Impfen

Moderator: Sheitana

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Sokki
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Re: Impfen

Beitrag von Sokki »

Hab gerade mit einer sehr netten Dame vom Vet.amt gesprochen. Sie sagt auch, dass sie keine Impfpflicht aussprechen können, da es keine gesetzliche Pflicht gibt. Der Stallbetreiber kann natürlich eine Impfung vorschreiben. Dann am besten in der Satzung oder im Vertrag festschreiben.

Auch wenn am Stall eine akute Herpesinfektion ausbricht, kann der Besitzer des ungeimpften Pferdes nur schwer in Regress genommen werden, da es erstens keine Impfpflicht gibt und zweitens bewiesen werden müsste, dass das Pferd das vorher schon hatte bzw. die Quelle ist. (Das ist letztendlich auch Blödsinn, da ja die meisten Pferde sowieso Virusträger sind).
Liebe Grüße
Angelina

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Hina_DK
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Re: Impfen

Beitrag von Hina_DK »

Was anderes hätten die Dir auch garnicht erzählen dürfen und der SB eigentlich auch nicht. Die ganze Sache ist irgendwie nicht so ganz "astrein", was da von der SB in Umlaufgebracht wurde. Wahrscheinlich steckt da irgendein anderer Panikmacher dahinter, der da eine Gehirnwäsche veranstaltet hat ?

Naja, gerade die Herpesimpfung ist mittlerweile dermaßen umstritten, dass DE wohl langsam das einzigste Land ist, wo überhaupt noch so ein Druck wegen der Impfung gemacht wird. Die anderen haben längst verstanden, dass es vollkommen gleichgültig ist, ob der Bestand geimpft ist oder nicht.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Sokki
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Re: Impfen

Beitrag von Sokki »

Naja, dann muss ich halt mal ein wenig Aufklärungsarbeit leisten ;) und darauf hoffen, dass die Stallbesi nicht auf eine Herpes-Impfung besteht :bittebitte:

Ich denke, das Problem ist auch, dass die meisten sich gar nicht genau mit den einzelnen Impfungen genauer auseinander setzen oder sich informieren. Daher lassen sie alles impfen, was ihnen gesagt wird oder missverstehen Zwang mit Empfehlungen. Ein Großteil der Leute denkt doch, dass eine Herpes-Impfung vor dem Ausbrechen der Krankheit schützt :roll:
Liebe Grüße
Angelina

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Nelchen
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Re: Impfen

Beitrag von Nelchen »

In Thüringen gabs mal ein paar Herpes-Fälle, da sind die geimpften Pferde verendet, die ungeimpften nicht. :snooty:
Es gibt über 60 Stämme von Herpesvieren, die Impfung deckt max. 5 oder6 ab. Und auch noch solche, die in der Zeit der Zulassungsgeschichte des Impfstoffes aktuell waren. Das war teilweise vor 12 Jahren. :roll: Bekanntlich sind ja Vieren auch nicht auf den Kopf gefallen......
Heutzutage haben sich selbst Vieren zusammen getan........mit Borelliose, Borna etc, schlagen sie gemeinsam zu. Dass die Vet. nicht ahnungslos sind , zeigt die Tatsache, dass Borna keine meldepflichtige Krankheit mehr ist seit 2011. :?
Die Impfgeschichte ist doch eine erfolgreiche Möglichkeit den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. :evildevil:
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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GilianCo
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Re: Impfen

Beitrag von GilianCo »

Sokki hat geschrieben: Ein weiteres Argument war, dass wenn ich mein Pferd nicht impfen lasse und es bricht im Stall Herpes aus, dass ich dann belangt werden würde, weil mein Pferd nicht geimpft wurde. Mein Pferd also automatisch als Überträger angesehen werden würde. Und so etwas traue ich diesen Ämtern tatsächlich zu. Und dann kommt man mit dem Argument, dass es keine Impfpflicht gibt, wahrscheinlich nicht weit.
Das ist ja mal per se Blödsinn. Nachdem zumindest in D davon ausgegangen wird, das nicht nur 80, sondern tatsächlich 100% aller Pferde über drei Jahren Träger des Virus sind, kann Deiner im Fall eines Ausbruches der Auslöser sein - aber JEDES andere Pferd genauso. Insbesondere, nachdem mittlerweile wieder vermehrt mit Lebendimpfstoffen gearbeitet wird, weil diese eben doch anders umgesetzt werden als Todimpfstoffe.

