Verhalten des Pferdes bei verschiedenen Personen

[Plüschteddy]

Hallo zusammen,

aus bei mir aktuellem Anlass, möchte ich euch einmal fragen wie eure Pferde sich im Umgang mit anderen Personen, wie Stallbesis, -personal, RBs u.a., verhalten und wie ihr damit umgeht.
Mein Herr Pferd z.B. meint zur Zeit nicht unbedingt mit mir früh, nach dem Füttern, aus der Box zu kommen und etwas zu tun. Er stemmt sich dann mit allen Vieren in den Boden, der Hals wird immer länger und wenn das nicht hilft schlägt er dann auch mit dem Vorderbein. Er macht das zwar nicht aggressiv aber sehr beharrlich. Dann sucht er lieber noch stundenlang im Stroh nach irgend was fressbarem, hauptsache nicht raus. Nach einigem hin und her kommt er dann zwar mit, aber eher lustlos.
Letztens hat er sogar ziemlich mürrisch drein geschaut, sodass ich das Reiten dann abgeblasen habe und nur longiert.
Dafür hatte ich ihm gesagt, wenn er heut gut mitmacht lass ich ihn die nächsten zwei Tage in Ruhe und promt hats funktioniert. - Sehr merkwürdig.-
Meine SB und noch eine ME meinten dann zu mir, er würde mich verarschen und ein neues Spiel mit mir spielen, weil er keine Lust hat. Das kann ich mir aber nicht so richtig vorstellen, aber er geht mit der SB oder jemand anderem früh problemlos raus aber da gehts ja auch aufs Paddock.

Nun möchte ich halt mal eure Meinungen dazu lesen.
Ich muss aber dazu sagen, dass mein Süßer das wirklich erst seit kurzem so macht, hab den Verdacht daß er irgendwas hat, na mal schauen...

[A.Z.]

Es klingt, als wäre dein Pferd mit deinem Programm aktuell nicht so recht glücklich. Vielleicht ist es ihm zu langweilig oder es drückt sonstwo der Schuh.

Den Begriff verarschen mag ich persönlich nicht. Er unterstellt dem Pferd niedere Beweggründe und die kennen sie meiner Meinung nach nicht.


Dass es gern mit zum Paddock geht, ist logisch. Dort sind die Kumpels ...


Ich würde ansetzen, dem Pferd schon in der Box, beim Putzen etc. die gemeinsame Zeit so angenehm und interessant wie möglich zu machen und es so nach und nach immer weiter und zum Arbeitsplatz zu locken.

Hast du dich schonmal mit Clickertraining auseinander gesetzt?

[Keshia]

Ich würde vermuten, er hat tatsächlich keine Lust. Das hat aber nichts mit Verarschen zu tun, wie sonst soll er dir zeigen, daß er gerade nicht arbeiten mag?

Wenn er auf den Paddock problemlos mitgeht, würde ich mir überlegen, was ihm evtl. nicht paßt und wie ich die Zeit mit ihm schöner gestalten kann. Was machst du denn mit ihm, wenn du ihn aus der Box holst? Reitest du jedesmal?
Evlt. ist ihm langweilig oder der Sattel zwickt? Das kann so vieles sein, aber ich würde das Zeichen ernst nehmen und versuchen herauszufinden, was ihm mehr Spaß macht, oder ob ihm bei der Arbeit was weh tut.

[Nucades]

Verhält er sich zu anderen Uhrzeiten genauso oder ist er tatsächlich nur morgens unwillig? Bei meinem Pferd weiß ich, dass es Zeiten gibt, zu denen ich nicht damit rechnen muss, dass er freudig mitkommt, bzw. verweigert er das Mitkommen u.U. auch. Er legt großen Wert auf routinemäßige Abläufe und mittags wird bspw. geruht und nicht gearbeitet... Ich versuche auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und wenn ich die "Sprechzeiten" einhalte, ist er motiviert und leistungsbereit.
Vielleicht verhält es sich bei Deinem Pferd ähnlich...

