Ponymann hat Angst vor Steinen und Holzstapeln

[ehem User]

Hi,
evtl. hat noch jemand eine gute idde, um meinem Ponymann die Angst zu nehmen. Jimmy ist 9 Jahre alt, wurde bis er 7 war wenig geritten, wenn dann im Gelände, dann habe ich ihn gekauft und war auch immer viel draußen.
seine Auffassung von komischen = angeseinflößenden Dingen ist etwas verzerrt : Er liebt Waldarbeiter, gerne auch mit lauten Maschinen wie Motorsägen, Entrindungsgeräten etc. (er steht daneben und schaut interessiert zu), Autos, Quads, Traktoren (davon lässt er sich lieber überfahren als wegzugehen bzw. geht zu den Maschinen und leckt sie ab), kläffende Hunde, Kinder, Mähdrescher etc. ist auch alles super.
Aber er große Angst vor großen Steinen (Findlingen), Holzstapeln und Erdhaufen. Den Großteil beguckt er kritisch, geht dann aber vorbei, erscheint ihm eines dieser Dinge besonders gefährlich, schlägt er lustige Haken, netterweise aber nicht so, dass ich runterfalle oder auch nur in Gefahr gerate.
Ich habe ihm unzählige Steine/Erdhaufen/Holzstapel vom Boden aus gezeigt, Leckerlies draufgelegt, bin mehrmals dran vorbeigeritten, habe sein Gehampel ignoriert (mache ich zur Zeit)... . Wir reiten mehrmals wöchentlich an sehr vielen davon vorbei, aber seine Angst nimmt seit 2 Jahren kaum ab. Trotzdem gehe ich gerne mit ihm raus, da er ansonsten sehr geländesicher ist, aber diese Hüpferei ist etwas nervig, da man nie weiß, warum er manchmal stehen bleibt bzw. dann einen aus 3 Baumstämmen bestehenden Stapel meterweit entfernt als sehr gefährlich ansieht, den ich erst gar nicht wahrnehme.
Ideen ?
VG Kathrin + Ponymann

[Nucades]

Mag es sein, dass er gelernt hat, dass das "Angst" haben Leckerchen bringt? Hört sich weit hergeholt an, aber ich musste kürzlich feststellen, dass mein Pferd bei der Hufbearbeitung hampelt, weil es für anschließendes Stillstehen was Leckeres gibt bzw. gab

[Hina_DK]

Oh ja, diese falschen Verknüpfungen, auf die man gerne mal reinfällt. Mensch meint und lobt, Pferd meint was anderes und findet es toll, dafür gelobt zu werden .

Könnte es vielleicht sein, dass Ponymann irgendwann mal damit eine schlechte Erfahrung gemacht hat. Mir würde als erstes in den Sinn kommen, dass es jemand mit rüberspringen versucht hat und Ponymann ist das als negatives Erlebnis, warum auch immer, in Erinnerung geblieben? Wie verhält er sich denn, wenn Du Stangen auf den Boden legst oder Cavaletti aufbaust und die vielleicht beim Longieren oder auch auf dem Platz reiten mit einbaust und dann so nach die mal zu einem "Stapel" auftürmst?

Die Wahrnehmung der Pferde ist natürlich immer recht spezifisch. So ein Monster kann von einer Seite schon wieder ganz anders aussehen, als von der anderen. Versuch doch mal drauf zu achten, ob er da irgendwie eine "Schokoladenseite" hat, wo er gelassener reagiert, als auf der anderen. Dann würde ich langsames Vorbeireiten vielleicht erstmal möglichst nur von der einen Seite üben, bis diese Monster etwas "normaler" werden, dann auch so nach und nach die andere Seite dazu nehmen.

Um die beidseitige Wahrnehmung des Pferdes besser zu schulen, ist auch Dualaktivierung eine ganz feine Sache. So manches Pferd hat damit auch schon Angstprobleme wunderbar in den Griff bekommen. Das wäre doch vielleicht auch mal eine Überlegung wert.

