Diät-Offenstall

[Sheitana]

Eine (zumindest derzeit noch) hypothetische Frage, wo mich aber doch mal eure Meinungen interessieren....

Es gibt ja nun immer mehr EMS-, Cushing- und andere stoffwechselproblematische Pferde, die immer weniger oder gar kein Gras vertragen.
Andersherum gibt es - zumindest bei uns - aber kaum Haltungslösungen dafür.
Da heißt es dann 24h Weidehaltung und bei Rehegefahr wird dann halt nur minimal Gras weitergesteckt. Sonst werden die Pferde schließlich zu dick und bekommen Rehe.... Völliger Unsinn wie wir wissen, lange Fresspausen etc. pp mit allen Folgen die wir so kennen....
Oder aber man hält die Pferde komplett graslos und stellt sie auf den Paddock. Der so groß ist wie eine Hutschachtel. Ballen in die Raufe, Netz halbherzig drüber, was passiert? Richtig, das dicke Pferd steht den ganzen Tag am Heu und bewegt sich keinen Meter.

Wenn man nun einen Diät-OS anbieten würde. Also ein schicker OS nach Paddock Trail, mageres Heu aus Netzen mit verschiedenen Bewegungsanreizen, aber völlig ohne Weide.... Ob sowas angenommen würde? Ich hab da immer die Pferdebesis im Kopf die sagen "mein armes Hascherl, gaaaar kein Gras?????" Oder würden die Leute sagen "hey cool, mach ich sofort".

Meinungen?

[ehem User]

also, ja, ich kenne auch leute, die überzeugt sind, die pferde wären ja soooo unglücklich und würden seelisch schaden nehmen ohne gras. obwohl selbige pferde sofort fühlig werden, wenns gras gibt... suefz...

ich finde total wichtig, dass man die gruppe der ems-gefährdeten pferde endlich nicht als krank sondern als angepast an andere bedingungen anerkennt und aus der enorm stressigen dauerdiät mit langen futterpausen rausholt. hab lschon öfter gedacht, zufriedenstellende offenstallkonzepte für diese pferde fehlen noch.
ihnen eine haltung bietet, die versucht, die bedingungen zu simulieren, an die sie angepasst sind - nämlich dauerhaft suchen müssen, um ausreichend SEHR NIEDRIGKALORISCHER nahrung zu finden. nicht stundennlang hungern und 2 mal am tag hochkalorisches zeug fressen.
ganz ehrlich, für wie viele pferde würde das das leben wirklich verbessern. mit passender futterQUALITÄT ist denen psychisch VIEL mehr geschenkt als mit 1 std wiese am tag zu langen futterpausen.

ich denke, dass das bewusstsein für die problematik und das verständnis wächst. ich würde an deiner stelle - wenn du konkrete pläne hast - in deiner region bissl marktforschung betreiben.

meine unterstützung hättest du, hab nur dummerweise kein pferd

[calista]

Gibt es bei uns. Wahlweise kann max 4 h Weidegang dazu genommen werden, muss aber nicht. Mit (künstlichem) Feldherrenhügel zum spielen und toben, Baumstämmen querliegend zum klettern und gr0ßzügigem Paddock mit unterschiedlichen Böden. Heu allerdings ad lib aus Raufen mit 3 cm Netzen drüber.

[Lottehüh]

Also ich muss gestehen, ich gehöre zu der Fraktion „Gaaar kein Graaas? Mein aaaarmes Pferd!“. Habe allerdings zwar ein Stoffwechselpferd (KPU / Ekzem), aber eben nicht rehegefährdet.

Ich finde allerdings, dass Gras, Koppel, das gemeinsame Grasen, herumlaufen auf der Suche nach dem tollsten Gras einfach zum Pferdsein dazugehört. Ein Pferd ist ja ein Dauer-bewegt-esser, das heißt, gehen und essen gehört für mich einfach in Kombination zum Pferd. Und das können wir schon nur begrenz bieten (die wenigsten haben von November bis März noch Gras).

Für mich wäre eher ein guter Ansatz, den Pferden Heu und Gras zu bieten, welches sie essen können, also darauf zu achten, welche Zusammensetzung / Gräser drin sind, wie gedüngt wird, wann geschnitten etc.. Das ist jetzt natürlich graue Theorie, weil ich eben kein Pferd habe, das vom Gras Anschauen gleich Rehe bekommt. Und ich weiß auch, dass es total schwierig ist und man ja auch nicht alles selber machen kann. Ich für meinen Teil muss aber sagen, dass ich schon arg verzweifelt sein müsste, um meinen Pferden Gras komplett zu verwehren.

