Akademische Reitkunst - Bent Branderup

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ehem User

Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von ehem User »

Hina: Da sagst du was :-n Ich erwische mich da selbst immer wieder dabei, dass man sich ganz versteift auf etwas "festguckt", obwohl diese Übung ja eigentlich nur für die Gesamtheit dienlich sein soll und man darüber hinaus das Eigentliche, auf was man hinaus will, ganz vergisst... :-n
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Cate
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Cate »

@ Ayira
"Geraderichten" bedeutet doch, die Vorhand des Pferdes vor die Hinterhand auszurichten, also die Schulterkontrolle zu erlangen. Die Hinterhand irgendwohin "rumzudrücken" fumktioniert nach meiner Erfahrung nie ;), man muß die Schultern des Pferdes positionieren. Und dabei helfen Seitengänge wie Schulterherein und Co.ganz viel, erst vom Boden aus, dann unterm Sattel. Zwischendurch darf man natürlich das gerade und vorwärts Reiten nicht vergessen :)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Muriel
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Muriel »

So lang er noch nicht geradegerichtet ist, machen Seitengänge aller Art keinen wirklichen Sinn.
Hm, komisch ich hatte das genau anders aufgefasst, dass nämlich die Seitengänge dazu eingesetzt werden können, um das jeweilige Hinterbein besser spurig und zum Schwerpunkt hin zu bekommen und damit das PFerd auch von hinten geradezurichten. :nix:

Aber abgesehen davon hab ich noch keinen einzigen Ausbilder oder Reitlehrer gefunden, der "alles" weiss oder der mir als alleiniger Lehrer ausreichen würde. :nix:
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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Hina_DK
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Hina_DK »

@Ayira
Ich sehe das genau wie Cate und Muriel. Eigentlich ist bei BB ja auch die ganze Arbeit mit dem Pferd so aufgebaut, dass erstmal am Boden gearbeitet werden sollte, nicht nur, um die Hilfen besser zu installieren, die doch keines Wegs "zügelorientiert" sind, zuletzt auch, um genau solche Probleme zu sehen und daran schon ganz gezielt daran arbeiten zu können, bevor man sich an die reiterlichen Dinge macht. Manches ist sicher vom Pferd aus einfacher, "in Ordnung zu reiten" aber es ist nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Leider wird oft der erste Teil der Arbeit, die Bodenarbeit bei vielen übersprungen oder kaum Wert drauf gelegt, was ich als einen doch recht fatalen Fehler sehe, denn nichts kann besser beurteilen, als mein Auge, das sieht, was geschieht. Ich selbst habe erstmal der Bodenarbeit die höhere Priorität gegeben. Ich finde vor allem auch, dass bei BBs Bodenarbeits- und Longenkurs, die ganzen anatomischen und biomechanischen Zusammenänge noch viel ausführlicher in ihren gesamten Zusammenhängen erklärt sind. Das macht es dann auch noch etwas einfacher, ganz gezielt an Problemfeldern zu arbeiten. Für mich steht reiten nach BB zumindest vorerst noch ganz hinten an, solange nicht gute Grundlagen dafür erarbeitet sind.

Bei mir ist der Stand der Dinge so, dass ich mit meinem Jungspund mit der Bodenarbeit angefangen hatte. Jetzt ist noch unser 13jähriger Neuer dazu gekommen. Da muss ich auch nochmal ganz von vorne anfangen, sogar mit der Gewöhnung daran, überhaupt innerhalb eines abgegrenzten Raumes zu arbeiten. Damit hat er Schwierigkeiten, wahrscheinlich die Folge irgendwelcher negativer früherer Erlebnisse. Möglicherweise werde ich bei ihm dann schon ein wenig zweigleisig fahren. Wahrscheinlich sind bei ihm viele Dinge leichter beim reiten zu erarbeiten. Trotzdem möchte ich auf keinen Fall auf die Bodenarbeit verzichten. Mit meinen Augen sehe ich einfach viel mehr, als mit meinem Hintern. Da fehlt mir noch die Übung und ich bin immer auf jemanden angewiesen, der Ahnung hat und korrigieren kann, wenn es Not tut. Das geht mit einem Trainer einfach besser, nur habe ich keinen vor Ort und kann das nur in den Kursen machen.

