Mustang zähmen
Moderator: Stjern
Re: Mustang zähmen
ich denke, das kommt auch sehr auf den Charakter des Pferdes an. Ob es eines ist, dass die Freiheit liebt oder ob es eines ist, dem Sicherheit und Geborgenheit viel lieber ist. Ich könnte mir schon vorstellen, das ein rangniedriger, junger Mitläufer sich da besser mit arrangieren kann als ein älteres, selbstbewußtes Leittier.
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Re: Mustang zähmen
Ob sich die Mustangs wirklich so viel an ihre wilde Vergangeheit zurückerinnern und ihr nachtrauern? 
Leben sie dafür nicht evtl. zu viel im Hier und Jetzt?
Trauert ein Pferd der freien Zeit mit artgerechter Haltung ohne "Arbeit" in seiner Jugend nach?
Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, dass Pferd durch die Erinnerung an bessere Zeiten zumindest weniger belastet werden als wir Menschen.

Leben sie dafür nicht evtl. zu viel im Hier und Jetzt?
Trauert ein Pferd der freien Zeit mit artgerechter Haltung ohne "Arbeit" in seiner Jugend nach?
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Re: Mustang zähmen
Hmm, schwierige Fragen...
Ich glaube da kommt es auf die von wallinka beschriebenen unterschiedlichen Charaktere an.
Viele Hauspferde leiden ja durchaus in Boxenhaltung und blühen auf, wenn sie in eine artgerechte Haltung kommen.
Also kann ich mir durchaus vorstellen, dass Mustangs in Gefangenschaft leiden.
Es glaube es würde nicht seiner Vergangenheit nachtrauern im Sinne von "da war ich frei".
Vielleicht eher im Sinne von "hier bin ich eingesperrt, ich fühle mich hier und jetzt" unglücklich.
Ich glaube da kommt es auf die von wallinka beschriebenen unterschiedlichen Charaktere an.
Viele Hauspferde leiden ja durchaus in Boxenhaltung und blühen auf, wenn sie in eine artgerechte Haltung kommen.
Also kann ich mir durchaus vorstellen, dass Mustangs in Gefangenschaft leiden.
Es glaube es würde nicht seiner Vergangenheit nachtrauern im Sinne von "da war ich frei".
Vielleicht eher im Sinne von "hier bin ich eingesperrt, ich fühle mich hier und jetzt" unglücklich.
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Re: Mustang zähmen
Dass Pferde unter schlechten Bedingungen leiden ist klar.
Aber würde ein Wildpferd eine Situation als schlecht ansehen, die ein Hauspferd ok bis gut findet?

Wird man wohl nie wissen, aber ich denke einfach, dass Pferde nicht sonderlich viel "zurück" denken.
Aber würde ein Wildpferd eine Situation als schlecht ansehen, die ein Hauspferd ok bis gut findet?

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Re: Mustang zähmen
Mir fällt gerade ein - schätzt ein pferd wohl freiheit oder sicherheit mehr? Lieber eine sichere, ausreichende futterquelle an immer dem selben ort und dabei eingezäunt sein oder lieber selbst futter suchen bei freier wahl der futterplätze und unendlich viel platz, aber immer mal wieder hungern oder dürsten?
Vielleicht ist freiheit ein sehr menschlicher begriff?
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Re: Mustang zähmen
Die Frage ist, ob es die Futterquelle, die der Mensch zu bieten hat, als wirklich sicher empfindet.
Ob es das Futter als gut genug empfindet oder vielleicht weiter ziehen würde, wenn es könnte.
Ob es die Umgebung des Menschen überhaupt als sicher empfindet oder nicht lieber davon weg gehen würde.
Ich denke für ein Pferd, dass nicht in menschlicher Obhut, mit Umgang mit Menschen und ihren Maschinen etc. aufgewachsen ist, ist ein Stall und enthält er auch noch soviel Futter, keine sichere Umgebung.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Pferd, dass immer nur in der Natur und unter Seinesgleichen gelebt hat, ein solche Futterquelle wahrscheinlich eher meiden könnte.
Ja, Freiheit ist auch ein sehr menschlicher Begriff.
Ob sie vermisst wird, steht und fällt mit den gebotenen Alternativen.
Ob es das Futter als gut genug empfindet oder vielleicht weiter ziehen würde, wenn es könnte.
Ob es die Umgebung des Menschen überhaupt als sicher empfindet oder nicht lieber davon weg gehen würde.
Ich denke für ein Pferd, dass nicht in menschlicher Obhut, mit Umgang mit Menschen und ihren Maschinen etc. aufgewachsen ist, ist ein Stall und enthält er auch noch soviel Futter, keine sichere Umgebung.

