Knotenhalfter Pro / Contra

Moderator: Stjern

pride
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Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von pride »

Ich möchte doch mal nach euren Erfahrungen fragen, was das Knotenhalfter
angeht. Ich denke drüber nach mir evtl. eins zu kaufen.
Nun höre ich aber immer auf der einen Seite, das Knotenhalfter nicht gut sein
sollen und das Pferd dadurch oft im Atlas Probleme bekomme und auf der
anderen Seite, das man gut damit arbeiten kann.
Was sind eure Erfahrungen mit einem Knotenhalfter und welche sind dann
auch wirklich gut?
Head aega
Anja


Mein TB:
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ehem User

Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von ehem User »

Hm, es gibt ja Trainer, die sagen, wenn die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch stimmt, spielt die Zäumung keine Rolle. Dem würde ich grundsätztlich zustimmen, egal ob bei Bodenarbeit oder Reiten sollte mMn Zaum und Zügel nur ergänzende Hilfe zu Körpersprache, Gewichts- und Schenkelhilfen sein. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass bestimmte Techniken und Übungen mit unterschiedlichen Zäumen gezielter vermittelbar sind. So würde ich z.B. schon unterschreiben, dass für den LK ein Kappzaum der einzig wahre Zaum ist, auch wenn das Pferd dabei arg "zugeschnürt" wird.

Ein Knotenhalfter sollte mMn auch gut fest sitzen, von diesen losen Dingern halte ich nichts. Und man sollte sich mMn darüber im klaren sein, daß ein KH ein ziemlich "scharfer" Zaum ist, weil die einwirkung auf den Pferdekopf auf eine sehr kleine Fläche verteilt ist und das KH nicht elastisch ist. Dementsprechend kann man mit einem gut sitzenden Knotenhalfter auch sehr genau einwirken.
Ich arbeite gerne mit KH wenn ich beim Pferd Reaktionen auf Körper- oder Gerten signale erarbeiten will, also z.B. in der Bodenarbeit das abwenden, Weichen auf Zeiuchen, Richtungswechsel, oder auch vom Pferderücken aus HH weichen lassen, Richtundswechsel durch Gewischts- und Schenkelhilfen, o.ä.

Wenn ich vom Pferderücken aus mit dem KH arbeite, dann am liebsten auch ohne Sattel, das gibt dann so ein schönes "Indianerfeeling" mit minimalen Hilfsmitteln, aber dieser künstliche Minimalismus ist natürlich eigentlich "Quatschkram" der nur für mein subjektives Gefühl gut ist, dem Pferd ist es glaube ich egal.

Klassische Dressurlektionen mit dem KH zu erarbeiten stelle ich mir schwierig vor, da denke ich hat die Trense oder gar die Kandarre durchaus ihre Berechtigung.
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kolyma
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von kolyma »

Ich denke, ein Stallhalfter kann, bei Ruck oder starkem Zug, eine ebenso negative Auswirkung auf das Genick des Pferdes haben.
Allerdings: Ich binde NIE ein Pferd mit Knoti an. Das ist mir definitiv zu gefährlich.

Ich liebe mein Knoti bei Spaziergängen. Ich kann feinere Impulse geben als mit Stallhalfter. Allerdings habe ich anfangs ein schlecht sitzendes Knoti gehabt. Das habe ich mittlerweile hergeschenkt. Jetzt habe ich ein deutlich besseres mit mehr Knoten. Das sitz am Kopf stabiler und die zusätzlichen Knoten verteilen den Druck auch besser.
Bei der Bodenarbeit - muss ich zugeben - verzichte ich meistens auf jegliche Art von Zaum. Ich fasse mein Pferd gerne dabei direkt an. Das heißt ich lege die Hand auf die Nase und gebe dort z.B. Stellung, oder ich lege die Hand an die Schulter usw.

