Integration in Herde

Moderator: Keshia

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sacramoso
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Integration in Herde

Beitrag von sacramoso »

Hallo alle,
ich bin mir nicht sicher ob das Thema hierher oder besser unter Haltung gehört, im Zweifelsfall bitte verschieben.

Mein Frage an euch:
Wie integriert ihr Pferde die in eine bereits bestehende Gruppe kommen sollen?

Zum Hintergund: Mein Pferd geht zusammen mit drei anderen ganztägig auf die Koppel und ist ziemlich dominant, sprich Chef in der Gruppe. Beim letzten Versuch als ein weiteres Pferd in die Gruppe kommen sollte ist das ziemlich schief gegangen weil mein alter Herr der Meinung war der neue habe in seiner Herde nichts zu suchen.

Wie sind eure Erfahrungen, bzw. wie geht ihr vor um "neue" Pferde in eine bestehende Gruppe oder Herde zu integrieren?

Ich freue mich auf eure Beiträge.

Grüße
Sacramoso
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Sheitana
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Re: Integration in Herde

Beitrag von Sheitana »

Unsere Herde besteht aus einem Leitwallach, einer Leitstute, eine Jungstute (inzwischen 5) und noch 2 Youngstern.
Zuletzt hinzugekommen eine alte Stute von Ü20.

Ich kenne unsere Pferde sehr gut und alle sind 1a sozialisiert. So ist der Leitwallach bis er 3 war in einer Junghengstherde aufgewachsen und war bis er 6 war auch Hengst.

Demnach regelt er Dinge wie neue Pferde in der Herde. Das sie dann so aus, dass er die zwischen Herde und neuem Pferd bleibt. Er lässt weder die Herde zu dem Pferd, noch das neue Pferd zu der Herde und verjagt es auch notfalls.
Nach einer Zeit fängt er an zu schauen und lernt das neue Pferd kennen. Erst wenn er das ausgiebig getan hat darf das Neue die Leitstute kennen lernen. Erst dann den Rest.

Diese Prozedur dauert schon ein paar Stunden, sie läuft aber völlig ohne Getrete, meist sogar ohne Gequietsche ab. Verletzungen hatten wir noch nie dabei.
Da es bei uns so ruhig abläuft "schmeißen" wir auch neue Pferde direkt dazu. Natürlich ist die Weide dazu groß genug. Allerdings grundsätzlich auch nur Stuten.


Ich denke, zum Integrieren gibt es viel Möglichkeiten. Das A und O ist meiner Meinung nach der Platz. Ist nicht genügend Fläche vorhanden sind Verletzungen kaum vermeidbar.
Ebenso wichtig ist natürlich das Sozialverhalten. Auch, wenn es manchmal rüde aussieht, bei einem guten Sozialverhalten (und eben genügend Platz) wird es kaum zu Verletzungen kommen, wenn überhaupt.
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tara
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Re: Integration in Herde

Beitrag von tara »

als das Polo letzten Sommer in seine neue gruppe gestellt wurde, haben wir ihn erst einmal nebenan gestellt. (Koppel abgeteilt) Das hat gerade mal 2 Stunden gehalten. Dann hatten sie den Zaum niedergemacht und der alte grantige Wallach machte ihm nach. Also haben wir den Alten separiert. Die anderen drei haben ihm gedroht (Stuten) bzw. ihn ignoriert (Wallach). Nach 2 Tagen hat der Wallach mit ihm gespielt, die Stuten haben ihn ignoriert, und auch der alte Grantler hat sich mit der neuen Situation arangiert und konnte wieder dazu.
Liebe Grüße
tara
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Ändere deine Einstellung zu den Menschen, und die Menschen ändern ihre Einstellung zu dir.
Samy Molcho



Let's go Polo
ehem User

Re: Integration in Herde

Beitrag von ehem User »

Wir haben in unserer Herde auch einen ganz klaren Chef und das verteidigt er mit Leib und Seele und das ist nicht übertrieben, er würde bis zum Tode kämpfen. Bei Stuten geht es noch ganz gut, aber Wallache, die findet er schon besonders ätzend.