[Plüschteddy]

Hallo,
also, den Begriff „Verarschen“ finde ich auch total daneben, aber er kam nun mal in dem Zusammenhang von anderen.
Unser Programm ist meiner Meinung nach recht abwechslungsreich, von reiten über longieren, Bodenarbeit, Freilauf, Spielen und auch kleine Sprünge mit Kavelettis.
Wenn ich nachmittags zu ihm gehe und ihn dann kurz in die Box stelle ist es das selbe, wenn ich ihn gleich am Anbindeplatz parke kein Problem obwohl er auch schon dort seit längerem anzeigt, dass er nicht gerade vor Elan sprüht. Aber er ist eh eher ein gemütlicher Typ der selbst frei in der Halle lieber mir hinterher dackelt, als sich mal so richtig auszutoben wie andere Pferde bei uns im Stall.
Das Putzen allerding geniest er richtig.
Es gibt da schon die einen oder anderen Anzeichen dass etwas nicht stimmt, wie z.B. geht rückwärts beim Aufsteigenwollen, will das Gebiss nicht (wollte er aber noch nie so richtig) und nun ist er auch noch empfindlich an Hals und Schulter( beim letzten FIS üben wollte er nach meiner Hand schnappen als ich ihn da zum Herausschieben angefasst habe).
Aber Zähne und Sattel wurden im Januar gemacht und kommenden Dienstag kommt die Physio.
Um alles auszuschöpfen habe ich auch noch eine TK kontaktiert.
Ihr seht, ich habe schon so einiges eingeleitet um die Ursache für sein Verhalten zu finden und es ist definitiv KEINE Verarsche.

[Heidemi]

Es ist super, dass du alles gesundheitlihc und vbom Material her überprüfen lässt. Das ist sicher die Grundlage.
Und deine Einstellung, dass du nich tmit der Interpretation im Stall mitgehst, dass dich dein Pferd "verarscht" finde ich super toll!
Sollet sich da nichts finden lassen, kann es sein, dass dein Pferd dir mitteilt, dass er mit der Art der Beschäftigung nciht einverstanden ist. Es gibt da auch bei den ruhigeren Vertretern, die gemütlich erscheinen richtige Sensibechen dun auch sehr anspruchsvolle Typen.
Die Taasache, dass das Programm abwechslungsreich ist, ist nämlich noch kein Garant dafür, dass es auch Spaß macht.
Dabei bin ihc gar nciht der Meinung, dass man nur "Lieblingssachen" machen muss, um ein motiviertes Pferd zu haben. Manche Sachen können auch dazu werden.
Ich habe eine Stute, die schwer traumatisiert und nicht reitbar war. Ich glaubte an sie und war felsenfest sicher, dass wir zusammen werden reiten können. Daher habe ich im Grunde immer "nur" daraufhin gearbeitet.
Ich klickerre auch ein wenig mit ihr, aber das Haupttraining liegt im Reiten. Und zwar ausschließlich auf dem platz, weil sie im Gelände immer noch wirklich Panik bekommt (auch wenn ich nur führe). Das ist für uns beide und die Umwelt zu gefährlich, also lasse ich es (noch), weil sie in ihrer Panik um ihre Haut zu retten alles platt machen würde. (wenigstens steht sie im Offenstall dun im Sommer auf der Koppel)
In der stabilen Umgebung jedoch geht sie inzwischen wirklich schon schön ihre Lektionen.
Ich schreibe das nur, um zu zeigen, dass ich wirklich nicht viel Abwechslung bieten kann.
Und sie ist inzwischen super motiviert und fordert wirklich, dass ich sie abhole zur Arbeit.
Auch dsa Gebiss nimmt sie freudig an, was früher so gar nciht der Fall war.
Ich sehe das Reiten schon als Training an, aber nicht als "Arbeit". Also nicht als Mühe, als Plackerei.
Ich freue mich sehr viel beim Reiten an der Bewegung, bin stolz auf mein Pferd und befähige sie durch das training sich immer leichter und akzentuierter zu bewegen.
Bei Horst Becker habe ich mal den Satz gelesen "eine perfekte Bewegung motiviert sich selbst". Und ich sehe schon, dass je mehr sie sich bewegen kann (also vom Spektrum), desto mehr Gefallen findet sie daran. Und desto stolzer wird sie. Auch achte ich darauf, viiiiieeel zu loben. Auch währden des reitens. schon eine richtige Reaktion in die angefragte Richtung bekommt ein "gut", oder einen Tätschler. Und in jeder Einheit sollte das Pferd mindestens einmal für mich das tollste Pferd der Welt sein.
Das motiviert so ungemein, dass wirklich, wenn ich ein Pferd reite, die beiden anderen meistens schon anstehen, um der nächste zu sein.

Ich schreibe das nur auf, um eine Denkanstoß zu geben, wie das Reiten inhaltlich noch für das Pferd zu etwas werden kann, was es richtig gut findet.
Ich weiß natürlich gar nichts über dein Training mit dem Pferd, das war einfach nur losassoziiert.

[eseilena]

Evtl. könntest du das "freiwillige" Mitkommen aus der Box kräftig bestärken? Selbst wenn du dann mal alles überprüft hast und etwaige gesundheitliche Probleme gelöst hast, kann es sein, dass dein Pferd immer noch gespeichert hat "Mitkommen ist doof."

