5jähriges Pferd wird 3-4mal wöchentlich geritten

[Riff]

Genau, das ist es.

[Cat_85]

Eine Frage an die Profis:

Ist es generell kritisch zu sehen, wenn eine 5jährige Stute bereits voll im Einsatz ist und 3-4mal wöchentlich geritten wird? Ist doch ziemlich früh, oder?

Bei der Kavallerie gab es einen schönen Leitsatz, dass das Pferd so oft gearbeitet werden darf, wie es alt ist. Also mit 3 3/pro Woche, mit 4 4/Woche usw. Ich finde das ganz passend und natürlich hängt es ja auch immer davon ab, wie gearbeitet wird. Ich würde mich auf einen 3Jährigen nicht drauf setzen wollen, aber 3/Woche spazieren gehen oder mal ein bisschen Bodenarbeit finde ich nicht verkehrt. Und das steigert sich dann eben mit der Zeit. Und demnach würde ich deine Frage mit nein beantworten.

[Heupferdchen]

bereits voll im Einsatz ist und 3-4mal wöchentlich geritten wird?

Interessant, wie das so wahrgenommen wird. Kinder legt man ja auch nicht ins Bett, bis sie 20 und ausgewachsen sind. 3-4mal wöchentlich Training gilt beim Pferd aber schon als 'voll im Einsatz'. Ich hab ähnlich wie SillyWalks die Erfahrung gemacht, dass sich erst ab 3-4 mal Training pro Woche nennenswert was tut. Wenn ich dauerhaft nur weniger tun kann, würd ich mir echt überlegen, den Trainingsgedanken sausen zu lassen und bloß bissl zu tüddeln und spazierenzugehen.

Mein Pony hab ich fünfjährig als kraftstrotzend, übermütig und leistungsbereit in Erinnerung. Ich hätte den gar nicht 4x die Woche tüddeln und 1-2x schonend 15 Minuten in Handarbeit über den Platz schritteln können. Mit 5 war bei meinem der Übergang vom 'Kind-Pferd' zum erwachsenen Pferd, auch vom Ausdruck her. Und auch von der Leistungsbereitschaft her. Der war schon recht erwachsen mit fünf.

Irgendwann muss man schon anfangen mit dem Training, wenn man denn ein Reitpferd haben möchte.

[Lalilu]

*bei Heupferdchen unterschreib
Mein Dino ist ja auch 5 (wird Anfang Februar 6) und fordert die Arbeit definitiv ein. Der hat so gar kein Problem mit 3 - 4 Mal wöchentlich geritten werden, der will arbeiten. Dass die Arbeit angepasst werden muss, ist, glaub ich, meist klar.
Bei uns hat übrigens die Anforderung des Pferdes an den Menschen dann doch zugenommen So hab ichs jedenfalls empfunden. Je sicherer ich wurde, desto mehr hat er auch am Reiten Spaß gehabt als am Longieren.

[kolyma]

Ist bei meinem auch so. Merke ich gerade auch an so Sachen wie "spazieren gehen"... Früher ging er mit Begeisterung spazieren. Heute will er geritten werden. Spaziergehen macht höchstens noch Spass wenn es als "Fahren vom Boden" praktiziert wird. Ansonsten zeigt er recht deutlich - wie ein gelangweiltes Kind - dass ihm dieses Programm nicht mehr so wirklich zusagt.

Auch im Viereck ist das so. Er kann jetzt viel mehr und möchte auch bitte, dass das abgefragt wird. Reitet man mal etwas zu lange auf dem Zirkel oder ganze Bahn wird sich was spannenderes außerhalb des Reitplatzes gesucht oder man stellt auf Sparflamme um.

Pferde wurden seit Jahrhunderten auf Leistungsbereitschaft selektiert. Sie sind auch viel zu intelligent um sie durch rumstehen versauern zu lassen. Pferde möchten was tun. Was das ist, kann unterschiedlich sein. Aber ein fünfjähriges Pferd hat sicher auch schon den Antrieb Leitung zu bringen, sofern es nicht total verdorben wurde.

[jaz]

Bei meinem Jungpferd ist es wie bei Heupferdchen, Lalilu und Kolyma: Er will jetzt mit 5 gefordert werden, und er hat deutlich mehr Kraft, Konzentration und Kondition als noch vor einem Jahr. Spazierengehen ist langweilig, zusammen auf dem Paddock toben ist inzwischen auch langweilig, er will lieber geritten werden. Und das mit vielen Aufgaben, neuen Sachen zum Lernen, und mit viel Trab und Galopp zum Auspowern. Es gibt nichts mit dem ich ihn schneller langweilen und dazu bringen kann sich eigene Übungen zu überlegen als wenn ich Runde um Runde ganze Bahn oder Zirkel in Schritt und Trab reite, das war schon von Anfang an so bei ihm. Wenn es geht dann jetzt am besten 7 Mal die Woche was tun, optimalerweise 2 flotte Ausritte von 1-1,5 Stunden, 3x Reiten in der Halle mit abwechselnd Hütchen zum Drumherumreiten, Cavalettigymnastik, und Seitengängen von 30-45min, je nachdem wie viel Bewegungsdrang er hat, und 2 Mal eher ruhige Tage mit nur 20-30 min Bodenarbeit und Longieren. Nach der Arbeit dann bitte noch kuscheln und gekratzt werden, und ein bißchen mit mir Spielen. Das hängt zum Teil natürlich mit suboptimaler Haltung mit zuwenig Bewegung im Winter zu sammen, die wir wenigstens ansatzweise kompensieren müssen, das zeigte sich aber auch schon als Tendenz im Sommer auf der Dauerkoppel mit tollen Spielkumpels. Die einzige Ausnahme derzeit ist wenn es zu stürmisch ist, das kostet ihn so viel Konzentration und zum Teil auch Schlaf dass er dann nichts tun möchte und natürlich auch nicht muss.

