Haltung ohne/mit wenig Weide

Moderator: Sheitana

Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von kolyma »

Wir haben auch sehr wenig Gras. Weniger als einen halben Hektar für 3 Pferde > das heißt das Gras reicht grad mal für (mit Glück!) vier Wochen. Allerdings können die Pferde diesen knapp halben Hektar nutzen wie sie möchten. Mir gehts da vor allem um die Möglichkeit sich möglichst frei zu bewegen, den Tag selbst gestalten zu können (nicht nur im Offenstall), etwas zu knabber, nach Futter zu suchen (wenns nur ein paar Halme sind) usw.
Also ich glaube nicht, dass Pferde zwingend ganz viel Gras brauchen - aber sie brauchen Fläche um sich zu bewegen. Wir haben recht wenig - das was wir haben wäre für mich das Minimum was Pferde an Fläche brauchen um sich wohl zu fühlen.
Im Winter stehen sie im Offenstall - der hat mit Hütte, Vorplatz und Paddock ca. 300qm - also jedes Pferd hat 100qm. Da ist Langeweile fast vorprogrammiert. Freie Bewegung ist da kaum möglich - zumindest nicht in Trab und Galopp. Hier haben wir Ausgleichsflächen, die genutzt werden können, damit die Pferde sich auch mal auspupsen können.

Also mein Fazit nach drei Jahren wenig Gras: Gras ist überbewertet - Fläche allerdings ein unabdingbares Muss.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von ehem User »

:-n

und ich bin ganz bei laura, deckt sich komplett mit meinen erfahrungen.
Benutzeravatar
Scheckenfan
Pegasus
Beiträge: 10651
Registriert: Do 4. Okt 2012, 12:39

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von Scheckenfan »

@ Silly: Ich rede eher vom "Kaputtstehen" als von einer akuten, direkten Auswirkung.
Und ja - mein Pferd steht im Winter bei 24h Heu auf einem Paddock. Leider. Er geht nur für ein paar Stunden täglich auf eine (recht abgefressene) Koppel, wobei die eher zum Toben & Wälzen genutzt wird als zum Fressen.
Aber hätte ich die Wahl, ich würde ihn gern auch im Winter auf Koppel stellen. :nix:

Aber ich hab eben auch ein Warmblut, das wird kaum jemals dick :nix: und hat im Sommer m.E. auch nicht mehr Grasbauch als er jetzt Heubauch hat. Er wird auch nicht fühliger :-ü außer bei ganz komischer Wetterlage mal.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
ehem User

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von ehem User »

Muriel hat geschrieben:
frage ich mich, was ich im Pesnionsstall zahle...?
Arbeitszeit, Risiko, diverse Versicherung inkl Gebäudeversicherung, Grundstück, Erhaltungskosten der Anlage, Neuanschaffungen bzw Reparaturkosten durch Schäden durch Einsteller oder Wetter etc etc.
Es ist eine Milchmädchenrechnung, wenn man für einen Pensionsplatz nur die reinen "was frisst mein Pferd" - Kosten ansetzen will.

Als ich meine Ponys im "eigenen" Offenstall hatte, habe ich pro Monat ca 120 Euro Kosten gehabt (incl. Pachtgebühr) für beide zusammen. Aber Anschaffungskosten für Zäune, Stall, diverse Kleinteile (das summiert sich ganz schön) waren für das Jahr gut bei 3000 Euro. Ok, das war auf 10 Jahre gerechnet, ich hab ja nicht gedacht dass ich so schnell wieder weg muss.
Da kalkulieren wir schon deutlich mehr, obwohl eigentlich alles da ist...
ich denke es kommt halt auch darauf an was man sonst für einen pensionspreis zahlt...ich zahle deutlich (!) über 300euro und Ställe, die alternativ für mich infrage kommen würden, liegen noch deutlich drüber. Und da sind 200-230 euro monatlich schon ein Schnäppchen, auch wenn man jeden zweiten tag ne 3/4 std Arbeit investiert.
Benutzeravatar
Heidemi
Pegasus
Beiträge: 10430
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 13:31

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von Heidemi »

also ich bin in der Zeit bei 1,5 Stunden morgens und abends. Gut, es sind halb so viel Pferde, aber wollt ihr nicht morgens udn abends da sein?
ehem User

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von ehem User »

Heu gibt's durchgehend, platz ist soviel dass sie die haufen nicht zertreten, morgens gibt's nur vorbereitetes kf und gesundheitskontrolle, Wasser ist auch ständig da. dauert morgens
4min :)
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von kolyma »

Ich war lange Zeit RB in einem Robuststall mit Weidehaltung das ganze Jahr über. Die Pferde kamen immer, wenn das Gras halbwegs abgefressen war auf eine andere Weide. Das heißt, die hatten fast 12 Monate lang nur Gras, Gras, Gras. Im Winter Heu - sonst nicht.

