Vorkaufsrecht

Moderator: Stjern

Benutzeravatar
Neddie
Sportpferd
Beiträge: 1463
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 08:18

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Neddie »

Ich hatte mit Lottehüh per PN Kontakt, daher wollte ich hier nur noch mal sagen: ich finde, es muss eine Gesetzesänderung her. Das Vorkaufsrecht ist auf Sachen gemünzt. Tiere gelten zwar nicht mehr als Sachen, aber die Vorschriften sind, soweit sie nichts anderes bestimmen, auf sie anzuwenden.
Also muss ein Paragraph zwischen § 463 und § 473 BGB dazu, der klarstellt, dass bei lebenden Wesen ein DINGLICHES Vorkaufsrecht besteht, und der Dritte zur Herausgabe auch bei vollzogenem Kaufvertrag verpflichtet ist.
Von der Sache her nicht schwierig, müsste von einem betroffenen (Ex-)Tierbesitzer aber wahrscheinlich erklagt werden :motz:

Übrigens: Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand hat das Ganze nichts mit der Frage zu tun, ob der Dritte gutgläubig erworben hat oder nicht. Die entsprechende Vorschrift greift hier gar nicht, weil der Kaufvertrag zwischen zweiten und drittem Eigentümer ja rechtlich existiert, punkt.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Benutzeravatar
Sunny77
Einhorn
Beiträge: 6335
Registriert: Fr 20. Sep 2013, 16:42

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Sunny77 »

Ich habe meine Freydís ja auch unter einem ähnlichen Vertrag veräußert. Allerdings haben wir eine Präambel mit dem Vertragszweck geschrieben und uns auf einen "echten" Wert des Pferdes geeignet, damit die Vertragsstrafen bei Verstoß gegen die Auflagen auch "angemessen" sind. Beim Wunsch das Pferd wieder zu veräußern muss die heutige Besitzerin mir zuerst anbieten, dass wir unseren Kaufvertrag wieder Rückgängig machen. Damit hat sie nicht die Chance, einen horrenden Preis zu verlangen. Gleiche Bedingungen.
In meinem Konkreten Fall war der Wert 3000€, der Abgabepreis 1€.
Ignoriert die heutige Besi die Auflagen, muss sie bis zu 3000€ Vertragsstrafe zahlen. Das gleiche gilt, wenn Sie mir nicht die Chance gibt den Vertrag rück ab zu wickeln. Ist natürlich alles eine Rechnung. Sollte sie jemanden finden, der für Freydís 10.000€ zahlt, macht sie ja immer noch einen Reibach. Ich gehe aber mal nicht davon aus ;)

Ich freue mich, dass Ihr Eurem "verlorenen Schaf" helfen konntet. Merke: Schutzverträge bringen GAR nichts, wenn keine Vertragsstrafen dran hängen.
Liebe Grüße,
Sunny
Eine unerwartete Reise
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Lottehüh »

Müsste man in Sunnys Fall auch vor Gericht, oder geht das dann einfacher? Also angenommen, jemand zahlt die 10.000 EUR ;-)
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Lottehüh »

Ein bisschen finde ich Deinen Ansatz auch schwierig in der Umsetzung, Neddie.

Stell Dir vor, der neue Besi vom Pony wäre ein süßes kleines Mädchen, welches total verknallt in ihr neues Pony ist und es über alles liebt. Und dann kommt so ne Vor-vor-vor-vorbesi und will das Pony zurück, weil sie mit der Vor-vor-vorbesi ein Vorkaufsrecht vereinbart hatte?

Puh, also da müsste man ja - wenn man sein Pferd nicht direkt vom Züchte rhat - dauernd Angst haben, dass von irgendwoher ein Vor-....-Vorbesi herkommt...
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30643
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Sheitana »

Ich finde das mit dem Vorkaufsrecht allgemein ein wenig schwierig. Es hat doch irgendwie den Beigeschmack von "ich verkaufe mein Pferd, aber eigentlich möchte ich doch noch Einfluss darauf haben, was damit passiert".

Man sollte sich bewusst machen, dass wenn das Pferd verkauft ist, es nun mal verkauft ist und man nur noch sehr wenig bis gar keinen Einfluss mehr darauf hat, was damit passiert.
Benutzeravatar
Neddie
Sportpferd
Beiträge: 1463
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 08:18

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Neddie »

Ja, das stimmt Lottehüh. Es hat alles seine zwei Seiten, aber wenn jetzt jemand Bo zurück verlangen würde, wäre das halt so. Denn ich habe mir zum Beispiel auch nicht den vorhergehenden Kaufvertrag angesehen, ob da etwas entsprechendes vereinbart war. Gut, es betrifft mich nach der derzeitigen Gesetzeslage auch so oder so nicht, und wenn das Tier schon mehrfach weiter verkauft wurde, kann ich das ohnehin nicht überblicken. Da müsste man eventuell eine Regelung für finden, mir fällt aber grad nichts adäquates ein :idee: Man müsste natürlich verhindern, dass Viertkäufer mit dieser Regelung bewusst über den Tisch gezogen werden können. Hm...

