Das Reitwaisen Forum

Ich habe ein neues Problem mit der Stute. Sie hat ja vor kurzem ihr Fohlen bekommen, alles soweit in Ordnung.
Vor zwei Tagen hat sie mich gebissen, wir hatten das auf die neue Situation mit dem Fohlen und so weiter vermutet.
Heute aber hat sie auch meine Tochter gebissen und zwar geht es rein ums Futter. Meine Tochter wollte sie auf die Koppel locken mit
Futter. Die Stute ging dann auch mit und im nächsten Moment beißt sie zu, weil sie das Futter nicht bekommen hat wie sie wollte.
So war es vor zwei Tagen auch. Ich hatte ihr Futter in der Hand welches sie nun bekommt und wollte es in ihr Trog machen. Es ging
ihr wohl nicht schnell genug und schon biss sie mich.
Das hat jetzt nichts mit der neuen Situation des Fohlen zu tun. Bevor sie das Fohlen bekommen hat, legte sie auch immer die Ohren an
wenn es ums Futter ging, hat aber nie zugebissen.
Wie kann man das ihr nun beibringen ohne selbst in Gefahr zu geraten zerbissen zu werden. Mir fällt im Moment so gar nichts ein um
ihr das abzugewöhnen. Habt ihr da vllt. Vorschläge?

Also es gibt einige Dinge, die gehen bei mir reflexartig. Meine 2 jährige hat mich mal beim führen in die Schulter gezwickt, da hab ich ohne auch nur eine Sekunde darüber nach zu denken ihr von rechts eine auf die Nase gezimmert. Selbst wenn ich hätte anders reagieren wollen, war das wirklich ein reflex und 100% Tig richtig vom Timing, sie hat mich daraufhin angeschaut und gekaut und es kam auch nie wieder vor.

Problem 1: Locken mit Futter:
Habt ihr schon mal Höflichkeit beim Füttern mit ihr geübt?
http://www.wege-zum-pferd.de/2008/03/27 ... ter-loben/
http://www.wege-zum-pferd.de/2009/04/21 ... h-shaping/
(und auf alle Fälle aus Eigenschutz Handschuhe tragen)
Problem 2: Futter in den Trog geben
In diesem Fall würde ich das Pferd ab dem Moment, wo ich seinen Wohnbereich betrete (Paddock/Stall) solange deutlich auf Abstand halten, bis ich das Futter im Trog hab, beseite trete und ein "du darfst fressen" Kommando gegeben habe. Wenn das Pferd sich freilaufend nicht auf Abstand halten läßt, würde ich das mit Zweitperson/Halfter und Strick machen. Bei den Pferden, mit denen ich in den letzten Jahren zu tun hatte, hat das die "Futterbeißerei" innerhalb kurzer Zeit zum Verschwinden gebracht.

Sie wird sich nicht freilaufend auf Abstand halten. Das habe ich ja gesehen, als ich sie Füttern wollte, da ist sie ja direkt auf mich zu und hat
gebissen.
Ich habe eben noch mal mit meiner Tochter darüber gesprochen und nun kam sie mit der Wahrheit raus. Sie hatte Futter im Topf und
wollte die Stute damit auf die Weide locken. Auf der Weide angekommen hat die Stute aus diesem Topf etwas gefressen. Der Topf war zu klein
für sie, so dass sie nicht genug raus bekommt, da dreht sie sich um und hat meine Tochter getreten. Also nicht gebissen so wie sie es bei mir getan
hat sonder wirklich gezielt getreten.

Schließe mich da Wallinka an. Erstens würde ich mit Futter nicht locken.

Höflichkeitserziehung kann man hier prima nutzen, nicht nur, was die Fütterung aus der Hand angeht. Auch das Füttern aus z.B. einem Eimer kann man damit üben. Das Pferd lernt dadurch, daß es schneller ans Futter kommt, wenn es z.B. den Kopf wegdreht, drei Schritte zurück geht, generell Abstand hält.