Das waren zwei Tinker, ein Kaltblut.

Ich konnte da keine negativen Erscheinungen feststellen. Kein Kotwasser, keine Hufprobleme (waren alle drei Barhuf), keine signifikante Gewichtszunahme (naja - klar haben die bis zum Winter etwas zugelegt - aber im Rahmen...)...

Von daher...

Aber natürlich wurden diese drei Pferde täglich bewegt. Denke die Problematik von kranken Weidepferden ist eher darauf zurück zu führen, dass die Pferde generell zu wenig Bewegung haben. Kann man Pferd natürlich nicht den kompletten Sommer auf Gras stellen und als "Training" täglich nen Spaziergang um den Hof als ausreichend empfinden - das geht schief.

Bei uns hat kein Pferd mit 24h Weide (gut wir haben wenig Gras - aber trotzdem) jemals erwähnte Probleme. Nur eine hat es geschafft ihren Ponys letzten Sommer eine Hufrehe hinzufüttern. Und zwar hat sie ihre Pferde den kompletten Sommer auf die fetteste Weide gestellt, nix mit den Ponys gemacht und im Herbst als die Apfelzeit war, eimerweise Äpfel gefüttert. Die Ponys hatten binnen kürzester Zeit einen fetten Reheschub. Sie waren allerdings auch vorher schon zu fett.
Das Gras ist meiner Ansicht nach nicht das Problem sondern gravierender Bewegungsmangel - die Wohlstandskrankheit Nr. 1 bei unseren Pferden.

Habe mich letztes Jahr mit nem Quarter-Züchter der seine Quarter das ganze Jahr über auf großen Koppeln im Schwarzwald hält unterhalten. Der Mann ist Hufrehe-Experte. Der meinte - 24h Gras ist überhaupt kein Problem - allerdings muss jedes seiner Pferde mindestens 2h am Tag bewegt werden. Wer sich nicht bewegt, bekommt kein Gras - so einfach ist das. Pferde die aus irgendeinem Grund nicht geritten oder gearbeitet werden können kommen bei ihm automatisch vom Gras runter.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 12656
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von Riff »

Ich war ganz happy, als ich in einen Stall mit vielen Weiden (bei uns rar gesät, alles Acker oder Weinbau) zog. Endlich kann mein Pferd auf viel Fläche grasen, von morgens bis abends.

Hmmmm. Seit dem letzten Sommer sehe ich das anders. Wir hatten schon ab Ende März die Weiden auf, weil echt viel Gras da war, und erst Mitte November waren sie zu.

Wahrscheinlich würde ein Außenstehender nicht sehen, ob das für ihn gut oder schlecht war. Für mich sah der Bauch schon irgendwie gebläht aus (obwohl er ordentlich Bewegung hatte), das Pferd war ab Mai irgendwie müde. Blöd zu erklären. Am Anbinder wirkte er einfach groggi. Beim Reiten nicht, aber danach am Anbinder: schlaf... Nicht so, dass man sich wirklich Sorgen machte, aber irgendwie komisch. THP fand nichts (BB ergab auch nichts), er bekam Globulis und es ging wieder, irgendwann kam es aber wieder.
Zudem hatte er dieses bißchen Kotwasser, welches einige haben. Kennt ihr sicher- die recht kleine Menge, die beim Äppeln manchmal mit raus kommt. Wirklich Kotwasser, dass es auffällt kann ich es nicht nennen. Bißchen halt. Nicht immer. Aber es fiel mir auf.

Und, er verweigerte sein getreidefreies Futter. Komplett. Von Mai bis Ende August bekam ich auch Mineralfutter nur über Leckerliform in ihn rein.

Ich fand es schön, dass er den gaaanzen Tag mit Kopf unten grasen konnte. Den Rest stand (und steht) er in einem recht großflächigen OS, tobte viel mit seinem einen Isikumpel (morgens und abends gut 20min), Heu rund um die Uhr (wenn sie nicht auf der Weide waren).

Nach der Weidezeit blieb der komische Bauch (andere haben das viiiel mehr, wie gesagt, anderen Leuten würde es wohl kaum auffallen) und das biiißchen Kotwasser. Und diese Müdigkeit am Anbinder.

Bei der Auswertung der selektiven Entwurmung hatte er leichten Befall und brauchte eine Kur. Staun.

Da war für mich klar, dass der Stoffwechsel, Magen und Darm irgendwie nicht wirklich gut sind. Obwohl man es ihm nicht ansah. Jeder sagte immer, wie gut er dasteht.

Jetzt habe ich im Febraur eine Bioresonanz machen lassen inkl. Medikamente und siehe da: Magen/Darm müssen saniert werden. Stoffwechsel nicht auf Touren, Imunsystem kann besser sein, ebenso die Selbstheilung. Der Darm scheidet zuwenig aus, weswegen die Leber mehr ackern muß= müde.