Aber auch wenn der Drittkäufer es vielleicht total gut meint mit dem Pferd finde ich den Schutz des Tieres im Bezug auf den ersten Eigentümer total wichtig. So wie es bei euch gelaufen ist, ist der Regelfall, glaube ich. Und wenn es das Tier beim Drittkäufer gut hat, kann man sich da ja auch mit dem ersten Eigentümer einigen, denn allermeistens wollte der ja mit dem Vorkaufsrecht dem Tier ein gutes Leben sichern (o.k., sicher nicht zu 100 %, und Menschen sind leider auch manchmal so böse, wie es eben geht, aber meistens will der ursprüngliche Besi ja nur das Beste).
Aber die Problematik mit der Herausgabe der Tiere ist auch der Hauptgrund, warum ich meinen nicht abgegeben habe, obwohl wir reiterlich so gar nicht zusammen passen: Ich hätte ihn nicht zurück fordern können, wenn es ihm im neuen Zuhause nicht gut gegangen wäre.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Benutzeravatar
Neddie
Sportpferd
Beiträge: 1463
Registriert: Mo 14. Jan 2013, 08:18

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Neddie »

Die Haltung verstehe ich Sheitana und natürlich hat es auch was von ego-Chose, wenn man denkt, man sei quasi der Einzige, der entscheiden kann, was das Beste für das Tier ist. Aber es geht ja auch fast ausschließlich um die Fälle, die so enden wie der von Lottehüh beschriebene. Hätte die Vorbesi gesehen, dass es dem Pony gut geht, wäre hier ja gar nichts weiter passiert, nehme ich an.

Und mich persönlich beschäftigt schon länger die Frage, ob ein Tier überhaupt Eigentum sein darf. Die Überlegung ist zwar mehr philosophischer Natur, denn besitzen (im rechtlichen Sinne) muss ich mein Pferd auf jeden Fall, ich kann ihn ja nicht einfach frei lassen [wobei das in Großbritannien wohl immer häufiger passiert, die Bilder von marodierenden Pferdegruppen lassen mir jedes Mal die Kinnlade runter klappen].
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30643
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Sheitana »

Kommt sicherlich auch immer auf die Erfahrung an.
Wir haben jetzt eine Sache im Dorf wo die Verkäuferin denkt Vorkaufsrecht berechtigt sie dazu immer noch Einfluss nehmen zu dürfen :schreck:
Mit so jemandem könnte das schwierig werden.
Benutzeravatar
Lottehüh
Sportpferd
Beiträge: 2370
Registriert: Fr 18. Mai 2012, 11:21

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Lottehüh »

Ja sowas kenne ich auch, Sheitana, aber da hat sich die neue Besi dann irgendwann mal aus dem Staub gemacht.

Hm... Klar heißt verkaufen, dass man nicht mehr für das Tier entschieden kann. Aber es ist doch auch für den neuen Besi ein Vorteil, wenn er weiß, dass er bei nicht-mehr-Gefallen das Pferd an den Ex-Besi zurückgeben kann oder ihn zumindest als erstes fragen kann, bevor er eine Verkaufsaktion startet.

Man möchte ja einfach nur genau das verhindern, was jetzt passiert ist - ständige Besitzerwechsel, Händler, abgemagertes, misstrauisches Pferd, Rücken aua, knapp auf dem Weg nach Holland (kleiner Insider, das hat nämlich die jetzt Neu-Exbesi gesagt, als meine Stallkollegin meinte, die wäre ja als Nicht-Schlachtpferd eingetragen: "Da lacht mein Händler nur drüber, solche Pferde bringt der halt nach Holland, da interessiert das keinen!"... :shock: :-o ) Das Vorkausfrecht war von ihrer Seite nicht so gemeint, dass sie ständig mitreden darf, sie war auch nie dort zu Besuch oder Ähnliches, hat nur ab und an mal ein paar Fotos bekommen.

Hast Du denn gute Erfahrungen mit Leuten, die Eure Pferde gekauft haben? Hast Du Kontakt? Weißt Du, wo alle sind? Oder willst Du das "lieber" gar nicht wissen?
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Benutzeravatar
Sky4ever
Sportpferd
Beiträge: 1560
Registriert: Di 15. Mai 2012, 14:20
Wohnort: Holsteins Mitte

Re: Vorkaufsrecht

Beitrag von Sky4ever »

Für meinen Senior hat sich die Ex-Besi auch ein Vorkaufsrecht im Vertrag eintragen lassen. Und für uns beide ist das voll okay. Sie hat nach dem Verkauf nie versucht, noch Einfluss auf mich zu nehmen, obwohl sie damals noch in der Nähe wohnte. Gleichzeitig habe ich sie aber auch immer informiert, wenn er krank war, wir umziehen mussten, oder ähnliches. Auch Fotos schicke ich ihr regelmäßig. Wir haben einen guten und netten Kontakt. Und ich habe die Sicherheit, ihn in gute Hände zurückgeben zu können, sollte ich ihn aus welchen Gründen auch immer nicht mehr halten können.

Ich denke, ein Vorkaufsrecht ist eine gute Sache, wenn man beim Verkauf schon das gute Gefühl hat, dass der Käufer dem Pferd gerecht wird.
Hat man schon beim Verkauf ein ungutes Gefühl im Magen, hilft auch ein Vorkaufsrecht wenig.

LG Rabea
Antworten