Beispielsweise kann man bei einem festen Trog in einer Box immer dann etwas Futter hinein geben, wenn das Pferd sich gerade abwendet oder am besten in die entgegengesetzte Ecke verschwindet. Benötigt halt anfangs recht viel Geduld, weil man abwarten muß, bis das Pferd nach der ersten Futtergabe wieder das Interesse verliert. Aber konsequent durchgezogen lernen sie recht schnell, daß es nur Futter gibt, wenn sie Abstand halten. Fürs Üben wäre es optimal, wenn zwischen dir und Pferd ein fester Zaun oder eine feste Wand sind, so daß du nicht angegriffen werden kannst, aber bequem an den Trog kommst.

Nebenbei frag ich mich, ob das ein Verhalten ist, das die Stute noch von früher kennt, weil sie es da brauchte, oder ob sie irgendeinen Mangel hat, wenn der Hunger so groß ist.

Eine ganz andere Frage geht mir durch den Kopf. Die Stute hat nun einen deutlichst erhöhten Futterbedarf, um den Fohlenbedarf über die Milch zu decken. Ist sie ausreichend mit Futter abgedeckt?

Ja die Stute ist ausreichend versorgt, hat Heu zur freien Verfügung und auch die Weide ist Tag und Nacht auf wo sie rauf kann.
Ich glaube auch, das hat was mit ihrer Vergangenheit zu tun, wurde natürlich beim Kauf verschwiegen. Aber definitiv ist das zu
gefährlich und geht nicht. Ich werde mal gucken, ob ich den Trog so anbringen kann, das wir nicht in die Box müssen. Das Risiko
ist mir dann zu gefährlich, denn sie kommt wirklich auf einem zu und beißt bzw. tritt.

Das finde ich eine vernünftige Idee. Fürs erste die Situation vermeiden, euch in der Zeit besser kennenlernen und später nochmal auf das Thema zurückkommen.

Ich habe mit der Vorbesi gesprochen. Ihre Pferde bekommen kein Futter also kein Müsli oder ähnliches. Auch die Stuten die gefohlt haben nicht, also
die Pferde kennen es nicht.
Ich habe jetzt den Trog aus dem Stall entfernt und an die Stalltür befestigt. Heißt, wenn ich Futter
rein mache, kommt sie nicht gleich ran, sie kommt auch nicht durch den Toreingang, da habe ich ein Balken vor gemacht. Ich mache nun Futter in den Trog und sie muss solange warten bis ich ihr erlaube ran zu gehen. Habe natürlich eine Gerte zur Vorsicht dabei. Meint ihr, der Weg könnte gehen?

Wie bringst du sie dazu, so lange zu warten, bis du die Erlaubnis gibst?

Beim Weg dahin, daß sie auf Abstand abwartet, bis das Futter im Trog ist, kann man sich überlegen, wie man das Pferd dazu bringt, daß es selbst entscheidet zu warten.

Wenn Futter im Trog ist, das Pferd hin möchte und durch dich (z.B. durch Gertenfuchteln) daran gehindert wird, den Trog zu erreichen, dann wird es gezwungen zu warten. Sie wird dies vermutlich zukünftig nur dann tun, wenn man die Gerte dabei hat und das Futter verteidigt.

Ein anderer Weg ist der, daß du dich mit dem Futter außer Reichweite vor den Trog stellst. Und du gibst erst dann Futter in den Trog, wenn das Pferd sich nicht mehr um den Trog kümmert und irgendetwas in einer anderen Ecke der Box zu tun hat. Das heißt, du bietest dem Pferd ein Muster an: Wenn du vor dem Trog stehst, bleibt der Trog leer. Wenn du dich vom Trog abwendest und (z.B.) einen Meter Abstand hältst, findest du nachher Futter darin.
So hat das Pferd die Chance selbst zu entscheiden, ob es drängeln möchte und leer ausgeht oder ob es zur Seite geht, wartet und dafür Futter bekommt.
Heißt aber natürlich, daß man zur Fütterungszeit selbst ein wenig Geduld mitbringt und abwarten kann.