Mein Pferd mag das allerdings auch. Ich denke, dabei ist er eine Ausnahme. Die meisten würden soviel Nähe wohl eher nicht tolerieren.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


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larla
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von larla »

Ich bin ja überzeugter Knoten- und Stallhalfterbenutzer :mrgreen:
Für LK Sachen - allein schon für eine schöne Stellung - nutze ich gerne auch meinen Kappzaum ohne Eisen. Mag den aber nicht für längere Arbeit - ist mir da eben zu zugeschnürt.
Allerdings arbeite ich auch gerne mit Knotenhalfter oder Stallhalfter an der Hand, dann brauche ich aber auch meine andere Hand für Hilfen über Zeigen oder Berührungen.
Zum Ausreiten nutze ich quasi ausschliesslich Knotenhalfter - mit dem Seil zum Zügel geknotet wie beim Bosal. Beim ordentlichen Arbeiten, wenn es dann anstrengender wird, am liebsten das Bosal, das ist wesentlich feiner und gezielter einzusetzen.
Zum Spazierengehen nehme ich das, was gerade greifbar ist: Stall- oder Knotenhalfter.
Meine Mädels haben alle sehr gut passende, nicht rumschlackernde Knotenhalfter, Mini hat eins von Equoni, auf Mass geknotet. Sehr angenehmes und robustes Material. Den anderen drei passen Standardgrößen von Brockamp. Super Material! Meine Stricke sind alle die ohne Haken von Brockamp - finde ich super!

Mein ganz subjektiver Eindruck ist, dass alle vier ihr Knotenhalfter am liebsten mögen.

P.S.: Wichtig vorallem für die Menschen, die vielleicht Knotenhalfter nicht so gut finden: Knoti ist wirklich für Impulse gedacht - egal ob am Boden oder beim Reiten. Dauerzug oder so was wie Festhalten (wie man es am Kappzaum machen kann um die Nase zu führen) geht da natürlich nicht - alleine schon dadurch, wo das Seil befestigt ist.
Zuletzt geändert von larla am So 17. Nov 2013, 10:30, insgesamt 1-mal geändert.
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brexi
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von brexi »

kolyma hat geschrieben:I
Allerdings: Ich binde NIE ein Pferd mit Knoti an. Das ist mir definitiv zu gefährlich.
:-n

Das sieht man leider soooo oft :wall:
Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein....
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Hina_DK
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von Hina_DK »

Was mich am Knotenhalfter sehr stört, ist die extem dünne Auflagefläche, die bei einem Ruck, und das ist nicht immer unvermeidlich, viel schärfer einwirkt, als z.B. ein breites normales Halfter. Um mit einem Knotenhalfter zu arbeiten, sollte man schon sehr erfahren sein und meiner Meinung nach ist es für eine Jungpferdeausbildung eher nicht so passend, denn das Pferd muss ja erst lernen, auf bestimmte Signale zu reagieren. Das ist dann nicht von vornherein immer die richtige Reaktion. Mir ist nicht ganz klar, was da besser sein sollte, als bei einem Halfter mit breiteren Bändern. Gerade der Kopf ist so ein extrem empfindlicher Bereich. Das betrifft nicht nur das Genick. Jedes Halfter wirkt ja auch auf andere Bereiche mit Nervenstängen ein. Für mich ist das KH eher ein Relikt aus der Cowboy-Zeit, als man auf solche Feinheiten weniger Rücksicht nahm und wo auch eben schnell mal ein Pferd fixiert werden musste. Das hat sich traditionell bis in die heutige Zeit erhalten und ist ja auch Bestandteil einiger Ausbildugnsmethoden, die über den großen Teich zu uns hin vermarktet wurden aber eine Notwendigkeit, ein Pferd damit auszubilden, sehe ich darin eigentlich nicht. Besser kann ich es damit eigentlich nicht ausbilden, eher nur schneller, weil negative Einwirkungen deutlicher sind. Stricke jeder Art direkt am Pferd mag ich daher nicht und in DK sind Stricke direkt am Pferdekörper mittlerweile sogar verboten, wobei KH da immer noch so ein gewisses Streitthema ist.
Viele Grüße
Hina

