Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Problem

Moderator: Stjern

ehem User

Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von ehem User »

Damit dass sie nicht stehen bleiben mag, nur wenig frisst und schnell wieder raus möchte zeigt sie dir ja schon recht deutlich das sie mit dieser Phase noch ein Problem hat. Für mich persönlich ist es ganz ganz wichtig das ich meine Pferde alleine ohne Hilfspersonen verladen kann. Galli wird eh nicht gerne von fremden Menschen angefassst. Ich mag mich auch nicht darauf verlassen, dass ich in Notsituationen immer einen Helfer zur Verfügung habe. Naja und wenn ich mir anschaue wie 90% der Pferdebesitzer bei uns im Stall verladen bin ich mir nicht so sicher ob ich solche Hilfe möchte ;)

Ich bin das mit Galli ähnlich angegangen wie Vaena.
Wir sind immer mal wieder eh auf dem Hof parkende Hänger "besuchen" und beschnüffeln gegangen. Sobald er Interesse am Hänger gezeigt hat, habe ich mich gefreut wie blöd :lol: und bin direkt wieder weggegangen und habe ihn grasen lassen.

Der nächste Schritt war Füsse auf der Rampe parken, freuen und grasen gehen. So haben wir uns Schritt für Schritt in den Hänger vorgearbeitet.

"Problematisch" wurde dann erst wieder das alleine stehen bleiben im Hänger. Ich habe mir das für Galli so aufgeschlüsselt :
1. Frage : Kannst du ganz bis zur vorderen Stange mit in den Hänger kommen?
2. Frage : Kannst du kurz stehenbleiben wenn wir im Hänger sind?
3. Frage : Kannst du am durchhängenden Strick im Hänger stehen bleiben?
4. Frage : Kannst du am durchhängenden Strick im Hänger stehenbleiben wenn ich dir den Rücken zudrehe und so tue als ob ich dich anbinde? (wichtig : an dem Punkt bitte noch nicht anbinden)
5. Frage : Kannst du am durchhängenden Strick im Hänger stehen bleiben wenn ich auf die andere Seite des Hängers gehe (neben die Mittelbande)?
6. Frage : Kannst du stehen bleiben wenn ich neben deine Schulter trete?

und so weiter und so weiter....solange bis du zufrieden hinter dem Hänger stehst und dein Pferdchen entspannt auf dem Hänger steht.

Wir vergessen ganz häufig, aus wievielen kleinen Schritten das Endergebniss besteht. Und wenn wir unseren Pferden die Möglichkeit geben, jeden kleinen Schritt selbständig zu lernen und zu erarbeiten bekommen wir ganz oft unser Wunschbild gradezu geschenkt.

Wir haben am Anfang auch keine Stange benutzt sonder Schwimmnudeln...

Viele Grüße
Nicole
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Luftikus
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Luftikus »

Ich danke euch für eure Anregungen und Antworten.

Bin langsam mit meinem Latein am Ende. Gestern haben wir wieder geübt. Sie ging auf die Rampe, aber es hat ewig gedauert, bis sie sich zweimal bis IN den Anhänger bewegt hat. Dann stand sie wieder ewig nur auf der Rampe und irgendwann ist sie nochmal kurz zweimal in den Anhänger gegangen. Ich war alleine und konnte deswegen nur begrenzt etwas machen. Habe versucht sie hinten mit der Gerte am Bein anzuticken. Das hatte einen kleinen Wert, aber um wirklich vorwärts zu gehen hat es nix gebracht. Ich merke schon auch, dass sie nicht wirklich Respekt vor mir hat. Allerdings habe ich ansonsten keine großen Probleme mit ihr, sie folgt soweit gut. Auf die Rampe geht sie immer, aber dann wird es schwierig. Ich habe einfach das Gefühl, dass es so nix wird. Überlege mir gerade Hilfe zu holen. In einem Nachbarort bietet eine Frau Verladetraining an. Sie arbeitet glaub nach Pirelli. Kostet anscheinend 40 Euro + Anfahrt.
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Vaena
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Vaena »

luftikus
ich würde auch hilfe holen ;)
wenn man selber wurschtelt, macht man das problem noch eher grösser... etwas hilfe schadet nicht ;)
Zissa
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Zissa »