Wir sind eine kleine Gruppe, zur Zeit 4 und ein Einstaller kommt noch Mitte März. In Kleingruppen ist die Integration an sich schon etwas schwieriger, bei uns auch, da die 3 Pferde ein perfektes Team sind.
Mein Neuer steht jetzt seit 2 Wochen abgetrennt und die können sich über den Zaun kennenlernen. Nach einer Woche habe wir alle zusammen auf die Wiese gepackt, um zu gucken wie es klappt, wir machen es meistens auf der Wiese, weil die Pferde dann lieber Gras fressen wollen, als sich zu jagen. Das hat auch ganz gut geklappt, für die Verhältnisse des Herdenchefs war es ziemlich gut. Wir stellen die 4 jetzt jeden Tag kontrolliert zusammen, d.h. immer einer von uns ist dabei und passt auf, wenn das getrete oder gehetze zu viel wird, gehen wir dazwischen und trennen sie wieder.

Das hat sich bei uns, gerade auch wegen des Verhalten des Chefs sehr bewährt. Wäre er nicht, dann könnten wir jedes neue Pferd einfach zu unseren anderen beiden stellen, denn die sind super verträglich mit allem und jeden, zicken auch mal rum, aber nicht so, dass es gefährlich wird.
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Sheitana
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Re: Integration in Herde

Beitrag von Sheitana »

Bijou385 hat geschrieben:Das hat sich bei uns, gerade auch wegen des Verhalten des Chefs sehr bewährt. Wäre er nicht, dann könnten wir jedes neue Pferd einfach zu unseren anderen beiden stellen, denn die sind super verträglich mit allem und jeden, zicken auch mal rum, aber nicht so, dass es gefährlich wird.
Das ist so ein typisches Problem heutzutage an der Pferdehaltung.
Hier ist nämlich eigentlich nicht das Pferd das Problem, sondern die Art der Haltung.

Ich weiß, dass man da kaum was gegen tun kann in Pensionsställen. Aber "gemischte Herden" sind nun mal alles Andere als natürlich.

Deswegen weigern wir uns - trotz Pensionsstall - auch Wallache in die Herde aufzunehmen. Wir wissen genau es geht nicht gut.
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Cate
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Re: Integration in Herde

Beitrag von Cate »

Ich hab in meinem Stall auch so eine zusammengewürftelte Herde mit all den Problemen, die das mit sich bringt - ist halt so in Pensionsställen. :nix:
Nach meinen Erfahrungen hilft nur Geduld! Zeit nehmen, neue Pferde daneben stellen und abwarten, bis die sich alle ein bißchen kennengelernt haben. Dabei sieht man schon, mit welchen Pferden - meist die Chefs - es Ärger geben wird, und wo es unkompliziert ist. Je nachdem, wie es abläuft, stelle ich dann zuerst ein oder zwei "nette" Pferde mit dem Neuen zusammen. Mit den Chefs dann oder als ganze Horde immer nur auf der Weide, egal wie die drunter leidet, heile Pferde sind wichtiger. Mit genug Geduld (auf der Menschenseite) hat es bisher immer ohne größere Blessuren geklappt *aufholzklopf*, egal ob es drei Tage oder drei Wochen gedauert hat. :-)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
ehem User

Re: Integration in Herde

Beitrag von ehem User »

Also über mangelnden Platz können unsere Pferde nicht Klagen, bei 2,5 ha für insgesamt 5 Pferde und auch Futterneid gibt es bei uns nicht, da 365 Tage im Jahr 24 Stunden Heu zur Verfügung steht. Ich war bisher immer nur in gemischten Herden und es gab nie so ein Problem. Dieses Pferd war schon als Fohlen ein aggressives Tier.
Bei ihm schlägt es blitzschnell um, von Super lieb zu ich hasse dich, mach, dass du hier wegkommst.

Jeder hat da ja andere Ansichten , wie er eine Herde hält, ich akzeptiere auch getrennte Haltung, also Stuten und Wallache, würde es jedoch für meine Stute nicht wählen, da sie doch großen Spass an ihren Wallachen hat :-)
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HP-Manu
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Re: Integration in Herde

Beitrag von HP-Manu »

wir haben unsere letztes jahr im April zusammen getan. Harka (27 und sehr rangniedrig) und Bella (9 und Herdenchefin) waren bereits einige Jahre schon zusammen. Dann haben wir Skrollan, meine Junstute dazu gestellt. es war völlig unkompliziert...wir haben sie einfach in die herde mit rein gestellt und sie freundete sich sofort mit bella an. es wurde 2x gequietchst und das wars. Am tag drauf haben wir unseren Shettywallach (4) dazu getan, auf den ging Bella kurz etwas los...aber harmlos, sie wies ihn nur in die Schranken. Den haben wir vorsichtshalber in der Nacht noch einzeln gestellt, am Tag drauf aber alle 4 wieder zusammen und seitdem stehen sie zusammen....Bilderbuchzusammenführung :-D
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Equester
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Re: Integration in Herde