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calista
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von calista »

Ein kurzer Ausflug ins horsemanship hat mir ein (superspezial, extraeinzigarteigteuer) Knotenhalfter beschert. passend dazu ein Seil mit einem fetten Karabiner. Das Halfter hat sich trotz Spezialknotens immer an der Stelle gelockert und der Karbiner hat beim Laufen ordentlich Schwung aufgenommen und pfiff meinem Pferd nur so um die Backen. Blödes Teil. Ein feines Knotenhalfter mit einem Rohautüberzug über den beiden Nasenschnüren mit einem eingeknoteten Seil nehme ich allerdings gern zum Spazierengehen. Bei einem Pferd, was gern mitkommt und fein reagiert ist das für mich völlig o.k. Andere Kandidaten würde ich damit nicht führen wollen.
ehem User

Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von ehem User »

Ich mag keine Knotenhalfter. :snooty:
An meinem alten Stall (Horsemanshipleute) wurden die fast ausschließlich benutzt (anbinden, auf der Koppel, für Bodenarbeit) und egal wie gut die mal saßen, sie haben sich schnell gelockert und saßen dann schlecht.
Bei einem gut sitzenden Knoti, über das Hilfen dosiert gegeben werden, tut es wohl nicht weh. Aber das Pferd brauch bloß ein mal ziehen oder vor Schreck davonhüpfen und schon drücken die dünnen Schnürchen und die harten Knoten im Gesicht. :?
Ich persönlich bevorzuge Halfter, den schweren deutschen Kappzaum und meinen selbstgebastelten gebisslosen Zaum.
Am normalen, gepolsterten Stallhalfter gehe ich spazieren, mit dem Kappzaum longiere ich und führe ängstliche, rüpelige Pferde, weil ich durch die Befestigung des Stricks am Naseneisen viel mehr Einwirkungsmöglichkeiten habe, ohne dem Pferd wehzutun. Mein ehemaliges Pflegepferd war superängstlich und wir haben uns täglich ein paar Meter weiter vom Hof entfernt, bis wir iiirgendwann bei einem Minispaziergang angekommen sind. Die habe ich nur am straff sitzenden Kappzaum geführt (hat weder sie noch die anderen 4 Pferde, mit denen ich am Kappzaum gearbeitet habe gestört. Fressen bzw Kauen und Lecken ging immer problemlos :) ), damit ich sie möglichst lange halten kann, sollte sie Panik bekommen. Das hat sie zum Glück nie, aber es hätte wahrscheinlich noch sehr, sehr lange gedauert, bis ich mit ihr am Halfter losgezogen wäre. ;) Selbst zur Halle (50m) hab ich sie nur am Kappzaum geführt, weil sie durch ihre Panik vor allem und jedem wie ein Pulverfass war. Zum Reiten nehme ich am liebsten meine gebisslose Eigenkreation (Nasenteil eines hannoveranischen Reithalfters in ein normales Kopfstück eingeschnallt).
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larla
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von larla »

Pride, hast Du nicht die Möglichkeit eine zeitlang ein Knoti zu testen? Am Ende entscheidet ja dann doch immer das Pferd über die Ausrüstung....
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b.e.a.s.t
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Re: Knotenhalfter Pro / Contra

Beitrag von b.e.a.s.t »

Ich arbeite sehr viel mit Knotenhalfter, das A und O ist die Passform, deshalb lasse ich mir meine Knotis immer nach Maß anfertigen. Am liebsten mit einem Fleeceschutz über dem Nasenteil ich bestell die hier

http://www.thenaturalway.de/onlineshop/ ... -nach-maß/

dort gibt es viele Farben und Ausführungen und die Knotenhalfter passen dann wenigstens und schlackern nicht rum
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