Ich habe jetzt sehr lange überlegt, ob ich diesen Beitrag schreibe, denn mein Verladeweg ist kein herkömmlicher und garantiert nicht für jedermann zu empfehlen. Aber vielleicht hilft er, den eigenen Weg zu finden. Wir waren auch an der Stelle stecken geblieben: geht hoch und dann.....

Erstmal vorweg, ich habe kein Pferd, dem ich den Hänger neu erklären darf, der noch unbedarft ist. Einem Frischling würde ich liebend gerne über rein positive Verstärkung den Hänger erklären. Ich muss ihn leider nicht mehr fragen, ob er kann, sondern ob er mit mir zusammen Lust drauf hat. Er kann alles.

Mein Pferd ist selbstbewusst, eigenständig, orientiert sich nicht an anderen Pferden und braucht immer einen Freiraum um sich. Er wird nie kopflos, ist aber auch kein ruhiger Charakter sondern gerne in Bewegung und muss immer kontrollieren, was um ihn rum passiert. Er weiss aus Erfahrung: Menschen kriegen Angst, wenn ich nach ihnen kicke, Menschen sind schwächer als Pferde. Er weiss, dass er Halfter zerreissen kann, Strick auch. Sind Stangen am Hänger noch nicht hinten eingehängt, kann man sie wegpfeffern. Usw. Wir haben alle Verladetechniken durch. Mit Longe um den Po, mit antippen der Gerte auf dem Hintern, mit gelassenem Pferd oben auf dem Hänger, mit aufgestellter Mittelwand, mit Futter vorne im Hänger, mit Target-Clickertraining, mit Parelli-Training........

Im Clickerbuch habe ich den schönen sinngemässen Satz gelesen: das Pferd gab mir für jedes Mal verladen nur ein Los. Beim nächsten Mal verladen musste ich ein Neues ziehen. Oh ja, genau so kam ich mir vor. Dazu hat die liebe Turbo mir mehrmals mehrstündig verladen geholfen (DANKE Dir immer noch!) und sagte zu mir: Du wirkst vollkommen unsicher. So kam ich mir selber gar nicht vor, komisch.

Dann habe ich viel über den Ponymann gelernt: er braucht eine große Individualdistanz und orientiert sich nicht an anderen Pferden -> alleine fahren. Er muss seine Hufe bewegen können, in einer Stresssituation stillstehen kann er nicht -> Mittelwand raus und durchgehende Heckstange. Verladen und Fahren brachte ihm selber nie ein Wohlfühlerlebnis, sondern es war ein Stallwechsel oder der Stress eines Kurses. Er findet Ausritte tausendmal schöner als Platzarbeit -> zum Ausreiten in bekanntes Gelände fahren.

Dann habe ich überlegt was meine Unsicherheit angeht: ich kenne meinen Ponymann verdammt gut, ich fühle mich überhaupt nicht unsicher, bin nur leider oftmals nicht konsequent genug, weil er doch mein armes Pony ist. Und Ponymann kennt mich verdammt gut. Ich kann nicht mir die Trainingsanweisung nach Schema Clickerbuch oder Parelli hinlegen und das versuchen nach Lehrbuch nachzuspielen. Das bin nicht ich. Das ist nicht nach Gefühl handeln sondern nach Wissen im Kopf. Will ich nach Lehrbuch handel wirke ich stacksig und unsicher. Also lernen zu fühlen und zu sehen: wann kann Ponymann nicht und wann will er nicht. Wie kann ich ihm helfen oder wann muss ich ihm sagen: nicht so!

