Also im Gelände lasse ich ihn auch immer umdrehen, wenn ich merke, dass ihn etwas beunruhigt von hinten. Das funktioniert immer bestens.
Nur in diesen richtigen Losstürm-Momenten ist nix mehr mit Umdrehen. Er warnt auch nicht wirklich irgendwie vor, sondern er kann aus einem entspannten Schritt am langen Zügel, einem konzentrierten Trab oder Galopp plötzlich losschießen. Und er kann auf so wenigen Metern so unglaublich beschleunigen, das ist wirklich krass
. Ich vermute ja immer nur, dass er etwas hinter sich gesehen hat. Ansonsten würde die Reaktion einfach völlig aus dem Nichts kommen
. Es passiert auch hauptsächlich nur in der Halle. Auf dem Außenplatz im alten Stall hatten wir das Problem so nicht. Und im Gelände im Wald auch nicht. (Auf offenem Feld weiss ich nicht, da traue ich mich nicht zu reiten
, aber tendentiell ist es da wohl auch besser als in der Halle.) Das Problem ist meist, glaube ich, dass sich irgendwas bewegt, er aber nicht sieht was. Zum Beispiel ein Astwackeln an der offenen Seite im Dunkeln.
Mein Problem ist die Hefitgkeit der Reaktion. Würde er kurz nen Satz machen, oder mal zwei Galoppsätze wäre das ja echt kein Problem... Aber ich finde eben, dass es einfach nicht geht, dass ein Pferd mindestens die gesamte lange Seite runterbrettert, bis man in der Ecke eine kleine Chance hat ihn anzuhalten. In 95% der Fälle kann ich ihn dann in der Ecke bremsen. Nur wehe es kommt dann noch irgendwas dazu, wie zum Beispiel ein verlorener, schlagender Bügel oder ein leicht rutschender Sattel oder sonstwas. Ich finde das so einfach zu gefährlich
.
Theoretisch müsste ich also üben, dass jemand hinter der Bande rummacht und am Besten noch mit irgendwas wedelt oder so
. Denn wenn ich hinter ihm mit ner Tüte wedel, interessiert ihn das herzlich wenig, das bin ja nur ich
. Ich finde es eben schwer sowas zu trainieren, da er sich ja im Prinzip vor den Sachen erschreckt, die er nicht sehen kann. Im Hellen findet er wackelnde Äste auch ziemlich unspektakulär, nur im Dunkeln plötzlich hinter ihm
, aber ob man das wegtrainieren kann
.
Ehrlich gesagt geht es bei der Zäumung hauptsächlich darum, dass ich mich damit sicherer fühle. Dann strahle ich auch gleich mehr Sicherheit aus und bin in solchen Situationen gleich viel entspannter, weil ich weiss, er wird anhalten.
Zum Beispiel habe ich zum Spazieren gehen irgendwann anstelle des Stallhalfters ein Knotenhalfter genommen. Pferd reagiert darauf schneller und besser im Schreck-Notfall und ich fühle mich sicherer, habe weniger Kopfkino und Pferd ist auch gleich viel entspannter. So gesehen ist es eben nicht ganz egal, was für eine Zäumung man nimmt, selbst wenn es von mir aus nur einen psychologischen Effekt hat
.