Gelände

Moderator: Sheitana

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Fionnlagh
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Re: Gelände

Beitrag von Fionnlagh »

Samtnase hat geschrieben:
TakeItEasy hat geschrieben:Mein Besuch hat mir neue Wege gezeigt, wie ich mir die Aufmerksamkeit meines Pferdes holen bzw. erarbeiten kann. Das sind derzeit unsere Hausaufgaben, und ich bin gespannt, wie sich dadurch unser Verhältnis weiterentwickeln wird.
Oh ja, das würde mich auch brennend interessieren :kratz:
Magst Du das näher beschreiben?
:five:
genau dasselbe wollte ich auch fragen! :frech:

:bittebitte:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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TakeItEasy
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Re: Gelände

Beitrag von TakeItEasy »

Also ich kann ja mal einen Erklärungsversuch starten... ;)

Ich darf vielleicht verraten, dass es Romy war, die uns besucht hat. Vielleicht liest sie hier ja mit und kann noch was Ergänzendes dazu beitragen. Das wäre doch schön. Romy? :troet:

Ich habe also mein Pferd von der Koppel geholt, und wir sind dann zu dritt ein bisschen spazierengegangen. Dazu muss ich sagen, dass ich mein Pferd geführt habe - oder besser: mein Pferd mich. Er lief zwar neben mir her, war allerdings mit seiner Nase weiter voraus als er eigentlich sollte. Seine Augen und sein Ohrenspiel verrieten, dass er mit seiner Aufmerksamkeit überall war, nur nicht bei mir :shy:

Das war auch Romy aufgefallen, und sie nahm das zum Anlass, mir zu zeigen, wie ich mir die Aufmerksamkeit zurückholen kann.

Wie ich auch arbeitet Romy mit Stimm- und Futterlob. Beim Clickertraining würde man jetzt sagen "mit hoher Clickerrate". ;)

Sie nahm mein Pferd locker am Strick und lief los. Kam er ihr ungewollterweise zu nahe, "fror" sie ein (blieb also stehen). Jede kleinste Bewegung von ihr weg wurde von ihr belohnt. Blieb er stehen, weil er in der Ferne etwas (Gruseliges) sah, versuchte sie, sein Interesse mit "Anfragen" per Fingerstups zurückzubekommen. Auch hier: Jeder kleinste Ansatz des Pferdes, sich dem Menschen zuzuwenden, wird sofort belohnt. @Romy: Bitte korrigiere mich, falls ich was falsch beschrieben habe.

Wir haben unsere Übungseinheit dann in die Halle verlegt. Das war besser, denn so konnten wir den Strick weglassen. Unsere Arbeit bestand eigentlich vorrangig nur darin, ihn mit kleinen Übungen mittels unserer Körpersprache zu beschäftigen. Dabei spielen Hüfte, Schulter, Körperspannung eine große Rolle. Sie hat ihm also mit ihrer Körpersprache etwas signalisiert und anschließend jede Reaktion vom Pferd sofort belohnt. Damit hat sie ihn motiviert, aufmerksam zu sein.

Mein Schlawiner bspw. neigt gerne mal dazu, mich dezent zur Seite zu schieben :roll: . In dieser Situation dann schockgefrostet zu verharren und darauf zu warten, dass er sich abwendet und dies dann zu bestärken, erscheint mir sinnvoll. Lernt er doch so, dass es sich lohnt, seinen Menschen nicht umzurempeln oder wegzudrängen, sondern rücksichtsvoller zu sein.

So, ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen. Wenngleich ich wirklich kein sonderlich guter Erklärbär bin - insbesondere bei Dingen, die ich selbst noch erlernen muss. ;)
Zuletzt geändert von TakeItEasy am Mo 7. Jan 2013, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
ehem User

Re: Gelände

Beitrag von ehem User »

:idee:
Danke Dir!

Genau das mit dem "Einfrieren" schrieb Romy auch in glaesirs Tagebuch. Ich muss das auch unbedingt als Hausaufgabe aufschreiben, meine Maus kommt mir auch manchmal sehr nah und rüpelt gerne. ;)

Beim Spazieren scheine ich zumindest auf dem richtigen Weg zu sein :-D . Da ist bei mir die Clickerrate im Augenblick deswegen auch sehr hoch (war im Sommer mal niedriger - da war sie aufgrund der Temperarturen schlapper :lol: ), aber es geht dadurch doch auf kurzen Wegen recht entspannt.
ehem User

Re: Gelände

Beitrag von ehem User »

Bei der Methode mit dem Einfrieren und Entfernen verstärken sehe ich die Gefahr, dass er so eine Kette (wie hieß das noch gleich?) erlernt:
"Achso, ich muss erst anrempeln, dann weggehen und dann bekomm ich was!"
Vielleicht besser sofort den richtigen Abstand belohnen? Damit hätte man noch keine Lösung, wie man reagiert, wenn Pferdl anrempelt... hm.