Wie bei anderen Erkrankungen, bei denen Impfen gar keinen Sinn macht (beispielsweise Druse) würde ich in so einem Fall, das irgendwo ein Herpes ausbricht, einfach penibelst auf Sauberkeit und so weiter achten, nicht von Stall zu Stall, nicht von Pferd zu Pferd latschen, mal nur das eigene Pferd "angrabbeln", .... mit menschlicher Umsicht kann da nämlich schon sehr viel erreicht werden....
Nelchen hat geschrieben: Es gibt über 60 Stämme von Herpesvieren, die Impfung deckt max. 5 oder6 ab. Und auch noch solche, die in der Zeit der Zulassungsgeschichte des Impfstoffes aktuell waren. Das war teilweise vor 12 Jahren. :roll: Bekanntlich sind ja Vieren auch nicht auf den Kopf gefallen......
Wobei der Herpesvirus sich bei weitem nicht so stark verändert, als das bei Influenza der Fall ist - muß er durch seine Latenz auch nicht. Der versteckt sich einfach so gut, das er nicht großartig mutieren muß. Und ist dennoch gut geschützt, genau das ist ja auch das Problem der Impfung. Und im Pferdebereich gibt es keine 60 verschiedenen Viren, das ist nicht ganz richtig. Allerdings gibt es mehr als die zwei, gegen die geimpft wird. Oder teilweise der eine Stamm, der eben als Lebendimpfstoff verfügbar ist.

Ich stehe ja selber in einem Zuchtstall, in dem Impfpflicht herrscht (und für die Zuchtstuten macht es für mich auch immer noch Sinn, ansonsten ist es halt nicht umsonst eine umstrittene Impfung). Nachdem wir dieses Jahr tatsächlich einen Spätabort hatten, ist meine SB schon froh, das sie es verpflichtend gemacht hat, das die Pferde bei uns geimpft sind. (und nachdem mein Pferd noch nie auf diese Impfung reagiert hat, und sein Headshaking TROTZ Impfung immer besser geworden ist, habe ich auch nie darüber nachgedacht, deswegen den Stall zu wechseln.

Was Borrelliose angeht, das IST kein Virus. Und ich kenne bis jetzt nur eine Seite, die im Internet (dafür sehr überzeugend) vertritt, das Borna und Herpes immer zusammen auftreten. Ich kann mir nicht vorstellen, das die TÄ bis vor drei Jahren alle blind waren, und alle eine Bornainfektion nicht als solche erkennen konnten.
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Sokki
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Re: Impfen

Beitrag von Sokki »

So jetzt bin ich total verwirrt :? Meine Stallbesi hat folgendes Schreiben vom Vet.amt bekommen. Daher dachte sie auch, dass sie dafür Sorgen muss, dass alle Pferde regelmäßig geimpft werden (2. Bild ganz oben, auch wenn nicht da steht, welche Impfungen). Das wäre ja ein Widerspruch zu dem, was mir die gute Frau gestern am Telefon gesagt hat.

Bild

Bild

Mich wundern die genauen Vorgaben nicht nur bezüglich impfen, sondern auch die genauen Zeitangaben für Hufpflege und Zahnkontrolle?
Liebe Grüße
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Re: Impfen

Beitrag von Sokki »

Auf dem ersten Bild wird sich ja unter d) auf die "Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten vom 9. Juni 2009" berufen. Diese Vorgaben sind zu beachten, einzuhalten und Bestandteil der Erlaubnis.

Hab diese hier gefunden:
http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads ... cationFile

Darin steht auf Seite 9:
Gegen Infektionskrankheiten gilt es ebenfalls Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Neben
einer guten Bestands- und Haltungshygiene ist hier v. a. die aktive Immunisierung gegen
beim Pferd häufig auftretende Krankheitserreger zu nennen. Wegen der besonderen Empfänglichkeit
des Pferdes für Wundstarrkrampf ist die Impfung gegen Tetanus aus Tierschutzsicht
geboten.

Zu einem guten Haltungsmanagement gehört auch eine einmal jährlich durchzuführende
Kontrolle der Zähne.
Ich verstehe das letztendlich auch so, dass der Stallbesi verpflichtet ist dafür zu Sorgen, dass die Pferde gegen "häufig auftretende Infektionskrankheiten" und gegen Tetanus geimpft werden. :nix:
Liebe Grüße
Angelina

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Re: Impfen

Beitrag von Cate »

Das sind aber nur "Leitlinien", kein Gesetz, die können zur Beurteilung von Haltungsbedingungen, Mißständen usw. herangezogen werden, daraus kann man aber keine Impfpflicht ableiten. :-ü
Bei uns legt das Veterinäramt aus Tierschutzgründen Wert auf die Tetanusimpfung bei Pferden - und damit gehe ich völlig d'accord! - die Verpflichtung zu allen weiteren Impfungen bleiben dem Pferde- bzw. Stallbesitzer überlassen.


