Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Moderator: Sheitana

ehem User

Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von ehem User »

Hallo zusammen,

ich hoffe ihr könnt mir mal ein bisschen bei meinen Überlegungen helfen.
Pfingsten hab ich meine Stute von der Weide geholt und eine dicke Sehne festgestellt, bzw. ein Ei am Röhrbein ca. 5 cm unter dem Vorderfußwurzelgelenk links gespürt. Dienstag dann gleich den Tierarzt geholt. Der hat es natürlich bestätigt. Ca. 1/4 der Sehne ist beschädigt.
Jetzt zu meinem Problem. Eigentlich soll sie ja erst mal in der Box stehen. Das ist mit ihr aber unmöglich. Vor 2,5 Jahren hatten wir einen Unterstützungsband-Riss vorne rechts. Das war schon ein Drama. Sie steht nicht, sondern dreht den ganzen Tag in der Box wenn sie ihre Weidekumpel nicht sieht. Abends war kein einziger Strohalm mehr zu finden und der komplette Mist am Rand aufgetürmt. Sie hat so gelitten, dass ich sie nach ein paar Wochen getrennt von den Anderen auf die Weide geschickt hab. Es ist alles gut gegangen und prima verheilt.
Dieses Mal hab ich ihr dann ein Paddock auf der Weide gebaut und jeden Tag umgesteckt. Zwei Tage alles gut, am dritten Tag hat sie den Zaun niedergewaltzt und am vierten Tag ist sie wieder so sehr im Kreis gelaufen das ich abends die Löcher und Laufspuren in der Weide zuschütten musste.
Ich habe sie jetzt mit einer ruhigen Stute auf einer kleinen Weide stehen. Ihre Welt ist wieder in Ordnung aber das Bein wird nicht besser. Es ist immernoch genauso dick und warm wie vor 1,5 Wochen. Ich weiß das braucht Zeit, aber sollte es nicht schon wenigstens ein bisschen besser sein?
Die einzige Möglichkeit damit sie einigermaßen steht wäre warscheinlich ein Stallwechsel. Aber soll ich ihr den zumuten? Es gibt einige Ställe in der Umgebung bei denen die Pferde nicht, oder zumindest nicht alle gleichzeitig auf die Weide kommen. Da wäre dann wohl immer eins in ihrer Nähe. Ob sie dort dann ruhiger steht ist natürlich auch unklar. Käme auf einen Versuch an.

Noch kurz zu den momentanen Haltungsbedingungen: Paddockbox mit ganztägigen Weidegang. Wenn die Anderen auf der Weide sind, sind sie für sie in der Box nicht mehr zu sehen da das Gelände hügelig ist.
Zum Pferd: 19jährige Gelderländer-Mix Stute. Dressur und Gelände/Wanderritte geritten.

Was soll ich nur machen? Einfach weiter laufen lassen oder Stall wechseln und stehen lassen? Wie würdet ihr entscheiden wenn es um euer Pferd gehen würde?

Das letzte Wort hat natürlich mein Tierarzt, aber eure Meinungen und Erfahrungen interessieren mich auch sehr.

Ich danke schon mal für´s lesen und hoffe auf ein paar gute Denkanstöße.

LG
Feuerhexe
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Sheitana
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von Sheitana »

Ich würde das Pferd auf der Weide lassen. Ob es in der Box stehen bleibt oder nicht, würde ich es bei einem Sehnenschaden nicht fest aufstallen.
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SCvet
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von SCvet »

Hi,

ich hatte vor nicht ganz 30 Jahren das Problem eines Sehnenschadens (Oberflächl. Beugesehne Vorderbein) bei meiner damaligen Vollblüterin. Sie kam damit täglich für einige Stunden mit 1-2 anderen ruhigen Pferden für einige Stunden in den ebenen Auslauf (etwas größer als Reitplatz). Zusätzlich bekam sie im Stall stundenweise Eispackungen wechselnd mit Wärme (hab´nicht ich gemacht, da damals viel zu ahnungslos. Bekam sie, wenn ich mich recht erinnere, über einige Wochen. Ach ja, und keine Schmerzmittel, sprich Buta oder ähnliches). Sehne ist bei ihr problemlos abgeheilt und hat nie wieder Probleme gemacht.

