Wenn Du ein Pferd wärst...

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roniybb
Sportpferd
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von roniybb »

Das ist EIN Pferd in meiner Herde...aber ich denke, jeder der 4, die wir haben, will eine Aufgabe haben.
Die Haflingerstute hat sich mit dem Gedanken über den Tod beschäftigt, weil sich auf einmal nur noch rum stand, keine Kinder mehr kamen die sie geritten haben... (ich hab eine TK machen lassen, weil sie immer sehr seltsam da stand- traurig, mit gesenktem Kopf wie ein Esel)- nun hat sie eine Reitbeteiligung und ist total aufgelebt...

Dem Kalten ist es glaub egal, ob ich ihn reite- er weiss, dass er irgendwann in den Busch zum rücken gehen soll. Er arbeitet gern, lernt schnell und will was tun, longieren ist ihm zu öde.

Und der Herdenchef .... der braucht keinen Menschen...Reiten wurde völlig überbewertet viele Jahre...Zirkuslektionen waren sein Liebstes!!!
Nach 16 Jahren, wo ICH nun gutes Reiten gelernt habe, und er weiss, dass es ihm gut tun kann, im Gegensatz zu vielen Jahren vorher, läuft er gern. Und am liebsten auf Lehrgängen, wo er zeigen kann, was er alles kann....

Wenn ich so les was ich geschrieben hab...ich denke schon, die Pferde wollen geritten werden. Sie wollen gefallen, Freude haben...
Kolymna hat es gut beschrieben...Voraussetzung ist, dass sie Freude dabei haben, keine Schmerzen und du auf ihre Bedürfnisse eingehst, ihnen zuhörst, sie nicht überforderst und auch mal einen Schritt zurück gehst. Dann hast du einen guten Freund der dir schöne Momente bescheeren wird...
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Scheckenfan
Pegasus
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Scheckenfan »

Ich glaube nicht, dass Pferde über das Warum viel grübeln. Dafür leben sie zu sehr im Hier und Jetzt. Das Pferd denkt nicht darüber nach, ob es dafür gemacht ist einen Menschen zu tragen, oder an der Longe im Kreis zu laufen. Es bewertet nur, wie es sich dabei fühlt.

Das heißt für mich, egal was ich mir dem Pferd machen will: Es liegt in meiner Verantwortung, es dem Pferd angenehm zu gestalten.
Beim reiten erfordert das m.E. mehr Einsatz bzw. mehr Können, weil es so viel komplexer als jede Bodenarbeit ist. Wenn ich falsche Signale gebe und das Pferd mich nicht versteht, ist dad frustrierend. Wenn ich mich verkrampfe oder schlecht sitz, ist das unangenehm. Wenn ich Hilfen zu stark oder zur falschen Zeit gebe, machen sie keinen Sinn fürs Pferd.
Das führt dann dazu, dass das Pferd keine Lust mehr auf reiten hat - aber das liegt nicht am Reiten an sich, sondern an den Erfahrungen, die das Pferd gemacht hat.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
Wallinka
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Wallinka »

Warum machen Pferde überhaupt gern etwas mit uns? weil wir Abwechslung bringen, weil wir immer wieder neue Ideen haben, weil es dadurch Spaß macht, mit uns zusammen zu sein. Ich gebe zu, ich bin ein Nichtreiter und habe lauter nicht gerittene Pferde. Und ich denke, sie können damit leben, aber ich merke für mich, dass mir sapßmachende Bewegung, insbesondere in schnellerem Tempo sehr schwer fällt, weil ich halt außer Freiarbeit und longieren keine Möglichkeiten habe. Ich nähme sie gern draußen mit ans Rad, leider ist das verboten. Und damit ist meine Möglichkeit, mit den Pferden zu galoppieren, sehr begrenzt. Ich glaube zwar, dass mich das mehr stört als die Pferde (weil ich bei zuviel schneller Bewegung im Kreis halt oft auch an die Gelenke denke) denn wenn ich einen arbeite stehen die anderen immer am Zaun :ichichich: aber ich habe natürlich keinen Vergleich, weil wir noch nie zusammen geritten sind. Ich glaube, reiten erweitert einfach das Repertoire, in dem man zusammen Spaß haben kann und es vergrößert die Anzahl der )hier fehlt mir ein Wort, "Übungen" trifft es nicht wirklich) , für die wir unsere Pferde loben können. (und meine arbeiten gern mit mir zusammen, weil es ihrem Ego guttut, gelobt zu werden oder meine Freude zu spüren)
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

