zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

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J.H.
Remonte
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zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

Hallo,

ich habe vor einigen Jahren mein Pferd (Trakehner) von einem kleinen Züchter gekauft, angeritten und in meinem kleinen Stall (5Pferde insgesamt) selbst versorgt. Ich hatte am Stall einen kleinen Reitplatz dabei, konnte also zumindest 6 Monate im Jahr etwas dressurmässig arbeiten, die Restliche Zeit sind wir (meine Einstellerin oder Reitbeteiligung und ich) gemütlich im Gelände unterwegs gewesen. D. h., viel hat mein Traki nicht zu sehen bekommen, wir waren nie auf Turnier, Lehrgang, einer fremden Anlage, in einer Halle, oder sonstwas.

Die Selbstversorgung habe ich im April diesen Jahres aufgegeben. Bedeutete für meine beiden Pferde, dass sie ab dem 1.5. auf eine grössere Anlage (30 Pferde, relativ ruhig) umgezogen sind (Koppelgang mit meinem Alten Pferd zusammen, von 6-21 Uhr, danach in der Nacht Box, 24h Heu  hat sich also nicht wirklich verändert zu meiner Haltung in Selbstversorgung, ausser, dass die Pferde länger draussen sein können und mehr Heu zur Verfügung haben).

Für mein altes Pferd war die Umstellung relativ unproblematisch, für den Trakehner war das extrem aufregend. Das war mir allerdings vorab schon klar. Ich glaube, die ersten 3 Wochen hat er dort nicht geschlafen, war extrem aufgeregt, guckig, etc. Ich habe auch erst nach 2 Monaten wieder angefangen, ihn ganz leicht zu arbeiten, vorher war das gar nicht möglich.

Nun gestaltet es sich so, dass mein Trakehner derzeit extreme Schwankungen in der Leistung hat. Bedeutet, er ist einen Tag richtig klasse, macht mit, konzentriert sich, lässt sich auch mal treiben und es entsteht ein toller Spannungsbogen. Am nächsten Tag kann es wieder komplett anders sein. Guckig ohne ende, vor jedem Wurm auf dem Boden, abgelenkt, kaum dressurmässige Arbeit möglich, Aufregung, raushebeln des Kopfes, dadurch schweissnass schon nach wenigen Minuten, etc. Dann kann ich eigentlich nach 10 Minuten grad absteigen und ihn wieder wegstellen, weil die Reiterei dann eigentlich keinen Sinn mehr hat und es nicht besser wird (schon ausprobiert). Oft macht er dann auch Theater, wenn der Traktor vorbei fährt (langsam!). Wie wenn er noch nie einen Traktor gesehen hätte. In meinem Stall stand er teilweise auf der Koppel direkt neben dem Traktor, wenn wir dort z. B. abgemistet haben oder Äste der Bäume geschnitten und gleich aufgeladen und weggefahren haben. Da ist er hinterher gedappt und fand das toll, in den Hänger mal reinzugucken, wenn wir da aufgeladen ahben.

Also quasi befindet er sich derzeit zwischen Genie und Wahnsinn…..

Regelmässigen Unterricht habe ich auch bei einer sehr guten Trainerin, auch sie ist aber ratlos, dass mein Pferd eben heute so und morgen so ist. In einigen Reitstunden haben wir aufgrund seiner Nervigkeit nur an Basics gearbeitet, in anderen dann, wenn er eben mega-konzentriert ist, auch an Seitengängen, Schulterherein, Wechseln, etc.

Ich verstehe das nicht. Im Grossen und ganzen hat er sich mittlerweile gut eingelebt. Fütterung ist optimiert. Ich füttere eigenes Futter. Heucobs, Mineralfutter, Struktur-Basis-Futter, Magnesium-Tryptophan.

Sattelzeug ist passend. Ich reite mit Startrekk DR, die Sattlerin ist auch regelmässig vor Ort, ebenso wie Ostheo und Zahnarzt. Also eigentlich sollte alles abgedeckt sein, was Probleme bereiten könnte.....

Ich reite auch nicht ständig dressur, ich versuche, ihm die Woche mit Pausen, Equikinetik, Bodenarbeit und etwas Reiten so abwechlsungsreich wie möglich zu gestalten.

Mir ist schon klar, dass es ein Pferd und keine Maschine ist, aber sowas habe ich so in diesem Ausmass auch noch nie gehabt.

Hat von euch einer einen Tip, wie ich diese Schwankungen besser in den Griff bekommen und die Nervigkeit evt. etwas verbessern kann? Bin momentan echt sehr ratlos….
Gentiana
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von Gentiana »

Klingt für mich schon nach Stress :nix:
Ich hatte mal ähnliche Symptome bei meinem Pferd in einem Stall, in dem die Haltung für sie überhaupt nicht passte (war aber kein Vergleich zu dem, was du beschreibst).
Kannst du ausschließen, dass da im Stall was passiert (also wenn du nicht da bist), was ihm unbehaglich ist ?
Wie ist er denn "drauf", wenn er Auslauf hat ?
Zeigt er diese Nervigkeit auch bei euren anderen Unternehmungen oder nur beim Reiten ? Das hab ich jetzt nicht so richtig rauslesen können...
J.H.
Remonte
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

Dass im Stall etwas vorfällt, kann ich definitiv ausschliessen. Ist wirklich ein guter Stall, dort wird auch ordentlich mit den Pferden umgegangen.