[Sheitana]

Wo bist du her, Calista?

Ja Moshe, sowas stellen wir uns vor. Ca. 1,5 Hektar nach Paddock Trail (für 15 Pferde +/- je nach Größe, Verträglichkeit etc.) mit eben allem, was dazu gehört.
Heu grundsätzlich ad libitum aus 3cm Netzen, aber aus zeitgesteuerten Raufen. Sprich es sind immer mehrere Raufen offen, also immer Heu da, aber nicht immer alle/dieselben, sodass die Pferde auch mal laufen und suchen müssen um die offenen Raufen zu finden.
Idealerweise genug Land um das Heu selbst zu machen und entsprechend Schnittzeitpunkt und vor Allem auch -höhe selbst wählen zu können.

[Sheitana]

@ Lottehüh Dieses "gemeinsame Wandern" würden wir eben versuchen dadurch zu simulieren, dass die Pferde nach Heu "suchen" müssten.
Klar, das ist immer noch etwas ganz Anderes als Gras.

Das mit dem optimal geeignetem Gras ist nämlich so ein Problem. In unseren Planungen derzeit beschäftigen wir uns natürlich auch intensiv mit der Weidepflege, denn was wir gar nicht haben wollen ist nach 3 Jahren absolut ungepflegte Weiden mit jede Menge Bewuchs außer dem, den wir haben wollen.
Und da kommt man tatsächlich in einen Konflikt, denn die Flächen, die man haben müsste um eine solche Anzahl an Pferden auf optimalen Gräsern zu halten, dass es sich auch rechnet...
Nun, entweder, wir wandern dann nach Kanada aus, oder wir müssen hier Kompromisse schließen....

Die meisten Pferde kommen ja mit einer in meinen Augen optimalen Haltung aus OS und meinetwegen 4-12h Weidegang je nach Pferd super zurecht.

Zielgruppe für uns wären wirklich die Pferde, die gar kein Gras mehr vertragen und alleine bei uns im Umkreis kenne ich davon ein paar (und nicht alle leben derzeit ohne Gras ).

[Wallinka]

Wobei "gar kein Gras" ja durchaus auch ein vorrübergehender Zustand sein kann. Meine Shettydamen haben die ersten vier Jahre wirklich kein Gras vertragen, zehn Minuten grasen und sie liefen fühlig. Dieses Jahr konnten sie nach anweiden problemlos 2xtgl für eine Stunde ins Gras mit Mauli. Ihr Stoffwechsel hat lange gebraucht, aber jetzt scheint er stabil zu sein.

[Sheitana]

In einen OS mit Gras umziehen wäre ja immer im Bereich des Möglichen....
Denke gibt aber genauso Pferdebesitzer die sagen nach x Rehen lieber kein Versuch mehr

[Cate]

Wir haben bei entsprechender Nachfrage das ja auch schon so gemacht, den Pferden hats gutgetan - auch wenn mein Herz manchmal etwas geblutet hat - im Moment hab ich halt keine passenden Pferde dazu, und Nora alleine mag ich das nicht "antun"
Ich würde es so planen, dass die Diätpferde evtl. später im Jahr, ab Mitte Juni/Juli oder so, auch stundenweise aufs Gras können, alos z.B. die Weiden innerhalb des Tracks schön überständig werden lassen, und dann könnte man z.B. über Chip + Selektionstor bestimmte Pferde rauslassen, und eine Stunde später kommt Mensch und sammelt sie wieder ein.

[trollpony]

Ich denke schon dass sowas angenommen würde, insbesondere bei einem wirklich langen+abwechslungsreichen Trail, kombiniert mit der Heusuche für Abwechslung/Beschäftigung und Bewegung...

- aber vielleicht noch nicht von der Mehrheit der Pferdebesis, aus dem einfachen Grund dass so ein Stall meiner Meinung nach teurer sein müsste als 7 Monate 24h Koppel + Winter auf kleinem Paddock, also einfach wegen dem damit verbundenen Zeit- und Arbeitsaufwand + ganzjährig Heu. Auf der anderen Seite überlegst du ja "nur" für ca 15 Pferde, ich kann mir nicht vorstellen dass du Probleme haben wirst soviele Einsteller zu finden!