Schimmelpilze und Streptokokken sind auch nicht das beste für den Allgemeinzustand.

2 Tage nach der Medikamentengabe war das Kotwasser weg und bleibt auch weg. Der Bauch ist mittlerweile dünner und hat eine gute Form, die Äppel sind anders, das Fell glänzt trotz Fellwechsel wie bolle.

Für mich steht fest: dieses Jahr gibt es deutlich verkürzte Weidezeiten. Nur noch halbtags. Das langt dicke. Ich saniere jetzt das liebe Pferd und mache dann vor dem Herbst (Fellwechsel) einen neuen Test, um zu sehen, wie er den Sommer überstanden hat. Und, damit er gut in den Winter geht. Das wird jetzt jedes Jahr gemacht. 2 Tests, fertig. Bevor da was schief läuft und später was Schlimmeres entsteht.

Von daher- ja, ich bin auch soweit: Pferde können auch mit wenig Gras "überleben", lach. Wie schon jemand schrieb: Hauptsache, sie haben genug Auslauf. Und Heu.
That's the way the cookie crumbles :keks:
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von kolyma »

Es gibt ja genügend Länder die deutlich weniger Grasflächen haben und wo auch Pferde leben. Ich denke schon auch, dass unsere Gräser für Pferdehaltung nicht optimal sind. Und wie ich oben schrieb - um das Gras zu kompensieren muss schon viel Bewegung sein. Dafür haben die meisten schon aus beruflichen Gründen nicht die Zeit.
Daher denke ich, man muss abrücken von der Vorstellung dass ein Pferd grundsätzlich auf eine Weide MUSS. Ich glaube, wenn ein Sandauslauf groß genug und clever angelegt ist, mit kleinen Grasflächen oder Ästen, Zweigen, Knabberkram - dann kann das eine Weide absolut ersetzen.
Ob das "grasen" zwingend zum glücklichen Pferd gehört, ist die Frage. Wenn ja - dann muss man hier eine Lösung finden. Ich denke aber, dass eher das "Nahrung suchen" eine essentielle Beschäftigung fürs Pferd ist. Und das kann man sicher artgerecht gestalten. Macht halt viel Mühe. Aber möglich ist das schon.

Könnte ich mein Pferd nicht so bewegen wie ich es mache (vor allem auch aus gesundheitlichen Gründen) - hätte ich kein Problem damit mein Pferd von der Wiese zu nehmen oder die Weidezeit einzugrenzen. Momentan passe ich mich den Gegenbenheit (24h Koppel im Sommer) entsprechend an (tägliche Bewegung trotz Haltung im Offenstall) an. Dafür denke ich aber, mein Pferd steht ohne Probleme auf Gras und genau deshalb möchte ich ihm das auch so lange es mir möglich ist ermöglichen. Alles andere sind Kompromisse - gangbare und vertretbare Kompromisse - aber dem "Traumbild" vom auf der Weide grasenden Pferd entspricht das halt nicht mehr.

Man muss mit der Zeit gehen. Es bringt nichts an Dogmen festzuhalten, wenn das unterm Strich bedeutet, dass es dem Pferd gesundheitlich schlecht geht.

Habe gerade mit einer Bekannten das Thema: "Braucht ein Pferd Getreide?" - Ihr SB ist der Meinung: "Jedes Pferd braucht Getreide - das war schon immer so - Basta!"
Ihr Pferd kriegt davon aber Kotwasser - ja mei - dann gilt die "goldene Regel" halt nicht in diesem Fall. So schauts mit Weidehaltung eben auch aus.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 12656
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Haltung ohne/mit wenig Weide

Beitrag von Riff »

Ja, sicher hängt es auch viel vom jeweiligen Gras ab. Die Weiden im Schwarzwald z.B. sind völlig anders, als unsere "im Tal". Bei uns gibt es keine Blümchen und Kräuter und idyllische Wiesen mit Bäumen.

Letztes Jahr war es einfach too much. Trotz viel Bewgegung.

Bei der Bioresonanz kam übrigens auch raus, dass meiner all die schönen getreidefreien Dinge (im Moment?) nicht verträgt. Konnte ich alles vom Plan streichen. Nur die Luzerne ist okay. Mit (wie der Test ergab) Schwarzhafer. Mein "ich füttere mein Pferd getreidefrei"-Herz tat weh, aber wenn es so ist.. bitte. Dann will sein Körper eben Getreide.
Kenne noch 2 Pferde, die ebenfalls nach dem Test wieder auf Getreide umgestiegen sind und dadurch keinerlei Probleme habe.

Auch hier mußte ich wieder umdenken....
That's the way the cookie crumbles :keks:
Antworten