zum im kreis oder seitwärtslaufen sind pferde auch nicht geschaffen.
und keins unserer pferde gäbe es, wenn nicht dessen vorfahren als reittiere selektiert worden wären.

(aus)reiten ist die einzige möglichkeit (neben fahren) ein pferd in allen gangarten in natürlichem bewegungsmuster längerfristig zu bewegen (was sie selbst auch im offenstall nicht wirklich tun).

was nicht heißt, dass man es nicht einfach lassen kann. aber ganz oder gar nicht, ist meine meinung. wenn reiten, dann absolut regelmäßig mit sorgfäligem aufbau, wenn nicht reiten, dann nicht reiten. nicht mal so mal so (also im sinn von alle paar wochen mal raufsetzen)
wenn man aus irgendwelchen gründen das reiten für mehr als ein paar tage unterbrechen muss, dann wieder sorgsam antrainieren.

ich versteh nicht, was du hören willst? gründe fürs reiten oder fürs nicht reiten?
ich wü+rde mich an deiner stelle eher fragen, was die gründe sind, dass das pferd sich unwohl fühlt :nix:
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Pirat
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Pirat »

liebe lisa marie,

ich denke, daß es pferde gibt, die sich wirklich über einen flotten ritt ins gelände freuen (gemeinsam im gelände herumtrödeln kann man ja wirklich auch zu fuß... ;-) )
und ich glaube auch, daß es einige pferde gibt, die richtig bock darauf haben zu springen und zwar nicht nur die 3 hindernisse hintereinander, wie sie oft beim freispringen zu sehen sind, sondern "so mit allem drum und dran", mit wendungen mit gas geben und sich zurücknehmen (lassen), wie man das bei einem parcour schon eher hat.

auch beim dressur- und westernreiten gibt es bestimmt bewegungen, die man "so" nicht vom boden aus erleben kann. auch da mag es pferde geben, die daran richtig viel spass haben.

so kenne ich ein pferd, welches zur springstunde immer auf unseren hof kommt. es wird hingeritten.
die ersten male ging er im normalen gelände-schlurfeschritt und nach ein paar mal bemerkte die besitzerin, daß er richtig flott wurde, als er merkte, wo es hin geht.

ob meiner sich wirklich darüber "freut", wenn ich ihn reite, dass weiß ich nicht, bzw. daran habe ich auch meine zweifel.
selbst ins gelände geht er nicht wirklich gerne, da dort "alles gefährlich" ist.
er ist immer super motiviert und aufmerksam bei der sache - das ist nicht das problem. aber das er mich "einladen" würde aufzusteigen...? davon sind wir glaube ich noch meilenweit entfernt.
er ist generell ein eher unsicheres pferd. mittlerweile liebt er es mit mir zumzutollen, zu rennen, seine kunststücke vorzuführen etc.
aber auch das hat einige jahre gedauert.

aus sicht meines pferdes hätte es das quasi alles nicht geben müssen:
keine bodenarbeit, keine spaziergänge und schon gar kein sattel und erst recht keinen auch noch oben drauf. (außderdem bräuchte er seiner meinung nach auch keinen hufschmied, geschweige denn einen tierarzt...)
ihm hat damals gereicht:
eine wiese mit einer herde (die ihm bitte aber auch nicht zu nah auf die pelle rückt, aber die dennoch da ist, da sie ihm sicherheit bietet!).