@Ayira
Ja, das geht wahrscheinlich recht schnell. Ich wollte ein Pferd haben, um einfach gemütlich durch die Gegend zu juckeln und da ich auch nicht mehr so ganz taufrisch bin und langsam an meine Knochen denken muss, das Pferd sollte zudem nicht groß sein aber robust zusammen mit unseren Shetties gehalten werden können, bot sich ein Isi an. Das war sowieso schon immer mein Traum. Je mehr ich mich aber genauer mit der Isireiterei beschäftigte, desto mehr wurde mir bewusst, da stimmt etwas im ganzen System nicht und so kommt man dann früher oder später wohl zangsläufig auf die klassische Reiterei. Ich habe mir vorgenommen, dass meine Isis aber nicht zu nur noch piaffierenden Dressurisis mutieren, sondern ich will nach wie vor meinen Spaß im Gelände mit ihnen haben und ja, ich will auch Tölt reiten, auch wenn die beiden Herren noch nicht über den Rücken gehen. Dann eben nur kurze Reprisen. Ich hoffe, es bleibt bei mir auch dabei. An meine ursprünglichen Ziele werde ich natürlich auch etwas leichter erinnert, da wir keine Halle und keinen Reitplatz haben. Bei mir spielt sich alles draußen in der freien Wildbahn ab ;) . Das geht aber durchaus auch im Gelände.
Viele Grüße
Hina

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Fionnlagh
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Fionnlagh »

Ich arbeite mein Jungpferd mit einer BB-Trainerin zusammen. :)

Dass es allerdings dazu gekommen ist, ist Zufall. Es ist schwierig, hier wirklich gute Leute zu finden. Außer dem unschönen FN-Reiten, gibt es nicht viel Auswahl. Also hab ich mich an´s Internet geklemmt und bin so zu meine BB-Trainerin gekommen. Ich hätte genauso gut auch eine PK-Trainerin genommen, wenn es die denn hier gegeben hätte, aber mit PK-Trainern ist Österreich wirklich schlecht bestückt :seufz:

Um mich mit PK und BB ein wenig auseinander zu setzen, hab ich mir von beiden ein Buch gekauft. Mit PK´s Buch kann ich null anfangen. Ich bin nie über Seite 20 raus gekommen.
BB´s Buch ist nett, aber viel Wissen vermittelt es nicht. Die beigelegte DVD gefällt mir ganz gut, aber ohne Babettes Longenkurs hätte ich nicht viel damit anfangen können.
Als Mensch ist mir BB sympathischer als PK, auch wenn ich seine Gertenhaltung etwas affig finde ;)

Mit meiner BB-Trainerin bin ich hochzufrieden! :-n Sie geht super auf uns ein, hat eine Engelsgeduld mit meinem nicht ganz einfachen Jungpferd und hat überhaupt kein Problem damit, wenn ich vieles von Babettes Longenkurs einfließen lassen möchte. :gut:
Ich glaube aber, dass das am Menschen an sich liegt und weniger mit der Reitweise zu tun hat, denn ich hatte auch 1mal eine BB-Trainerin da, die nicht mein Fall war und nicht annähernd so viel Geduld mit meinem Pferd aufbrachte, wie die jetzige Trainerin.
Worüber ich mir schon 1-2mal Gedanken gemacht hab, ist die Langsamkeit. :-e Ich denke, gerade ein Jungpferd braucht Geschwindigkeit um Balance zu finden und bei BB kommt mir immer alles sehr langsam vor. Ich muss aber dazu sagen, dass ich noch nicht mit meiner Trainerin darüber gesprochen habe, wie sie das sieht und angehen möchte.

Derzeit bin ich jedenfalls super zufrieden und sehr glücklich, wie es läuft. Ich hoffe, dass das so bleibt und ich in Richtung BB weiter arbeiten kann und das in Zukunft auch unser Weg bleibt. (Ich gebe zu, das hoffe ich vor allem deshalb, weil ich nicht wüßte, was ich sonst machen sollte, da, wie gesagt, das Trainer-Angebot hier sehr schlecht ist...)
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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Hina_DK
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Hina_DK »

Du sprichst da einen Punkt an, den schon mehrere beklagt haben und den ich auch so sehe. Die Didaktik bei BB ist irgendwie besser zu verstehen als PK. Mit PKs Büchern tun sich viele schwer. BB ist irgendwie der geschicktere Erklärbär ;) . Er ist auch ein sehr sympathischer Kerl. Aber er kann durchaus auch mit Überraschungen dienen. Z.B. nimmt er auch mal seinen Schülern den Sattelgut weg. Eine schöne Übung, um seinen eigenen Sitz zu überprüfen. Nicht der Sattel soll den Schüler halten, sondern der Schüler soll den Sattel auf dem Pferd halten ;) .