(soviel meine Gedanken dazu ;) )
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TakeItEasy
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Re: Gelände

Beitrag von TakeItEasy »

Lisa, du meinst wahrscheinlich eine negative Verhaltenskette.

Deine Bedenken sind berechtigt. Ich pass aber in der Regel auf, dass er das gewünschte Verhalten wenigstens ein paar Sekunden lang gezeigt hat, bevor ich belohne. (Eben, weil ich darum weiß.) Ich werde sehen, was draus wird. :)
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Romy
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Re: Gelände

Beitrag von Romy »

Ups, so viel Interesse an meinem Lieblingsthema Aufmerksamkeit... :-)

Ja, Einfrieren ist was Feines ;) aber nur ein kleiner und bei weitem nicht der wichtigste Bestandteil davon. Das ist ja nur die Schadensbehebung, wenn es schon zu spät ist, sozusagen. Schöner wäre es, wenn das Pferd kontinuierlich auf den Menschen achtet und daher liegt darin eigentlich mein Hauptfokus.

Im Grunde genommen ist es mal wieder nix Anderes als das was ich als Encouraging politeness schon ab und zu beschrieben habe und dank Fenja gibt es das jetzt auch auf deutsch und direkt hier im Forum in diesem Thread. Hier ist noch ein Video dazu. Wenn noch Fragen sind, beantworte ich die natürlich gerne.

P.S.: Ich sehe negative Verhaltensketten in diesem Kontext überhaupt nicht als Problem an. Bei Interesse kann ich das bei Gelegenheit noch erklären, aber das wird dann länger.
ehem User

Re: Gelände

Beitrag von ehem User »

interessante methode....
in dem video ist mir aufgefallen, wie sehr das pferd mit dem schweif schlägt und viel die ohren eng anlegt und fast in hengstmanier den kopf tief hält und treibend aussieht. ausserdem dass es nach der futtertasche schaut....

ich persönlich bin, seit ich nach pat parelli arbeite, erstmal weg von futterbelohnung, was nicht heisst, dass ich es völlig ausschliessen würde. aber bei mir passt es zur zeit nicht ins konzept und ich erziele ohne futter bessere erfolge, habe die aufmerksamkeit meines pferdes bei mir und nicht beim futter oder dem warten aufs futter. es ist wahrscheinlich ein eher hinkender vergleich, aber mit meinen hunden mache ich es schon immer so, kein futter, ich versuche immer alles über bindung zu machen. das ist mir sehr wichtig, da ich - das ist aber nur meine persönliche ansicht - mich damit einzigartig für mein tier mache; gebe ich futter, bin ich ersetzbar. ich habe seit jahren hunde (jadglich recht triebig) aus dem tierschutz, d.h. ich habe sie nicht grossgezogen und sie sind teils schwer vorbelastet, und es funktioniert so super.... aber das ist ein weg von vielen....

grundsätzlich, aufgrund meiner eigenen erfahrungen, die ich mit meinem jungspund im gelände machen musste, ist es für mich persönlich auf der prioritätenliste ganz ganz oben, dass ich mich auf mein pferd verlassen kann, so, wie sich mein pferd auch auf mich verlassen kann. das heisst, ich muss viel lernen und mein pferd muss lernen. in dieser hinsicht hilft mir parelli schon sehr gut, weil einer der ansätze ist zu denken wie ein pferd, heisst zu wissen, wie es von der natur her gestrickt ist und seine sprache zu lernen. wenn ich seine sprache wiederum kann, kann ich kommunizieren. und wenn ich kommunizieren kann, kann ich mir respekt erarbeiten...wenn es mich respketiert, nicht nur manchmal, sondern immer, wird es sich an mir orientieren und keine eigenen entscheidungen treffen...

das ist mein ziel...
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Romy
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Re: Gelände

Beitrag von Romy »