Mein Pferd mochte z.B. überhaupt nicht gerne zur Aufstiegshilfe mitkommen (dank eines sehr lange unpassenden Sattels ). Inzwischen klappt das (meistens) freilaufend recht gut. Das haben wir erklickert. Für Anstubsen meines Handrückens gab es Klick und Belohnung. Als das saß, hielt ich meine Hand für ein paar Schritte ausserhalb ihrer Reichweite; sie mußte also meiner Hand hinterherlaufen, bevor sie anstubsen konnte. Und das haben wir im Lauf der Zeit soweit ausgebaut, dass sie nun freilaufend und sehr motiviert meiner Hand quer über den ganzen Hof bis zur Aufstiegshilfe folgt.

[Plüschteddy]

Hallo,

also zuerst einmal vielen Dank für die vielen Antworten.
Ich war heut Vormittag im Stall, die Pferde waren schon eine Weile auf ihren Paddocks.
Dival kam auch gleich zu mir als ich ihn holen wollte, das macht er eigentlich immer.
Auf dem Weg zum Stall blieb er kurz stehen und wollte dann auch erst nicht mehr weiter, nach kurzem gut zureden ging es dann aber wieder.
Im Stall hab ich ihn kurz in die Box gestellt und die Ausrüstung zurechtgelegt. Das hatte ich absichtlich so gemacht, denn ich wollte testen wie er heut reagiert. Er kam dann auch prompt mit aus der Box.
Ich wollte ihn nur kurz longieren um zu sehen wie er drauf ist.
Da bekomme ich ihn nicht mal mehr angetrabt und den kleinen Cavalettisprung, den er eigentlich gern mag hat er auch verweigert. Es scheint so, als verweigert er momentan jede (Mit)Arbeit.
Stattdessen kam er zu mir und wurde für seine Verhältnisse regelrecht aufdringlich weil er wusste dass ich Leckerlis in meiner Tasche hatte, das ist eigentlich auch nicht seine Art. Nach kurzem klären der Manieren ging es dann, aber ich hab die Einheit abgebrochen und werde bis Dienstag erst mal nichts weiter außer vielleicht BA machen und das Ganze auch klickern, ab und zu mach ich das ja bereits mit ihm.
Doch ich mach mir echt Sorgen was er hat, so schlecht gelaunt kenn ich ihn gar nicht.
Vielleicht braucht er auch nur mal Urlaub, ich bin ja vor einem Jahr dort in den Stall gewechselt, weil es in dem anderen nicht mehr ging und ich mir dort auch eine regelrechte Reitangst eingefangen hatte.
Dann haben wir im jetzigen Stall erst wieder Vertrauen aufbauen können und sind aber halt das ganze Jahr, bis auf ganz wenige Ausnahmen immer in der Halle gewesen, vielleicht liegts auch daran, aber der Außenplatz ist leider wegen dem Wetter noch nicht ganz fertig.
Mannomann ich hab echt keine Ahnung

[Keshia]

Hast du mal überlegt, mit ihm in seinem Urlaub (hihi, find ich gut) spazieren zu gehen? Vielleicht gefällt ihm das gut.

[Plüschteddy]

Hallo Keshia,

darüber habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht, bin mir aber unschlüssig, was ich ihm anziehe, nur Halfter, Kappzaum oder Trense.
Allerdings verbindet er sicher Kappzaum und Trense mit arbeiten und nur Halfter ist mir eigentlich zu unsicher. Allerdings lernt er ja auch beim Spazieren gehen, dass Trense und Kappzaum nicht nur arbeiten bedeutet, muss noch bisschen drüber nachdenken.

Und was mein derzeitiges Programm betrifft, kann schon sein, dass ich es mit dem Reiten in letzter Zeit etwas übertrieben habe , weil ich über meinen persönlichen Fortschritt so happy war, dass ich immer mehr wollte.

So eine kleine "Auszeit" scheint recht sinnvoll zu sein, ich habe die letzten Tage zeit gehabt über alles nachzudenken und zu reflektieren, dabei entdeckt man mehr "Baustellen" auch bei sich selbst , als wenn man einfach nur immer weiter und weiter macht.

Danke euch für die vielen Denkanstöße

Aber ein Teil meiner ursprünglichen Frage war auch ob ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht habt, dass eure Pferde bei anderen Personen anders reagieren und ob das "normal" ist dass ein Pferd seinem Besitzer oder Bezugsperson eher Probleme anzeigt, als anderen Menschen.