[ehem User]

Hina, dein Beitrag könnte die Lösung sein!
Er macht tatsächlich bei Stangen furchtbares Theater, der erste Versuch endete damit, dass er sich schreiend vor der armen Stange aufgebaut hat und diese versucht hat mit den Vorderfüßen zu "töten", indem er darauf herumgetrampelt hat. Auch Cavalettis regen ihn furchtbar auf. Ob es wirklich mal einen Auslöser gab, kann ich leider nciht feststellen, da er durch viele Hände gegangen ist und seine gesamte Vergangenheit wohl eher unschön war. wir machen immer mal wieder was an Dualaktivierung, seitdem ist es auch wesentlich besser geworden...in letzter Zeit ist das allerdings zu kurz gekommen, da werde ich wieder arbeiten.
Eine Schokoladenseite gibt es leider nicht, er hüpft auf beiden Seiten gleich viel. Es ist in dem sinne auch nicht gefährlcih, aber es stört den gemütlichen Ausritt etwas, außerdem tut mir Ponymann immer leid, wenn er sich so aufregen muss.

Nucades, das würde ich ihm prinzipiell zutrauen, Jimmy ist sehr intelligent. Leckerlies gab es allerdings schon Monate nicht mehr, da es dadurch nicht besser wurde.

[BiJu]

Ich habe leider keinen Tipp für dich, finde es aber sehr interessant, da mein Dicker diese Holzstapel auch total zum fürchten findet und ich ihn auch jedes Mal erst überreden muss, dort wirklich dran vorbei zu gehen. Ganz schlimm ist es, wenn sie auf beiden Seiten des Weges sind und er so nicht im großen Bogen dran vorbei kann sondern zwischen durch muss.

Bin gespannt auf weitere Tipps von den anderen.

[kolyma]

Ich reihe mich auch mal in die Riege der Holzstapel-Dramatiker ein. Ich habe es auch damit versucht, diese Wege häufiger zu gehen um ihn daran zu gewöhnen - aber das hat leider bisher nix gebracht. Ich habs mit ignorieren versucht, mich gänzlich auf den Weg vor mir zu konzentrieren und sein Gehampel zu ignorieren, ich habe versucht, ihn zu loben, wenn er ruhig daran vorbei gelaufen ist, ich habe versucht ihn abzulenken, in dem ich vor mich hin gesummt habe, ich habe versucht ihn zu beschäftigen, in dem ich Schulterherein geritten bin, ich hab auch schon mal die Nerven verloren und geschimpft (Gott sei Dank kam das bisher nur einmal vor...) und natürlich hab ich ihn kucken und riechen lassen...

Aber es hat rein gar nix genützt.

Stangen und Sprünge auf dem Reitplatz findet er übrigens sehr geil und mag das auch total. Ich bin auch mehr als ratlos - zumal meiner teils echt gefährliche Sätze zur Seite macht und somit traben und galoppieren im Gelände fast gestrichen werden muss, damit man sich nicht selbst in Gefahr begibt. Das geht nur auf holzstapelfreien Wegen (und wo gibts das denn schon noch?)

Straßenverkehr, Baumaschinen, usw. ist alles null Problemo.

Böse sind: Misthaufen, Holzstämme, Erdhaufen, komische Blumen...

Aber scheinbar muss ich mich damit arrangieren, alle meine Miteinsteller finden das Verhalten völlig normal....*kopfkratz* - aber es muss doch auch anders gehen. *grübel*

[calista]

Mir würde dazu einfallen, dem Pferd einen Sandhaufen z.B. im Auslauf anzubieten, den es zerlegen darf. Wenn er schon Cavalettis töten will...?! Wenn die Dualaktivierung nicht bedrohlich ist, würde ich vielleicht damit anfangen, auf der Außenseite der Dualgassen Bretter oder Stangen zu stapeln. Gucken, ob durch Begleitung mit den harmlos akzeptierten Gassen die anderen Gruseldinge besser vertragen werden.
Ach je, was muss man mit einem Pferd anstellen, damit es sich vor Misthaufen und Co. fürchtet? Es erinnert mich ein bisschen an mein erstes Pferd. Der war eine wirkich coole Socke im Geländer, sogar Panzer haben ihm nichts ausgemacht. Er hat aber furchtbare Angstanfälle bekommen, wenn ein Kleinkind im Bobbycar über den Hof gerattert ist (mit diesen Plastikrädern). Des Rätsels Lösung habe ich erst nach seinem Tod erfahren: die frühere (jugendliche) Besitzerin ist beim Ausreiten häufig auf den Tunnel über eine ICE-Strecke geritten. Davor war eine langgezogene Kurve, so dass der Zug entsprechend herunterbremsen musste. Die hat oben auf den Zug gewartet, um das Pferd nach Hause rasen zu lassen....