Ich könnte mir vorstellen, dass ein Pferd, dass immer nur in der Natur und unter Seinesgleichen gelebt hat, ein solche Futterquelle wahrscheinlich eher meiden könnte.

Ja, Freiheit ist auch ein sehr menschlicher Begriff.
Ob sie vermisst wird, steht und fällt mit den gebotenen Alternativen.
Viele Grüße Angela
Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)
In memoriam
Traber(bilder)geschichten
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Re: Mustang zähmen
Es gibt ja immer wieder Pferde von Farmen in den Mustanggebieten, die ausreißen und sich den Mustangs anschließen. Da haben wohl zumindest manche eine eindeutige Wahl für sich getroffen
Hab da mal so lustige Fotos gesehne, wie ein pasr Mustangs gemeinschaftlich versucht haben einem Ausreißer das Halfter auszuziehen 


Re: Mustang zähmen
Pferde sind unglaublich anpassungsfähig, ich denke sogar mehr als viele Menschen. Es ist nicht so, dass Mustangs andere Instinkte haben, als unsere Hauspferde, denn Mustangs sind letztendlich keine Wildpferde, sondern verwilderte Hauspferde. Was sie auf jeden Fall von unseren Pferden unterscheidet ist, dass sie gelernt haben, in der Wildnis so gut zu überleben, dass die Population nicht ausgestorben ist. Sie beweisen aber eben auch, dass auch Hauspferde in der Lage sind, durchaus in Freiheit zu überleben. Das beweisen in erster Linie aber auch die Pferde der Namib-Wüste. Diese stammen vor allem von Trakhenern ab und leben dort seit gut 100 Jahren. Es ist bis heute nicht hundertprozentig geklärt, wie sie dahin kamen aber sie sind da und haben sich an eine Umgebung angepasst, die im Prinzip allem widerspricht, was wir uns unter pferdegerechtem Leben vorstellen. Futtergründe und Wasserstelle liegen 4 Tage auseinander.
Genetisch unterscheiden sich die Mustangs jedenfalls in keiner Weise von unseren heutigen Hauspferden. Sie haben die selbe Genetik (im Gegensatz zu den Przewalski-Wildpferden), sie haben die selben Instinkte, sie haben allenfalls mehr Erfahrung, selbst für sich zu sorgen. Aber es sind keine anderen Pferde.
Eine ähnliche Diskussion gibt es ja auch immer wieder, wenn es um aus Island importierte Isländer geht. Da hört man auch nicht selten die Meinung, dass man nie so ein Tier importieren würde, weil die doch in der Weite des Hochlandes viel freier leben und dort kann man sie doch nicht wegreißen. Ich glaube, da spielen auch immer wieder recht romantische Vorstellungen bei uns eine Rolle. Die Wildnis ist aber nicht romantisch, das ist harter Kampf ums überleben, harter Kampf ums Futter, harter Kampf um das Recht zur Fortpflanzung, wobei das bei den Isländern so noch nichtmal zutrifft, weil sie trotzdem gezielte Zuchtprodukte sind und ein Großteil von ihnen findet sich nach der sommerlichen Hochlandsaison dann im Winter in bis an die Decke zugeschissenen Schafställen oder auf Koppeln hinter Stacheldraht wieder. Das wird aber alles in Filmen - und wo anders her haben wir ja unsere Vorstellungen auch nicht unbedingt - nicht gezeigt.
Genetisch unterscheiden sich die Mustangs jedenfalls in keiner Weise von unseren heutigen Hauspferden. Sie haben die selbe Genetik (im Gegensatz zu den Przewalski-Wildpferden), sie haben die selben Instinkte, sie haben allenfalls mehr Erfahrung, selbst für sich zu sorgen. Aber es sind keine anderen Pferde.
