5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

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ehem User

5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von ehem User »

Eine Frage an die Profis:

Ist es generell kritisch zu sehen, wenn eine 5jährige Stute bereits voll im Einsatz ist und 3-4mal wöchentlich geritten wird? Ist doch ziemlich früh, oder?

LG
Lizari
Lisa-Marie

Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von Lisa-Marie »

Ein herzliches "Kommt-drauf-an".
Wenn Du die "Leistungs"profis fragst, gibt es die "Meinung", dass man ein Pferd so viele Tage in der Woche "arbeiten" kann, wie es alt ist (also in Deinem Fall 5 Tage/ Woche).
Wenn Du die "Ignoranten"-Profis fragst, wirst Du hochgezogene Augenbrauen kriegen, und die Gegenfrage, warum das Pferd nicht täglich geritten wird, ist ja schließlich schon 5.
Die "Korrekten"-Profis werden fragen, was denn die Reiteinheit bedeutet? 10 Minuten Schritt? Mehr? Weniger? Jeden 2. Tag Abwechslung? Handarbeit? Wie ist der muskuläre Zustand? Wie groß das Pferd, wie groß der Reiter (wie schwer)?......... usw.
Und wenn Du Anatomie- oder Physiologie-/ Pathologie"Profis" fragst, werden sie Dir sagen, dass ein Pferd erst mit 7 Jahren knöchern ausgewachsen ist, dass der Lendenwirbelbereich in dem momentan Alter sich erst "entscheidet", ob der letzte Lendenwirbel zur LWS gehören soll oder zum Kreuzbein dazu kommt. Sie werden sagen und zeigen können, dass es auch ältere Pferde gibt, die noch nicht vollständig "zusammengebaut" sind knöchern, also jede "Überbelastung" (definiere!!!!!!) Auswirkungen auf das Skelett, somit auf die Musklatur, somit auf den Band- und Faszienapparat somit auf die dauerhafte Gesundheit und "Nutzbarkeit" des Pferdes haben wird.....
ehem User

Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von ehem User »

... abgesehen davon, dass es extrem aufs Einzelexemplar drauf an kommt. Mein Isi - die gelten ja als spätreif - sah dreieinhalbjährig aus, als könnte man ihn problemlos anreiten. Geschah dann (natürlich erst) mit gut 4.5 und trotzdem hat er jetzt, mit 6.5, nach einem ganzen Jahr Pause, nochmals unheimlich zugelegt. Weniger an Gewicht (Naja, das auch, aber eher ungewollt :shifty: ), sondern mehr an "allgemeinem Erwachsensein". Ich finde es mittlerweile nur noch super, dass die Umstände mich so lang haben warten lassen, uns fällt unheimlich viel in den Schoss jetzt. Aber anders hätte er mit seiner guten natürlichen Muskulatur und Balance wahrscheinlich auch weggesteckt.

Als Gegensatz mein erster Isi, der mit sieben noch wie ein Baby aussah und eigentlich am besten gar nicht geritten worden wäre.

Fazit: Pauschale Antwort eigentlich nicht möglich :P
jella
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Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von jella »

Ich finde das nicht früh. Züchter reiten mit 3 Jahren an. Wir haben viele 3- 5 jährige im Stall und die werden häufiger geritten und vor allem lange. Das finde ich grenzwertig. Ich finde es kaum darauf an, wie LANGE sich ein junges Pferd konzentrieren muss. Ich habe damals mein Pony vierjährig anreiten lassen. Der Beritt ging 20 min. ein Jahr lang. 2 mal die Woche. 20 Minuten saß die Reiterin drauf, Schritt u. Trab. Mehr nicht.
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Sheitana
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Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von Sheitana »

Ich finde auch, das kann man nicht pauschal sagen.

Meine 5jährige wurde dieses Jahr 5x/Woche gearbeitet. Zeitlich nicht immer geritten, aber hätte ich die Zeit dazu gehabt, wäre ich sie auch fünfmal die Woche geritten.

Warum?
Weil ich gemerkt habe, dass eine kontinuierliche Arbeit ihr besser tut, als wenn ich nur zweimal die Woche etwas mit ihr tue. Hinzu kommt, dass ich selbst im Reiten besser bin, als an der Longe/bei der Bodenarbeit. Ich kann der Bodenarbeit auch einfach nicht viel abgewinnen (was nicht heißt, es ist schlecht, nur es passt eben bei uns nicht).

Und ich finde so ganz allgemein ist es die Kunst, auf das jeweilige Pferd einzugehen und zu wissen, was in welchem Alter gut für es ist.

Ich bin grundsätzlich immer noch gegen zu frühes Anreiten und zu frühes regelmäßiges Bespaßen, aber wie und wann was läuft, entscheidet das jeweilige Pferd.

Wir haben da bei uns derzeit ganz viele verschiedene Beispiele stehen, obwohl alle irgendwie verwandt.

