weggeschickt wird, weil das Futter an der Stelle besser ist. Im Gegenteil, ich habe eher schon mal gesehen, wie Jamie - der wenn man es so sehen will wirklich ganz unten steht - Georgia, die Leitstute weggeschickt hat, weil er uuuunbedingt an ihrer Stelle fressen muss.
Bei genauerem Hinsehen sah man aber deutlich, wie sie wohl genervt dachte "Mööönsch, dann geh halt dahin wenns unbedingt sein muss, Hauptsache ich habe meine Ruhe, 1m weiter ist das Heu genauso gut".
Also im Grunde halte ich es für Quatsch, dass solch aggressive Verhaltensweise, wie sie oft in der Literatur als Randordnung beschrieben sind in guten Herden vorkommen.
Klar, auch bei uns kommt es vor, dass eine der Stuten die Zwerge maßregelt, wenn sie über die Stränge schlagen..

Das ist auch gut und richtig so, aber niemand würde dem anderen Pferd sagen "du musst".
Ich denke auch das kommt in der Natur nicht vor. Entweder man folgt der Leitstute, oder man tut es nicht (und stirbt vielleicht), aber die Leitstute würde nie sagen "du gehts jetzt mit mir".
Gezicke und angebliche Rangordnungsschwierigkeiten sehe ich nur in Herden, die zusammengewürfelt sind.
Besonders, wenn Pferde sich zum Leittier auserkoren fühlen, die dazu aber eigentlich nicht in der Lage sind und im Grunde nur unter Stress stehen.
Von daher denke ich wirklich: Grobe Rangordnung ja, aber niemals so, wie es in der Literatur häufig geschrieben steht.