HP-Manu hat geschrieben:Fotos habe ich keine direkten, aber ich versuch mal zu erklären: Die Zehe kappe ich je nach Stärke der Rehe bis max. Mitte weisse Linie.
Hm... also ich gehe da weiter, vorausgesetzt, das Pferd/Pony bildet eine gute Sohlenschwiele. Dann kommt alles vor der Sohlenschwiele weg. Das Tier steht dann eh auf der Sohlenschwiele und so kann man die Wand vollkommen aus dem Tragen nehmen, die Blättchenschicht kann sich erholen.
Bei einem extremen Rehefall hat erst das die Wendung gebracht. Wir brauchten erstmal drei Monate, bis das Pony wieder Sohlenschwiele gebildet hat, die Sohle war vorher stark ausgedünnt worden, der Huf war extrem lang, auch der Strahl sehr lang, wie oben beschrieben. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich auch nur bis zur Waterline die Roll gemacht. Dann habe ich alles bis zur Sohlenschwiele weg genommen. Die ganze Wand, die ganze Blättchenschicht, die eigentlich keine mehr war. Remey hat da ein Wort für, wie er die stark gezerrte Blättchenschicht nennt, aber mir fällt es grad nicht ein. Teilweise war sie schwarz, weil abgestorben, teilweise mit frischem (!) Blut durchtränkt! Es zerrte so, dass das Blut von oben runter lief innerhalb der Blättchenschicht.
2x diese Extremkur, dann fingen die Hufe (alle vier sahen so aus!) an, sich stark umzubilden. Es enstand eine Sohlenwölbung, der Strahl war locker, ich konnte ganz viel abziehen und darunter kam der richtige Strahl, der nur halb so lang war. Die Sohlenschwiele verbreiterte sich ebenfalls nach hinten, da wo eigentlich das Ende des Hufs war. Da stand ich dann nun letzte Woche, mit einem kurzen Strahl, schöner Wölbung der Sohle, Trachten die 1cm runter wollten. Sah man sich Verhältnis Strahl zu Huf an, wollte der Huf um 2cm (!) gekürzt werden, aber ich hatte keine Röbis, wusste nicht, wo nun das Hufbein war. Ich erklärte der Besi den neuen Zustand und meinte, von der Theorie könnte ich nun die Zehe 2cm kappen, so sagt der Huf. Aber ich trau mich nicht.
Sie meinte, mach einfach, notfalls holen wir den TA. Ich also Trachten runter und dann tastete ich mich beim ersten Huf ganz langsam mit der Raspel voran. Es lief kein Blut, es kam kein Knochen, nur totes und wieder blutdurchtränktes Material. Mutig machte ich das an allen vier Hufen und das Pony lief danach ganz selbstverständlich mit viel kürzeren Hufen über die Koppel.
Und vergessen, von oben wächst die Hufwand in steilerem Winkel schön nach.
Sorry, das wurde jetzt ein Roman.
Aber echt spannender Fall. Ich wurde auch von Kollegen dazu ermuntert, hier radikal vorzugehen.
Zitat: "Ungewöhnliche Hufe brauchen ungewöhnliche Techniken!"
Nachtrag: Das ganze übrigens ohne Hufschuhe. Es wurden welche gekauft, aber das Pony läuft mit den Dinger genauso wie ohne, scheint die Schuhe aber gar nicht zu mögen.