Bei uns im Stall herrscht keine Impfpflicht, meine eigenen Pferde sind auch nur (noch) Tetanus geimpft, wir sind aber auch nur ein kleiner Freitzeitreiterstall ohne größere Fluktuation oder aktive Turnierreiter etc., in größeren Ställen ist das sicher auch kritischer zu sehen. :nix:
Übrigens hab ich ein Pferd im Stall, das wurde vor ca. 8 Jahren das letzte Mal Tetanus geimpft und hat lt. Titerbestimmung immer noch einen ausreichenden Schutz :staun:
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Re: Impfen

Beitrag von Sokki »

Also das mit der Tetanusimpfung verstehe ich ja auch. Auch wenn die Wiederholung nach zwei Jahren sehr fragwürdig ist.
Es gibt Berichte, wo die Pferde nach der Grundimmunisierung selbst noch nach 12 Jahren ausreichend geschützt waren.

Da dort aber steht, dass die Stallerlaubnis mit der Einhaltung dieser "Leitlinien" verbunden ist und wenn das Vet.amt bei uns aus Tierschutzgründen aufgrund der Laufstallhaltung und der Fluktuation (es gehen ja immer mal Einsteller weg und es kommen dann wieder neue hinzu, oder es fahren Einsteller zu Kursen etc.) neben Tetanus auch Influenza und Herpes für wichtig hält, dann kann ich verstehen, dass die Stallbesi dann darauf besteht. Vor allem wenn sie selbst denkt, dass diese Impfungen einen gewissen Schutz bieten. Man will ja in seinem Stall mit 50-60 Pferden keine Seuche haben.
Liebe Grüße
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Hina_DK
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Re: Impfen

Beitrag von Hina_DK »

"Gegen Infektionskrankheiten gilt es ebenfalls Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Neben einer guten Bestands- und Haltungshygiene ist hier v. a. die aktive Immunisierung gegen beim Pferd häufig auftretende Krankheitserreger zu nennen. Wegen der besonderen Empfänglichkeit des Pferdes für Wundstarrkrampf ist die Impfung gegen Tetanus aus Tierschutzsicht geboten."

Damit bleibt es immer noch eine dringende Empfehlung ("geboten") und keine Pflicht und auch das nur für die Tetanusimpfung. Alle anderen Impfungen könnten nur durch das VetAmt angeordnet werden und dann zur Pflicht werden, wie es ja durchaus bei Nutztierhaltungen der Fall ist, z.B. bei Schafen, Ziegen und Kühen wurde eine Impfpflicht gegen Blauzungenkrankheit eingeführt. Diese Impfungen müssen dann vom SB durchgesetzt werden. Alles andere kann der SB für seinen Stall zur Pflicht machen aber wenn er es nicht macht, kann ihm deswegen nicht die Betriebserlaubnis entzogen werden. Dazu müsste auch erstmal definiert werden, um welche Infektionskrankheiten es sich überhaupt handelt. Es gibt viele Infektionskrankheiten, gegen die man impfen könnte. Dass es sich Influenza und Herpes handeln KÖNNTE, wissen wir ja nur, weil dagegen oft geimpft wird aber die konkrete Einschätzung kann nur das VetAmt oder übergeordnete Stellen im ganz konkreten Wortlaut abgeben.

Ähnlich "Gummi" ist ja die regelmäßige Entwurmung. Liest sich erstmal in dem Schreiben vom VetAmt so, als wäre die Betriebserlaubnis an das regelmäßige Einwerfen von WKs gebunden. Ist es aber nicht, sondern an die Leitlinien und die sagen dazu folgendes aus:

"Darüber hinaus müssen Pferde zur Gesunderhaltung regelmäßig entwurmt werden. Um eine gezielte, planmäßige Behandlung sicherzustellen, dürfen Wurmkuren nur in Absprache mit einem Tierarzt durchgeführt werden."

Somit ist auch eine selektive WK durchaus "regelkonform", anderenfalls wäre sie es nicht, sondern nur das Verabreichen der Medikamente.
Viele Grüße
Hina

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