elcaracol hat geschrieben:
1.Tag: führen über Wiese
2.Tag: Führen, auf mich zuholen, zurücktretten (JOJo-Game)
3. Tag: das selbe + gezieltes ausweichen mit der Hinterhand und joJo mit abgezählten Schritten.
4. Tag: Versuch von longieren, parallel zu seiner Schulter, im Schritt
5. Tag: Longieren im Trab> Steigen Bocken, zu mir mit der Hinterhand ausschlagen, in den Kappzaum reinspringen
Zuviel. Viel zu viel. Ihr kennt euch jetzt - wie lange? 1, 2 Tage? Ein Pferd kennt einen nicht durchs Futter geben und eindecken. Bzw halt noch nicht so gut, dass es dich als Vertrauensperson oder Bezugsperson einstuft. Das könnte schonmal der erste Grund sein, warum er weder mit dir noch in dieser Weise zusammenarbeiten will.
elcaracol hat geschrieben:
Ich mache alles auf der Wiese bei seinen Pferdefreunden.
Aha. Ein weiterer Grund. Fast alle Pferde (ok, es gibt tatsächlich Außnahmen) mögen nicht in ihrer ''Freizeit'' irgendwie belästigt werden. Neben den Freunde ernsthaft zu trainieren, wo doch das Gras, die Kumpels und vor allem die
Freiheit lockt ist natürlich auf der Rangliste der Lieblingssachen ganz weit hinten
Ich persönlich achte den Freiraum meines Ponys, indem ich auf der Weide höchstens mal knuddeln gehe oder fangen spiele. Und auch das nur, wenn es von ihm aus geht. Ansonsten soll die Weide für ihn der Ort sein, an dem er ungestört Pferd sein kann.
elcaracol hat geschrieben:
Inzwischen ist mir schon etwas mulmig, weil er mit tief angelegten Ohren bockt sich zu mir umdreht und tritt oder wenn ich zu weit vorne stehe stellt er sich frontal zu mich und steigt.
Dass dir mulmig ist , verstehe ich voll und ganz. Es kann aber auch ein weiterer Aspekt sein, der das Problem (Unwilligkeit deines Wallachs) nur noch weiter zuspitzt. Denn wer arbeitet schon gerne mit jemanden zusammen, den er weder kennt noch vertraut??
elcaracol hat geschrieben:
Ich habe nun schon mit der Besitzerin gesprochen und sie meint, " Er ist halt frech! Mit ihm wurde halt zwei Wochen nichts gemacht!"
Totaler Quatsch. Das hat damit überhaupt nichts zu tun!
elcaracol hat geschrieben:
Was ich von seiner Vorgeschichte noch weiß: etwa mit 2 wurde er gekauft und läuft seit dem mit zwei etwa 15 Jahre älteren Isis auf der Wiese. Ich vermute, dass er mehr oder weniger betüdelt wurde. Das letzte halbe Jahr ist das Pferd in einen anderen Stall bei gleichaltrigen gewesen und hat wohl den ganzen Tag gespielt. nun wieder Zuhause ist nicht mit spielen.
Wie du siehst, hat das oftmals fatale Auswirkungen, die von Resignation bis hin zu Bocksprüngen aus Bewegungsmangel oder gar Frust reichen.
elcaracol hat geschrieben:
Ich finde er guckt immer so traurig, wenn ich etwas mit ihn mache, und er reagiert auf nichts. Weswegen ich dann wedle und rumhample um eine Reaktion zu bekommen. Was glaube ich auch ein Grund sein könnte, warum er so "böse" wird, aber sonst kommt nichts rüber.
lg
Das ist, wie sheitana schon schrieb ein absolutes Warnsignal. Hampeln nützt nix, es verwirrt nur noch mehr.
Ein paar grundsätzliche Dinge:
1. Natural Horsemanship ist bei uns im Forum sowieso mehr oder weniger strittig. (mehr dazu
hier) Es kommt darauf an, ob man damit die Version ''ich kommuniziere frei mit meinem Pferd ohne jeglichen Zwang, ich erlerne die Sprache meines Pferdes'' oder die Version ''ich muss dominant gegenüber meinem Pferd sein, es muss mir bedingungslos gehorchen, sämtliches Eigendenken werte ich als Angriff auf meinen Rang'' meint. Meint man damit erstere,

Ansonsten nicht so gut. Und darunter fallen für mich auf PP und MR. Das Pferd vor und zurück zu schicken mag zwar vielleicht nützlich sein, um das vor- und Rückwärtsschicken zu üben, nicht aber um seinen ''Rang'' zu sichern oder das Pferd dazu bringen, einem zu vertrauen.
2. Dafür, dass ihr euch erst so kurz kennt, machst du viel zu viele Sachen. Ich empfehle dir für den Anfang: lern das Pferd erst mal kennen! Lass ihn an dir schnüffeln, kraul ihm seine Lieblingsstellen, bring ihm ab und an ein Leckerchen mit, beobachte ihn auf der Weide, (wie spielt er mit seinen Freunden? Wie ist sein Sozialverhalten? Welchen Rang hat er in der Herde? --> daraus kann man schonma wahnsinnig viel über ihn rausfinde und so das Problem besser lösen) und verlang noch nichts von ihm.
3. Wenn ihr euch dann kennt, dann würde ich vorschlagen, dass du zuerst mal ein paar vertrauensfördernde Sachen machst (zB Kopf tief, dir frei folgen, auf ein Podest o.ä steigen etc) Und erst danach fängst du mit longieren, Kappzaum etc an.
4. Training würde ich ab jetzt nur noch in der Halle , am Platz oder sonst wo machen. Aber bitte nicht während seiner Freizeit.
Sollten nach der Kennenlern und Vertrauen-lern-Phase noch Schwierigkeiten bestehen, dann würde ich auf gesundheitliche Ursachen tippen oder evtl die Trainingsform überdenken.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen,
LG
Katja