Eine ähnliche Diskussion gibt es ja auch immer wieder, wenn es um aus Island importierte Isländer geht. Da hört man auch nicht selten die Meinung, dass man nie so ein Tier importieren würde, weil die doch in der Weite des Hochlandes viel freier leben und dort kann man sie doch nicht wegreißen. Ich glaube, da spielen auch immer wieder recht romantische Vorstellungen bei uns eine Rolle. Die Wildnis ist aber nicht romantisch, das ist harter Kampf ums überleben, harter Kampf ums Futter, harter Kampf um das Recht zur Fortpflanzung, wobei das bei den Isländern so noch nichtmal zutrifft, weil sie trotzdem gezielte Zuchtprodukte sind und ein Großteil von ihnen findet sich nach der sommerlichen Hochlandsaison dann im Winter in bis an die Decke zugeschissenen Schafställen oder auf Koppeln hinter Stacheldraht wieder. Das wird aber alles in Filmen - und wo anders her haben wir ja unsere Vorstellungen auch nicht unbedingt - nicht gezeigt.
Viele Grüße
Hina
Probiers mal mit Gemütlichkeit
Hina
Probiers mal mit Gemütlichkeit
Re: Mustang zähmen
Wir müssen auch bedenken, dass Mustangs keine "echten" Wildpferde sind. Sie sind ja frühestens in der Zeit der spanischen Eroberer (16./17.Jh.) verwilderte Hauspferde. Vorher gab es auf dem amerikanischen Kontinent ja gar keine Pferde. Immer wieder schließen sich entlaufene Hauspferde den Mustangherden an. Dazu kommt, dass sie auch in der Freiheit keine Fressfeinde mehr haben. Ich sehe da keinen so immensen Unterschied.
Wir wissen ja alle, dass unsere Hauspferde zwar domestiziert sind, aber dass die Evolution derart langsam voranschreitet, dass eben unsere Hauspferde zum großen Teil auch noch starke Wildpferd-Instinkte besitzen.
Daher finde ich nicht, dass man so eine strikte Grenze zwischen jungen wilden Mustangs und jungen deutschen Hauspferden auf großen Weiden ohne viel Menschenkontakt ziehen muss. Bei älteren Mustangs spielt dann die individuelle Erfahrung des Pferdes eine stärkere Rolle, das hat dann aber nichts mehr mit Mustang oder nicht zu tun.
Klar, Transport, Klimaumstellung etc sind sicher riesiger Stress, aber ich würde eine Mustangadoption nicht kategorisch ausschließen, weil es sich eben nicht um Wildpferde handelt (bei Zebras oder Przewalskipferden sieht das hingegen schon ganz anders aus, DIE sind nämlich wirklich wild und lassen sich auch mit noch so viel Horsemanship nicht zähmen
)
Wir wissen ja alle, dass unsere Hauspferde zwar domestiziert sind, aber dass die Evolution derart langsam voranschreitet, dass eben unsere Hauspferde zum großen Teil auch noch starke Wildpferd-Instinkte besitzen.
Daher finde ich nicht, dass man so eine strikte Grenze zwischen jungen wilden Mustangs und jungen deutschen Hauspferden auf großen Weiden ohne viel Menschenkontakt ziehen muss. Bei älteren Mustangs spielt dann die individuelle Erfahrung des Pferdes eine stärkere Rolle, das hat dann aber nichts mehr mit Mustang oder nicht zu tun.
Klar, Transport, Klimaumstellung etc sind sicher riesiger Stress, aber ich würde eine Mustangadoption nicht kategorisch ausschließen, weil es sich eben nicht um Wildpferde handelt (bei Zebras oder Przewalskipferden sieht das hingegen schon ganz anders aus, DIE sind nämlich wirklich wild und lassen sich auch mit noch so viel Horsemanship nicht zähmen