Letztes Jahr, als er 4 war, wäre ihm das viel zu viel gewesen. Da war ein Ausritt von 1 Stunde eine völlige Ausnahme, Reiteinheiten normalerweise nur 20-30 min lang mit deutlich weniger Tempo und Aufgaben, und wir sind nur 3-4x die Woche geritten, was ihm völlig gereicht hat. Anstatt Bodenarbeit und Longieren haben wir einfach frei auf dem Paddock gespielt.

Ich sag nicht dass das bei jedem Pferd so ist, dass man meiner Meinung nach aber bei jedem Pferd darauf achten soll was es individuell und aktuell gerade möchte und braucht.

[ehem User]

Als bekennender Bodenarbeits- und Freiarbeitsfan sehe ich natürlich viele Möglichkeiten, ein Pferd zu beschäftigen, auch ausreichend, ohne zu reiten. Meine Frage bezog sich eher auf die körperlichen Gegebenheiten, und da hatte ich (ohne mich wirklich gut auszukennen) so aus der klassischen Dressur im Hinterkopf, dass die Spanische Hofreitschule und ähnliche Ausbildungen warten, bis die Pferde ca. 7 Jahre alt sind. Und damit soll nicht gesagt sein, dass sie nur rumstehen, sie werden aufs Feinste darauf vorbereitet, geritten zu werden, wenn ihre Wachstumsjahre vorbei sind. Das hatte sich mir eingeprägt und es gefällt mir immernoch sehr gut, auch wenn eure Beiträge mich darin bestärkt haben, dass es kein Weltuntergang ist, wenn ein Pferd bereits mit 5 geritten wird (so als Kaufkriterium).

[ehem User]

Ich glaube, die meisten hier kennen und können auch einige Alternativen zur Beschäftigung und zum Trainieren von Pferden neben dem Reiten.
Von daher wollte hier wohl keiner sagen, dass 'nicht reiten' gleich 'keine Beschäftigung' bedeutet.

Problem ist eben nur, dass auch 'Reiten' nicht gleich 'Reiten' ist - und es ist pauschal wirklich überhaupt nicht zu beurteilen, ob 3-4mal wöchentliches Reiten einem Pferd schadet oder nicht. Es gibt auch Reiterei, da schadet auch ein Tag in der Woche oder im Monat.

Was ich zur Sache mit den Wachstumsfugen bzw. dem Wachstum allgemein noch einfügen wollen würde, wäre, dass sich im Wachstum die Strukturen noch deutlich stärker auf die Anforderungen einstellen können als nach Abschluss des Wachstums.
Das hat ebenfalls nicht ausschließlich mit dem Reiten zu tun, sondern beträfe auch die Bewegung zB auf unterschiedlichen Bodenverhältnissen u.a.
Es kann also unabhängig von der Psyche auch vorteilhaft sein, mit der Arbeit (welcher Art auch immer) nicht erst bis zum Abschluss des Wachstums zu warten.

[jaz]

Soweit ich es von meiner Führung in Erinnerung habe werden in der Spanischen Hofreitschule die Pferde mit 4 Jahren angeritten.

[kolyma]

Ja das ist richtig - die Lippizaner werden auch heute noch 4jährig angeritten.

Was Bodenarbeit angeht... Naja - ich weiß nicht ob man ein Pferd tatsächlich körperlich mit ausschließlicher Bodenarbeit auslasten kann. Wenn ich mein Pferd anschaue kann ich das für mich mit einem klaren "Nein" beantworten. Ich kann unmöglich 2 Stunden das Pferd am Boden bewegen in allen drei Gangarten ohne dem Pferd in irgendeiner Weise zu schaden (das Pferd muss ja ständig Wendungen gehen, selbst auf einem großen Platz, stupide ist das Ganze nach einer halben Stunde auch noch) - aber ich kann locker 2 Stunden durch das Gelände reiten ohne, dass das Pferd geistig oder körperlich ermüdet (wenn dann die entsprechende Gelassenheit und Ausdauer vorhanden ist)

Das geht natürlich auch als Handpferd - aber die Möglichkeit hat man seltenst.

Ich bin auch ein Freund von Bodenarbeit und das hat seinen festen Platz in der Woche. Aber es lastet mein Pferd, welches ein Lauftier ist, meiner Ansicht nach, nicht körperlich aus. Was man davon bekommt ist meist ein eher spannigeres, guckigeres und unausgelastetes Pferd was grad bei Jungpferden von fünf bis sieben Jahren wirklich sehr lustig werden kann... Die Erfahrung hab ich jetzt nicht nur bei meinem Pferd gemacht.