Lilou hat geschrieben:in dem video ist mir aufgefallen, wie sehr das pferd mit dem schweif schlägt und viel die ohren eng anlegt und fast in hengstmanier den kopf tief hält und treibend aussieht. ausserdem dass es nach der futtertasche schaut....
Schweifschlagen ist bei uns im Sommer und bei derartiger Fliegenbelästigung Dauerzustand. Wenn du genau hinschaust, siehst du, dass er erstens locker wedelt und nicht angespannt schlägt so wie man es als Stresszeichen erwarten würde und dass zweitens das Schweifschlagen in keinerlei zeitlichem Zusammenhang zu meinen Signalen steht, also höchstwahrscheinlich auch nicht durch diese ausgelöst wird. Treibend aussehen darf Summy gerne (er ist ja auch irgendwie ein bisschen mein Vorgesetzter ;)) und solange ich mich dadurch nicht bedrängt fühle... obwohl ich keinen Moment lang das Gefühl hatte, getrieben zu sein. Nach der Futtertasche schauen kann er auch so oft er möchte, das ist einfach etwas, das mir persönlich überhaupt nicht wichtig ist - solange er nicht in sie rein kriecht.
Lilou hat geschrieben:wenn es mich respketiert, nicht nur manchmal, sondern immer, wird es sich an mir orientieren und keine eigenen entscheidungen treffen...

das ist mein ziel...
Ich finde es ja immer wieder unheimlich spannend, wie sich die Ziele verschiedener Leute unterscheiden können. Mein Ziel wäre glaube ich so ziemlich das Gegenteil, also ein Pferd das aktiv selbst oder mit mir zusammen entscheidet und zwar im Idealfall so, dass wir beide davon profitieren. Aber das finde ich so toll an diesem Forum, dass sich hier Menschen mit so gegensätzlichen Ansichten austauschen können und zwar so, dass nicht einer versucht den anderen zu überzeugen sondern wirklich als ein Teilen von Erfahrungen und Ideen. :-)
ehem User

Re: Gelände

Beitrag von ehem User »

@romy
ok, vielleicht habe ich was den schweif betrifft, nicht genau hingeschaut...

interessant ist, dass du dich genau beim gegenteil ansiedeln würdest. vielleicht hast du mich auch nur falsch verstanden oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. ich bin kein ausschliesslicher mensch und für mich existieren immer mehrere wahrheiten, ich sagte ja, dass es zur zeit meine priorität ist.
ich weiss nicht, wie lange du dein pferd schon hast oder wie alt es ist und dein wievieltes es schon ist. da gibt es sicher auch unterschiede und dadurch verschiedene ansätze/prioritäten.

bitte schilder mir doch mal ein beispiel, von dem du sagen würdest, es entspricht dem, was du als aktives mitwirken oder sogar entscheiden deines pferdes bezeichnen würdest, im sinne dessen, was du geschrieben hast. wahrscheinlich stehe ich etwas auf der leitung, aber mir fällt mom kein beispiel ein, wo ich wollen würde - wenn im gelände mit pferd allein unterwegs -, dass es eine eigene entscheidung trifft. für mich wäre das beispielsweise sowas, wie reitmaus oder friesenkind erlebt haben: das pferd entscheidet über die richtung. geht aus meiner sicht gar nicht. aber wiegesagt, vielleicht verstehe ich dich einfach nur in eine falsche richtung. und vielleicht sind wir gar nicht so weit voneinander entfernt, wie es den anschein hat ;)
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A.Z.
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Re: Gelände

Beitrag von A.Z. »

Ich schicke voraus, dass ich keine Jungpferd habe - aber ja, mein Pferd darf bisweilen über Richtung und Gangart (mit)entscheiden.

Ich empfehle das nicht zur Nachahmung. Schon garnicht mit einem Pferd, dass man erst sehr kurze Zeit hat evtl. mache ich sowas nie wieder mit irgend einem Pferd, aber mit meine Pferd bin ich mittlerweile so sehr eins, dass es durchaus Tage gibt, an denen ich allen seinen Vorschläge nachgehe - wir sind so beieinander, dass ich das feste Gefühl habe, mich jederzeit darauf verlassen zu können, dass wir das ganze auch abbrechen können - er z.B. auf jeden Fall aus dem Galopp durchparriert, wenn ich das möchte oder er jederzeit auch meinen Weg einschlägt.

Ich weiß nicht mehr, wann das angefangen hat, wir waren aber schon einige Jahre beeinander - dieses Jahr beenden wir unser zehntes gemeinsames Jahr.

Es ist auch nichts was ich rational erklären könnte - nicht wieso ich es den einen Tag erlaube und den anderen nicht - es ... ist ... einfach.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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