Georgia ist mit 13 jetzt erst voll belastbar. Sie wurde in ihrer Jugend so versaut und hatte so arge körperliche Probleme, es hat bis jetzt gedauert alles zu heilen. Vorteil: Geistig ist sie so ausgereift, dass sie auch entsprechend belastbar ist.
Charmer ist jetzt 7, bei ihr ist es auch das erste Jahr, wo sie wirklich geistig vollends gearbeitet werden kann, vorher hat sie zwar auch mitgearbeitet, war aber noch sehr "Baby".
Abby ist 5, dieses Jahr habe ich sie relativ viel gearbeitet, weil sie viel Spaß daran hatte und gearbeitet werden wollte. Je mehr, desto besser, da kam ich selbst oft nicht hinterher. Jetzt hat sie aber über Winter nochmal Pause. Zumindest, solange sie das auch so sieht... :lol:

Ron und Phoebe sind jetzt 19 Monate alt. Während Phoebe hingegen schnell Dinge langweilig findet, wird mit ihr so gut wie nichts gemacht. Klar, regelmäßig werden die Hufe gemacht, sie durfte auch schon mal über die Trailbrücke laufen, aber sonst steht sie nur in der Herde draußen.
Da sie schnell zickig wird, wenn sie keinen Bock hat warten wir hier tunlichst, bis sie vom Kopf her alt genug ist.
Ron hingegen findet alles was Mensch macht "boa spannend". Der ist mit einer Begeisterung dabei, das ist fast nicht mehr normal. Ihn holen wir öfters mal mit rein, aber auch nicht regelmäßig, weil er soll immer noch Kind sein dürfen.
Er hat auch schon mal die Trailbrücke kennen gelernt, war als Handpferd mit im Gelände und hatte auch schon mal ein Gebiss drin....... als er eine fürchterlich orale Phase hatte und ich nicht mal nach dem Ausritt Abby absatteln konnte, ohne, dass er Zügel, Sattel oder Decke im Maul hatte.... :lol:

Vermutlich, werden die Beiden auch mit 3,5 angeritten. Vermutlich im Sommer, erst als Handpferd, dann Handpferd mit Sattel, Handpferd mit Reiter...... um dann im Winter Ruhe zu haben und dann mit 4 weiter ausgebildet zu werden. Wenn sie sich so entwickeln, wie ich das denke und mir das vorstelle.

Ich finde es daher wirklich schwierig zu sagen "3-4x/Woche in dem Alter ist verkehrt" ohne das Pferd, seinen Charakter, seine Entwicklung und die Arbeit zu kennen.
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kolyma
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Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von kolyma »

Die Woche hat 7 tage. Täglich arbeiten würde 7x die Woche reiten bedeuten und nicht 3-4x....

Wenn die Stute nicht total hintendran ist mit ihrer Entwicklung, dann sind 3-4x die Woche reiten doch mehr als ok. Unsere Pferde werden meist nicht durch Arbeit krank sondern sie stehen sich krank. Und wenn das Pferd korrekt geritten wird, dann tut ihr die Bewegung sicher besser als vermeidlich schonendes, tagelanges rumstehen. Und ich glaube bei 3-4x reiten die Woche wird das Pferd sicher auch noch anderweitig bewegt.

Selbst wenn das Pferd eine spät entwickelnde Rasse wäre, fänd ich 3-4x die Woche nicht besorgnisserregend, wenn das Pferd körperlich und geistig in der Lage ist, das zu bewältigen. Es gibt tatsächlich 5jährige die noch totale Babys sind. Das dürfte aber eher die Ausnahme sein.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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Cate
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Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von Cate »

*bei sheitana und kolyma unterschreib*

Wir haben eine 4jährige Stute im Stall, die wird nur 2-3x/Woche mit Bodenarbeit beschäftigt bisher, und dieses Pferd langweilt sich halbtot - und hat deshalb zum einen unendlich viel Schmarrn im Hirn :-z und zum anderen ist sie bei der Arbeit oft so übereifrig, dass es nur ums zuhören geht, nicht um "Ausbildung" :seufz: Mit der hätte man die Basics schon vor 1,5 oder2 Jahren erarbeiten können, und dann wäre sie jetzt reit-reif, körperlich ist sie es dieses Jahr auf jeden Fall. :-n
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Krümelchen
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Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von Krümelchen »

Meine Stute ist noch fünf und ich reite 4-6 Mal pro Woche (je nachdem wie viel Zeit ich habe), die anderen Tage wird sie mit Longe, Freiarbeit oder Freispringen beschäftigt. Reiten bedeutet dabei nicht immer 60 Minuten voll durchkonzentriert, ich steige auch oft nach 20 Minuten ab wenn es gut war oder konzentriere mich bewusst auf Schrittarbeit.
Rosi möchte aber auch gerne arbeiten, als sie neulich 3,5 Wochen Pause hatte weil sie leicht unklar ging (lt. TA wg. Wachstum + überbaut) war sie regelrecht beleidigt dass sie nichts tun durfte :lol:
ehem User

Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von ehem User »

Ich habe auch gemerkt, dass meine junge Stute mit kontinuierlicher Arbeit viel besser klar kommt. Die Routine tut ihr gut und ermöglicht mehr Fortschritte. Außerdem habe ich selbst das Gefühl, dass man auch die Dauer der Konzentrationsfähigkeit ein Stück weit erarbeiten muss. Und das klappt durch kontinuierlichen, aber rücksichtvollen Aufbau am besten.

Also ich finde 3-4mal wöchentlich Reiten nicht zu viel, sofern es an das Pferd angepasst erfolgt und nicht regelmäßige Überfoderung ist (sowohl geistig, als auch körperlich). So wie Krümelchen das auch schreibt: Es müssen ja keine langen Einheiten sein. Oder man baut eine Reitphase in nen Spaziergang ein oder was auch immer.
Lisa-Marie

Re: 5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

Beitrag von Lisa-Marie »

Womit wir wieder bei dem Thema sind: Unterschied "Nicht-Reiten" und "Nicht-Ausbilden"...
Wenn ich nicht reite, kann ich mit Arbeit an der Hand bis in hohe Versammlung hinein ja trotzdem das Pferd ausbilden (also, wenn ich das KANN), d.h. das Pferd wird gearbeitet und gefordert (über "bloßes Longieren" hinaus), ohne ein Gewicht zu tragen, oder?
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