Hina_DK hat geschrieben:Das verteufelte ist allerdings, dass wir diese Schiefe eigentlich auch nicht von natur aus haben, es sei denn, man wurde mit Wirbelsäulenschäden o.ä. geboren. Babys und Kleinstkinder haben die nicht. Das ist eine "erlernte" Schiefe. Wir können aber durchaus etwas dagegen tun, wenn wir in uns selbt zur "Geraderichtung" genausoviel Arbeit stecken würden, wie in unsere Pferde. Aber das wäre vielleicht wiklich mal ein interessantes eigenständiges Thema.
So, ich habe das jetzt mal aus dem Spätentwicklerthread hierher kopiert. Vielleicht können wir ja hier weiterreden.
Mich würde jetzt interessieren, woher Du weißt, dass Babys und Kleinstkinder diese Schiefe noch nicht haben. Ich würde eher so meinen, dass die Schiefe, bzw. das Muster, nach denen sich diese Schiefe entwickelt, bei jedem Menschen von Anfang an angelegt ist und mit zunehmendem Alter einfach deutlicher sichtbar wird. Wir mögen am Anfang unseres Lebens durchlässiger sein, aber das Muster, nach dem unsere Durchlässigkeit im Laufe des Lebens abnimmt, ist von Anfang an da.
Mich fasziniert dieses Thema seit etwa 7 Jahren und je tiefer ich darin einsteige, desto faszinierender, klarer UND verwirrender wird das Ganze.
Als ich damit angefangen habe, kam ich von einem Centered Riding Kurs nach Hause und wollte das Gelernte für mich alleine weiter üben. Da ich damals weder eine RB noch ein eigenes Pferd hatte und der übliche Reitunterricht in der Reitschule schon damals nichts mehr für mich war, habe ich einfach mal angefangen, mich alleine erstmal im "Körperspüren" zu üben, vor allem während der Spaziergänge mit meinem Hund. Ich habe lange nichts anderes gemacht als mich körperlich von innen zu spüren. Wie setze ich die Füße beim Gehen? Wie bewegen sich die Hüftgelenke? Welcher Spielraum ist da überhaupt? Wie schwingen meine Arme beim Gehen, und und und? Es gibt tausende Dinge zu spüren. Irgendwann hatte ich dann ein ziemlich klares gefühltes Körperinnenbild von mir. Und das war schon frustrierend, denn ich war total schief, verspannt und verdreht und vor allem lag und liegt mein Körperschwerpunkt nicht in meiner Mitte, sondern - gemessen an meiner Längsachse - rechts davon.
Nun habe ich so gedacht, wie jeder normale Menschen denken würde "Arbeite dran, Frau" und begradige Dich. Und das tue ich nun tatsächlich seit ca. 7 Jahren. Dabei lasse ich mich nur von dem leiten, was ich in mir fühle. Yoga, Feldenkreis etc. ist zwar alles ganz interessant und gibt nette Anregungen, aber nur mein Körper weiß genau, wo er steht und was nun als nächstes ansteht.
Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass diese Begradigungsarbeit zu meiner großen Leidenschaft, ja ich würde fast sogar sagen Lebensaufgabe werden würde, hätte ich sicherlich meine Körperstatik damals irgendwie messen lassen. Denn vielleicht könnte ich dann dieses Paradoxon beweisen, dass ich nur spüre, aber kaum erklären kann. Je gerader ich werde, desto schiefer bin ich

. Wie soll man das erklären? Eigentlich unmöglich!
Also, an meinem Schiefenmuster hat sich nichts verändert. Dieses Schiefenmuster scheint mir wie eine Struktur zu sein, die sich durch alle Schichten der Zwiebel hindurchzieht und uns Halt gibt. Es lässt sich nicht einfach "bearbeiten" und auflösen. Wenn ich damit einen Scheinerfolg hatte und innerlich jubelte, kam so sicher wie das Amen in der Kirche ein neuer Tag und die gefühlte Erkenntnis "Boah, bin ich schief".
Tatsächlich aber hat sich eine ganze Menge geändert. Z.b. bin ich seitdem ca. 2 cm "gewachsen". Ich habe mich also doch aufgerichtet und bemerke am eigenen Leib, dass reele Aufrichtung nur mit gleichzeitiger Begradigung möglich ist und natürlich immer nur relativ sein kann, solange dieses Schiefenmuster mich im Griff hat. Ich habe vollständig meine Rückenschmerzen verloren, die ich bei bestimmten Arbeiten wie Staubsaugen oder Hauseckgrundstück fegen damals hatte. Ich habe - äußerlich - mein Hohlkreuz verloren. Man sieht es von außen nicht mehr, aber ich spüre es noch. Ich stehe ganz anders auf meinen Beinen und damit auch im Leben, viel sicherer und geerdeter. Und da gibt es noch viel viel mehr. Dennoch, Fakt ist, ich bin noch genauso schief wie damals und mein Wille, das zu überwinden, ist immer noch ungebrochen. Denn ich habe eine klare Vision davon, was ich und wie ich mit meinem Pferd zusammen sein will, wenn ich dann irgendwann mal auf ihr reite. Und dafür benötige ich diese absolute Beweglichkeit aus der Mitte heraus.
Für mich war übrigens der Gang zum Osteopathen o.ä. nie wirklich etwas, wovon ich mir mehr als die kurzfristige Illusion einer Lösung versprochen hätte, denn die Körperstruktur zieht und bildet alles wieder zurück, was ihre neue Stabilität gefährdet. Die Körperstruktur muss anders überzeugt werden, nachhaltig ihr altes Bewegungs- und Haltemuster aufzugeben. Es mag wirklich sehr abgefahren klingen, aber der Körper benötigt umfassendes Vertrauen in sich selbst, um umfassend loslassen zu können. Und das geht nur in ganz ganz kleinen bewussten Schrittchen, die dann aber nachhaltig sind. Man könnte es auch so sagen, ich mache den LK seit langer Zeit mir mir selbst, bin sozusagen mein eigenes Pferd in mir selbst

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Viele Grüße
Tanuschka