Der eigentliche Gedanke Zweitpferd kam in einer Zeit, in der Lotti über einen langen Zeitraum einfach nicht laufen konnte. Nichtmal ein paar Hundert Meter. Wir haben monatelang rumgedoktort und im Endeffekt war der Gedanke, dass man sie noch lässt, solange es irgendwie geht (also solange sie am Stall rumläuft und auf die Koppel läuft, besser gesagt hinkt). Mir hat das „irgendwas machen mit Pferd“ gefehlt. Der Gedanke war Reitbeteiligung, Reitunterricht, oder Zweitpferd.
Reitbeteiligung: Steht an nem andren Stall (bei uns war da nix) –> Rumgegurke. Meinen Hund kann ich am Pferd nicht frei laufen lassen. Bei Lotti ging das prima mit Leine, geht aber nicht bei jedem Pferd. Soviel Zeit mit Rumfahren und Versorgen anderer Leut’s Pferde zu verbringen fand ich blöd.
Reitunterricht: Naja. Schulpferde bei uns in der Gegend werden meist nicht so prickelnd gehalten, die Reitweise entspricht nicht dem, was ich mir vorstelle (Sperriemen, ausbinden, vorne ziehen, hinten drücken…) – sowas will ich nicht unterstützen.
Mir hat’s einfach gefehlt, was mit nem Pferd zu machen, aber ich war mir sehr unsicher, vor allem, was das Finanzielle angeht, aber auch zeitlich. Lotti und ich sind schon sehr dicke.
Ich hab bissl Anzeigen geblättert und hab mir 2 Pferdchen angeschaut. Irgendwie hat’s nicht sollen sein. Beide waren nett und interessant (vor allem das erste), aber es war einfach noch nicht an der Zeit.
Dann ging es Lotti besser. Wir konnten wieder laufen, aber ich wollte sie nicht mehr reiten. Ich hab trotzdem geschaut. Ich war auf der Suche nach etwas „schwierigem“. Ich wollte die Zeit, in der Lotti noch da ist, nutzen, um das neue Pferd zu normalisieren (mit Lottis Hilfe), damit ich dann, wenn Lotti mal nicht mehr ist, richtig loslegen kann.
Dann kam Pablo.
Lotti geht es hervorragend

Vor 4 Jahren hätte keiner gedacht, dass sie noch so lange bleiben würde und wir waren sogar das eine oder andere Mal reiten. Pablo macht sich klasse, aber es dauert seeeehr lange. Manchmal denke ich, dass wir es nie schaffen. Aber ich sehe die Fortschritte. Gerade sind sie riesig! Vom Reiten sind wir noch weit entfernt.
Ich habe jetzt seit gut 2 Jahren 2 Pferde. Ich habe meine beiden Pferde in einem separaten Stallteil. Mir geht es super, weil man einfach alles so macht, wie man es selbst möchte und diverse Streitigkeiten mit Stallkollegen entfallen. Die Pferde verstehen sich wahnsinnig gut, obwohl sie sehr unterschiedlich sind. Sie ergänzen sich ganz wunderbar. Ich bin der Meinung, sie sind eine richtige Herde. Von der Versorgung her finde ich es jetzt einfacher, da ich einfach Dinge für mich und meine Pferde praktikabel mache – alles mit möglichst viel Komfort für die Pferde und möglichst wenig Zeitaufwand für mich. Durch diverse Umorganisierungen am Stall habe ich jetzt nicht mehr Arbeit, als früher, als da zwei Pferde mit zwei Menschen im Stall waren. Aber ja, ich muss es jeden Tag machen.
Für mich ist es toll, zu sehen, wie gut es beiden geht. Doch mein schlechtes Gewissen, vor allem Lotti gegenüber, ist allgegenwärtig. Ja, es ist stressig. Ich versuche, tageweise abwechselnd mit jeweils einem der beiden was zu machen. Aber mit Pablo gehe ich wandern und mit Lotti halt „nur“ spazieren, sie bekommt also weniger Zeit als er. Sie fordert ihre Krauleinheiten ein, aber ich könnte mir mehr Zeit dafür nehmen. Ich denke, für die beiden passt es, nur ich hab halt das immer dezent anwesende schlechte Gewissen. Ein bisschen wie November schreibt – man weiß ja, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die restliche Zeit mit dem „Erstpferd“ geringer ist und hat dann eins chlechtes Gewissen, wenn man sie nicht entsprechend nutzt.
Ich bin sehr froh, dass es ist, wie es ist. Wenn Lotti mal nicht mehr ist, plane ich aber kein neues Zweitpferd. Dann möchte ich auch mal wieder durchatmen (sage ich jetzt – wer weiß – wenn ich dann Stress habe, weil man sich mit dem Miteinsteller uneinig ist, dann lieber doch wieder ein zweites Pferd

). Ich finde es jetzt so gut, weil Lotti nicht mehr so viel kann (körperlich) und Pablo noch nicht so viel (psychisch). Die Vorstellung, ein voll fittes und reitbares Pferde neben Altpferd zu haben (geschweige denn zwei voll fitte) – nein danke. Das würde ich niemalsnie hinbekommen. Bei uns passt es so.