Wenn Du ein Pferd wärst...

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Scheckenfan
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Scheckenfan »

plüschtiger hat geschrieben:Übrigens, Lisa-Marie, bitte nicht angegriffen fühlen - ich (und ich denke, Kolyma ebenso) beziehe mich da nicht auf dich, sondern meine das generell. :-)
*unterschreib*

Und auch das, mit der "Männergeschichte". Wobei ich schon glaube, dass es möglich ist, dass das Pferd damit happy war - wenn da kein Ehrgeiz, keine Leistung, keine Regelmäßigkeit, kein Zwang hintersteckte. Hin und wieder mal durch den Wald trödeln und der Reiter geht mehr auf's Pferd ein als dass er selber etwas "will".

Aber DAS könnte ich zum Beispiel nicht :nix:
Ich habe so schnell eine Vorstellung/Hoffnung/Idee, und wenn ich das nicht umsetzen kann weil mein Pferd mich nicht versteht, gibt das Frust.

Und :five: plüschi: Ich kenne da auch nur ganz gruslige Exemplare, mit Senkrücken + Muskelatrophien etc. pp. *grusel* :angst:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

...um vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen:
Hat das Pferd tatsächlich Spaß - weil es nichts anderes kennt? Oder nicht weiß, wie es auch sein könnte?
Für mich - aber das ist eben wieder MEINE Denke, als Mensch, als 'Plüschtiger' im Speziellen - machen Dinge auch fürs Pferd mehr Spaß, je besser der Ausführende dazu in der Lage ist. Je mehr Kraft, je mehr Balance, je mehr Bewusstsein etc. pp.

Aber das ist vielleicht schon OT, sorry.


Scheckenfan, zum letzten Punkt: Ich habe oft den Eindruck, solche Pferde rennen beispielsweise einfach aus Schmerzen. :nix:
Ein Senkrücken muss nicht zwingend angeritten sein, aber Muskelatrophien ganz klar (und beim Senkrücken bin ich dann persönlich wieder Meinung, da habe man als REITER sowieso zwingend die Pflicht, aktiv dagegen zu arbeiten).
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kolyma
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von kolyma »

Finde ja immer "Spass" ist so ne ganz menschliche Sache. Alles muss gezwungener Maßen Spass machen. ich ertappe mich ja selbst dabei, dieses Wort viel zu oft in den Mund zu nehmen.
Ich weiß nicht, ob ein Pferd "Spass" beim geritten werden empfindet - aber ich kann defitniv sagen, dass mein Pferd locker, losgelassen und entspannt ist, wenn es geritten wird. Und das kann sich definitiv nicht schlecht anfühlen. Denn locker sein ist definitiv besser als angespannt sein *ggg*

Was das rumdödeln im Gelände angeht. Das Eine schließt das Andere doch null aus. Ich kann mit meinem Pferd an Dressur arbeiten und gleichzeitig ohne Sattel und Trense am Halfter und hingegebenen Zügel durchs Gelände gondeln. Warum nicht? Ich bin nicht konsequent genug, im Gelände auch noch ans höchstkorrekte Reiten zu denken. Allemal achte ich darauf, dass er vor lauter Entspannung nicht einpennt - das wars aber schon. Es gibt ja nicht nur schwarz und weiß - sondern viel dazwischen. Und mein Pferd kann das sehr gut unterscheiden.

Zu der "Männergeschichte" - nunja, Pferde sind ja extrem duldsame Tiere. Daher ist es unsere Aufgabe auf sie zu achten. Ob er dem Pferd geschadet hat kann man so nicht beurteilen. Besonders heroisch finde ich es nicht. Wildromantisch schon. Aber nachahmenswert?
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

Ich meinte explizit ausschließlich das 'Rumdödeln' - ohne jegliche Gymnastizierung (die ja nicht zwingend auf dem Platz oder in der Halle stattfinden muss).
:-)
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Cate
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Cate »

Anmerkung der Moderation:
Bitte denkt dran, Namen aktueller Zeitgenossen abzukürzen! Nicht, dass Feendrache sonst Ärger bekommt! :danke:





Warum reiten? Und wie das dem Pferd vermitteln? Hm ... :-e
Ganz egoistisch, ich reite - aktuell eher: bin geritten ;) - weil es mir Spaß macht, weil ich mir auf dem Pferd "ganzer" vorkomme als nebendran, und weil es meinem Rücken immer gut getan hat.
Diese Freude am Reiten konnte ich den meisten Pferden auch vermitteln, und wir hatten dann einfach gemeinsam Spaß :galopp:

Bei Nora mußte ich dazu eine eher unerfreuliche Vorgeschichte überwinden, und Freude am gemeinsamen Tanzen, am Dressurreiten, konnte ich ihr nur sehr mäßig vermitteln. :seufz: Gemeinsam im Gelände war gut, auch zu dritt mit dem Finele als Handpferd :galopp: , Spaß an Dressur hatte sie leider nur sehr wenig, ganz anders als ihr Vorgänger. :nix: Sie hat es mir zuliebe mitgemacht, und ich habe versucht, ihre Gymnastizierung ins Gelände zu verlegen, und die Platzarbeit aufs Notwendigste beschränkt. Irgendwann vor gut zwei Jahren wollte sie nicht mehr geritten werden, und nach ein paar sehr frustrierenden Versuchen habe ich meinen Sattel weggehängt. Allerdings ist Nora ein Pferd mit "Vergangenheit" und einer recht umfassenden Krankheitsgeschichte, mittlerweile sie ja völlig lahm. :seufz:

Lisa-Marie, bei deinem noch recht jungen Pferd kann ich mir gut eine gewisse Unsicherheit vorstellen.
So wie du in deinem TB geschrieben hast, wurde er ja vorher sehr .... sagen wir mal .... energisch geritten. Du reitest vermutlich viel vorsichtiger, ja vielleicht passiver (was nichts schlechtes ist!), aber grad ein junges, unerfahrenes Pferd braucht oft eine sehr klare innere wie äußere Führung. Klar, nicht hart! Und dazu gehört auch eine innere Einstellung des Reiters a la "komm, lass es uns versuchen, vertrau mir, du schaffst das, es passiert dir nichts, das macht Spaß...." Gerade bei einem jungen Pferd muss der Mensch Zuversicht ausstrahlen, Zuversicht und die Überzeugung, dass alles eigentlich ganz einfach ist und Spaß macht - oder anders gesagt, es ist durchaus unser Job als Mensch, unsere Pferde zu motivieren! :-)
Ich erlebe das gerade live bei unserem jüngsten Herdenmitglied, einer sehr selbstwußten 4jährigen Kalti-Mix-Stute, die ein tolles Vertrauensverhältnis zu ihrer Besitzerin hat, ihr aber bei der gemeinsamen Bodenarbeit - weiter sind die beiden noch nicht - oft die Führung aus der Hand nimmt oder die Mitarbeit verweigert. Warum? Weil die Besitzerin zuviel zögert und zaudert, und im Moment versucht, zuviel über die TK-Schiene zu machen.
Versteh mich bitte nicht falsch, ich kommuniziere selber sehr viel mit meinen Pferden, und anderen Tieren, aber trotzdem haben meine Pferde genauso wie ich auch ;) erst das "Handwerk" gelernt. Sie haben die grundlegenden Dinge am Boden bzw. unterm Sattel gelernt, und akzeptiert, und nachdem wir das konnten, konnten wir auch ganz vieles partnerschaftlich entscheiden - wissend, dass ich als Mensch im Zweifelsfall eine kompetente Führungskraft bin und die Verantwortung für unsere Sicherheit übernehmen kann.

Und um zu deiner Fragestellung zurückzukommen - WIE kann man denn einem Pferd jetzt Freude am Reiten vermitteln?
Nach meinen Erfahrungen ganz , ganz oft im Gelände, bei relativ zwanglosen Umherstreifen draußen. Dabei kann man oft auch prima ein bißchen Gymnastizierung einbauen - es müssen ja nicht gleich Zick-Zack-Traversalen auf dem Feldweg sein ;) -, alternativ motiviert es viele Pferde, wenn man auf dem Platz um Dinge herum reitet. Die ganze Kringelei macht plötzlich viel mehr Sinn, wenn da z.B. Pylonen, Tonnen oder Hindernisse im Weg stehen usw.
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

Lisa-Marie hat geschrieben: Ich wollte hier tatsächlich keine GRUNDSATZ-Diskussion für oder gegen Reiten (ich bin ja kein militanter Tierschützer), sondern einfach von Euch ein bißchen Input, Gefühle, Gedanken, Bilder....
:shifty:
Soweit ich es mitbekommen habe, enden Themen wie dieses, in denen es eigentlich mehr um ein Tasten in Bereiche geht, die mit feiner Kommunikation und energetischem Austausch mit dem Pferd zu tun haben, hier im Forum meistens in Grundsatzdiskussionen und 75% der Beiträge gehen an der eigentlichen Frage vorbei. :roll: Nix für ungut, so isses halt. Diskutieren macht eben auch Spaß.