So, und nun kommt die Stelle, die nicht zur Nachahmung empfohlen ist: Doppelhänger ohne Trennwand, Ponymann geht mit mir hoch, wir drehen uns auf dem Hänger um, er kann nach hinten raus schauen, ich hänge die durchgehende Heckstange ein, schliesse die Klappe und gehe nach vorne. Dabei dreht sich Ponymann alleine auf dem Hänger wieder nach vorne, ich binde ihn vorne rechts und links fest und wir fahren zufrieden Hänger zum Ausreiten.

Somit hat Ponymann seine Individualdistanz und kann seine Füsse bewegen. Ich versuche nicht nach Schema F zu handeln sondern nach Schema Ponymann.

Diese Methode wende ich nur an, weil Ponymann mich nicht über den Haufen rennt. Würde er das tun, wäre mir die Wendesituation auf dem Hänger zu gefährlich. Er darf sich nur auf dem Hänger wenden, weil er mit seinen 154cm gerade eben noch klein genug ist, aber vor allem weil er recht gelenkig ist. Bei anderen Pferden hätte ich da deutliche Bedenken.

Um es zusammen zu fassen: Hilfe ist immer gut und wichtig und dann muss man seinen Weg finden. Das dauert und kostet Nerven. Aber das Ergebnis lohnt sich, Ponymann hat mir heute einen der schönsten Ausritte unseres Zusammenseins beschert und irgendwann fahren wir auch wieder auf Kurse.... oder Turniere ....
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Turbo
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Turbo »

Zissa hat geschrieben: Um es zusammen zu fassen: Hilfe ist immer gut und wichtig und dann muss man seinen Weg finden. Das dauert und kostet Nerven. Aber das Ergebnis lohnt sich, Ponymann hat mir heute einen der schönsten Ausritte unseres Zusammenseins beschert und irgendwann fahren wir auch wieder auf Kurse.... oder Turniere ....
;) :mrgreen: :clap: :dance1:
Ich bin manchmal verrückt. Wäre ich normal, würde ich wahnsinnig werden :spock: .

Wenn dir die Antwort nicht gefällt, dann stell die Frage anders :breitgrins2:.
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Luftikus »

Ich danke euch für eure Antworten!

@Zissa: Danke auch für deinen ausführlichen und interessanten Beitrag!

Ich habe mich nun dazu entschieden, nicht mehr selber irgendwie rumzuprobieren da ich nicht noch mehr kaputt machen möchte. Übermorgen kommt nun eine Verladetrainerin aus dem Nachbarort, die regelmäßig Verladetrainingskurse und auch andere Kurse gibt (arbeitet nach Parelli). Sie kennt solche Fälle und wir suchen dann nach einer Lösung vor Ort.

Zum Teil werde ich belächelt für so nen "Unsinn" wie Verladetraining Geld auszugeben, weil manche einfach der Überzeugung sind, dass es ein Nicht-in-den-Hänger-gehen-wollen nicht zu geben hat und der Stute mal ordentlich der Marsch geblasen gehört. Da kommen so Dinge wie "die gehört mal verprügelt, die hat keinen Respekt" oder "gib der kein Wasser mehr, dann wird die schon in den Anhänger gehen" etc. Und auf solche Ratschläge kann ich doch gerne verzichten. Ich möchte mir doch den Respekt meiner Stute nicht durch Prügel erkaufen, dafür bin ich ein viel zu weichherziger Mensch und das ist ein absolutes No Go für mich dem Tier gegenüber. Zudem soll ja erreicht werden, dass das Pferd gerne auf den Anhänger geht und nicht nur, weil es dort den Durst oder Hunger stillen kann oder Angst vor weiteren Schlägen hat. Ich möchte, dass mein Pferd mein Partner ist und wir uns gegenseitig so respektieren, wie es sein soll.
Und wie gesagt, ich habe ansonsten keine "Respektprobleme" mit meiner Stute, sie ist ein tolles Pferd vom Charakter her. In manchen Dingen muss ich konsequent mit ihr sein und dann hat sie das aber auch kapiert und gut ist's.
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Zissa »

@Turbo: :blumen: Du bist Schuld, das wir jetzt unter 30 Sekunden verladen. OK, gestern hatten wir außerplanmäßige Verladehilfe: Mücken in Heerscharen. Dann verladen wir unter 15 Sekunden.