Haltungsbedingungen waren eher nicht gezielt angepaßt, sondern Anfängerglück für diese Situation. Der mehrstündige Auslauf damals in der Gegend war sowieso Luxus (Boxenhaltung häufig ganz ohne Freilauf üblich), und die Gegend und somit der Auslauf war bretteben. Eines der drei weiteren Pferde war eine Stute mit mehr als 20 Jahren, daher ruhiger.

Heilungsdauer war, glaube ich, ca. 3-4 Monate.

Die ersten paar Tage stand sie im Stall (hatte dort nur die Möglichkeit, sie selbst rauszubringen), bevor ich mit ihr umzog, und was ich mich erinnere, war optisch auch einige Zeit keine Verbesserung zu bemerken.

Ich würde auch heute ein Pferd mit Sehnenschaden möglichst rauslassen (soferne nicht ganz durch), allerdings gezielt auf ebene Fläche, möglichst rutschfreien Boden und nur ruhige Gesellschaft achten, um das Risiko für Extrembelastungen möglichst zu reduzieren.

Das mit kleiner Weide + ruhiger Gesellschaft klingt doch schon gut. Wenn du da noch zusätzlich physikalische Therapie zur Heilungsunterstützung machst...

Stallwechsel kann gut gehen, kann aber durch Verlust der vertrauten Pferde auch mächtig Streß bedeuten, abhängig vom individuellen Pferd und der Situation im aktuellen wie im neuen Stall. Würd´ich eher nur machen, wenn sich Pferd im aktuellen Stall eher unwohl fühlt oder es rundherum deutlich nicht paßt.

Gute Besserung für die Dame!

Viele Grüße

Carola
calista
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von calista »

Aus Erfahrung am eigenen Leib weiß ich, Sehne dauert. Ich würde es bei den jetzigen Haltungsbedingungen belassen, evtl. vorsichtig z.B. mit Spolera Salbe eincremen oder Retterspitz-Umschläge machen.
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Muriel
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von Muriel »

ohje, erstmal alles Gute!
Bis so eine akutschwellung weggeht, können einige Wochen bis Monate ins Land gehen. Ich würde auch - -gerade wenn das Pferd auf Veränderungen/Einschränkungen so gestresst reagiert - keinen Stallwechsel in Betracht ziehen, sondern versuchen im jetzigen Stall die Bedingungn so gut wie möglich zu nutzen.

Ich hatte für mein Pony damals auf der Koppel "Labyrinth" gebaut, also ein langes schmales Stück Weide, neben den anderen, das ich durch Querzäune so unterteilt habe, dass er zwar viel Raum hatte, aber nicht galoppieren konnte, weil er alle fünf Meter vor dem nöchsten Zaun stand.
das sah dann so aus:
Bild

er hat zweimal versucht herumzusausen und es dann sein gelassen und sich den Rest des Tages im Schritt bewegt.

Gut für die akute Schwellung sind Wasseranwendungen (mit "Tagwarmen" wasser, (also nicht eiskalter Wasserschlauch) mit dem Schwamm ausdrücken und drucklos am Bein herunterlaufen lassen; dann heparinhaltigen Salben und zur weiteren Unterstützung Profelansalbe (mit Arnika)
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
bine_mn
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Ich hab mein Sehnenschaden-Pony letztes Jahr auch entgegen der TA-Meinung im Offenstall+Weide belassen (30-Pferde-Herde). Ich hab ihn einfach 1/2 Jahr nicht geritten und leben lassen. Es ist alles rückstandslos verheilt, nichts vernarbt. Es war allerdings auch kein Riss/Anriss, sondern nur das Unterstützungsband zerfasert/Löchrig, dafür aber beidseitig vorne.
Ein anderes Pferd blieb ebenfalls mit stärkerem Schaden in dieser Herde, das ist jetzt auch über 1 Jahr her und die Sehne ist komplett beulig geblieben, das Pferd läuft aber und wird auch wieder geritten. Das ist scheinbar so verhärtet verheilt. Sie hatte nie einen TA dran, sie hätte das Pferd auch nicht separat stellen können (wg. Herdentrieb).

