So ging es weiter: Vor ca. 3 Wochen ist Merlin beschlagen worden. Zunächst sah es aus, als wäre das der richtige Schritt gewesen, aber dann ging es ihm trotz kompletter Grasabstinenz und nur Heu von Tag zu Tag schlechter. Akupunktur brachte zwischenzeitlich Erleichterung, aber nicht wirklich dauerhaft.
Der Beschlag-Schmied war im Moment nicht zu erreichen, da er in Urlaub ist. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich irgendetwas unternehmen müsse und nicht weiter abwarten könne.
Hier der Text aus meinem TB von heute:
Es ist zwar schon spät, aber was uns vorhin passiert ist, muss ich unbedingt noch aufschreiben. Ich kann es selber noch gar nicht glauben!
Der "besondere" Schmied, den meine Ostheopatin heute morgen empfohlen hatte, war vorhin schon da. P. hat am Telefon unsern Fall wohl so geschildert, dass er der Meinung war, es sei dringend.
M., seines Zeichens Amerikaner und seine Assistentin D. haben sich Merlin erstmal in seinem Waldpaddock angeschaut. Merlin mochte eigentlich keinen Schritt gehen. M. hat ihn ausgiebig betrachtet, die Pulse getastet und dann sagte er zu seiner Assistentin: "Dem machen wir Holzschuhe, dann galoppiert er nächste Woche wieder."

"Wie bitte?"
Von D. kam der direkte Rat, das Heu auszutauschen und bei dem Heulieferanten N. speziell zuckerarmes Heu aus dem Westerwald zu bestellen. Nach ihren Erfahrungen wäre eigentlich alles Heu von bergischen Weiden zu Zuckerreich und ungeeignet für Reheponys.
Wir sind dann also mit dem armen Merlin im Schlepp hoch zu seinem Truck, einer Art Wohnmobil mit Schreinerwerkstatt. (Er hatte auch Hufeinsen dabei) Während er Merlins Hfe vermaß und anfing das Ganze auf eine Duplexplatte zu übertragen, versuchte er, uns zu erklären, wie die Holzschuhe deie Hufe entlasten und den Helungsprozess fördern würden. D. zeigte uns auch Fotos von Ponys, die damit wieder Laufen gelernt haben. SO richtig verstanden haben wir das nicht.
M. schnitt derweil aus einem ca. 3 cm dicken Brett Hufeisenformen aus. Die eine Seite rundete er so quasie eiförmig ab, so dass eine Art Wackelbrett entstand.
Wir beschlossen, die Hufeisen abzumachen. Das fand Merlin gar nicht lustig. Er wollte noch nicht mal auf einem Bein stehen. Und was macht M.? Er fixiert das erste Wackelei mit einer selbsthaftenden Bandage unterm Ponyhuf und dannn konnte er problemlos das gegenüberliegnede Bein heben. Wir guckten ungläubig.
Ganz vorsichtig nahm er die Hufeisen ab. Die Eisen an sich seien handwerklich sehr gut gewesen. Da sei nichts zu meckern, meinte er. Nur sei es bei der Rehe kontraproduktiv. Der Hufmechanismuss sein behindert, auch wenn nur zwei Nägel verwendet wurden und das schmerzlose Abrollen beim Abwenden sei nicht gegeben.
Mit den Holzeiern , die geklebt und einbandagiert werden, wird der Hufmechanismus nicht behindert und Pony kann nach allen Richtungen abrollen und seine Hufe so entlasten, wie er es braucht.
Als Merlin die ersten beiden Wackeleier unter den Vorderhufen hatte, wollte er schon von alleine losgehen. Er begann die Rampe vom Schmiedewohnmobil hochzuklettern.

Nachdem er noch die zwei Wackeleier unter den Hinterhufen hatte, wollte er erstmal Spazieren gehen. Es war unglaublich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Derweil war auch unsere Ostheopatin dazugekommen und schaute einigermaßen ungläubig, obwohl sie schon eine Menge unkonventioneller Sachen mit M. erlebt hatte.
Zuletzt wurden die Wackeleier mit festen Gipsbandagen fixiert und Merlin machte zum erstenmal seit Wochen einen kleinen Spaziergang - von sich aus! Mir kamen die Tränen.
Merlin lief, selbst auf der harten Straße, auf den Wackeleiern erstaunlich gut. Seine Hinterhand wirkte regelrecht entspannt und mit den Vorderbeinen nahm er gleich eine ganz andere, normalere Position ein. Aber am erstaunlichsten veränderte sich in dieser Stunde sein Gesichtsausdruck: seine Augen begannen zu strahlen, sein Kopf flog wieder keck hoch, wenn er Kontakt aufnahm. Er war plötzlich wieder unser lebenslustiges Pony. Das fiel sogar dem Schmiedepaar auf, die merlin ja erst 1 Stunde kannten.
Morgen kommen sie nochmal vorbei für eine Kontrolle. Dann sollen die Wackeleier 6 Wochen drunter bleiben. Ich bin echt gespannt, we sich die nächsten Tage entwickeln.
