Hallo Calicion,
wir (ich bzw. meine Schwester *gg) hab ja auch so einen Spezialisten. Wir haben den (ebenfalls) Schimmelwallach damals mit dem Stall von einem alten Mann (leider fast 80 und total überfordert mit der Tierhaltung) übernommen - sozusagen mit lebendem und totem Inventar - wenn man so sagen darf
Der Wallach war damals so etwa 14 Jahre alt und stand da schon mindestens 3 Jahre komplett allein, nur eine Katze und ein Hund waren dort am Stall.
Als wir dann meine Haflinger-Stute (bis dahin im Pensionsstall) dazustellten fand er das natürlich super und hat sich wahnsinnig an sie rangehängt. Wir konnten alles zusammen machen - nur ihn nicht allein im Stall lassen oder zusammen mit einem anderen Pferd/ Pferden ausreiten oder gemeinsam auf den Platz oder in die Halle (wir hatten mal kurzzeitig den Verdacht er sei ein Klopphengst weil er dann echte Hengstmanieren auspackte und teilweise auch gefährlich wurde, aber das hat sich dann nicht bestätigt).
Er ging allein überall hin, wenn die Stute am Stall blieb. Aber ich konnte mit der Stute nicht allein weg. Er rannte dann in der Box mit Paddock immer im Kreis, hat auch versucht, über die Tür zu steigen, hat getropft vor lauter Schweiß und für die Box war nachher eine Generalsanierung angesagt.
Dann habe ich versucht, meine Stute immer dann ganz kurz rauszunehmen, bis er sie nicht mehr sah und in dem Moment zurückzubringen, wenn er gerade mal kurz einigermaßen ruhig war. Das haben wir dann solange gesteigert und geübt, bis er irgendwann nicht mehr schweißnass tropfend in der Box stand, wenn mein Stütle mal ne halbe Stunde weg war. Begleitend bekam er Bachblüten, die haben das ganze vermutlich etwas beschleunigt. Dauerte aber trotzdem immer noch ein gutes halbes Jahr.
In der Zwischenzeit ist es so, dass er zwar nie ruhig in der Box wartet bis wir wiederkommen, aber er rennt nur noch ein bisschen im Kreis und brüllt halt ab und an mal nach ihr.
Was allerdings gar nicht geht, ist - mit meiner Stute in Sicht- oder Hörweite auf der Koppel oder direkt neben dem Stall was zu machen. Also wir müssen außer Sicht-und Hörweite, dann kann er es einigermaßen aushalten und das geht dann auch mal länger.
Allerdings darf niemand im Stall sein (da wir nur die beiden Pferde haben ist das in der Regel kein Problem) - wenn sich jemand im Stall aufhält dann rennt er wieder so, dass der Schweiß sogar von den Ohrmuscheln tropft.
Wenn ich auf der Koppel longieren will oder Handarbeit machen möchte, dann binde ich ihn so in der Nähe an, dass er sie gut sehen kann und achte darauf, dass er kurz angebunden ist. Dann kann er ganz still daneben stehen und zugucken. Wenn er zuviel Spielraum hat (Strick etwas länger angebunden) dann versucht er den Kopf unter den Strick zu nehmen und sich das Halfter auszuziehen...
Was ich damit sagen will ist eigentlich, dass ein kleines bisschen Ignoranz dazu gehört (fällt leider nicht leicht) und ein bisschen Mühe, für alle Seiten einen Kompromiss zu finden. Ich habe mich damit abgefunden dass der Schimmel nach mittlerweile 6,5 Jahren sich nicht mehr zu einem ruhig in der Box wartenden Pferd entwickelt und geh dann halt außer Sicht- und Hörweite wenn ich mit meiner Stute was machen will. Es kostet einiges an Erfindungsgeist und Ideen, aber für uns hat es sich gelohnt.
Ich drück Dir alle Daumen, dass Du eine Lösung bzw. einen Kompromiss für Euch findest, auch wenns nicht leicht ist!