nach 4 jahren zusammensein sieht das jetzt so aus:
er hat mega spass an frei/bodenarbeit/clickern.
spaziergänge ins gelände werden immer vergnüglicher (aber immer noch möchte er nicht wirklich von zuhause losgehen...)
bei flotten ritten ins gelände merkt man, daß ihm das immer mehr freude bereitet und sich das dann auch insgesamt positiv auf sein verhalten auswirkt.

die ersten spingstunden hätte er definitiv auch von seinem "dazu habe ich lust"-plan gestrichen.
früher ist er beim freilaufenlassen in der halle nach möglichkeit allen cavalettis ausgewichen. (noch früher ist er sogar im schritt lieber um eine stange "herum" gegangen, als "drüber" ;-)
mittlerweile spingt er sehr souverän (kleine kreuze, minihindernisse, mini-parcour) und ich habe definitiv den eindruck, daß er durch das springtraining insgesamt ungeheuer an selbstbewusstsein gewonnen hat.

wenn ich also auf die komfortzone meines pferdes gehört hätte, dann würde er heute einfach nur auf der wiese stehen und wäre vielleicht auch zufrieden mit sich und der welt.

:-)

wir haben solche pferde am stall stehen. für diese pferde bedeutet aber jede veränderung gleich ein weltuntergang. :cry:
Zuletzt geändert von Pirat am Sa 15. Aug 2015, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Pirat
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Pirat »

daher nehme ich es jetzt auchbewusst in kauf, daß ich ihn eben aus seiner komfortzone herausschubse!
und vielleicht erlebe ich eines tages auch noch den tag, wo er mich dazu einläd aufzusteigen :-)
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Biggi01
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Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Biggi01 »

Wenn ich ein Pferd wäre, würde es mir als "Anreiz", meinen Menschen reiten zu lassen wohl genügen, dass der Mensch sich das wünscht, und dass ich es kann (den Menschen tragen). :nix:

Ich reite mein Pferd, weil es mir Spaß macht, und weil ich ihn als Reiter Bewegungsmöglichkeiten bieten kann (längere Strecken geradeaus in schnellerem Tempo- mein Pferd bevorzugt da zügigen Trab), die er ohne Reiter nicht hätte. Kilometerweite Steppe, wo er alleine rumstromern könnte, haben wir leider nicht ;). Damit er dafür fit bleibt, arbeite ich auch auf dem Platz unterm Sattel. Das kann ich einfach besser, als an der Hand, und somit ist es effektiver. Außerdem machts mir auch Spaß.

Ich stehe auch zu meinem Egoismus- ich halte ein Pferd nicht ausschließlich, um ihm ein schönes Leben zu bieten. Sondern ich möchte auch gemeinsam mit dem Pferd etwas unternehmen. Solange Pferd gesund und fit ist und mich tragen kann, gehört dazu auch Reiten. Ist er mal nciht mehr fähig, mich ohne Probleme zu tragen, werde ich aufs Reiten verzichten.
Fuchsis Tagebuch

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Dressur soll sichtbar gemachte Liebe sein. Freddy Knie sen.
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

Zur Diskussion Reiten oder nicht bzw. warum überhaupt kann ich jetzt nichts beitragen, was nicht schon genannt worden wäre.
(Ich reite zwar nicht gut, aber gerne und die Momente, in denen man wirklich 'eins' mit dem Pferd wird, machen süchtig! Und es würde mich sehr wundern, wenn das Pferd an diesen Momenten nicht halb soviel Freude hätte wie ich)