Aber ich möchte dir gern nochmal sagen, dass ich deine Frage und deinen Beitrag vom Spaziergang total schön fand. Allein so eine Frage zu stellen, wie du es hier getan hast, und dann in dieser Offenheit Zeit mit den Pferden zu verbringen, schenkt uns schon Antworten, auf die wir durch Diskutieren nie gekommen wären. Diese Art von Kommunikation mit Pferden öffnet den Zugang zu Bereichen HINTER dem rein Kognitiven und Bekannten. Das schließt überhaupt nicht aus, dass ich klare Zielvorstellungen entwickele und sie meinem Pferd klarmache und es überzeuge, etwas auszuprobieren etc. Aber es ändert enorm, WIE ich das mache, denn es öffnet ganz neue Ebenen der Kommunikation. Außerdem ist deine Idee, sich mal ganz ins Pferd hineinzuversetzen und die Frage nach dem Reiten zu stellen, ist eine super Übung für uns Menschen in Empathie :-D
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Lottehüh
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Lottehüh »

Erstmal: Hut ab Jaz. Ja, Dein Pferd hat Spaß, und das finde ich offensichtlich! :goforit:

Mit der Frage habe ich mich oft rumgedrückt.

Lottchen ist kein Reitpferd, sie will nicht geritten werden für Bewegung. Sie wurde früher nicht geritten. Als sie mit knapp 11 Jahren zu mir kam, war meine Einstellung zu dem Thema "Wenn's mal klappt, ist's gut, wenn nicht, dann halt nicht". Ich glaube, das war gerade der Punkt, der es ermöglicht hat, dass es letztendlich geklappt hat. Sie will auch heute niemand anderen durch die Gegend tragen, es sei denn, ich bin dabei. Am Wochenende zum Beispiel meine sehr viel jüngeren Geschwister (11 und 13). RB ginge mit ihr nicht. Sie tut es, weil es WIR BEIDE sind.

Wir sind 4 Jahre nicht geritten, weil Lotti sehr lange lahm war und wir das einfach nicht in de Griff bekommen haben. Im Januar saß ich das erste Mal wieder auf ihr - ganz kurz. Es war ein Traum. Wir hatten nichts verlernt von diesem wundervollen eins werden. Von unserer Kommunikation. Und ich muss zugeben, dass es tatsächlich was anderes ist, AUF dem Pferd zu sitzen, als nebenher zu laufen. Auch wenn ich das nicht wahrhaben will. Doch, es ist so. Es ist ein Einswerden, das man anders so intensiv nicht erleben kann.

Lotti ist für ein schweres Kaltblut schon etwas reifer, sie hat keine Lust, auf dem Platz im Kreis zu laufen oder groß Übungen zu machen. Für unser unterwegs kurz (10, 15 Minuten) aufsteigen und genießen geht das auch so. Ja, ich hatte auch schon Angst, dass sie aus Schmerz so "motiviert" läuft. Aber das ist nicht der Fall. Sie schaut dermaßen entspannt und fühlt sich hinterher gut, weil es UNSER Ding ist. Wir zwei machen das, nur wir beide. Sie schnaubt total zufrieden und freut sich auch, dass sie was getan hat. Sie sieht dann einfach so zufrieden aus.

Es ist auch ein bisschen mit der Grund glaube ich, warum ich Pablo immer noch nicht reite. Weil es das besondere zwischen Lotti und mir ist. Und weil er und ich noch lange nicht so dicke sind wie Lotti und ich. Das wird kommen, aber es ist noch nicht so weit. Wir haben das Vertrauen am Boden, aber im Sattel noch nicht. Und es ist ok. Wir gehen halt Laufen - und ich habe das große Glück, ihn auch einfach mal frei rennen lassen zu können. Und manchmal gehen wir über 4, 5 Stunden wandern, was uns gut tut, sein Vertrauen in sich und mich stärkt. Er hat all seine Erinnerungen und Ängste draußen zu sein und dort Schmerzen zu haben nicht mehr auf das Rausgehen allgemein, sondern projiziert diese nun allein aufs Geritten werden. Das wird noch ein ganzes Stück Arbeit, aber die Verbindung zwischen uns ist noch nicht tief genug, um das Auflösen zu können werden wir auch einen Trainer brauchen. Aber das ist ok, der Zeitpunkt wird kommen.