@Luftikus: ich drücke die Daumen, das Du die richtige Hilfe findest, höre immer auf Dein Bauchgefühl.
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Luftikus »

Ich bin soooooo happy :yess: Das Verladetraining am Freitag hat knapp über eine Stunde gedauert. Zuerst wurden mir ein paar Übungen gezeigt, von denen ich schon gehört hatte. Einfach, damit mein Pferd mich in dieser Situation anfängt zu respektieren. Dann ging es ans Verladen selber (mit Knotenhalfter), das hat die Trainerin dann gemacht. Sie sagte mir immer was sie da grad tut und warum das so gemacht wird. Nach ca. 50 Minuten hat mein Pferd dann nachgegeben und ist 2x in den Anhänger gegangen. Die Trainerin meinte auch, dass sie keine Angst hätte und eben nur stur ist, weil sie ja schließlich bis jetzt der Chef beim Verladen war. Ich soll nun sieben Tage am Stück verladen üben so wie sie es mir gezeigt hat, mit viel Geduld und eben noch sturer sein als meine Stute ist. Dann eine Woche in Ruhe lassen, wieder eine Woche am Stück verladen üben, dann zwei Wochen in Ruhe lassen, wieder eine Woche verladen üben usw.

Meine Stute hat nun auch begriffen, was ich da von ihr will. Druck bzw. Zug am Knotenhalfter bedeutet einen Schritt nach vorne, dann lässt der Druck nach. Musste sie gestern noch mit der Gerte an der Schulter zusätzlich antippen, damit sie vorwärts ging, heute hab ich die Gerte fast nicht gebraucht. Und anfangs ging sie ständig seitlich runter, man musste sie immer wieder gerade richten. Jetzt korrigiert sie sich schon selber, wenn sie mal seitlich etwas zu weit rüber kommt. Klasse :herzi:

Gestern habe ich mir gleich ein Knotenhalfter besorgt und dann alleine geübt. Es hat knappe eineinhalb Stunden gebraucht bis sie dann 2x halb und 2x ganz rein gegangen ist. Es ist immer der Punkt von der Rampe in den Hänger wo sie überwinden muss, dann geht sie von sich aus bis ganz nach vorne.

Heute dann der riesen Fortschritt. In ca. 10 Minuten ging sie 4x in den Anhänger rein, fast von selbst. Immer vorne bekommt sie dann ein Leckerlie, aber sie muss zuerst einen kurzen Moment stehen bleiben. Dann hab ich sie ne Stunde in Ruhe gelassen und dann nochmal probiert. In ca. einer Minute ging sie 2x von sich aus rein. Ich war sowas von hin und weg, einfach genial! Das Training hat sich also gelohnt und es war einfach wichtig, dass mir jemand zeigt was ich warum und wie tun soll! Spitze! Man, bin ich glücklich!

Die Trainerin meinte, dass sie nach ca. 3-4 Tagen schon länger drin stehen bleiben wird und nach sieben Tagen hat sich das bei nem Pferd einfach so gefestigt und gesetzt, dass es dann eigentlich keine Probleme mehr geben dürfte. Für den Spaß hab ich 43 Euro inkl. Anfahrtskosten bezahlt und es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
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Vaena
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Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von Vaena »

jej suuuper :clap:
das freut mich für dich/euch ;)
ehem User

Re: Verladen - Pferd steht, aber das Schließen ist ein Probl

Beitrag von ehem User »

@ Luftikus: Eine Frage hätte ich: Bleibt das Knotenhalfter auch für den Transport dran? Oder wechselst du dann zu einem "normalen" Halfter?

Beim Verladen bin ich mit meinem Latein nämlich allmählich auch am Ende ...
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