Ich glaube auch, eine sehr große Portion jeglichen Lerneffekts hat auch damit zu tun, wie die zwischenmenschliche Chemie stimmt. Meine BB-Trainerin ist auch wunderbar offen für alles. Sie hat sich eben auch nicht nur auf BB-Reiten spezialisiert. Sie macht vieles und kennt vieles und Dinge vom LK mit einzubringen, wären bei ihr auch überhaupt kein Problem. Es geht doch in erster Linie um das Ziel. Da das auch nicht zwei vollkommen konträr laufende Systeme sind, haben viele BB-Trainer damit überhaupt keine Not. Selbst was die Ausrüstung betrifft, so ist das bei BB keineswegs eine Fixierung auf das Cavecon. Er selbst arbeitet damit am liebsten und seine Trainer auch aber "verlangt" wird das von niemandem. Es wird nur eher Wert darauf gelegt, dass die Impulse auf dem Nasenrücken ankommen und nicht irgendwo von unten an einem Halfter oder irgendwo anders ganz verschwommen. Es geht einfach um eine gewisse Effizienz und die erreicht man auch sehr gut mit einem Kappzaum. Dass das Cavecon bevorzug wird, liegt natürlich auch daran, weil dann auch damit geritten wird. Das macht sich mit einem Kappzaum nicht so gut. Natürlich gibt es sicher auch einige Trainer, denen eine gewisse Beweglichkeit fehlt und die vieles zum Dogma erklären. Das ist aber überhaupt nicht im Sinne von BB und das ist auch ein Punkt, weshalb er auch schon einigen die Lizenz verwehrt hat.
Viele Grüße
Hina

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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Fionnlagh »

@hina:
ja, da hast du recht :-n
ich arbeite derzeit zum beispiel sogar nur mit halfter, weil mein jungpferd keinen druck akzeptiert. ich war auf einem longenkurs und hab dort den rat bekommen, den kappzaum erst mal komplett weg zu lassen. das war dann für meine BB-trainerin überhaupt kein problem :gut: allerdings hat ihr eigenes jungpferd auch schwierigkeiten mit dem cavecon und wird derzeit vor allem mit gebiss gearbeitet.

wir haben hier ja vor allem deshalb viele BB-leute, weil einer der österreichischen kurs-ställe von BB in der nähe ist. ich war leider noch nie dort, wenn er selber dort war, will aber auf jeden fall mal zugucken gehen :-n
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Muriel
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Muriel »

Ich denke, gerade ein Jungpferd braucht Geschwindigkeit um Balance zu finden
das kommt drauf an....
- wenn ich ein vorhandlastiges Pferd habe, das auch in der Bewegung erstmal den Rumpf Richtung Schultern verschiebt und dann losgeht, weil der Rest eben dranhängt, habe ich ein Pferd, das schon unbalanciert losgeht.
Arbeit ich mit so einem Pferd erst in der Aktivierung der Hinterhand und an der Gesamtbalance, kann das Pferd balancierter losgehen und die nachfolgende Bewegung wird von Anfang an eine andere Qualität haben.

- wenn ich ein Pferd mit einem matten, tiefen Rücken und einer schwachen Lendenpartie habe, wird es in langsamer Bewegung einfach irgendwann "durchkrachen", weil es muskulär nie dazu kommt, den Rücken aufzuwölben und sich zu tragen. So ein Pferd muss ich lange in flottem Tempo auf großen Linien arbeiten, damit der Hinterhandschub über den Glutaeusmuskel von hinten her den Rücken heben kann und die Bauchmuskulatur zum Arbeiten kommt.

Und das ist eben das Problem, ich kann eine Reitweise nicht für sich zelebrieren (meiner Meinung nach) sondern ich muss immer schauen was das jeweilige Pferd braucht und was mir die Arbeitsweise hier für Werkzeuge und Herangehensweisen bieten kann.

Da aber heutzutage viele Reiter - besonders die Freizeitreiter - in dem ganzen Reitweisenwirrwarr eh keinen Überblick haben ;) , ist es natürlich enorm hilfreich, einen RL zu haben der zumindest einen roten Faden in der Ausbildung verfolgt.
Aber er kann durchaus auch mit Überraschungen dienen. Z.B. nimmt er auch mal seinen Schülern den Sattelgurt weg.
Hina, bei dem Engström-Seminar korrigierte Hanna eine Reiterin, die ganz "klassisch" mit viel Gewicht auf dem Steigbügel und tief durchgedrückter Ferse ritt, indem sie ihre Hand in den Steigbügel legte und die Reiterin den Fuss darauf legen liess.... der war dann ganz leicht (alle hatten Angst um Hanna!!! :lol: ) und die Reiterin konnte spüren, wie sich das anfühlt den Fuß leicht zu behalten....
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M. Twain
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Fionnlagh
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Fionnlagh »

ich kann dir nicht ganz folgen, muriel :-e
wiedersprichst du jetzt dem, was ich gesagt hab? ich bin verwirrt... ;)
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Muriel
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Re: Akademische Reitkunst - Bent Branderup

Beitrag von Muriel »

nö, ich sage nur dass ein Jungpferd nicht zwangsläufig Tempo braucht, um Balance zu finden, sondern dass es eben auch andere Wege dazu gibt.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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