Wie zeige ich dem Pferd, dass es toll ist geritten zu werden? Tja, da kann ich auch nichts neues sagen. Das Gefühl muss stimmen und der Rest ist je nach Pferd verschieden. Bei Pablo wird es vermutlich mal ein "wir können zusammen rennen", was ihm wahnsinnig Spaß machen wird. Bei Lotti war es eher ein "Du kannst mir vertrauen" und "Ich höre Dir zu". Ein in Ruhe durch den Wald schlendern, auf einer neue Wiese grasen, neue Landschaften gemeinsam entdecken, fremde Dinge anschauen, neue Gerüche kennenlernen.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Avaris
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Avaris »

Über diese Frage habe ich mir auch oft und intensiv Gedanken gemacht, und es gab auch eine lange Zeit, in der bin ich gar nicht geritten.
In dieser Zeit, so habe ich das Gefühl, hat mein Wallach das Rennen im Gelände schon ein wenig vermisst. Er fragte es immer mal wieder an, an der Hand, aber so richtig konnte ich ihm das zu Fuß einfach nicht bieten. Und das ist einer der Gründe, warum ich das Reiten dann doch wieder vorsichtig angetestet habe: Damit er im Gelände auch mal schneller laufen kann, als ich zu Fuß mitkomme :) Und ich habe das Gefühl, das gefällt ihm sehr gut! Er hat halt mehr Kraft und Kondition als ich, und wenn wir reiten, dann kann er viel schneller und länger traben und galoppieren, als wir das an der Hand jemals machen könnten. Dazu kommt, dass es auch ein sehr inniges und vertrauensvolles Gefühl ist, von ihm mitgenommen und getragen zu werden, und zu merken, wie wir so auf eine ganz andere Weise aber genau so zweisam wie auch vom Boden aus miteinander kommunizieren. Ich gehe mindestens genau so gerne mit ihm spazieren und wir erkunden zu Fuß das Gelände. Die meisten Ausritte (zu zweit, also ohne Stallkollegen und andere Pferde) sehen so aus, dass ich erst eine lange Strecke mit ihm zusammen gehe, und er währenddessen den einen oder anderen Haps Gras nimmt. Dann klettere ich auf seinen Rücken und wir laufen durch's Gelände, im Trab und im Galopp, so wie es gerade passt. Und dann steige ich wieder ab, und wir gehen zusammen im Schritt weiter. Eigentlich gebe ich mir immer die größte Mühe, einfach genau nach Gefühl zu handeln. Sodass wir beide uns wohl fühlen zusammen, und Spaß haben.
Trixi J
Jährling
Beiträge: 102
Registriert: Fr 30. Jan 2015, 23:00

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Trixi J »

Hab quergelesen, finde das Thema super spannend, sorry wenn ich was übersehen habe....

... ich hab in einer Zeit reiten gelernt, als im klassischen Reitsport noch nicht viel gefragt wurde, ob es dem Pferd gefällt. Das Freizeit- und pferdegerechtes Reiten war grad so in den Anfängen. Mir gefiel die klassische harte Reitschulgeschichte nicht und ich war auf der Suche... dabei hab ich unter anderem mal einen tollen französischen Pferdemenschen im Urlaub kennengelernt. Züchter, Vielseitigkeitsreiter, ein sehr guter Reiter. Im Sommer hat er auch mal Touristen auf seine Pferde gelassen, aber nur sehr kontrolliert und nur wenn sie auch einigermassen reiten konnten. Der hat mich auf eine Vollblutstute von der Rennbahn gesetzt. Ich war ein Nervenbündel und hab ihn tausend Dinge gefragt, wie ich dieses Pferd reiten sollte. Seine Antwort: " Ihr Deutschen denkt immer viel zu viel. Und vor lauter Denken vergesst ihr das Fühlen. Du machst dir jetzt die Bügel 4 loch Kürzer, stellst dich rein, hier sind 3 km Sandweg, lass sie einfach mal laufen, wie sie möchte. Und wenn der Weg zu ende ist, und du anhalten willst, wird sie das tun. Glaub mir, es wird euch Spass machen. " Hat es. Mir mit Magensausen. Ich glaub der Stute auch, sie war danach super entspannt und zufrieden, und wir hatten noch ein paar tolle Ausritte mehr.