Beitrag von Equester »

Sheitana hat geschrieben:
Ich weiß, dass man da kaum was gegen tun kann in Pensionsställen. Aber "gemischte Herden" sind nun mal alles Andere als natürlich.
Sorry, aber das stimmt so nicht. Auch in freier Natur gibt es gemischte Herden. Stuten und Hengste (wobei die Hengste in der Regel sehr jung sind und sobald sie decken wollen, müssen sie gehen), nur eben keine Wallache, da gebe ich Dir recht. Aber da wir unsere Pferde sowieso nicht artgerecht halten können (sonst müssten wir ihnen freie Fläche ohne Zäune und keine Menschlichen Eingriffe in Form von Reiten oder sonstiger Nutzung anbieten), kommt die Gruppenhaltung mit beiden Geschlechtern der natürlich Herde noch am nächsten.

Ich kenne beide Formen: die gemischte Gruppe und die Geschlechtertrennung. Bisher konnte ich in den gemischten Gruppen keine wirklichen Probleme feststellen. Es gibt immer mal wieder ein Wallach der aufspringt und wir hatten einmal eine Stute die hat sämtliche Wallache (auch die, die das gar nicht wollten) zum Deckakt verführt. Nachdem die weg war, hörte das sofort wieder auf.

Es kann in reinen Wallach- oder Stutengruppen auch zu massiven Problemen kommen, wenn sich zwei davon absolut nicht riechen können. Kommt dann noch ein beengtes Platzvolumen dazu oder wird das Futter rationiert, dann sind Kriege vorprogrammiert. Aber bei ungünstigen Verhältnissen kommt es eh zu Unruhe, egal ob nun gemischt oder nach Geschlecht getrennt :nix: .

Die Eingliederung an sich habe ich auch schon mehrfach beobachten können. In Gruppen, wo ausreichend Futter und Platz vorhanden ist, gibt es am Anfang ein wenig Unruhe, was sich aber sehr schnell legt. In meinem vorherigen Stall hat man nach 2 Stunden nicht mehr gesehen, wer neu und wer alt in der Gruppe war, die haben jeden sofort an die Raufe gelassen, weil von allem immer genug da war. Bisher konnte ich auch nicht feststellen, dass eine wochenlange Trennung von Neu und Alt durch einen Zaun, die Unruhe bei der endgültigen Zusammenführung maßgeblich gemildert hätte. Sobald der Zaun weg ist, machen sie es einmal aus :nix: .

Es kommt auch immer auf die einzelnen Typen an, die man in so einer Gruppe eint. Aufdringliche Stuten können auch in einer reinen Stutengruppe zu einem Problem werden. Meiner z.B. will am Anfang nicht in die Gruppe, er lehnt die Kontaktaufnahme ab, indem er die anderen Pferde einfach abblitzen läßt :nix: . Er steht auch jetzt gerne mal alleine und genieß seine Ruhe. Es gibt Wallach, die greifen sich eine Stute und verteidigen die massiv, wenn es von der Sorte zwei in einer Gruppe gibt, könnte es zu Problemen kommen, aber das ist recht selten.

Wir haben gerade in eine Dreiergruppe (nur Wallache) einen vierten Wallach eingegliedert. Die ersten beiden Tage waren bunt, jetzt ist Ruhe. Wir haben genügend Raufen an unterschiedlichen Stellen, die Pferde können entscheiden, wo sie fressen und mit wem sie zusammen stehen, Platz ist genug da. Ich denke, dass es bei einer Eingliederung einer Stute nicht viel anders gelaufen wäre. Nebenan stehen 2 Wallache mit einer Stute zusammen, auch da gibt es keine Probleme. Also ich finde jetzt nicht, dass nur die eine oder die andere Variante den absoluten Vorzug bekommen sollte. Wenn Pferde charakterlich nicht zusammen passen, hat man Probleme, egal wie sie gemischt werden. Stimmt Futter- und Platzangebot nicht, gibt es Probleme, egal wie sie gemischt werden :nix: .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Sheitana
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Re: Integration in Herde

Beitrag von Sheitana »

Equester, wovon du sprichst sind abrr gewachsene Familienverbände.
Natürlich wachsen dort auch männliche Fohlen auf, die aber in der Regeln zur Geschlechtsreife gehen müssen.
Das hat ziemlich wenig mit gemischten Herden wie wir sie kennen zu tun.
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