Die Haltung hat sich auch verbessert, im Vergleich zu meiner Selbstversorgung. Die Pferde haben dort 24 Std. Heu an einer Raufe, das hatten sie vorher bei mir nicht. Der Aussenaufenthalt ist auch länger, als es bei mir der Fall war. Die Böden sind besser, kaum Matsch.

Eigentlich ist somit ja alles optimiert.

Die Nervigkeit hat er auch bei allen anderen Aktivitäten. Bei der Equikinetic hab ich aber oft den Eindruck, dass er da mehr nach den Hütchen guckt und nciht durch die Gegend. Daher ist er da wesentlich konzentrierter und lässt sich nicht so schnell ablenken.

Vielleicht sollte ich mal Hütchen zum Reiten aufstellen?
J.H.
Remonte
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

ach so, wenn er Auslauf hat, ist er immer aktiv. Ist auch ein Pferd, was sich gerne bewegt. Also kein Faulpelz, eher was flottes.
Gentiana
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von Gentiana »

Oder "reicht" ihm der Auslauf mit deiner älteren Stute nicht ? Wenn ich mal bei uns so gucke, da geht bei den Wallachen ganz schön "die Post ab", während das bei den Stuten doch eher ruhiger ist...
Das könnte ich mir jetzt noch so vorstellen, obwohl du ja geschrieben hast, dass es vor dem Einzug in den Stall auch so war.
J.H.
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

ist ein älterer Wallach. Der macht schon auch mal mit, aber einfach auch nicht mehr so wild, wie der jüngere es gern hätte. Meine RL meinte letztens, eigentlich müsste mein Pferd auf einer RIESEN Weide stehen, mit vielen Artgenossen, die gemeinsam richtig toben können. Leider ist das bei uns in der Region nicht möglich, Hektarweise Koppeln zu finden. Und wie gesagt, vorher war es eigentlich nicht besser, sondern eher schlechter. Das einzigste, was sich verändert hat, dass es vorher eben im Kleinen Stall ruhiger war (Weniger Leute, weniger Pferde, keine Fremden, nicht so viel Trubel auf dem Hof, etc.). wobei auch der neue Stall echt im vergleich zu anderen Anlagen recht ruhig ist. Die Leute verteilen sich den ganzen Tag über die komplette Anlage, so dass jetzt nicht abends 5 Leute gleichzeitig in der Halle sind (Oder mehr). Meist bin ich wirklich allein oder maximal zu zweit in der Halle.
J.H.
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

aber dadurch, dass halt immer mal jemand über den Hof läuft, der Stallbesi den Mist fährt, etc, gibt es halt wesentlich mehr zu gucken, als bei uns auf dem heimischen Hof.
Ramona
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von Ramona »

J.H. hat geschrieben:Das einzigste, was sich verändert hat, dass es vorher eben im Kleinen Stall ruhiger war (Weniger Leute, weniger Pferde, keine Fremden, nicht so viel Trubel auf dem Hof, etc.).
J.H. hat geschrieben:aber dadurch, dass halt immer mal jemand über den Hof läuft, der Stallbesi den Mist fährt, etc, gibt es halt wesentlich mehr zu gucken, als bei uns auf dem heimischen Hof.
J.H. hat geschrieben:ich versuche, ihm die Woche mit Pausen, Equikinetik, Bodenarbeit und etwas Reiten so abwechlsungsreich wie möglich zu gestalten.
Vielleicht hat er ja jetzt schon zu viel Abwechslung, weil auf dem Hof so viel passiert? Hast du schon mal versucht über einen längeren Zeitraum (also mehrere Tage oder ggf. auch Wochen) nur eine Sache zu machen, also z. B. nur Reiten oder nur Longieren etc. Wenn nicht, probier doch das mal aus. Es gibt nämlich auch Pferde, die Abwechslung gar nicht so sehr mögen.
J.H.
Remonte
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von J.H. »

Ok, daran hab ich noch nicht gedacht. Das könnte ich mal ausprobieren. Danke.
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Nelchen
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Re: zwischen Genie und Wahnsinn.... Leistungsschwankungen bei der Dressurmässigen Arbeit

Beitrag von Nelchen »

Manchmal liegen solche Stimmungsschwankungen doch schon am Stoffwechsel. Wenn da was quer schießt, Mangel vorhanden ist, oder Überschuss, dann bilden sich zu viele Schlackestoffe und die Neven liegen blank. Trakehner sind manchmal nicht einfach. Es sollen laut Zuchtziel genügsame Sportler sein, vielfach ist VB eingekreuzt worden. Das Sprichwort, welches es da gibt, existiert nicht umsonst! ;) Ich schätze, 24h Heu könnte zu viel Futter für zu wenig Bewegung sein, für einen genügsamen Sportler.
Die Abstammung ist bei Trakehnern auch nicht zu unterschätzen, was die Ausgeglichenheit angeht.
LG Katrin

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