[kolyma]

das ist schon krass.
Ich denke, da muss nicht immer was dramatisches passiert sein. Pferde haben eine andere Wahrnehmung als Menschen. Ich muss sehr oft über eine Schnellbahntrasse reiten. Unter uns rauscht der ICE und der TGV mit hunderten von Kilometern pro Stunde vorbei. Links und rechts ein durchsichtiges Geländer. Das macht meinem z.B. gar nix aus. Aber wenn ein Baum ihm Wald ihm nicht koscher vorkommt, springt er zur Seite.
Ich denke, das hat auch was mit Vertrauen zu tu tun. Warum er mir aber bei Mähdreschern, ICE´s, Lastwagen und anderen gruseligen Dingen mehr vertraut als bei einem Misthaufen oder einem feuchten Fleck auf dem Boden (oder gar ein arglistiger Baumstumpf, mit Moos bewachsen!) - das konnte ich bisher leider nicht herausfinden.

Vielleicht sind die anderen Dinge, Sachen die er als "menschlich" einordnet und daher als ungefährlich... Dinge, die in der Natur vorkommen, aber irgendwo deplatziert sind (Baumstämme, die auf dem Boden liegen) scheint er als bedrohlicher zu empfinden...

[WaldSuse]

Mein Bube findet am Wegesrand liegende Baumstämme auch sehr oft gruslig.Oder solche aufgetürmten Holzstapel.Ich denke aber,daß so ein Baumstamm durchaus auf einen schnellen Blick mit nur EINEM Auge,wie ein Tier wirkt.Versucht es mal,schaut einen Baumstamm mit nur einem Auge an......und so ein Holzstapel ist hervorragend als Hinterhalt geeignet.Pferde sind Tiere der offenen Steppe,in einem Wald haben sie zu wenig Überblick.Mir ist gerade heute wieder aufgefallen,daß er gar nicht gerne um Kurven trabt oder galoppiert,um die er nicht rum gucken kann,er wechselt dann immer von sich aus auf die Seite,wo er ein bißl mehr sehen kann,das auch auf Wegen,die er sehr gut kennt.Er ist sehr aufmerksam,neulich erst hat er einen kleinen,schnellen Schlenker gemacht,weil tatsächlich ne kleine Ringelnatter im Gebüsch am Wegrand verschwunden ist.
Ob das was mit Vertrauen zu tun hat? Zum Teil,denke ich.Ich lasse Dustin in Ruhe schauen und nachdenken.Wenn es möglich ist.Ich spreche mit ihm,versuche,WIRKLICH ruhig zu sein und nicht nur so zu tun.Sie durchschauen solche Maskeraden sofort.Gut,ich hab leicht schwätzen,mein Bube ist ein sehr ruhiges Pferd,er kann sich erschrecken und auch schnaufend aufbauen,aber er bekommt keine blinde Panik.Ich versuche,ein "gefährliches" Ding mit seinen Augen,oder auch einem Auge,zu sehen,versuche zu erspüren,was das für ein Pferd bedeuten könnte.

[kolyma]

Meiner ist ja eigentlich auch händelbar. Ich jammere da schon auch auf hohem Niveau.
Was mich halt wirklich, wirklich stört, sind diese überdramatischen Sätze zur Seite, die wirklich gefährlich werden können.
Ansonsten bleibt er lieber stehen und tut so, als wäre der Weg hier zu Ende und wir müssten dringend umdrehen...
Meist kann ich ihn dann überzeugen, dass wir weiter gehen können.
Aber wenn er sich mal eingegruselt hat, dann wirds schon anstrengend, für uns beide. Und wenn Holzstapel auf Holzstapel folgt, dann werden die mit der Zeit nicht besser, sondern alle Holzstapel sind gleich böse und doof.

So richtige Angst ist es irgendwie nicht - mir kommt er manchmal vor wie ein Kind, dass sich Gruselgeschichten durchliest. Irgnendwie spannend und gleichzeitig furchtbar zum fürchten... Dennoch unbestreitbar ein gewisser Stress.

Wenn er nämlich wirklich Angst hat, dann merk ich das. Dann würde er auch weglaufen und nicht zur Seite springen.
Richtig Angst hat er vor Schafen. Da lässt er auch nicht viel mit sich verhandeln. Wenn wir an den drei, vier bei uns in der Nähe vorbei müssen, wird danach auch geäppelt und abgeschnaubt als gäbe es kein Morgen mehr.