Das ist ganz sicher nicht die Art, wie ich heute im Alltag reiten möchte. Aber ich nehme bis heute daraus was mit. Das mit dem Fühlen und nicht hinterfragen. Und dann einfach geniessen. Nur wenn ich das kann, kann mein Pferd das mit mir zusammen.

Und 20 Jahre später bin ich an unseren Haffi geraten :-D . Ich finde, man muss auch immer die Geschichte der jeweiligen Pferderasse im Auge behalten. Zitat unserer Trainerin " Er ist ein Arbeitspferd. Und genau dass möchte er tun".
Solche Diskussionen hatten wir glaub ich schon mal im Thread "Schwere Pferde". Er ist 7 jährig ungeritten zu uns gekommen, in sich gekehrt, krank, introvertiert. Und beim Reiten ist er wirklich "aufgeblüht". Seine Stellung in der Herde hat sich verändert, sein Stoffwechsel kam in Gang, sein Gesichtsausdruck wurde komplett anders. Das war keine Einbildung von mir und meiner Mitreiterin, es war wirklich sichtbar. Bis heute hasst er Spazierengehen. Wenn ich bummeln möchte, bekommt er seine Trense und ein Bareback Pad und ich reite und führe so ca zu Hälfte. Damit findet er es erträglich. Nur am Halfter zu Fuss ist eine Strafe für ihn..Bodenarbeit geht, wenn er gefordert wird. Longieren ist geht so, besser, wenn Stangen und Pylonen dabei sind.
Dagegen ist Reitbegleithund Erziehung von ihm als Reitpferd aus ein Traum - er hört auf jeden noch so kleinste Signal und "denkt" mit.

Ich versuche, möglichst immer zu dem zu stehen, was ich gerade tue. Fröhliche Runde im Gelände gefällt Pferd und mir fast immer. Wenn ich finde, gymnastizierung auf dem platz, so richtig anstrengend, Seitengänge, Biegung, etc, wäre gut, mache ich dass nur, wenn ich motiviert bin. Und gestehe meinem Pferd den gleichen "inneren Schweinehund" zu, den ich auch habe.
Ich hab die Entscheidung ja schon vorher getroffen, wenn er noch 15 min braucht, bis er im "Arbeitsmodus" ist, darf er dass. Und wenn wir dann so richtig was geschafft haben, er toll mitgemacht hat, dann ist dass das tollste Gefühl überhaupt. Wir haben zusammen gearbeitet. Ich habe gewechselt zwischen dem, was er grossartig kann, und dem, was ihn anstrengt. Er hat eine kleine Show für seine Glanzlektionen hingelegt und die schwereren Geschichten durchgearbeitet. Er schnauft, ich atme aus, es ist ganz ruhig und friedlich auf dem Reitplatz - und ich merke, dass ich die letzten 15min. nicht bewusst nachgedacht habe, trotz Dressurlektionen. Und mein Pferd war zu 100% bei mir. Ganz Intensiv, ganz schön, und ich bin mir ziemlich sicher, dass dass dem Arbeitshaffi gefallen hat. ;)

Die Entscheidung, dass Pferde Reittiere sind, habe ich nicht getroffen, dass war glaube ich solange vor unserere Zeit, dass es in ihren Genen irgendwo drin ist. Aber ich kann ja entscheiden, wie dass abläuft. Und da ist mein Bauchgefühl glaube ich viel besser als mein Kopf.

Lg, Trixi
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Riff
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Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Riff »

Ich unterschreibe bei dir! Und den fetten Satz finde ich auch sehr wichtig! !!

Carpe diem! Auch auf und dabei mit dem Pferd.

Finde auch wichtig, dass du das Arbeitstier erwähnst. Die gibt es und wenn man sich ein Pferd aus so einer Linie kauft, dann wird man es ohne Reiten wahrscheinlich nicht happy machen. ...
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