Gruß Sabine
ehem User

Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von ehem User »

Hallo,

danke für eure Antworten. Schön zu lesen das ich nicht so ganz falsch liege mit meinem Bauchgefühl. Ich habe die Zwei heute lange beobachtet. Sie stehen total ruhig auf der Weide. Einen Hüpfer oder Spurt kann ich natürlich nicht verhindern, aber das könnte ich in der Box auch nicht. Meine Dicke galoppiert aber zum Glück auch nur sehr selten freiwillig. Wenn sie sich mal schneller als im Schritt bewegen muss, ist Trab ihre bevorzugte Gangart.
Schmerzmittel bekommt sie überigens nicht. Sie zeigt auch überhaupt keine Schmerzreaktion, geht im Schritt auch nicht lahm. Im Trab sieht man nur in tiefen Boden das sie ab und an mal etwas einknickt.
Ich lasse sie dann also erst einmal auf der Weide und werde das Bein weiter gut beobachten und versorgen.

Das mit dem Labyrinth ist ja eine super geniale Idee!!! Ich denke ich werde auch ein paar Schikanen auf die Weide bauen. Muss mir nur noch überlegen wie ich das am besten verwirkliche.


Das ist überigens die Stelle an der ich den Paddock auf die Weide gebaut habe. Da hatte ich es aber schon wieder zugeharkt und so gut es ging begradigt. Das hat sie innerhalb weniger Stunden so zugerichtet. Geht also gar nicht!
Foto0002.jpg
Habe aber gleich noch eine Frage.
Würde es Sinn machen Blutegel anzusetzen? Hat eine Freundin mal bei ihrem Pferd gemacht und gute Ergebnisse erziehlt. Ging bei ihr allerdings um Schale, wenn ich mich recht erinnere. Schaden kann es ja eigentlich nicht, oder?
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Muriel
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Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von Muriel »

Blutegel sind immer prima *nick* allerdings solltest Du das Bein dann einige Tage mit nix eingeschmiert haben - die Tierchen sind da doch recht heikel in Punkto Geschmack.
Wichtig ist, den Sehnenbereich irgendwie im Stoffwechsel anzuregen. Deshalb zb eben ein bis zweimal täglich mit kalten bis mässig warmen Wasser befliessen lassen, danach evtl für zwei Stunden einwickeln, wieder auswickeln, wieder Luft dran lassen und auf hartem Boden spazierengehen (wegen der Rückprallenergie, die gibt auch Impulse für die Sehne).
Minimale Massage kann man auch machen an dem Bein, wenn die akute Entzündung raus ist, damit verhindert man ein zusammenkleben der Sehne (was vermutlich bei dem beulig gebliebenen Pferd nie gemacht wurde - nur so ein Verdacht, weil auch kein TA dran war).
Habt Ihr einen Ultraschall gemacht? Finde ich immer sinnvoll damit man den Umfang des Schadens bestimmen kann und nach einigen Wochen den Heilungsverlauf sehen kann.
Weiterhin :gb: :gb:
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
ehem User

Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von ehem User »

Ok, dann werd ich mir mal diese kleine Ekeltierchen besorgen.
Ultraschall wurde gemacht, finde ich auch sehr wichtig. Da kam ja heraus das ca. 1/4 der Sehne beschädigt ist.
Kühlen kann ich leider nur einmal am Tag. Würde ich gerne öfter machen, aber das lassen meine Arbeitszeiten nicht zu.
Spazieren gehen wir auch ca. 20 Min. am Tag auf Asphalt. Die Weide auf der sie jetzt steht ist zum Glück auch sehr eben, trocken und somit auch hart. Das dürfte dann ja auch fördelich sein.

Danke für den Tipp das Bein vor der Blutegelbehandlung nicht einzuschmieren. Das hätte ich mit Sicherheit falsch gemacht und mich gewundert warum mein Pferd nicht schmeckt. :lol:

Wenn ihr noch andere Ideen habt - immer her damit. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden wie sich das weiter entwickelt.
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Vine
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Registriert: Di 15. Mai 2012, 22:39

Re: Sehnenschaden - Weide oder Stallwechsel?

Beitrag von Vine »

Guten Morgen,

auf der Wiese lassen würde ich mein Pferd in solch einem Fall wahrscheinlich auch. Falls du mal googlen möchtest: Ich verwende mit wachsender Begeisterung das Restitutionsfluid von Broncosan (auch an mir selber). Vielleicht wäre BoT auch etwas? Allerdings habe ich mit "Sehne" und BoT keine Erfahrung...

Gute Besserung fürs Pferd!
Es grüßt die Alex!
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