Zur Frage: Braucht ein Pferd Muskeln oder Handarbeit etc. überhaupt, wenn ich gar nicht reite?
Nicht zwingend, klar.
Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es neben der Freude an der Beschäftigung durchaus sehr positiven Einfluss aufs Pferd hat:
Ein verbessertes Körpergefühl, bessere Balance, geben mehr Sicherheit. Sicherheit im und mit dem eigenen Körper, der Fluchtmodus tritt nicht mehr so stark hervor, weil das Pferd nicht bei jeder Bewegung fast das Gefühl hat, umzukippen beispielsweise.
Mehr Selbstbewusstsein auch anderen Pferden gegenüber, gerade bei rangniedrigeren Pferden.
Höhere Lebensqualität für ältere Pferde - sie bleiben länger fit und gesünder.
Kranke Pferde kann man schneller oder besser rehabilitieren; und auch langfristig ungesunden Bewegungsmustern (kompensatorisch erlernt) entgegenwirken.
Dass Pferde mit zunehmender Gymnastizierung auch immer ausdrucksstärker werden, liegt nicht an der Muskulatur, sondern hängt ganz viel auch mit der Psyche zusammen.
Wie bereits erwähnt: mehr Balance, mehr Ausdruck - mehr Stolz, mehr Selbstbewusstsein. Das sind in meinen Augen fürs Pferd durchaus positiv erlebbare Dinge...

Gut finde ich auch Scheckenfans Aussage:
Scheckenfan hat geschrieben:Es bewertet nur, wie es sich dabei fühlt.
Und da sind wir wieder bei uns - was mache ich mit dem Pferd, wie mache ich es, machen wir es gemeinsam?, kann ich dem Pferd Freude dabei und daran vermitteln?, kann ich mit einem positiven Gefühl auch über die Komfortzone hinausgehen?, ...
Lisa-Marie

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von Lisa-Marie »

Danke für Eure eingebrachten Texte.

Ich wollte gar nichts "hören", sondern einfach ganz echt und ehrlich Eure Gedanken zu dieser Frage. Alle Für und Wider, alles Positive und Negative, was einem dazu einfällt.
Und es war bisher ja schon viel dabei (das meiste wohl PRO-Reiten, von Bewegen über Einheits-Gefühle bis zum "Egoismus") und ich find das ganz toll, dass so viele von Euch Eure Gedanken hier schreiben.

Mir ist heute (beim Spazierengehen mit dem Pferd ;) ) noch was eingefallen:
Das Verschmelzen miteinander (z.B. in der Bewegung)!
Das geht wohl nur in gegenseitigem engen Kontakt. Und bedarf als Grundlage (meiner Meinung nach) jedoch den Mut, einen Teil von sich aufzugeben und im Gegenzug einen "fremden" Teil in sich aufzunehmen - von BEIDEN Seiten! Also, sowohl Mensch muss ein Stück von sich "aufgeben" und dafür etwas vom Pferd in sich aufnehmen, das Pferd muss etwas abgeben und ein Stück vom Mensch Teil von sich werden lassen.

Weiter gesponnen, setzt dies unabdingbar (meiner Meinung nach) ein tiefes gegenseitiges Vertrauen voraus, so dass aus der Verschmelzung weder eine "Vergewaltigung" noch ein Mißbrauch wird - auch wiederum von beiden Seiten (naja, wobei der Mensch meist eher der "Mißbraucher" sein wird...)
D.h., das Einverständnis, zusammen etwas zu entdecken, was vielleicht ungewohnt, ggf. auch beängstigend ist, muss von beiden vorhanden sein. Und immer das Risiko dabei, das es einem von beiden weniger gut tut, aber jedoch auch mit der Chance, dass beide ein Stück Himmel erleben können, wenn die Verschmelzung zur harmonischen Einheit wird?!

Hm...
ehem User

Re: Wenn Du ein Pferd wärst...

Beitrag von ehem User »

...und am meisten von sich als Mensch gibt man doch beim Reiten ab, oder?
Auf einem Fluchttier sitzend, keinen Boden unter den Füßen, Geschwindigkeiten, die man zu Fuß nicht erreichen würde... ;)

Das gegenseitige Vertrauen entsteht auch auf dem Weg, muss in meinen Augen nicht für alles zwingend als Voraussetzung bereits vorhanden sein (bzw. kann es nicht).
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